Die Begegnung mit einer Schlange löst bei vielen Menschen Panik aus, erst recht wenn das Tier im eigenen Garten auftaucht. Hin und wieder verirren sich die Reptilien fürwahr in zivilisierte Gebiete. Aber geht wirklich Gefahr von ihnen aus?
Schlangenart erkennen
Im Folgenden stellt dieser Ratgeber die fünf häufigsten Schlangenarten in Deutschland vor und gibt Tipps, anhand welcher Merkmale Gärtner unterschiedliche Arten erkennen.
Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
- Körperfarbe: grün-braun
- besondere Merkmale: schmaler, heller Kopf, glänzende Haut, helle Flecken auf dem Rücken
- Körperlänge des Männchens: bis zu 180 cm
- Körperlänge des Weibchens: identisch des Männchens
- giftig: nein
Die Äskulapnatter kann im ersten Moment einen riesigen Schrecken einjagen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn diese in Deutschland lebende Schlange ist die größte heimische Art. Allerdings besitzt sie weder Giftzähne, noch greift sie Menschen an. Anstelle sie zu vertreiben, lohnt es sich, das Tier fasziniert zu beobachten. Zu ihrer Nahrung zählen Mäuse, Eidechsen, Vögel und Eier fremder Tiere.
Aspisviper (Vipera aspis)
- Körperfarbe: grau-braun
- besondere Merkmale: schwarzes Muster auf dem Rücken (ähnlich der Kreuzotter), gedrungener Körper, breiter, dreieckiger Kopf, gehobene Schnauzenspitze
- Körperlänge der Männchen: 60 bis 90 cm
- Körperlänge der Weibchen: identisch des Männchens
- giftig: ja
Wer nicht gerade an einer Schlangenphobie leidet, sollte sich glücklich schätzen, eine Aspisviper im Garten anzutreffen. Die vom Aussterben bedrohte Art ist sehr selten. Zwar ist ihr Gift noch stärker als das der bekannten Kreuzotter, eine lebensbedrohliche Gefahr geht von dem Tier aber nicht aus. Als Nahrung bevorzugt sie Mäuse und Eidechsen.
Kreuzotter (Vipera berus)
- Körperfarbe: schwarz-grau
- besondere Merkmale: schlitzförmige Augen, markantes Zick-Zack Muster auf dem Rücken
- Körperlänge des Männchens: bis zu 90 cm
- Körperlänge des Weibchens: identisch des Männchens
- giftig: ja
Wer Schlangen fürchtet, hat kaum Grund zur Sorge. Die Kreuzotter verirrt sich nur selten in zivilisierte Regionen. Sie geht lieber im Unterholz von Wäldern oder in feuchten Auen auf Beutezug.
Ringelnatter (Natrix natrix)
- Körperfarbe: dunkelgrau
- besondere Merkmale: zwei gelbe, halbmondförmige Flecken am Hals
- Körperlänge des Männchens: bis zu 75 cm
- Körperlänge des Weibchens: bis zu 1,5 m
- giftig: nein
Die Ringelnatter taucht besonders häufig in Gärten auf, in denen sich Teiche oder Wasserstellen befinden. Hier hofft das Reptil Nahrung zu finden, da es sich hauptsächlich von Amphibien ernährt. Befindet sich das Grundstück nahe eines Flusses, Sees oder Tümpels, ist die Wahrscheinlichkeit umso höher, dieser Schlangenart im eigenen Garten zu begegnen.
Schlingnatter (Coronella austriaca)
- Körperfarbe: graubraun
- besondere Merkmale: schwarz gemusterter Rücken, gestreifte Haut rund um die Augenpartie, schlanker Körper
- Körperlänge des Männchens: bis zu 75 cm
- Körperlänge des Weibchens: identisch des Männchens
- giftig: nein
Die Schlingnatter ernährt sich vordergründig von kleinen Nagetieren wie Mäusen, Insekten oder auch anderen Reptilien. Nicht immer müssen die Beutetiere ihr anatomisch unterlegen sein. Mit ihrem geschickten Jagdverhalten umschlingt sie die Beute und tötet sie mit einem gezielten Biss. Am ehesten ist mit ihrem Auftreten in den Sommermonaten zu rechnen. Die Schlingnatter fühlt sich an sonnigen Orten wohl.
Angemessenes Verhalten bei einer Schlange im Garten
Die Population der in Deutschland wild lebenden Schlangen sinkt mehr und mehr. Verantwortlich ist die zunehmende Bebauung von Wiesen sowie Äckern. Aus dieser Sicht betrachtet ist also der Mensch die wahre Gefahrenquelle bei einer Gegenüberstellung von Mensch und Tier. Das Naturschutzgesetz will dem Verschwinden vorbeugen, indem es sämtliche Arten unter Naturschutz stellt. Aus diesem Grund ist es verboten, die Reptilien zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten, um sie zu vertreiben. Giftig sind die meisten Arten ohnehin nicht. Zudem scheuen sie Menschennähe, sodass das Vorbeugen auf dem eigenen Grundstück kaum notwendig ist.
Das Erkennen einer exotischen Giftschlange ist eine ganz andere Situation. Über das Auftauchen der häufig entlaufenden Tiere müssen Betroffene umgehend das Ordnungsamt informieren. Auf keinen Fall sollten sie sich der Schlange nähern und einen eigenen Versuch starten, sie zu vertreiben.
Tierliebhaber freuen sich womöglich sogar über eine Schlange im Garten. Wer die Tiere mit Faszination beobachtet, fördert ihr Auftreten mit einem Steingarten, in dem die Tiere in kleinen Nischen und Mauerspalten Schutz vor Greifvögeln sowie Katzen finden. Auch Gartenteiche sind beliebte Zufluchtsorte.
Schlangen aus dem Garten vertreiben
Weder mit Stöcken noch mit anderen „Waffen“ sollten Betroffene versuchen, eine Schlange vom Grundstück zu vertreiben. Oft schlagen Lärm und Erschütterungen die empfindlichen Tiere bereits in die Flucht. Kräftiges Auftreten genügt, damit sie Reißaus nehmen.
Häufig gestellte Fragen
Schlängelt sich ein Reptil durch den Garten, hat es sich meistens verirrt. Nie würde eine Schlange sich häuslich in der Nähe vieler Menschen einrichten. Bis auf die Ringelnatter, die in dieser Hinsicht etwas zutraulicher ist, nisten sich die Tiere weder auf dem Kompost ein, noch legen sie Eier im Garten ab.
Die meisten der hier lebenden Schlangen sind harmlos. Lediglich die Bisse der Kreuzotter und der Aspisviper übertragen toxische Substanzen. Jedoch beißen auch diese Arten nur zu, wenn sie sich akut bedroht fühlen.
Da von heimischen Schlangen keine sonderliche Gefahr ausgeht, müssen Betroffene den Vorfall nicht melden. Insbesondere weil die Reptilien Menschennähe scheuen, kümmern sich staatliche Behörden auch nicht um die Vertreibung. Wer eine Schlange auf dem Grundstück antrifft, muss sich selbst behelfen. Wohl aber freut sich der Naturschutzbund über einen Hinweis auf die Art, um das Auftauchen für eine Bestandsaufnahme zu dokumentieren.
Obgleich sie optisch alle Merkmale einer Schlange aufweist, zählt die Blindschleiche (Anguis fragilis) zoologisch nicht zu den Reptilien. Es handelt sich um eine Eidechsen Art ohne Beine. Wie dem auch sei weist sie ein sehr großes Vorkommen in Deutschland auf.