Wird der duftende Halbstrauch nicht geschnitten, wächst er im Laufe der Jahre immer höher und höher. Das wäre prinzipiell noch kein Problem, wenn sich die Vegetationszone bei diesen Sträuchern nicht nahezu ausschließlich im Triebspitzenbereich befinden würde.
Verholzung im Alter
Während die Pflanze oben kräftig weiterwächst und meist auch unermüdlich Blüten trägt, verholzen die bodennahen Äste zunehmend und sind dann nicht mehr dazu in der Lage, Blätter oder gar Blüten anzusetzen. Der Strauch verkahlt also von unten her. Irgendwann sind die Triebspitzen dann so schwer, dass die Äste das Gewicht nicht mehr halten können. Die Folge: Die Zweige neigen sich Richtung Boden und die schöne kompakte Form geht verloren. Mit dem malerischen Anblick von im Wind wogenden Lavendelfeldern hat dieser Strauch dann nicht mehr viel gemein.
Die häufigsten Fehler beim Schneiden
Viele Gärtner machen beim Rückschnitt des Lavendels den Fehler, nicht kräftig genug einzukürzen. Dabei wird empfohlen, den Strauch durchaus stark zurückzuschneiden. Bei den zwei Dritteln Rückschnitt werden die langen Blütenstiele fälschlicherweise von unerfahrenen Gärtnern mitgerechnet, sodass der Strauch insgesamt viel zu wenig gestutzt wird. Zwar schadet ein zu hoher Schnitt dem Strauch nicht, er trägt jedoch auch nicht dazu bei, die Pflanze schön kompakt zu halten und gegen Verholzen vorzubeugen.
Ein weiterer fataler Fehler beim Schneiden des Lavendels liegt darin, ihn im Frühjahr oder Herbst bodennah zurückzustutzen. Der Lavendel ist keine Staude, die diesem radikalen Rückschnitt benötigt. Schneidet man zu tief ins Holz, kann der Strauch nicht mehr neu austreiben und stirbt ab.
Zeitpunkt
Eigentlich gehört der Lavendel zu den einfachsten Pflanzen im Garten. Einpflanzen, gießen und dann benötigt er keine Pflege bis zum Rückschnitt. Im optimalen Fall schneidet man einen Lavendel zweimal im Jahr. Bis spätestens Mitte August sollte der Gärtner beim Lavendel den Erhaltungsschnitt durchführen. Zum Verjüngen eines verholzten Lavendelstrauches eignet sich der August besonders gut, denn dann hat das Gehölz noch Zeit, wieder neu auszutreiben. Ein späterer Schnitt ist nicht ratsam, da in diesem Fall die Neuaustriebe nicht ausreifen können und im Winter erfrieren würden.
- Rückschnitt im Frühjahr oder Ende Juli/Anfang August
- nicht später als Mitte August
- nicht an heißen Tagen oder in der Mittagssonne arbeiten
- am besten an einem leicht bewölkten, regenfreien Tag
- bei Nässe dringen schnell Keime in die Wunden ein
Alten Lavendel richtig verjüngen
Wird der Lavendel über einige Jahre überhaupt nicht oder nur sehr wenig geschnitten, wird die Verholzung im unteren Bereich in der Regel sehr ausgeprägt und der Strauch unansehnlich. Das kann relativ schnell passieren, da Lavendel in optimalen Jahren recht schnell wächst. Ist die Pflanze bereits über 10 Jahre alt und kaum geschnitten worden, sollte man extrem vorsichtig an den Verjüngungsschnitt herangehen, denn man riskiert bei unbeschnittenen Pflanzen, dass sie bei diesem Versuch Schaden nehmen und womöglich eingehen.
Bei alten, stark verholzten Lavendelsträuchern ist ziemlich viel Überwindung beim Verjüngen notwendig. Zu radikal darf jedoch auch nicht vorgegangen werden. Verholzte Triebe bis zur Dicke eines Bleistiftes sind in der Regel nicht problematisch. Der Verjüngungsschnitt kann entweder in einem Schritt oder auch auf zwei Jahre verteilt stattfinden. Ist der Strauch noch nie geschnitten worden, empfiehlt sich die mehrjährige Prozedur. Damit Sie nicht den Überblick verlieren, schneiden Sie zunächst alle Blütenstängel (falls vorhanden) am Ansatz ab. Ist der Strauch sehr groß, empfiehlt es sich, außerdem alle noch beblätterten und grünen Triebe gleichmäßig einzukürzen (Halbkugelform), bevor mit dem eigentlichen Verjüngungsschnitt begonnen wird.
- suchen Sie die ältesten und dicksten erdnahen Äste heraus
- direkt nach der ersten Verzweigung abschneiden
- ein nach außen gerichtetes Auge stehen lassen (falls sichtbar)
- sonst etwa 3 cm Trieb an der Gabelung belassen
- niemals bodentief abschneiden
- Wunden eventuell mit Holzteer verschließen
- die anderen Äste knapp oberhalb einer Verzweigung jüngerer Triebe schneiden
- maximal 3 Zentimeter der Vorjahrestriebe stehen lassen
Im folgenden Jahr werden weitere alte Äste knapp über der ersten Verzweigung geschnitten. Haben die im Vorjahr gekürzten verholzten Äste wieder neu ausgetrieben, werden diese jungen Triebe auf maximal 5 bis 10 cm Länge zurückgeschnitten. Dies wiederholt man so lange, bis alle Zweige verjüngt sind. Mutige Gärtner können den Verjüngungsschnitt auch auf einmal durchführen. Natürlich kann es passieren, dass der Lavendelstrauch nicht mehr neu austreibt, trotzdem ist es einen Versuch wert.
Pflege nach dem Schneiden
Eine zusätzliche Düngung oder auch intensives Gießen ist nach dem Schnitt des Lavendels nicht notwendig. Der mediterrane Strauch gehört zu den Schwachzehrern und kommt gut mit Trockenheit zurecht, sodass zu viel Gießwasser eher schlecht ist. Hohe Nährstoffmengen machen seine Triebe weich und lang. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine gute Winterhärte. Da dem Strauch jetzt nach dem radikalen Schnitt das schützende Laub fehlt, sollte er vor den ersten Frösten mit dem Schnittmaterial oder einer dicken Schicht Laub angehäufelt werden.