Wenn die Zamioculca einen Standort im hellen Halbschatten bekommt, gutes Substrat mit ein paar Nährstoffen und gelegentlich ein wenig Wasser (wenn sich die Erdoberfläche trocken anfühlt), wird sie in Windeseile üppiges, sehr dekoratives Grün entwickeln. Dieses scheint gerade kleine Kinde und Tiere anzulocken. Wir klären, ob die Glücksfeder giftig ist.
Maximal pflegeleichte Zamie
Wenn sie zu schnell wächst, kann sie in den nächst größeren Topf umgetopft werden. Durch vorsichtigen Beschnitt der bald aus dem Topf wachsenden Wurzeln kann man die Zamie im Wachstum stoppen. Wenn eine Zamioculcas im Schatten stehen muss, wächst sie einfach nur langsamer und wird dunkler. Bekommt sie lange kein Wasser, kann im Extremfall ein Trieb bis zur verdickten Basis (dem Wasserspeicher) vertrocknen, treibt aber bald ohne Schäden für die Pflanze neu aus (in ihrer Heimat wächst die Zamie immer so).
Einen Wermutstropfen scheint es allerdings zu geben, und der betrifft z. B. Eltern von kleinen Kindern und Haustierhalter, die maximal pflegeleichte Zamien eigentlich wirklich gut gebrauchen können. In Artikeln über die Pflege der fast bedürfnislosen Wunderpflanze wird häufig vor dem Gift der Zamioculcas gewarnt. So wird die Zamie noch 2007 in einer der bekanntesten überregionalen Tageszeitungen unter dem Titel „Giftpflanzen im Garten bedrohen kleine Kinder“ in eine Reihe mit den giftigsten bundesdeutschen Pflanzen gestellt. Was sie nicht verdient hat. Von einer ganz normalen Eibe können 100 g Nadeln Mensch oder Pferd umbringen, 100 g Zamioculcas-Blätter „schaffen“ das nicht.
Na gut, da war die Zamie eben noch ziemlich neu bei uns. Heute ist die Datenlage wesentlich besser. Das Problem mit dem Gift in der Zamioculcas zamiifolia kann detaillierter und differenzierter dargestellt werden.
Zamioculcas zamiifolia: Toxizität für Menschen
Laub und Wurzeln der Zamie enthalten Oxalsäure, erst einmal in der stabilen, unlöslichen Form des Calciumoxalats:
1. Calciumoxalat
Calciumoxalat ist kein angenehmer Stoff, er wird im Gefahrstoffrecht der EU als „reizend“ eingestuft. Die Mini-Kristalle kratzen Haut und Schleimhaut an, bei empfindlicher Haut bis in den Bereich von Entzündungen hinein. Aber solange die Moleküle des Calciumoxalats in einem Kristall verbunden bleiben, passiert auch nicht viel mehr, selbst wenn Sie ein paar Blätter einer Zamioculcas zu sich nehmen würden. Dann irritieren die Calciumoxalat-Kristalle vielleicht die Schleimhäute von Rachen, Speiseröhre und Darm. Sie werden aber vom Darm ansonsten unverändert ausgeschieden. Calciumoxalat zersetzt sich erst bei Temperaturen, die lange vorher das Ableben des gesamten betroffenen Organismus verursachen würden.
Wenn der Mensch sehr viele Calciumoxalat-Kristalle zu sich nimmt, wird der Urin mit diesem ohnehin recht schwer ausscheidbaren Salz übersättigt. Dann werden die Kristalle z. B. in den Nieren „abgelegt“ (eingelagert), was irgendwann zur Bildung von Nierensteinen führen kann. Große, vom Körper schwer zu verarbeitende Mengen Calciumoxalat-Kristalle können weiter Zellen der Gefäße und Gefäßwände schädigen sowie den Elektrolyt- und Harnstoffwechsel stören.
Nur: Zamien werden üblicherweise nicht gegessen. Deswegen geht es auch meist nicht um Zimmerpflanzen, wenn Sie etwas über Calciumoxalat lesen, sondern um oxalsäurehaltige Früchte und Gemüse. Wenn sie nicht verschluckt werden, können Calciumoxalat-Kristalle nicht mehr als die äußere Haut irritieren. Allerdings hört es sich erst einmal so an, als würde der Abwehrapparat der Zamioculcas zamiifolia auch in dieser Hinsicht einige Meisterschaft an den Tag legen:
2. Schießzellen
Die Zamioculcas hat sich nicht nur mit Calciumoxalat-Kristallen bewaffnet, sondern auch Ideen entwickelt, wie sie diese Kristalle am besten im Fraßfeind verteilt. Diese Calciumoxalat-Kristalle sitzen in sogenannten Schiesszellen (Idioblasten). Die Zamioculcas schießt also „Giftpfeile durch die Gegend“.
Oxalat-Kristalle in Pflanzen können diverse Formen annehmen. Bei der Zamie liegen sie in Form von Raphiden vor, nadelförmige Calciumoxalat-Kristalle mit einem besonderen Wirkungsmechanismus. Wenn die Schiesszellen z. B. beim Zerbeissen der Pflanze geöffnet werden, dringen sie geschossartig in Mund- und Rachen ein. Die Calciumoxalat-Kristalle werden also von der Pflanze aktiv abgesondert; nicht nur beim Zerbeissen, sondern bei jeder Verletzung der Pflanzenhaut. Es geht allerdings um sehr kleine Geschosse, die richtig gut nur unter dem Mikroskop zu sehen sind.
Erfahrungsberichte über Hautbrennen, das eindeutig auf die Zamienpflege zurückzuführen ist, gibt es keine. Eher das Gegenteil: Ein Chemie-Professor berichtet auf seiner Internetseite über sein Hobby Zamioculcas, dass er und seine Frau trotz engem Kontakt mit der Pflanze (Blätter abschneiden, hochbinden, reinigen, streicheln, Pflanzensaft aus Verletzungen wegwischen), nie etwas von Gift oder Reizung bemerkt hätten. Von anderen Pflanzen mit Calciumoxalat-Kristallen (wie der Dieffenbachie z. B.) ist bekannt, dass Hautkontakt mit dem Pflanzensaft unangenehmes Kribbeln und Stechen verursachen kann.
Menschen mit empfindlicher Haut sollten bei der Pflanzenpflege vorsichtshalber Handschuhe anziehen. Wenn es nach Kontakt mit der Zamie kribbeln sollte, sind die Oxalat-Nadeln unter polarisiertem Licht (z. B. LCD-Monitor) meist gut zu sehen und können mit Geduld, Lupe, Pinzette entfernt werden. Sie können auch in Säure aufgelöst werden, was bei hautfreundlicher Zitronensaft-Verdünnung aber genauso viel Geduld beim Handbaden verlangt (abspülen, vorsichtig trocken tupfen, ggf. wiederholen).
Calciumoxalat-Kristalle sind ärgerlich, aber weitgehend harmlos. Eine Ausnahme gibt es: Wenn ein Zamioculcas-Liebhaber es schafft, sich den Pflanzensaft in die Augen zu reiben, empfiehlt die Informationszentrale gegen Vergiftungen der Uni-Klinik Bonn schnelles und ausgiebiges Spülen und bei andauernden Symptomen das Aufsuchen eines Augenarztes.
3. Oxalsäure
Calciumoxalat-Kristalle sind nicht das Einzige, was die Zamioculcas zamiifolia zu bieten hat. Denn Raphide sind eine ganz besondere Form von Calciumoxalat-Kristallen: Sie haben winzige Rinnen, über welche auch freie Oxalsäuren in gereizte Haut gelangen können.
Freie Oxalsäure ist nicht so spaßig, sondern nach EU-Gefahrstoffrecht „gesundheitsschädlich“. Aber immer noch nicht „giftig“ (das wäre sozusagen die nächste Stufe nach reizend und gesundheitsschädlich, obwohl es ganz so simpel nicht ist); weshalb die Zamioculcas weder in der offiziellen Liste der bundesrepublikanischen Giftpflanzen noch in der ständig aktualisierten Wikipedia-Liste giftiger Pflanzen auftaucht.
Wenig Oxalsäure wird im Körper mit Calcium gebunden. Viel Oxalsäure kann die Calcium- und Magnesium-Vorräte des Körpers leeren (mit negativen Folgen nicht nur für die Knochen). Durch die Pflege einer Zamioculcas kann aber nur sehr wenig Oxalsäure über Kristallnadel-Miniwunden in den Körper gelangen. Die „wenige Oxalsäure“, die gemeint ist, gelangt durch Verzehr und nicht durch Pflanzenpflege in den Körper; interessant wird es meist erst ab mehreren hundert Gramm. Die der deutsche Durchschnittsbürger eindeutig eher in Form von Amaranth, Spinat oder Möhren zu sich nimmt, als die Stängel seiner liebsten Zimmerpflanze abzuknabbern.
Oxalsäure im Körper wird durch Calcium zu der uns bekannten unlösbaren Form des Calciumoxalats gebunden, um über den Urin „entsorgt“ zu werden. Selbst bei Aufnahme durch Verzehr überwiegt aber meist der Gehalt an gesundheitlich wertvollen Nährstoffen. Probleme mit Oxalsäure in der Nahrung bekommen vielleicht Menschen, die sich im Zuge einer „Azteken-Diät“ ausschließlich von frisch geerntetem Amaranthsamen und Spinat-Salat ernähren; vielseitig ernährte Menschen eigentlich nur im Verbund mit verschiedenen Krankheiten. Erst wenn der entsprechende Körper nicht gesund und ausreichend mit Calcium versorgt ist UND zu viel Oxalsäure gebunden werden bzw. zu viele Calciumoxalatkristalle entsorgt werden müssen, richtet verzehrte Oxalsäure Schäden an, erst kleine unmerkbare, nach langer Zeit auch große, die richtig weh tun können.
Übrigens: Egal ob Sie Kleinkinder in der unkritischen Probierphase, Hunde auf Dauerdiät oder frisch beseelte, experimentierfreudige Vegetarier im Haushalt haben, sie werden alle höchstens einmal kurz an der Zamie knabbern. Alle Pflanzenteile schmecken ziemlich fies, bitter und brennen im Mund.
Bevor darauf eingegangen wird, ob die Zamioculcas gefährlich für Haustiere ist, verdient noch eine angenehme Seite Erwähnung:
Saubere Luft
Die Chance, sich durch eine Zamie zu vergiften, ist also recht klein – während die Chance, durch eine Zamie ein wenig gesünder zu werden, recht groß ist: Die Zamie verarbeitet in ihrem Pflanzenstoffwechsel Giftstoffe aus der Luft; das ist in mehreren wissenschaftlichen Forschungsprojekten eindeutig nachgewiesen worden. Zamioculcas zamiifolia filtert Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol aus der Luft.
Zamioculcas als Bedrohung für Haustiere?
Laut der Universität Zürich ist die Zamioculcas zamiifolia für die mit uns lebenden Tiere stark giftig. Was „stark giftig“ bedeutet, wird auf der Seite wie folgt erläutert: Vergiftungssymptome nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen. Für welche Tiere die Zamie giftig ist, sagt uns die Quelle nicht.
Nach anderen Quellen ist die Zamioculas giftig für Hunde und Katzen, Vögel und Nagetiere (wie Chinchillas, Hamster und Hasen). Die möglichen Symptome werden ähnlich wie die bei einer Vergiftung des Menschen geschildert.
Auch wenn merkwürdige Doku-Soaps mitunter daran zweifeln lassen, füttern die meisten deutschen Haustierbesitzer ihre Tiere nicht mit irgendwelchen Zimmerpflanzen. Wenn ein Hamster so verzweifelt ist, dass er den Zwang entwickelt, bittere, brennende Pflanzen anzugehen, stirbt er vermutlich ohnehin bald an mangelnder Lebenslust.
Was ist mit dem Hausschwein, dem Minipferd auf dem Sofa – und dem richtigen Schwein und dem Pferd im Stall? Hier deutet sich an, warum www.vetpharm.uzh.ch nicht aufführt, welche Tiere betroffen sind. Es handelt sich um eine Seite des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie Zürich, die ein gewisses Grundwissen voraussetzt. Zum Beispiel, dass Bauer und Pferdehalter wissen, dass man Schweine und Pferde nicht mit Zimmerpflanzen füttert. Es wird außerdem vorausgesetzt, dass jeder Tierhalter weiß, dass jedes als Haustier gehaltenes Säugetier auf die gleichen Pflanzen, die für Menschen giftig sind, i.d.R. mindestens genauso empfindlich reagiert wie der Besitzer.
Sie gehen weiter davon aus, dass jeder Tierhalter weiß, dass Tiere darüber hinaus auf alles Mögliche viel empfindlicher reagieren können als der Mensch. Einfacher könnte man es deshalb anders herum ausdrücken. Für jedes üblicherweise bei uns als Haustier gehaltenes Tier ist klar, dass es nicht mit Eiben, Thujas, Kirschlorbeer oder Zimmerpflanzen in nähere Berührung kommen sollte. Außerdem existieren genug Erfahrungswerte für die Giftpflanzen, mit denen Haustiere üblicherweise in Berührung kommen können. Wenn der Tierhalter sich ein exotisches Tier zulegt, muss er sich über die ganze Haltung informieren und nicht nur über potentielle Gifte. Er braucht dann ohnehin einen spezialisierten Tierarzt. Den kann er dann im Zweifelsfall auch über die Toxizität einer Zamioculcas für dieses Tier befragen.
Zamien als Krebs-Auslöser oder -Förderer?
Das Netz ist groß und Nullen und Einsen sind geduldig, so ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Nachrichten über krebserregende Inhaltsstoffe in Zamioculcas zamiifolia im Internet kursieren. Auf ResearchGate, einer internationalen Plattform für Forscher, fragte Beng-Jin Chee vom Forest Research Institute Malaysia (FRIM, Waldforschungsinstitut Malaysia), ob es verlässliche Forschungsveröffentlichungen zur Giftigkeit der oder einer krebserregenden Wirkung von Zamioculcas zamiifolia gäbe. Die Antwort kam von Arvind Singh, Banaras Hindu University (in Varanasi im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh), der die luftreinigenden Eigenschaften der Zierpflanze lobt, auf die Calciumoxalatkristalle eingeht und ansonsten feststellt, dass es keine wissenschaftlichen Hinweise auf eine krebsinduzierende Wirkung der Zamie gibt.
Vielleicht wollte ja nur jemand seinem Konkurrenten schaden oder gönnte dem Nachbarn seine schöne Kübelpflanze nicht; bei angeblichen Wirkungen irgendwelcher Pflanzen empfiehlt sich aber immer die Frage nach einem belastbaren Nachweis.
Fazit
Von der Zamioculcas zamiifolia geht für die Haut empfindlicher Menschen ein gewisses Gefährdungspotential aus und für Haustiere möglicherweise sehr viel mehr Gefahr. Aallerdings wird kein Haustier in gutem Ernährungs- und Beschäftigungszustand freiwillig so viele Zamioculcas-Blätter zu sich nehmen, dass es Schaden nehmen könnte.