Etwa 2500 verschiedene Arten von Lamellenpilzen gibt es in Deutschland. Viele davon sind ungenießbar oder sogar giftig, manche aber auch essbar. Besonders schmackhafte Speisepilze mit Lamellen stellen wir Ihnen in diesem Artikel vor.
Was sind Lamellenpilze?
Lamellenpilze, manchmal auch als Blätterpilze bezeichnet, gehören zu den Ständerpilzen. Sie bestehen also aus einem mehr oder weniger sichtbaren Stiel und einem Hut, an dessen Unterseite sich die namensgebenden Lamellen befinden. Die zahlreichen Vertreter dieser Gruppe sind fast überall zu finden, denn sie wachsen auf Wiesen und auf Feldrändern, in Parks und in Wäldern, auf dem Boden und auf Holz. Viele Pilzsucher lassen Lamellenpilze stehen, um sie nicht versehentlich mit einem (tödlich) giftigen Pilz zu verwechseln. Tatsächlich gibt es aber zahlreiche wohlschmeckende Speisepilze unter ihnen, die sich anhand bestimmter Merkmale gut von ihren giftigen Verwandten unterscheiden.
Champignons
Ein bekannter und beliebter Lamellenpilz ist der Champignon, der hauptsächlich als Zuchtpilz im Supermarkt gekauft und verspeist wird. Tatsächlich handelt es sich bei Champignons um eine eigene Gattung mit einigen schmackhaften Speisepilz-Vertretern. Essbare Arten erkennen Sie an dem typischen Anisgeruch. Fehlt dieser oder nehmen Sie stattdessen ein „Medizinschrank-Aroma“ wahr, sollten Sie den Pilz besser stehenlassen. Dann handelt es sich um den giftigen Karbol-Champignon.
Wiesen-Champignon (Agaricus campestris)
Der schmackhafte Wiesen-Champignon, auch als Wiesen-Egerling bezeichnet, wächst auf mäßig gedüngten Wiesen und Weiden. Vor allem auf Kuhweiden kommt dieser Speisepilz häufiger vor, allerdings sollten Sie vor dem Sammeln lieber warten, bis die Kühe im Stall stehen.
- Fruchtkörper: jung kugelig bis halbkugelig, später dachziegelartig
- Fleisch: weiß, unveränderlich oder schwach rötend
- Hut: weiß, trocken
- Stiel: weiß, beringt, leicht ablösbar
- Lamellen: jung rosa, später dunkelbraun
Kleiner Waldchampignon (Agaricus silvaticus)
Diesen schmackhaften Lamellenpilz finden Sie überwiegend unter Fichten, wo die kleinen Pilze mit dem bis zu zehn Zentimeter breiten Hut in der Nadelstreu wachsen.
- Fruchtkörper: : jung kugelig bis halbkugelig, später dachziegelartig
- Fleisch: fest, weiß, färbt sich bei Anschnitt rötlich
- Hut: hellbraun, mit bräunlichen Schüppchen
- Stiel: heller gefärbt als der Hut
- Lamellen: jung rosa, später dunkelbraun
Lacktrichterlinge
Lacktrichterlinge sind kleine, mild schmeckende Speisepilze, die vielen Menschen unbekannt sind und daher oft stehengelassen werden. Sie finden die verschiedenen Arten an feuchten, mit Laub- oder Nadelstreu dicht bedeckten Stellen in Laub- oder Nadelwäldern.
Bläuling/Violetter Bläuling/Violetter Lacktrichterling (Laccaria amethystina)
Dieser Speisepilz ist aufgrund seiner auffälligen, durchgängigen violetten Färbung gut zu erkennen. Ist der Pilz feucht, fällt die Färbung sehr intensiv aus. In trockenem Zustand kann er hingegen blasslila bis fast weiß aussehen.
- Fleisch: violett durchgefärbt, fest
- Hut: 2 bis 6 Zentimeter breit, jung flach, später gewölbt, wellig
- Stiel: leicht faserig, bis 8 Millimeter breit
- Lamellen: wenige, weit voneinander abstehend, ebenfalls durchgefärbt
Leistlinge
Leistlinge sind eine Pilzgattung, die genau genommen keine Lamellen besitzen. Stattdessen gehen bei diesen Arten Hut und Stiel oft trichterförmig ineinander über und sind mit zum Teil weit in den Stiel hineinwachsenden, lamellenähnlichen bis aderigen Leisten versehen. Leistlinge sind hervorragende Speisepilze, die oft leicht zu erkennen sind.
Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius)
Dieser wohl bekannteste aller Speisepilze hat eine Vielzahl von regionalen Eigennamen, die auf Vorkommen oder Färbung verweisen: Rehling beispielsweise oder Eierschwamm. Der Name Pfifferling hingegen kommt von seinem leicht pfeffrigen Geschmack. Der in ganz Europa häufig auftretende Speisepilz wächst vorzugsweise auf sauren Böden in lichten Nadelwäldern, selten unter Laubbäumen. Der Pilz ist leicht an seiner dottergelben Farbe, den dicken, gegabelten Leisten sowie der trichterartigen Form erkennbar.
Reizker
Der Reizker, auch als Rotmilchender Milchling bezeichnet, ist ein edler und schmackhafter Lamellenpilz. Es gibt verschiedene Arten, die in Deutschland weit verbreitet sind und ausschließlich in Nadelwäldern vorkommen. Charakteristisch für diese Gruppe ist die weißliche, rötliche oder sogar bläuliche Milche, die beim Anschneiden austritt. Alle Reizker sind essbar und schmecken am besten gebraten.
Edel-Reizker (Lactarius deliciosus)
Der lateinische Artname deutet es bereits an: Der Edel-Reizker ist ein sehr schmackhafter Speisepilz, denn das Wörtchen „deliciosus“ bedeutet so viel wie „köstlich“. Diesen Lamellenpilz finden Sie ausschließlich in der Nähe von Kiefern.
- Färbung: ocker-orangefarben bis ziegelrot
- Fleisch: fest, hart, orange milchend
- Hut: 10 bis 20 Zentimeter breit, wellig verbogener Rand, klebrige Huthaut, Grund dunkler gezeichnet
- Lamellen: blass-orange, färben sich bei Verletzung allmählich grün
- Stiel: kurz und recht dick, deutliche, dunkelorange Gruben
- Geruch: fruchtig
Fichten-Reizker (Lactarius deterrimus)
Der häufig vorkommende Fichten-Reizker ist in seinem Erscheinungsbild dem Edel-Reizker sehr ähnlich, allerdings ist sein Milchsaft karottenrot und seine Färbung eher orangerot bis orangebraun. Der Lamellenpilz wächst ausschließlich in Fichtenwäldern und ist zwar essbar, aber weniger schmackhaft als der Edel-Reizker.
Riesenschirmlinge
Die Riesenschirmlinge sind eine Gruppe von großen Lamellenpilzen mit schirmartigem Aussehen. Junge Exemplare haben zumeist einen kugeligen Hut, der sich erst später wie ein Schirm ausbreitet und dabei eine flache oder konvexe Form annimmt. Häufig weist der Hut zudem einen Buckel auf. Die Gattung ist mit den Champignons verwandt.
Gemeiner Riesenschirmling/Parasolpilz (Macrolepiota procera)
Der Parasol ist zu Recht einer der beliebtesten Speisepilze. Zum einen ist er nahezu unverwechselbar, zum anderen kann er vielfältig zubereitet werden. Große Hüte brät man im Ganzen paniert wie ein Schnitzel. Die in ganz Europa verbreitete Art wächst in Laub- sowie Nadelwäldern und kann zwischen August und Oktober gesammelt werden.
- Hut: 15 bis 25 Zentimeter breit, Hutmitte nussbraun und gebuckelt, Hutschuppen zum Rand hin kleiner werdend
- Lamellen: frei, weiß bis cremefarben, nicht mit dem Stiel verbunden
- Stiel: auffällig genattert, hohl, bis 40 Zentimeter lang, knollige Verdickung am Ende, verschiebbarer Ring
- Fleisch: bleibt auch bei Verletzung weiß, fest
Seitlinge
Seitlinge sind un- bis kurzgestielte Pilze, die seitlich am Substrat (beispielsweise am Totholz oder an einem morschen Baumstamm) wachsen. Die Hüte sind oft ohrenförmig und haben auf der Unterseite helle Lamellen. Die Hutoberseite hingegen ist glatt, Schuppen treten nicht auf. Die meisten Seitlingsarten sind essbar, manche – etwa der Austernpilz – gelten sogar als hervorragende Speisepilze.
Austernpilz (Pleurotus ostreatus)
Dieser auch als Austern-Seitling bezeichnete Lamellenpilz wächst in Büscheln an geschwächtem Nadel- oder Laubholz. In Deutschland treten diese kälteliebenden Pilze vornehmlich an Rotbuchen auf. Austernpilze – deren Geschmack gern mit dem von Kalbfleisch verglichen wird – wachsen nur in den Wintermonaten. Im Sommer finden Sie hingegen den ebenfalls essbaren und sehr ähnlichen Lungen-Seitling (Pleurotus pulmonarius).
Täublinge
Viele wertvolle Speisepilze finden sich zudem in der umfangreichen Gattung der Täublinge. Diese umfasst rund 750 in Deutschland verbreitete Arten, die sowohl in Nadel-, Laub- und Mischwäldern vorkommen und für deren Bestand unverzichtbar sind. Täublinge werden groß und sind oft auffallend bunt gefärbt.
Fleischroter Speise-Täubling (Russula vesca)
Dieser beliebte Lamellenpilz wächst in Laub- und Nadelwäldern und kann zwischen Juni und Oktober gesammelt werden.
- Färbung: fleischfarben bis rosabräunlich
- Hut: bis 10 Zentimeter breit, jung halbkugelig, später gewölbt, Huthaut reicht nicht bis zum Rand, lässt sich abziehen
- Lamellen: weiß bis cremefarben, schmal und dicht stehend, am Stiel angewachsen
- Stiel: bis 8 Zentimeter lang, bis 2,5 Zentimeter breit, verjüngt sich zur Basis, weiß
- Fleisch: weiß, fest, verfärbt sich mit Eisensulfat rosa
Grüner Speise-Täubling (Russula heterophylla)
Dieser auch als Violettgrauer Täubling bezeichnete Lamellenpilz ist ebenfalls essbar. Sie finden die Art zwischen Juni und Oktober an warmen und lichten Standorten in Rotbuchen- und Eichen-/ Hainbuchenwäldern.
- Hut: bis 15 Zentimeter breit, jung fast kugelig, später ausgebreitet bis niedergedrückt, Huthaut glänzend und glatt, meist in Grüntönen
- Lamellen: weiß bis cremefarben, schmal und dicht stehend, am Stiel angewachsen, am Stielansatz gegabelt
- Stiel: bis 6 Zentimeter lang, bis 3 Zentimeter breit, fest, im Alter an der Basis fleckig
- Fleisch: weiß, fest, verfärbt sich mit Eisensulfat intensiv rosa
Häufig gestellte Fragen
Leider gibt es keine Möglichkeit, unbekannte giftige von essbaren Pilzen zu unterscheiden. Ihnen bleibt nur, die verschiedenen Pilzarten und ihre charakteristischen Merkmale zu lernen. Auch von Schnecken und anderen Tieren angefressene Pilze sind kein Garant für Unbedenklichkeit: Was für Weichtiere ungefährlich ist, kann für Menschen tatsächlich tödlich sein und umgekehrt. Sammeln Sie nur Pilzarten, die Ihnen bestens vertraut sind. Bei Zweifeln sowie bei unbekannten Pilzen fragen Sie einen geprüften Pilzberater.
Roh sind alle Hallimascharten – sowohl der Gemeine Hallimasch als auch der Honiggelbe Hallimasch – tatsächlich giftig. Dieser Lamellenpilz ist nur dann genießbar, wenn Sie ihn vor dem Verzehr mindestens 20 Minuten lang kochen und das Kochwasser anschließend weggießen.