Die zauberhafte Kirschblüte leitet die schönste Zeit des Frühlings ein. Was folgt, sind wohlschmeckende Früchte, die frisch geerntet natürlich am leckersten schmecken. Dabei zählt die Kirsche zu den beliebtesten Obstsorten der Deutschen. Allerdings kommt es nicht selten vor, dass der Kirschbaum harzt, was sich an einem bernsteinfarbenen, klebrigen Ausfluss zeigt. Das kann verschiedene Ursachen haben, die man nicht unterschätzen sollte.
Harzfluss – eher Symptom als Krankheit
Harz- oder Gummifluss ist keine Krankheit, sondern Anzeichen für eine Schwächung des Baumes. Bei Prunus-Arten, zu denen auch die Kirsche gehört, ist das eine sehr häufige Erscheinung. Betroffen sein können einzelne Äste oder der ganze Baum. Es entstehen regelrechte Herde, aus denen die gummiartige Masse austritt.
Die Ursachen dafür können parasitärer oder nicht parasitärer Natur sein. Teilweise sind sie auch noch ungeklärt. Fest steht, dass bestimmte Faktoren das Auftreten dieses harzartigen Ausflusses begünstigen können, wie Pilzinfektionen, ungünstige Wachstumsbedingungen oder mechanische Beschädigungen. Demzufolge ist es wichtig, die genaue Ursache festzustellen und zu beseitigen. Nur wenn der Verursacher gefunden und ausgeschaltet wird, kann sich der Baum wieder erholen.
Trockenstress
Trockenstress entsteht nach langen trockenen und heißen Phasen, der Baum bekommt nicht mehr ausreichend Wasser. Auch wenn Bäume dank ihrer tiefer reichenden Wurzeln trockene Phasen besser überstehen als andere Pflanzen, ist anhaltende Trockenheit problematisch. Oft reichen die natürlichen Regenmengen nicht aus.
Spätestens wenn die Blätter beginnen zu hängen oder sich bereits verfärben, sollte man regelmäßig wässern. Auch schrumpelige Früchte sind ein Anzeichen für Wassermangel. Bei Trockenphasen, die länger als eine Woche andauern und von Hitze begleitet werden, ist es ratsam, täglich zu wässern, etwa ein bis zwei Wassereimer, je nach Größe des Baumes. Zum Gießen sollte man vorzugsweise Regen- oder Brauchwasser verwenden. Man sollte es aber nicht übertreiben, denn das kann Pilzkrankheiten begünstigen.
Spätfröste
Eine weitere Ursache für die sogenannte Gummiflusskrankheit können Spätfröste sein. Die Kirschblüte beginnt etwa im Mai und die Eisheiligen finden vom 11.-15. Mai statt. Genau in diesen Tagen können noch kalte Tage mit Nachtfrösten auftreten. Gefährdet sind die zarten Neuaustriebe, vor allem aber die Blüten.
Schon eine einzige Nacht mit Frost kann sie absterben lassen. Darüber hinaus kann es aufgrund hoher Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht im Frühjahr zu Frostrissen kommen, die bis tief ins Holz gehen können. Nach derartigen Frostschäden kann Harz auch an scheinbar gesunden Stellen aus der Rinde austreten.
Ungünstige Standortbedingungen
Auch bei ungünstige Standortbedingungen kann es passieren, dass der Kirschbaum harzt. Zu Staunässe neigende, schwere sowie trockene, sandige Böden können Harzfluss begünstigen. Wichtig ist der pH-Wert, denn Kirschen sind auf sauren Böden anfälliger als auf neutralen bis alkalischen. Eine wesentliche Rolle spielt der Nährstoffgehalt des Bodens. Tritt dieser harzartige Ausfluss auf, kann eine Überdüngung mit Stickstoff ebenso verantwortlich sein wie ein Mangel an Kalium, Phosphor oder Kalk.
Fehler beim Schnitt
Ein zu früher, zu später oder unsachgemäß ausgeführter Rückschnitt kann ebenso verantwortlich dafür sein, dass der Kirschbaum Harz verliert. Denn gerade beim Schnitt kann man einiges falsch machen.
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stärkere Äste nicht auf zu dünne Seitentriebe ableiten
- starker Saftdruck und Gummifluss die Folge
- Seitentrieb möglichst nicht direkt ableiten
- besser einen ca. 20 cm langen Zapfen stehenlassen
- Harzfluss entsteht dann am Zapfen
- der stirbt nach einiger Zeit ab und kann entfernt werden
- Seitentrieb bleibt erhalten
- bei Jungbäumen dicht aufeinander stehende und spitzwinkelige Äste herausschneiden
- ansonsten Zugspannung in der Krone zu groß, der Baum harzt
- beim Ableitungsschnitt, betreffenden Trieb auf schwächeren Seitentrieb zurückschneiden
- der übernimmt Funktion der Spitze
- Kirschen vorzugsweise im Winter schneiden
Parasitäre Ursachen und deren Bekämpfung
Zu den parasitären Verursachern der Gummiflusskrankheit oder Gummosis, gehören unterschiedliche, durch Pilze oder Bakterien hervorgerufene Erkrankungen der Rinde. Bei der Kirsche sind das die Monilia-Spitzendürre, die Valsa- und die Schrotschusskrankheit.
Monilia-Spitzendürre
- tritt vor allem bei der Schattenmorelle (Sauerkirsche) auf
- Blätter, Blüten und junge Früchte werden braun und verdorren
- an Übergängen von gesundem zu kranken Gewebe tritt Gummifluss auf
- betroffene Triebe bis ins gesunde Holz zurückschneiden
Valsa-Krankheit
- einzelne Triebe und Äste sterben schlagartig ab
- an absterbenden Trieben, zahlreiche Risse in der Rinde
- Kirsche reagiert mit Harzfluss
- befallene Teile großzügig entfernen
- immer außerhalb der Hauptinfektionszeit schneiden
Schrotschusskrankheit
- durchlöcherte Blätter, Hinweis auf die Schrotschusskrankheit
- an infizierten jungen Trieben, braune Flecken mit rötlichem Rand
- Gummifluss-Tröpfchen können austreten
- Baumkrone ausdünnen und Spritzungen vornehmen
Schädlinge
Neben pilzlichen Erregern kann auch ein Schädling dafür sorgen, dass der Kirschbaum harzt. Gemeint ist der Rindenwickler insbesondere dessen Larven. Wie der Name schon sagt, bohrt er sich unter die Rinde. Er befällt fast ausschließlich den Stammbereich. Seine Larven sitzen unter der Borke bzw. Rinde, an der Veredlungsstelle sowie an Wülsten von Wunden. Ein wiederkehrender Befall kann zu beachtlichen Schäden führen, die in den meisten Fällen mit Gummifluss verbunden sind.
Entsprechende Gegenmaßnahmen sollten möglichst frühzeitig erfolgen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass große Teile des Baumes absterben. Um dem gerecht zu werden, sollte man nicht nur auf offensichtlichen Harzfluss achten, sondern auch regelmäßig auf einen möglichen Pilz- oder Schädlingsbefall kontrollieren.
Vorbeugende Maßnahmen
- vorbeugen, durch Kauf widerstandsfähiger oder resistenter Sorten
- auf geschützten Standort und geeigneten Boden achten
- frostige und feuchte Lagen meiden
- Kirschbaum mag durchlässige, tiefgründige, eher kalkhaltige Böden
- bedarfsgerechte Versorgung mit Wasser und Nährstoffen
- bei Trockenheit im Sommer regelmäßig gießen
- auf stickstoffhaltige Dünger möglichst verzichten
- Pilzerkrankungen schnellstmöglich behandeln
- Befall durch den Rindenwickler unverzüglich bekämpfen
Generell kann ein regelmäßiger und fachgerechter Rückschnitt und gründliches Entsorgen des Schnittgutes, Krankheiten vorbeugen und einen bereits vorhandenen Befall eindämmen.