Viele große Blüten der Engelstrompete versprühen ein sommerliches Flair bis in den Herbst. Manch einer scheut aufgrund ihrer Giftigkeit eine Anschaffung nicht. Andere hingegen verzichten zur Sicherheit lieber auf das Nachtschattengewächs. Viele nennen sie bereits ihr Eigen, wenngleich nicht jeder weiß, dass es sich um eine Engelstrompete handelt. Eine Identifizierung ist ebenso wichtig, wie das Wissen über ihre Giftigkeit.
Erkennen
Die Engelstrompete ist giftig und sollte aus diesem Grund erkannt werden, um entsprechende Vorsicht im Umgang mit der Pflanze walten zu lassen. Typische Merkmale lassen sie eindeutig identifizieren. Zu diesen zählen:
- Wuchsart: strauchig
- Wuchshöhe von bis zu fünf Meter
- eiförmige Blätter, die am Rand gewellt sind
- circa 20 bis 30 Zentimeter lange Blüten
- Blüten besitzen eine Glockenform und sind dementsprechend nach unten hin geöffnet
- mögliche Blütenfarben: Weiß, Rot-Gelb, Gelb, Rot, Orange-Gelb, Rosa-Weiß, Lachsfarbig, Blau-Violett
- blüht von August bis Oktober
Giftige Pflanzenteile
Die Brugmansia besitzt keine Pflanzenteile, die nicht giftig sind. Die Indios bedienen sich der verschiedensten Pflanzenteile, um sich in einen Rauschzustand zu versetzen. Da dazu eine bestimmte Dosis notwendig und diese schwer abzuschätzen ist, kann es schnell zu lebensbedrohlichen Vergiftungserscheinungen kommen, die schon manch einem das Leben gekostet hat.
Grad der Giftigkeit
Prinzipiell kann das Gift in allen Pflanzenteilen sehr hoch sein und die Gesundheit gefährden. Ob in den Blättern, den Stielen, den Wurzeln oder den Blüten und Samen, je mehr Gift in einen Blutkreislauf gelangt, desto höher das Risiko schwerwiegender Gesundheitsschädigungen. Aber der höchste Giftigkeitsgrad ist in den Wurzeln und den Samen zu finden.
Die Giftkonzentration ist teilweise so hoch, dass selbst der Duft von Engelstrompeten narkotisierend wirken und andere gesundheitlichen Folgen mit sich bringen kann. Aus diesem Grund wird dringend davon abgeraten, das Nachtschattengewächs in geschlossene, bewohnte Räumen zu stellen.
Beinhaltende Giftsubstanzen
- Atropin
- Scopolamin
- L-Hyoscyamin
- Ester
Atropin
Atropin ist ein Inhaltsstoff der Engelstrompeten und gilt als eines der giftigsten Pflanzenstoffe. Dabei handelt es sich um ein Tropan-Alkaloid, das manche Pflanze wie zum Beispiel die Brugmansia natürlich bildet.
Wirkung
Der Giftstoff sorgt für die Hemmung verschiedener Körperprozesse. Darunter fallen unter anderem die sogenannten Muskarinrezeptoren. Wenn Atropin ihre Funktion minimiert, können eine Senkung der Herzfunktion hervorrufen und Kontraktionen glattmuskulärer Organe wie Bronchien, Harnblase sowie Magen- und Darm-Trakt verlangsamen. Die Wirkung tritt in der Regel zügig ein. Wie stark die Wirkung wird, hängt von der Dosis ab.
Scopolamin
Scopolamin ist ebenfalls ein hochgiftiges Tropan-Alkaloid, der 80 Prozent des Gesamtgifts einer Engelstrompete ausmacht. Der Giftstoff kommt nur bei Nachtschatten-gewächsen vor. Auch dieser sorgt für die Hemmung verschiedener Prozesse, wie die Muskarinrezeptoren.
Wirkung
Der Giftstoff wirkt vor allem auf das Hirn und löst apathische Zustände ebenso aus, wie er beruhigende Eigenschaften mit sich bringt. Vor allem wegen dieser Wirkung des Scopolamins, werden Engelstrompeten gern als Rauschmittel genutzt. In Kombination mit Atropin ist Scopolamin für tödliche Folgen nach Aufnahme von Pflanzenteilen hauptsächlich verantwortlich.
L-Hyoscyamin
Ein weiteres Tropan-Alkaloid ist mit L-Hyoscyamin in der Engelstrompete zu finden. Dieser Inhaltsstoff sorgt für die Blockierung bestimmter Hirnrezeptoren, die unter anderem für die Muskelfunktionen zuständig sind.
Wirkung
Nach der Einnahme von L-Hyoscyamin tritt ein narkotisierender Zustand ein. Gleichzeitig schafft er einen erregenden Zustand und lässt Euphorie entstehen. Durch Atropin und Scopolamin wird die Wirkung verstärkt und die Gefahr gesundheitlicher Probleme steigt immens.
Ester
Ester zählt ebenfalls zu den Tropan-Alkaloiden. Es befindet sich zusammen mit allen bereits erwähnten Giftsubstanzen vor allem in den Wurzeln und den Samen der Engelstrompeten. Die Zusammensetzung der Gifte sorgt für den höchsten Giftigkeitsgrad in diesen Pflanzenteilen.
Wirkung
Die Wirkung zeigt sich in verstärkter Effizienz, wie bei den zuvor genannten Giftsubstanzen beschrieben.
Gesundheitsgefährdende Dosis
Bereits kleine Dosen können je nach Alter und körperlicher Verfassung, zu Vergiftungs-erscheinungen führen.
Die tödliche Dosis beträgt bei Erwachsenen 453 Milligramm, wenn eine Giftaufnahme über die Blätter, Blüten und/oder Stiele erfolgt. Bei Kindern kann eine tödliche Wirkung bereits bei 10 Milligramm eintreten.
Weil die Giftkonzentration in den Wurzeln und Samen deutlich höher ist, als in anderen Pflanzenteilen, können hier bereits 0.3 Gramm bei Erwachsenen zum Tod führen. Eine noch geringere Dosis ist ausreichend, um lebensbedrohliche Folgen bei Kindern und Jugendlichen hervorzurufen. Bei Babys und Kleinkindern unter drei Jahren reicht schon eine Berührung der Wurzeln und ein einziger verzehrter Samen aus, um das Leben ernsthaft zu gefährden.
Zu beachten ist, dass nicht zwingend ein Verzehr von giftigen Pflanzenteilen erforderlich ist, um Vergiftungserscheinungen auszulösen. Das Gift kann auch bei bloßer Berührung der Blüten oder Blätter und anschließendem Finger-Mundkontakt oder Finger-Augenkontakt in den Körper gelangen.
Vergiftungserscheinungen bei Erwachsenen und Kindern
Symptome nach Einatmung des Gifts
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schwindel
- Apathischer Zustand
Symptome nach Hautkontakt
- Austrocknung von Schleimhäuten
- Schleimhautrötungen
- Hautreizungen mit Rötungen und/oder Hitzeentstehung
- Brennende Schmerzen in Schleimhautregionen
Symptome nach verzehrten Pflanzenteilen
- vermehrter Tränenfluss
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Fieber
- Atemschwierigkeiten
- Sehstörungen
- Denkstörungen mit akuter Verwirrtheit
- verstärktes Durstempfinden
- Innere Unruhe
- Rauschzustand
- Halluzinationen
- Bewusstseinsstörungen
- Muskelkrämpfe
- Muskelschwäche
- starke Erregbarkeit in möglicher Verbindung mit plötzlichen Wutausbrüchen
- erweitere Pupillen, die nicht auf Licht reagieren
- Herzrhythmusstörungen mit möglicher Todesfolge
- Kreislaufstillstand mit möglicher Todesfolge
- Atemstillstand mit möglicher Todesfolge
Engelstrompete und Haustiere
Giftig ist die Brugmansia auch für Haustiere. Während Katzen gern an Blüten knabbern und auf diese Weise das Gift aufnehmen können, wecken bei Hunden eher die Triebe den Spieldrang mit entsprechendem Reinbeissen, weil sie den Duft der Blüten nicht mögen. Nagetiere meiden die Engelstrompete. Vögel überleben in der Regel den Verzehr auch geringster Pflanzenteile nicht.
In jedem Fall kann bei Katzen und Hunden eine Vergiftung innerhalb weniger Sekunden erfolgen. In der Regel zeigen sich ähnliche Symptome wie bei Menschen. Am häufigsten treten folgende erste Vergiftungserscheinungen auf, die einem möglichen Kreislauf- oder Atemstillstand vorausgehen:
- starkes Erbrechen
- schwere Atmung aufgrund von Atemnot
- Durchfall
- Muskelkrämpfe, die sich auch auf den Magen- und Darmbereich beziehen können (Hunde und Katzen zeigen dies meist durch buckelige Haltungen, Druckempfindlichkeit des oberen Bauchraumes sowie Lecken dieses sowie Jaulen
- teilweise starkes Zittern
- Gleichgewichtsstörungen
- Sehstörungen
- Aaffälliger vermehrter Speichelfluss (Schaumbildung am Maul)
- erweiterte Pupillen
- apathisches Verhalten
- unruhiges Umherlaufen
Erste Hilfe
Liegt eine Vergiftung vor oder besteht der Verdacht, gilt prinzipiell erst einmal: Ruhe bewahren!
Bei Verdacht sollte die Informationszentrale für Vergiftungen angerufen werden. Hier sind professionelle Instruktionen für die weitere Vorgehensweise zu erhalten.
Steht ein Verzehr fest können folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen mögliche schwerwiegende Gesundheitsfolgen abwehren:
- bei Babys und Kindern sofort die Notfallnummer wählen
- bei Hunden und Katzen sofort den Tierarzt anrufen
- auf keinen Fall ein Erbrechen und vor allem nicht bei Kindern und Haustieren hervorrufen, wenn Pflanzenteile verschluckt wurden (Erstickungsgefahr)
- Erbrechen erzwingen ist nur hilfreich, wenn keine Pflanzenteile verschluckt wurden (Salzwasser verabreichen)
- viel Wasser trinken (auf keinen Fall Milch trinken, da diese das Gift schneller in die Blutbahn leitet)
- Kohletabletten schlucken – diese binden das Gift im Magen- und Darm-Trakt, sodass es nicht/nur geringfügig in die Blutbahn gelangt
- Atmung beobachten und betroffene Person gegebenenfalls in stabile Seitenlage legen
- Lassen Sie weder das Haustier noch die betroffene Person allein
Fazit
Die Engelstrompete ist hochgradig giftig. Im schlimmsten Fall kann der Verzehr von Pflanzenteilen oder ein Mundkontakt zum Tod führen. Bei Kindern und Haustieren reicht schon eine minimale Dosis für eine lebensbedrohliche Situation aus. Aus diesem Grund sollte eine Brugmansia stets so stehen, dass sie von Kindern und Haustieren nicht erreicht werden kann. Ein vorsichtiger, aufmerksamer Umgang senkt das Risiko einer möglichen Vergiftung bei Erwachsenen deutlich.