Die Clematis ist wohl, neben der Orchidee, eine der mit am reichsten was die Blütenvielfalt ausgestatteten Kletterpflanzen. Wenn die Clematis aber ihre wunderschönen Blüten nicht zeigen will, gibt es dafür viele verschiedene Ursachen.
Clematis blüht nicht – falscher Standort
Häufig stimmt etwas nicht mit dem Standort, wenn eine Clematis Blütensorgen bereitet. „Die Clematis gedeiht an sonnigen und halbschattigen Standorten. Der Wasserbedarf & Pflegeaufwand ist gering. Die neue Clematis bzw. Waldrebe fällt durch ihre Blüte sofort ins Auge, ist pflegeleicht & die ideale Kletterpflanze für Ihren Garten“ lautet eine typische verkaufsbegleitende Beschreibung der frisch erworbenen Clematis. Alles richtig, aber auf ein paar Details kommt es an, damit die Clematis wirklich „durch ihre Blüte ins Auge fällt“:
- Ein sonniger Standort darf nicht zu warm werden
- Hitzestau an der Hauswand kann zur Einstellung des Wachstums führen
- Inklusive Blütenentwicklung, bereits entwickelte Blüten können bei Hitzestaus vorzeitig abgestoßen werden
- „Halbschattig“ heißt Schatten und Sonne über die ganze Saison, nicht im März Schatten und im Juli Mittagssonne
- Beide Standorte müssen genug Wärme bieten, 15 bis 22 °C Tag und Nacht
- Der Standort muss Schutz vor Regen und starken Winden bieten
So helfen Sie der Clematis:
Wenn der Wurzelbereich regelmäßig in der prallen Sonne liegt, wird die Clematis nicht blühen. Dagegen hilft eine schattenspendende Unterpflanzung bzw. Vorpflanzung, damit die Wurzelballen und der unterste Teil der Stämme immer im Schatten liegen. Verschiedene (schwachwüchsige) Zierpflanzen vertragen sich gut mit den Clematis: Buchsbäumchen, Blaukissen, Goldlack, Lavendel, Prinzess-Nelken wie Pink Kisses, Purpurglöckchen, Rosen zum Beispiel. Wenn die Clematis im Sichtfeld bleiben soll und für weitere Bepflanzung kein Platz ist, können Sie auch ein paar frischlufthungrige Kübelpflanzen davor stellen und/oder die Wurzeln mit einer Schicht Kiesel, Pinienerde, Rindenmulch abdecken.
Falls noch mehr Standort-Mängel festgestellt wurden, sollten Sie darüber nachdenken, die Clematis an einen besseren Platz umzusetzen. Warten Sie dazu bitte ab, bis die Clematis im Herbst in die Ruhephase gegangen ist (auch wenn es dann in der aktuellen Saison keine Blüten gibt, für eine ohnehin geschwächte Pflanze wäre Umpflanzen in der Saison vielleicht zu viel Stress).
Kälteschock
Unproblematisch frosthart, bis ca. -15°C winterhart – auch diese Verkaufsbeschreibungen stimmen an sich (meist), es kommt nur darauf an, dass die von der Clematis tolerierte Minimal-Temperatur niemals unterschritten wird. Kälteschocks sind in mehreren Situationen denkbar:
- Oft verursacht später Bodenfrost einen Komplettausfall der Blüte
- Nicht selten werden in rauen Lagen mäßig winterharte Clematis gepflanzt
- Oder die Winterhärtezone stimmt, aber das Mikroklima ist ungünstig
- Wenn das Temperaturmittel durch Wetterstürze nur kurz unterschritten wird, hat die Clematis zu kämpfen
So helfen Sie der Clematis:
- Frühblühende Clematis-Arten brauchen bei Spätfrost Schutz, damit die Knospen nicht erfrieren
- Wettervorhersage bis Ende Mai im Blick behalten, Waldrebe notfalls nachts mit Vlies oder Jute um die Wurzel schützen
- Clematis in Kunststoff-Kübeln sollten gut eingepackt werden, das Material bietet Frost nur sehr geringen Widerstand
- Kübel auch von unten schützen bzw. leicht erhöht aufstellen und ggf. von einer Hausmauer abgestrahlte Wärme nutzen
- In den kalten Ecken Deutschlands auf die Sorte achten
- Frühblühende Clematis leiden hier häufig darunter, dass sich Boden und Luft zur Blütezeit noch nicht ausreichend erwärmt haben
- Auch die großblütigen Sorten, die aus dem Holz des Vorjahres blühen, können ihre Knospen durch Frost und Schnee verlieren
- Die am neuen Holz von Frühsommer bis zum ersten Frost blühenden Clematis sind hier eindeutig die bessere Wahl
- Maximal winterhart sind die Clematis-Sorten Blue Bird, Blue Boy, Ruby, White Swan und Purpurea Plena Elegans
Nährstoffversorgung nicht ausreichend
Waldreben haben auch schon ohne Blüten viel Biomasse zu versorgen, sie gehören also insgesamt zu den Pflanzen, die im Gemüsegarten „Starkzehrer“ genannt werden. Hungernd und durstend blüht die Clematis nicht, weil die Kraft dafür nicht mehr reicht.
So helfen Sie der Clematis:
- Schon beim Pflanzen reichlich Kompost und Hornspäne ins Pflanzloch geben
- Wenn das versäumt wurde, Erde im Spätwinter/Frühjahr oberflächlich auflockern und anreichern
- Zum Saisonstart und kurz vor der Blüte nährstoffreichen Dünger geben
- Auch eine Schippe Knochenmehl wird im Frühjahr und nochmals im Sommer gerne angenommen
- Für Kübel nur hochwertiges oder selbst gemischtes Substrat verwenden und mit Langzeitdünger anreichern
- Möglichst organisch düngen, weil diese langsam aufgeschlossenen Dünger eine nachhaltige Versorgung garantieren
- Nur im Kübel fehlt das nötige Bodenleben und muss durch Anteile schnell verfügbaren Mineraldüngers ergänzt werden
- Kurz vor dem Herbst Clematis mit kaliumreicher Abschlussdüngung in die Ruhephase verabschieden
- Regelmäßig und ausreichend gießen
- Bei Hitze auch mal morgens und abends
- Im Winter an frostfreien Tagen auch etwas wässern
Falscher Schnitt
Viele Clematis-Blüten fallen der Gartenschere zum Opfer, weil die Clematis zur falschen Zeit beschnitten wurde.
Helfen können Sie der Clematis in der aktuellen Saison nicht mehr, nur ab jetzt die richtigen Schnittzeiten wählen:
- Frühlingsblühende Clematis legen die Blütenknospen bereits in der Vorsaison an
- Sie dürfen also erst nach der Blüte geschnitten werden
- Aber erst, wenn sie diese Blüte auch schon einmal gezeigt haben, was Jahre dauern kann
- Ab Sommer blühende Clematis können und sollen alle von Anfang an beschnitten werden
- Sie werden im Spätherbst oder im Frühjahr nach dem letzten Frost geschnitten
- Das war die sichere Kurzfassung, mit der Sie keine Clematis der Blütenanlage berauben
- Es gibt fast zu jeder Sorte spezielle Schnittanleitungen, die Sie weiterhin gerne befolgen können
- Sie müssen nur sicher wissen, wann diese Clematis-Sorte die Blüten anlegt und dass der Schnittzeitpunkt passt
Clematis blüht nicht – Sortenauswahl
Manche Clematis lassen es gerne langsam angehen und bilden zunächst kräftige Wurzeln, um dann erst im oberen Bereich richtig zuzulegen und die Blüten zu entwickeln. Bekannte Spätzünder sind das niedliche kleine „blaublütige“ ‚Königskind‘ und die preisgekrönte ‚Mrs. George Jackmann‘ mit großen weißen Blüten; eines langsamen Starts verdächtig sind all die klein bleibende Arten und Sorten, die auch für Kübelkultur verkauft werden.
Andere Waldreben wachsen erst einmal prächtig und schnell, um dann so ab drittem Standjahr ihrer ersten Blüte zu entwickeln und danach erschöpft eine lange Pause einzulegen. Ein solches Wuchsverhalten können alle Clematis zeigen, bei deren Zucht Clematis alpina, Clematis macropetala oder Clematis koreana mit im Spiel waren.
Helfen können Sie diesen Clematis vielleicht mit einer noch vorbildlicheren Pflege, aber auch bei Pflanzen gilt, dass man „Eulen“ nie zu „Lerchen“ machen kann. Also hilft im Zweifel nur Geduld.
Empfindliche Sorten
Wenn die Standortbedingungen „gerade so“ für Clematis geeignet sind, kommt manche empfindliche Sorte auf Dauer mit diesem Umfeld einfach nicht gut zurecht.
So helfen Sie der Clematis:
Der aktuell an einem prekären Standort wachsenden Clematis können Sie mit vielen der in diesem Artikel geschilderten Maßnahmen auf die Sprünge helfen, frei zu wählen je nach Situation. Wenn Sie schon ahnen, dass das ein langer Kampf werden könnte, hilft nur Neupflanzung. Diesmal sollten Sie dann aber eine ausgesprochen robuste Clematis setzen, die so schnell nichts umhaut. Da deren Auswahl aus den mehr als 300 Clematis Sorten nicht ganz leicht werden könnten, hier eine kleine Liste mit den „Clematis-Sorten für alle Fälle“:
- Arabella, blüht spät und 4 Monate lang, bildet mehr Blüten als die meisten anderen Clematis Sorten
- Betty Corning mit zarten glockenförmigen Blüten ab dem Frühling
- Blue Angel mit gekräuselten Blütenblättern
- Blue Ravine, violette Blüten mit dunkelroten Staubgefäßen von Mai bis September
- Dark Eyes, C. Viticella in dunkel purpur-violett mit schwarzen Staubgefäßen, blüht Juli bis September
- Daniel Deronda, Blütengröße bis 16 cm im Durchmesser
- Fairy Blue, Japanische Zucht mit Blüte im späten Frühjahr
- Jackmannii, dunkelvioletter Klassiker mit vielen Vorzügen
- Parisienne, neue Sorte mit 2 x purpurfarbener Blüte und kompaktem, kübelgeeigneten Wuchs
- Rhapsody, blüht tiefblau und groß von Juni bis September.
Staunässe vermeiden
Manche Clematis wird vorbildlich alle paar Tage großzügig und durchdringend gewässert, sitzt jedoch leider in einem Boden, der nicht ausreichend wasserdurchlässig ist. Der Name Waldrebe sagt es schon: Die Ur-Waldrebe erklimmt auf wunderbar lockeren Waldböden einen Baum, und die in jegliche Richtung gezüchteten Nachfahren haben viele Veränderungen erfahren, nur die Abneigung gegen Staunässe nicht – besonders die flachwurzelnden Arten Clematis alpina, C. montana und C. orientalis reagieren auf gestaute Nässe schnell empfindlich. Pflanzen brauchen Sauerstoff um die Wurzeln, längere Staunässe stoppt nur bei sehr hartnäckigen Pflanzennaturen oder bei Wasserpflanzen nicht jegliches Wachstum; und darunter leidet dann natürlich auch die Blütenentwicklung.
So helfen Sie der Clematis:
Schon lehmiger Boden kann der Clematis zu dicht sein und sollte mit Humus und/oder Sand aufgelockert werden. Eigentlich vor dem Pflanzen, nachträglich können Sie den Boden durch mehrfaches Einstechen mit der Grabegabel etwas auflockern und/oder mit der Harke öfter einmal leicht etwas Sand und reifen Kompost einarbeiten. Auch einfach ausgestreute Mykorrhiza oder EM (effektive Mikroorganismen) sollen bei der Bodenlockerung Erstaunliches leisten. Die nächsten Clematis sollten Sie in solch kritische Böden leicht erhöht gepflanzt werden, damit Wasser leichter ablaufen kann.
Clematis blüht nicht – Krankheiten
Wenn die Clematis nicht blüht und außerdem schlaff und welk wirkt, könnte die gefürchtete Clematiswelke im Spiel sein, die in Bayern zeitweise bis zu 80 % der frisch gepflanzten Hybriden befallen hat.
So helfen Sie der Clematis:
- Befallene Clematis sofort bis ins gesunde Holz zurückschneiden
- Rückschnitt im Restmüll und nicht auf dem Kompost entsorgen
- Meistens treibt die Clematis wieder aus, das kann aber bis zu einem Jahr dauern
- Wenn Sie in einem Welke-Gebiet wohnen, sollten Sie langfristig auf resistente Sorten ausweichen
- Die Bayerische Landesanstalt für Gartenbau hat in den letzten 20 Jahren Sorten getestet
- Gute Resistenz gegenüber der Clematis-Welke zeigen vor allem die reinen Arten
- So die sommerblühenden C. viticella in einer großen Anzahl von Sorten
- C. integrifolia, texensis, tangutica, alpina, macropetala und montana auch, aber in abnehmender Sortenzahl
- Bei den Hybrid-Sorten ist Welkebefall nicht ganz auszuschließen, einige alte Klassiker wie Jackmannii schlagen sich aber auch ganz gut
Zeit und Nutzen vergleichen
Gibt es „Montagspflanzen“? Wenn die eine Clematis auf der Terrasse nach ein wenig Verbesserung der Pflege prima und eifrig blüht, die andere genau daneben (in der gleichen Erde und unter der gleichen Sonne) jeglichen Beeinflussungsversuch mit einem trotzigen „Ich will nicht blühen!“ quittiert, könnte man schon auf eine solche Idee kommen. Wer eher daran glaubt, dass jede Abweichung vom normalen Verhalten auch seine Ursachen hat, wird das nicht unbedingt so einfach hinnehmen. Und tatsächlich könnte die nähere Erforschung ergeben, dass die blütenverweigernde Clematis etwas weniger Sonne kriegt oder etwas weniger Dünger abbekommen hat oder schon im Geschäft einen Schaden erlitten hat oder durch die Zucht etwas empfindlicher wurde oder nicht blüht, weil all diese Einflüsse und noch weitere zusammenkommen.
Die praktische Frage ist deshalb, wie lange es sich lohnt, Zeit in Ursachenforschung zu stecken, wenn die groben Fehler behoben/ausgeschlossen wurden und sich am Ende zwar eine Ursache herauskristallisieren könnte, an deren Auswirkungen aber leider nicht mehr viel zu ändern ist. Wenn eine Pflanze trotz aller Bemühungen nicht will, hilft zunächst Geduld und dann irgendwann nur noch das Einsetzen einer besser gelaunten Pflanze.
Fazit
Auch wenn eine Pflanze als pflegeleicht verkauft wird und ihr deutscher Name Waldrebe auch sehr danach klingt, hat jede Clematis-Sorte ihre besonderen Bedürfnisse, deren Nichtbeachtung „auf die Blüte schlagen kann“. Verschiedene Ursachen können ergründet und abgestellt werden, Optimierung der Pflege bis in Feinheiten kann bei vielen Clematis die Lust auf die Blüte wecken; aber manchmal wird es auch so kompliziert, dass Sie sich von dieser Pflanze (nach einer letzten Chance mit Rückschnitt und Warten auf Neuaustrieb) wohl am besten einfach verabschieden sollten.