Fallen grüne Tomaten herunter oder haben kaum noch Aussicht auf Reife durch kühles Herbstwetter, ist ein Nachreifen möglich. Verschiedene Möglichkeiten stehen zur Auswahl, die im Folgenden erklärt werden.
Nachreifen ist wichtig
Das Ernten von grünen Tomaten (Solanum lycopersicum) schließt stets ein Nachreifen ein, denn unreife Exemplare bringen gesundheitliche Risiken mit sich. Vorsicht ist vor allem bei dem Inhaltsstoff „Solanin“ geboten. Dabei handelt es sich um einen Bitterstoff, der grüne Tomaten ab einem Gehalt von etwa 25 Gramm giftig macht. Von einem Verzehr wird deshalb dringend abgeraten, um folgende Körperreaktionen als typische Anzeichen einer Solanin-Vergiftung zu vermeiden:
- Magenschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Bauchkrämpfe
- Ab 400 Gramm Solanin schwerste Vergiftungserscheinung und möglicher Tod
Geeignete Tomaten
Für das Nachreifen eignen sich lediglich Exemplare, die bestimmte Bedingungen erfüllen. Im Vordergrund steht das Ernten gesunder Paradeiser, wie die roten Früchte in Österreich auch genannt werden. Folgende Voraussetzungen entscheiden, ob eine grüne Tomate geeignet ist:
- Ist frei von Rissen und/oder Schimmel
- Ist bereits herangereift (gelbes, klebriges Fruchtfleisch weist auf unzureichenden Reifegrad hin)
- Besitzt rundherum feste Konsistenz
- Weist keine „glasigen“ Stellen auf (entstehen in der Regel durch zu niedrige Temperaturen/Frost)
Optimale Temperatur
Der erste und wichtigste Schritt zur erfolgversprechenden Nachreife bezieht sich auf die Temperatur. Diese ist maßgeblich daran beteiligt, wie schnell und zuverlässig eine Nachreife erfolgt. Zu beachten gilt diesbezüglich:
- Durch höhere Temperaturen ist Nachreife zu beschleunigen (Früchte sind aber kürzer haltbar)
- Bei niedrigeren Temperaturen zieht sich Nachreife teils über Wochen hin
- Sind spätestens vor Frostbeginn ins Warme zu bringen
- Reife-Temperatur: zwischen 16 Grad Celsius und 25 Grad Celsius
- Ideale Temperatur: zwischen 18 Grad Celsius und 20 Grad Celsius
Licht und Luftfeuchtigkeit
Gleich, für welche Methode sich zum Nachreifen entschieden wird, die erforderlichen Lichtverhältnisse sind immer dieselben. Während die Früchte an den Pflanzen viel Licht für das Wachstum/die Entwicklung benötigen, reift die Solanum lycopersicum außerhalb der Pflanze am besten im Dunklen nach. Eine Ausnahme gibt es: die Früchte weisen lediglich geringe grüne Stellen auf. Zudem kann Licht hilfreich sein, wenn Früchte an der Pflanze zur Nachreife animiert werden. Wie diese beiden Methoden funktioniert, ist im weiteren Verlauf des Ratgebers detailliert beschrieben.
Nach dem Ernten unreifer Liebesäpfel ist die Nachreife von einer bestimmten Luftfeuchtigkeit abhängig. Ist die zu niedrig, vertrocknen die Früchte zügig. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, wird Fäulnis begünstigt, wodurch Fruchtfliegen angezogen werden. Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt bei 80 Prozent.
Richtig ernten
Wer grüne Früchte vom Strauch zur Nachreife nutzen möchte, sollte beim Ernten darauf achten, sie abzuschneiden. Ein Abziehen oder Abreißen kann Risse verursachen, die sie ungeeignet für die Nachreife werden lassen. Für manche Nachreifungsmethoden sollte ein Teil des Stängels an der Tomate verbleiben, weil es das Aroma begünstigt.
Methoden zum Nachreifen
Es stehen verschiedene Methoden zur Auswahl, mit denen die Solanum lycopersicum nachreifen kann:
Tüten-Nachreife
Wenn lediglich ein paar grüne Exemplare nachreifen müssen, eignet sich die Tüten-Methoden ideal. Wie es funktioniert und worauf zu achten ist:
- durchsichtige Plastiktüte verwenden
- pro Tüte drei bis vier Früchte ohne Stängel legen
- Tüte gut verschließen
- Luftlöcher in Tüte stechen
- Standort wie oben beschrieben: warm, dunkel und feucht
- Dauer der Nachreife: zwischen zwei und fünf Tage
Papier-Methode
Ähnlich wie die Tüten-Nachreifung funktioniert die Papier-Methode. Darauf ist zu achten:
- Zeitungspapier eignet sich ideal (verträgt Luftfeuchtigkeit besser)
- Alternative: Papiertüte (ist anschließend zu verschließen)
- Früchte mit Stängel ernten
- Früchte abwaschen und abtrocknen
- maximal drei bis vier Früchte zusammen einwickeln (können auch einzeln eingewickelt werden)
- Standort: wie zuvor beschrieben warm, hell und feucht
- Papier kontinuierlich auf Feuchtigkeit prüfen und gegebenenfalls gegen trockenes auswechseln
- Dauer der Nachreife: zwischen zwei und fünf Tage
Karton-Methode
Die Karton-Methode bietet die Lösung für größere Ernten von unreifen, grünen Paradiesäpfeln. So gelingt es:
- ausreichend großen Pappkarton verwenden
- zwei Schichten Zeitungspapier auf dem Boden auslegen
- Früchte mit Stängeln auf Zeitungspapier verteilen
- darauf eine Schicht Zeitungspapier legen
- erneut Früchte in zweiter Lage verteilen
- maximal drei Tomatenschichten möglich
- letzte Schicht mit einer Lage Zeitungspapier abdecken
- Früchte nun nicht mehr bewegen oder berühren
- Standort wie zuvor beschrieben: dunkel und feucht, aber im Idealfall lieber kühler als zu warm
- Dauer der Nachreife: zwischen drei und sieben Tage
Nachreife in Einweckgläsern
Für kleinere Ernten sind Einweckgläser eine gute Idee, die zudem wenig Platz in Anspruch nehmen. So geht’s:
- Paradiesäpfel in Gläser bis einige Zentimeter unter den Rand füllen (sollten locker liegen, um Druckstellen und Fäulnis zu vermeiden)
- mit Deckel gut verschließen
- regelmäßige Kontrolle von Schimmel und Fäulnis empfehlenswert
- Standort wie zuvor beschrieben: warm und dunkel (Feuchtigkeit nicht wichtig, da (nahezu) luftdicht verschlossen)
- Nachreifedauer: circa 14 Tage
Nachreife an Pflanzen
Eine Solanum lycopersicum kann auch direkt an der Pflanze zur Nachreife animiert werden. Dazu stehen zwei verschiedene Methoden zur Verfügung, mit denen es problemlos klappt:
Gartenbeet
Tomaten an der Pflanze im Gartenbeet nachreifen zu lassen, empfiehlt sich, wenn suboptimale Witterungsbedingungen im Herbst bevorstehen und in den letzten geeigneten Tagen die Tomatenreifung an der Pflanze beschleunigt und gefördert werden soll. Hierbei ist auf bestimmte Details zu beachten und folgendermaßen vorzugehen:
- Pflanze umknicken
- Bodenkontakt der Tomaten vermeiden, indem Folie oder Holzplatte Boden abdeckt (sonst Fäulnis-Risiko)
- Mindesttemperatur zwölf Grad Celsius – ansonsten Pflanze mit Vlies oder ähnlicher Isolierung Kälteschutz verleihen
- Reifedauer je nach Witterung: etwa eine Woche
- Projekt vorzeitig beenden, wenn frostige Temperaturen bevorstehen (dann Früchte zur Nachreifung abschneiden)
Raumreife ganzer Pflanze
Eignet sich die Witterung nicht mehr zu Nachreife im Freien, bietet ein Umzug in einen warmen Raum eine Alternative. Ideal eignet sich die Waschküche im Keller, da hier in der Regel eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit besteht und meist dunkle Lichtverhältnisse bestehen. Die Vorgehensweise ist simpel:
- Pflanze samt Wurzeln aus Topf oder Gartenbeet auspflanzen
- alle Blätter entfernen (um Welke zu verhindern)
- Wurzeln mit Blumendraht oder Band umwickeln
- Pflanze umgekehrt mit Wurzel nach oben an Decke oder Wand hängen
- Nachreifedauer: drei bis fünf Tage
Häufig gestellte Fragen
Eine Fensterbank und ein damit verbundener heller Standort sollte nur dann für die Nachreife genutzt werden, wenn die Früchte wenig grüne Stellen aufweisen. In dem Fall können sie in eine Schüssel gelegt und auf die Fensterbank gestellt werden. Wichtig ist, dass auch hier für eine hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt wird.
Tomaten beinhalten während des Reifeprozesses Ethylen, das als Reifegas agiert und entweicht. Durch das Bedecken oder Einwickeln in Zeitungspapier beziehungsweise den Verschluss in einer Papiertüte wird das Gas am Verfliegen gehindert. Es sammelt sich um die Früchte herum und fördert auf diese Weise die Nachreife.