Seit 2004 gibt es bei uns eine neue Sansevieria, inzwischen hat diese „Sansevieria cylindrica“ fast die Hälfte des Sansevierien-Marktes erobert – spricht für sich. Genauso pflegeleicht wie jede Sansevierie, unterscheidet sie sich von der guten, alten Sansevieria trifasciata (unserer beliebtesten traditionellen Sansevierie) in der Wuchsform doch ziemlich grundlegend, was einige spannende neue Möglichkeiten in die Zimmerpflanzen-Kultur bringt (die Sie unten kennenlernen werden).
Steckbrief
Die Sansevieria cylindrica wurde nach dem lateinischen Wort „cylindricus“ benannt = mit rundem Stiel, walzenförmig, schlanksäulig, und so wächst sie auch: In einer schmalen, bis zu 1 Meter hohen Säule neben der anderen; ihr Wuchs ist insgesamt wirklich sehr elegant.
Das Blumenbüro Holland (Marketingvereinigung) empfiehlt den zugehörigen Aufzuchtbetrieben, beim Kauf von Sansevierien auf folgende Eigenschaften zu achten:
- Ausgewogenes Verhältnis zwischen Topfgröße und Pflanze
- Lange Blätter sollten dick genug sein, „dünne Stecken“ entstehen bei Schnellaufzucht
- Die Blätter sollten keine Verkorkungen aufweisen
- Die Blattspitzen sollten absolut intakt sein
- Die Pflanzen sollten frei von Napf- und Schildläusen sein
- Die Bewurzelung sollte in Ordnung sein (gemeint ist ein gleichmäßig durchwurzelter Ballen, der für Endkunden nicht immer anzusehen sein wird)
- Pflanze sollte stabil im Topf stehen, wackliger Bogenhanf hat meist längere Zeit zu nass gestanden und leidet ev. unter Wurzelfäule
Im globalen Pflanzenhandel ist die Sansevieria cylindrica auch unter den Synonymen Sansevieria cylindrica var. patula, Acyntha cylindrica, Cordyline cylindrica, Sansevieria angolensis und Sansevieria livingstoniae unterwegs.
Standort und Pflege
Pflegeleicht heißt bei Sansevierien, dass sie fast keine Pflege brauchen, solange ein paar Grundbedürfnisse erfüllt werden:
- Ideal ist ein heller bis halbschattiger Standort
- Volle Sonne wird auch vertragen, mitten im Sommer aber erst nach Gewöhnung
- Manche Sansevierie soll auch gut an einem (fast) schattigen Standort überleben
- Panaschierte Sorten brauchen etwas mehr Licht (zumindest, um eine schöne Blattfärbung auszubilden)
- Temperaturen zwischen 15 und 30 °C
- Zimmerluft, gerne „Kuraufenthalte“ in der hohen Luftfeuchtigkeit eines hellen Badezimmers
- Im Sommer darf Sansevieria cylindrica nach draußen
- Brennende Sonne kann aber Sonnenbrand und damit Blattflecken verursachen
- Sobald die Temperaturen nachts unter 15 °C fallen, in eine wärmere Umgebung umstellen
- Lockeres und eher nährstoffarmes Substrat
- Gute, magere Gartenerde mit Sand, Kakteenerde oder Sukkulentenerde
- Die Sansevierie kann in Hydrokultur gehalten werden
- Erst Gießen, wenn die Erde im Topf gut angetrocknet ist
- Wenn es länger kein Wasser gibt, zapft die Sukkulente ihre Speicher an
- Da jedes fleischige Blatt ein Wasserspeicher ist, kann die Pflanze längere Trockenperioden aushalten
- Dünger braucht die Sansevierie in vorgedüngtem Substrat nicht, wenn sie alle 1-2 Jahre frische Erde bekommt
- Bei Kultur in Naturerde in der Vegetationsperiode etwas organisch-mineralischen Flüssigdünger geben
- Beschnitten wird die Sukkulente nicht, schadhafte Blätter können an der Basis entfernt werden
- Umtopfen, wenn die Wurzeln langsam aus dem Topf wachsen
- Dann nicht lange warten, S. cylindrica breitet sich über Rhizome aus und kann Tontöpfe sprengen
- Am besten im Frühjahr umtopfen, dann können breitwüchsige alte Sansevierien auch gleich geteilt werden
- Im Winter normal weiterkultivieren, mit noch weniger Bewässerung (höchstens 1x pro Monat)
Das war es schon, obwohl die Pflege der S. cylindrica gerade schon sehr ausführlich beschrieben wurde. Eigentlich hätte „Licht, wenig Wasser, wachsen lassen“ gereicht; vielleicht noch mit dem Hinweis darauf, dass eine Sansevieria cylindrica wirklich am schnellsten durch Überfluss umzubringen ist: Überfluss an Wasser und (Über-) Düngung.
Krankheiten und Schädlinge
Krankheiten sind bei der Sansevieria cylindrica und ihren beliebten Kompagnons kaum bekannt. Sie können eher davon ausgehen, dass jede andere Zimmerpflanze in Ihrem Haushalt schon lange schlapp gemacht hat, bevor Ihre Sansevierie erkrankt. Was leider nicht heißt, dass bakterielle Erreger von Sansevierien fernbleiben – manchmal werden die Pflanzen mit der stabilen Blatthaut sogar von innen ausgehöhlt, weshalb Sie bei der Bekämpfung irgendwelcher Erreger an anderen Pflanzen sicherheitshalber immer auch die Sansevierien in der Nähe mit einbeziehen sollten.
Schädlinge versammeln sich im Winter genauso gerne auf der Sansevieria cylindrica wie auf anderen Zimmerpflanzen. Aber die robuste Sukkulente verträgt wahrscheinlich besser als jedes andere Gewächs die Dusche, mit der Sie Spinnmilben, Wollläuse und Co. entfernen (natürlich nur, wenn Sie darauf achten, dass Sie die Erde nicht außerplanmäßig durchnässen). Sie hat auch wenig dagegen, wenn Sie Gespinste oder sonstige Flecken mit Seife und Spiritus von den Blättern „putzen“, Sansevierien können sogar vorbeugend mit einer Mischung aus Seifenlauge und Spiritus besprüht werden.
Rettung bei Fehlentwicklungen
Wenn eine Sansevieria cylindrica – wegen überreichlicher Bewässerung, Bakterienbefall, usw. – sichtbar faule Stellen angesetzt hat, lohnt sich bei günstiger Lage und geringem Umfang ein Rettungsversuch: Faule Stellen herausschneiden, Sansevierie in frische Erde setzen, Bewässerung anpassen. Bei unklarer Ursache vorsichtshalber von einer Infektion ausgehen und unter entsprechenden hygienischen Bedingungen arbeiten.
Klar abgegrenzte, ev. eingesunkene, helle Flecken auf den Blättern werden zum Beispiel verursacht durch Sonnenbrand, Kontakt mit Lampen, Kälte/Frost (auf dem Balkon, aber auch, weil die Sansevieria einer alten Fensterscheibe mit mäßigen Dämmwerten zu nah kam); es gibt weitere Möglichkeiten einer Verletzung der Pflanzenhaut. Die Flecken können bei günstiger Lage weggeschnitten werden, schaden der Pflanze aber nicht, wenn sie vertrocknet sind. Sie sind damit ähnlich zu beurteilen wie eine Narbe, bei der der Schönheitschirurg auch für jeden Einzelfall überlegen muss, ob der Gewinn für den Patienten die Gefahren überwiegt.
Ganz ähnlich verhält es sich mit den durch Kälte verursachten Einengungen unterhalb der Spitze. Sie können sich vom entsprechenden Blatt trennen (und daraus mehrere neue Sansevierien ziehen), Sie können auch mit den Flecken leben und den Bogenhanf in Zukunft besser warm halten.
Wenn sich beim Rettungsversuch herausstellt, dass sich im Inneren der Blattröhren nur noch unangenehm riechende Brühe befindet, ist dieser Teil der Sansevierie nicht mehr zu retten; der intakte Teil des Pflanzenmaterials kann ev. nutzbringend verwenden werden:
Sansevieria cylindrica vermehren
Eine Sansevieria lässt sich aus Samen vermehren, sinnvoll ist es jedoch nicht bei der einfachen Vermehrung durch Blattstecklinge und der noch einfacheren Vermehrung durch Teilung. Es folgt ein Überblick über die verschiedenen Arten der Vermehrung:
- Samen lassen sich aus den Beeren gewinnen, die nach der Blüte reifen
- Aber nur wenn die Blüte bestäubt wird (unwahrscheinlich, wenn jedes Insekt im Umfeld totgesprüht wird)
- Samen aus reifer Beere extrahieren, Fruchtfleisch abwaschen
- Samen kurz antrocknen lassen und auf steriles, leicht feuchtes Substrat aussäen
- Leicht übersieben, im Zimmergewächshaus an einen warmen Ort stellen, feucht halten und ein paar Wochen warten
- Aus einem Bogenhanf-Blatt lassen sich mehrere gut fingerlange Stecklinge schneiden
- Schnittstelle antrocknen lassen, Steckling stecken und an einem hellen warmen Ort Wurzeln bilden lassen
- Substrat feucht halten und nicht die Geduld verlieren, bei Sukkulenten kann die Wurzelbildung Monate dauern
- Teilung ist Gefühlssache: Austopfen, Ballen lockern und Erde abschütteln, Wurzel mit den Händen vorsichtig auseinanderziehen
- Die 2, 4, 8 neuen Pflanzen eintopfen
- Wenn außen an den Wurzeln geeignete Rhizomtriebe sind, können die ebenfalls eingetopft werden
- 2 cm aus der Erde gucken lassen und feucht halten, bis sich Blätter bilden (dann sind auch Wurzeln gewachsen)
Zuchtsorten, „Handelssorten“ und Designtalente
Zuchtsorten gibt es kaum von der Sansevieria cylindrica; dafür besteht bei aktuell 70 bekannten Arten Bogenhanf, von denen rund ein Dutzend mit unterschiedlichem Aussehen kultiviert werden, vermutlich auch wenig Bedarf. So wurden nur zwei Zuchtsorten entwickelt, die die Blattfarbe und die Wuchshöhe der natürlichen S. cylindrica entscheidend verändern. Da S. cylindrica in der Massenproduktion durch Stecklinge vermehrt wird, lässt sich das Bild der Pflanze durch Gruppierung der Stecklinge verändern, womit im Ergebnis folgende Sansevieria-cylindrica-Varianten verkauft werden:
1. In natürlicher Form wächst S. cylindrica über Rhizome zu einer leicht anarchistischen Versammlung langer grüner Blattröhren heran. Eine solche Naturwuchs-Sansevierie braucht schon als Jungpflanze einen geräumigen Kübel; ist aber nur über kundige Sammler zu beziehen. Was Sie in den Viel-und-Billig-Verkaufsstellen erwerben, könnte aus einer solchen Sansevierie etwa 1.000 Mal entstehen, in Stückchen geschnitten und in einer Fabrikhalle bewurzelt.
2. Sansevieria cylindrica ‚Variegata‘: Zuchtsorte, bei der das übliche Dunkelgrün-Grau der Naturart in etwas hellere Grüntöne mit gelblichen Akzenten gewandelt wurde.
3. Sansevieria cylindrica ‘Boncel’: Zuchtsorte mit kompaktem Wuchs, kurze, stämmige Röhren mit grafischer Blattzeichnung, die sich zum Fächer ausbreiten. In ausreichend hellem Licht kann diese Zuchtsorte eine bis zu 90 cm lange Traube mit rosa-weißen Blüten produzieren.
4. Sansevieria cylindrica Skyline: Keine Zuchtsorte, sondern ein Handels-Sammelbegriff für besonders helle Klone der S. cylindrica. Das erste Bild der S. cylindrica ‘Boncel’ zeigt eine S. cylindrica ‘Boncel‘ Skyline, das zweite mit der Blüte eine normal gefärbte S. cylindrica.
5. Sansevieria cylindrica Mikado: Kulturform, bei der viele Blattstecklinge eng nebeneinander gezogen werden, sodass eine Pflanze mit „einem ordentlichen Mikado-Stäbchen neben dem anderen“ heranwächst.
6. Sansevieria cylindrica Spaghetti: Viele Blattstecklinge werden noch enger nebeneinander gezogen, sodass eine Pflanze mit einer Handvoll Blattröhren heranwächst, die fast so dünn wie Spaghetti sind.
7. Sansevieria cylindrica Patula: Kulturform aus einem einzelner Steckling, der sich verzweigen darf oder sogar zur Verzweigung angeregt wird.
8. Sansevieria cylindrica Wild: Hier werden möglichst viele Blattspitzen unterschiedlicher Länge möglichst unordentlich in einem Topf bewurzelt.
9. Der neueste Star am Sansevierien-Himmel ist die geflochtene S. cylindrica.
Eine Sansevieria cylindrica ‚Variegata‘ kann auch als Patula gezogen werden, die Handelsbezeichnungen geraten gerne mal durcheinander, Namen wie Mikado und Spaghetti werden wie Zuchtsorten in einfache Anführungsstriche gesetzt – und überhaupt steht es jedem Aufzuchtbetrieb/Händler frei, z. B. eine Reihe von Stecklingen im Kreis anzuordnen und das Ganze „Sansevieria cylindrica Stonehengia“ zu nennen. Wenn er dann noch die Spitzen rot einfärbt (eine Variante, die das Leben der Pflanze nicht unbedingt verlängern dürfte), wird die S. cylindrica z. B. zur „Sansevieria cylindrica Burning Ring“.
Wenn Sie alles gerne etwas genauer wissen wollen, wissen Sie jetzt Bescheid.
Wenn Sie einfach nur eine pflegeleichte Grünpflanze suchen, kaufen Sie die S. cylindrica mit dem schönsten Design.
Wenn Sie viele Sansevierien haben möchten, kaufen Sie sich eine Pflanze im Sonderangebot, die Sie zu 100 neuen Pflanzen vermehren.
Wenn Sie S. cylindrica züchten möchten, ziehen Sie sich zunächst eine ursprüngliche Mutterpflanze aus so einem natürlich wachsenden Seitentrieb.
Sie können mit der S. cylindrica aber auch sehr schön selbst Zimmerpflanzen-Design betreiben, von ganz cool bis ganz wirr.
Gute Luft und giftige Blätter
Wie alle Sansevierien gilt auch S. cylindrica als gute Luftreinigungspflanze. Von der bekanntesten Sansevieria trifasciata weiß man seit einer jahrzehntealten Untersuchung der Nasa, dass sie Trichlorethen, Benzol, Xylol, Toluol und Formaldehyd „aus der Luft holt“, die nahe Verwandte S. cylindrica verstoffwechselt ganz ähnlich.
Laut einiger Artikel zur Art soll S. cylindrica giftige Saponine enthalten, die Kleinkinder und Haustiere töten können; Quellenbelege werden allerdings nicht genannt. Da solche Meldungen gerade junge Eltern zur Verbannung ihrer Sansevierien veranlassen könnten, die sich aber in einer außergewöhnlichen Belastungssituation befinden, in der sie maximal pflegeleichte Zimmerpflanzen sehr gut gebrauchen können, hier ein etwas detaillierterer Überblick zur Bedrohung durch die Sansevierie:
S. cylindrica oder andere Sansevierien sind weder in der offiziellen bundesdeutschen Giftpflanzenliste (mit den Pflanzen, die nicht auf Spielplätze gehören) noch in der veterinärmedizinisch ausgerichteten Datenbank der Uni Zürich oder in anderen seriösen Giftpflanzenlisten zu finden. Laut Wikipedia werden diverse Bogenhanf-Arten als traditionelle Heilpflanzen genutzt; eine phytochemische Studie von 2017 isolierte aus S. cylindrica neben anderen Inhaltsstoffen Saponine – und bestätigte die traditionelle Verwendung von S. cylindrica zur Behandlung verschiedener Krankheiten; eine Studie von 2015 isolierte aus S. cylindrica ein neues steroidales Saponin mit Radikalfängeraktivität, die mit der antioxidativen Kraft von Vitamin C verglichen wurde.
Also eher heilsam als giftig – wobei es bei Heilpflanzen auf die Dosis ankommt und sicher kein Baby dauernd auf Blattröhren einer S. cylindrica herumkauen sollte, aber Todesangst ist wohl eher nicht angebracht. Was die Haustiere angeht, ist die Lage noch undurchsichtiger, auch nur quellenlose Angaben zum angeblichen Giftgehalt von Sansevierien (darunter ein privates Nagerforum, das den Bogenhanf beim Hanf einordnet, mit diesem heimischen Gewächs aus der Ordnung der Rosenartigen hat das Spargelgewächs Sansevierie aber nichts zu tun). Wenn sich ein Haustier in Ihre Sansevierie verliebt und öfter an ihr zugange ist, sollten Sie deshalb einen auf dieses Haustier spezialisierten Veterinär befragen, der Überblick über die neuesten Forschungen hat. Auf jeden Fall sollten weder Kinder noch Tiere in näheren Kontakt zu Sansevierien kommen, die in einem Raum an einer stark befahrenen Straße Schadstoffe aus der Luft filtern.
Fazit:
Eine Pflanze für alle Fälle, die fast keine Pflegeansprüche stellt und mit der ungewöhnliche Design-Ideen verwirklicht werden können. Für gute Luft sorgt Sansevieria cylindrica auch noch, nur Babys und Haustiere sollten wegen der pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffe eher nicht die Gelegenheit bekommen, Teile der Pflanze zu verzehren.