Laien verwechseln sie häufig mit Kakteen. Wegen ähnlicher Lebensbedingungen lassen sich in der Tat auch zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen diesen und den Wolfsmilchgewächsen feststellen. Die Wolfsmilchgewächse unterscheiden sich jedoch eindeutig durch den charakteristischen, namensgebenden weißen Saft, der an Schnittstellen und Verletzungen austritt. Für denjenigen, der sich mit Pflanzen beschäftigt, stellt sich nun nahezu unweigerlich die Frage, ob dieses Sekret giftig ist.
Der Name ist Programm
Ob Wolfsmilchgewächse giftig sind oder nicht, lässt sich bereits am deutschen Namen der Euphorbia erfassen. Der Namensgebende Wolf wird seit jeher mit Gefahr assoziiert, so dass er sich bestens für die Beschreibung dieser Artenfamilie eignet. Denn in der Tat haben alle Euphorbia-Arten mehr oder weniger starke nachteilige Auswirkungen, sobald man mit den kritischen Bestandteilen in Berührung kommt. Welche das sind, erschließt sich bei einem näheren Blick auf die Gefahrenursache:
Die Inhaltsstoffe
Abhängig von Art und Alter der einzelnen Wolfsmilch-Arten können Intensität und Zusammensetzung der schädlichen Inhaltsstoffe variieren. Immer beteiligt sind aber:
- Diterpenester
- Triterpenester
- Sonstige Toxine in unterschiedlicher Zusammensetzung
Chemisch betrachtet handelt es sich bei einem Ester immer um die Verbindung einer Säure mit einem Alkohol. Daraus ergibt sich auch die Gefährlichkeit der hier angetroffenen Varianten. Während die Säure aggressiv reagiert und besonders Schleimhäute in Mund, Nase und Augen leicht reizen oder sogar verätzen kann, sorgt der leichtflüchtige Alkohol für einen schnellen Übergang der Substanzen in die Luft und somit für einen raschen Transport zwischen Ursprung und „Empfänger“.
Welche Pflanzenteile sind giftig?
Weiter verschärft wird die Problematik um die Wolfsmilchgewächse dadurch, dass das Giftgemisch ganz allgemein im Pflanzensaft enthalten ist. Das bedeutet, dass alle von Pflanzensaft durchströmten Teile des Gewächses als eindeutig giftig bezeichnet werden können:
- Wurzeln
- Stängel
- Blätter
- Blüten
Welche Pflanze ist wie giftig?
Nicht jede Wolfsmilch weist denselben Giftgehalt auf. Einige Exemplare gelten sogar als besonders aggressiv und sollten daher nur mit größter Vorsicht angepflanzt und gepflegt werden:
- Zypressen-Wolfsmilch
- Walzen-Wolfsmilch
- Eselswolfsmilch
Andere Arten rufen zwar dieselben Symptome hervor, jedoch nur weit weniger stark bzw. erst bei deutlich intensiverem Giftkontakt:
- Bingelkraut (Untypisch ohne deutlich erkennbaren Milchsaft!)
- Maniok
- Rizinus
Mensch und Tier – Wer ist wie betroffen?
Die alleinige Feststellung, dass Wolfsmilchgewächse giftig sind, lässt natürlich zunächst nur recht wenige Rückschlüsse auf die tatsächliche Gefährdung zu. Denn neben dem eigentlichen Giftstoff sind auch die Auswirkungen auf die beispielsweise im Haushalt lebenden Personen und auch Haustiere von erheblichem Interesse. Daher stellt sich nun die Frage, ob Mensch und Tier gleichermaßen unter Euphorbia leiden.
Vergiftungssymptome beim Menschen
- bei Hautkontakt: Rötung bis hin zur Blasenbildung
- bei Schleimhautkontakt: Reizung bis hin zum Schleimhautabbau
- im Auge: Rötung und Irritation bis zum Erblinden
- bei Verschlucken: Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfälle
- bei extrem hohen Dosen innerlich: Kreislaufschädigung und Lähmungen
Vergiftungssymptome bei Tieren
Letztlich leiden Säugetiere in Art und Ausmaß dem Menschen vergleichbar unter den Giften der Wolfsmilch. Je kleiner das Tier ist, umso weniger Gift ist aber logischerweise erforderlich, um die Reaktionen des Organismus hervorzurufen. Ob Hund, Katze, Hamster, Ratte oder sonstiges Haustier – von der Schleimhautreizung bis zu Durchfall und Kreislaufversagen sind alle bereits benannten Folgen auch hier anzutreffen. Während beim Menschen lebensbedrohliche Dosen in aller Regel nur bei Kleinkindern zu befürchten sind, können Haustiere wegen ihrer weit kleineren Größe deutlich schneller in Lebensgefahr geraten. Andererseits kommt hier die abschreckende Wirkung des scharfen Geschmacks des Pflanzensafts weit schneller zum Tragen. Im Normalfall können Sie davon ausgehen, dass Ihr Haustier ein Wolfsmilchgewächs kaum freiwillig verzehren wird, da es im schlicht und ergreifend nicht schmeckt.
Sicher mit Wolfsmilchgewächsen umgehen
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass Wolfsmilchgewächse zwar in erheblichem Maße giftig sein können, dass von ihnen aber bei weitem keine enorme Lebensgefahr ausgeht, solange kein vorsätzlicher Verzehr stattfindet. Besonders kritische Momente dürften dann bestehen, wenn die Pflanzen entweder unbeabsichtigt geschädigt, oder beim Rückschnitt absichtlich angeschnitten werden. Dann können Mensch und Tier von den ausgasenden Giftstoffen in Mitleidenschaft gezogen werden. Was bei einer einzelnen Pflanze meist lediglich unangenehm sein dürfte, kann bei einem großen Pflanzenbestand durchaus relevant werden. Daher empfehlen sich zum Schutz von Mensch und Tier einige einfache Verhaltensregeln:
- Pflanzen bis zum Versiegen der Schnittstellen außer Reichweite der Tiere aufstellen
- für gute Belüftung sorgen für Abführung der ausgasenden Giftstoffe
- Handschuhe und Schutzbrille verwenden
- vom Pflanzensaft benetze Gerätschaften, Unterlagen etc. gründlich reinigen
- Rückschnitt nie in der Nähe von Lebensmitteln etc. durchführen (z.B. Küchenarbeitsplatte)