Wer aufmerksam durch die Natur streift, kann viel Spannendes entdecken. Bunte Raupen mit Horn beispielsweise, die Sie mit ein bisschen Glück zwischen Juli und September finden können. Hier stellen wir Ihnen 8 heimische Arten vor.
Charakteristikum für Schwärmer
Die gehörnten Raupen tragen ihr Horn übrigens nicht am Kopf, sondern, ganz im Gegenteil, am entgegengesetzten Körperteil. Tatsächlich handelt es sich um ein so genanntes Analhorn, welches mitten auf dem achten Hinterleibssegment sitzt. Je nach Art und Alter der Raupe ist es sehr unterschiedlich gefärbt und ausgebildet. Das Analhorn ist ein charakteristisches Merkmal der Schwärmer (Sphingidae), eine weltweit verbreitete Familie der Schmetterlinge. Es gibt etwa 20 bei uns heimische Arten, insgesamt sind rund 1200 verschiedene Varietäten bekannt.
Abendpfauenauge (Smerinthus ocellatus)
Das Abendpfauenauge ist eine häufig anzutreffende, heimische Schwärmerart, deren Raupen man zwischen Juli und September findet. Die Tiere fressen vor allem an verschiedenen Weidenarten, an Pappeln, Birken, Apfel- und anderen Obstbäumen. Sie sind vornehmlich in Gewässernähe anzutreffen. Im fortgeschrittenen Raupenstadium erkennen Sie die Art an diesen Merkmalen:
- Körperlänge bis 80 Millimeter
- meist blaugrüne, manchmal gelbgrüne Färbung
- feine weiße Punkte am ganzen Körper
- gelbe, schräg verlaufende Seitenstreifen
- Rücken heller gefärbt als restlicher Körper
- hellblaues Analhorn
Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis)
Der Hummelschwärmer ist eine häufig auftretende, heimische Schwärmerart, allerdings auch sehr scheu und daher schwer zu beobachten. Im Gegensatz zu anderen Schwärmern sind die Tiere tagaktiv. Ihre Raupen finden Sie im Zeitraum zwischen Mitte Juni und Anfang August, vornehmlich an Heckenkirschen (Lonicera), aber auch an Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum), Labkräuter (Galium), Deutzien (Deutzia), Schneebeeren (Symphoricarpos) und Witwenblumen (Knautia). Typische Merkmale sind:
- Körperlänge zwischen 35 und 40 Millimetern
- nach dem Schlüpfen lediglich ca. drei Millimeter
- zunächst hellgelb, später kräftig hellgrün
- helle Längslinien an den Seiten
- raue, mit vielen hellen Punktwarzen versehene Körperoberfläche
- rötlicher Fleck
- Analhorn zunächst dunkel, später an der Basis rot und zur Spitze braun
Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri)
Der Kiefernschwärmer ist eine der am weitesten verbreiteten Schwärmerarten in Mitteleuropa. Die Raupen ernähren sich nicht nur von verschiedenen Kiefernarten, sondern sind auch an anderen Nadelgehölzen wie Fichten und Lärchen sowie auch an Zedern und Douglasien zu finden. Sie finden die Tiere zwischen Juli und September. An diesen Merkmalen sind sie zu erkennen:
- Körperlänge zwischen 75 und 80 Millimeter
- nach dem Schlupf ca. fünf Millimeter lang
- zunächst gelbe Körperfärbung, später grün
- sechs hellgelbe Längslinien nach der ersten Häutung
- Analhorn dunkel, am Ende gespalten
Kleiner Weinschwärmer (Deilephila porcellus)
Der hübsche Kleine Weinschwärmer ist vornehmlich an sonnigen, trockenen und offenen Standorten wie etwa Trockenrasen, aber auch an Straßenrändern und Bahndämmen heimisch. Die Raupen finden Sie in den Monaten Juli bis August. Vor allem die verschiedenen Labkräuter, aber auch Weidenröschen zählen zu den bevorzugten Nahrungspflanzen.
Diese Merkmale sind charakteristisch:
- Körperlänge bis 70 Millimeter
- zunächst grüne, später braune Grundfärbung
- auf dem zweiten und dritten Segment je zwei Augenflecken
- Analhorn ist nur ein kleiner Höcker
Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri)
Der Ligusterschwärmer ist in Gärten häufig anzutreffen, da seine bevorzugten Raupenfutterpflanzen zugleich zu den beliebtesten Hecken- und Ziergehölzen gehören. Die Tierchen fressen am liebsten am Liguster, aber auch an Flieder, Eschen, Beerengehölzen, Heckenkirschen, Schneebeeren und Spiersträuchern. So mancher Gärtner fürchtet bei Entdeckung um seine schöne Hecke, doch keine Sorge: Der Schädling richtet keinen Schaden an. Dazu ist die Anzahl der vorhandenen Raupen einfach zu gering.
Typische Merkmale der Raupe:
- ausgewachsen bis zu 100 Millimeter lang
- leuchtend grüne Färbung
- sieben weiß-rosa bis weiß-violett gefärbte Seitenstreifen
- zahlreiche gelbe Punkte
- Analhorn an der Basis hell, zur Spitze hin dunkler werdend
Lindenschwärmer (Mimas tiliae)
Der Lindenschwärmer ist ein mit bis zu 100 Millimetern Flügelspannweite sehr großer Nachtschwärmer, dessen erwachsene Exemplare allerdings eher selten gefunden werden. Dafür sind die Schwärmerraupen umso häufiger anzutreffen, vor allem an Linden, Birken und Kirschen. Sie ähneln denen des Abendpfauenauges und des Pappelschwärmers. An diesen Merkmalen erkennen Sie Lindenschwärmer im Raupenstadium:
- kurz vor der Verpuppung zwischen 55 und 65 Millimeter lang
- nach dem Schlupf ca. sechs Millimeter
- zunächst hellgrüne, später grüne bis blaugraue Färbung
- deutliche gelbe Schrägstreifen an den Körperseiten
- viele gelbe Tuberkel
- fast dreieckige Kopfkapsel
- Analhorn blau oder violett, Analplatte rot bis rötlichgelb
Stehen die Tiere kurz vor der Verpuppung, färben sie sich drastisch um: Nun ist die Oberseite unauffällig graubraun, die Unterseite ist indes blass grünlich-violett.
Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor)
Zwischen Mitte Juni und August findet man die Raupen des Mittleren Weinschwärmers vornehmlich in feuchten Umgebungen, etwa in der Nähe von Gewässern. Häufig sind die Tiere in Parks und Gärten anzutreffen, da ihre bevorzugten Raupenfutterpflanzen gerne als Zierpflanzen kultiviert werden. Die Raupen fressen an verschiedenen Weidenröschenarten, an Springkräutern, Fuchsien, Gewöhnlichem Blutweiderich sowie an der Gemeinen Nachtkerze.
Typische Merkmale:
- Körperlänge bis 80 Millimeter
- Färbung zunächst grün, später braun bis braunschwarz
- zwei deutliche Augenflecken im Kopfbereich
- Analhorn lang und spitz zulaufend
Die Raupen ähneln denen des Kleinen Weinschwärmers, Sie können die beiden Arten jedoch an der jeweils charakteristischen Form des Horns auseinanderhalten.
Pappelschwärmer (Laothoe populi)
Die gelbgrünen Raupen des Pappelschwärmers finden sich vor allem an Pappeln, aber auch gelegentlich an Weiden und Obstgehölzen (vornehmlich Prunus-Arten wie Pflaume, Pfirsich etc.). Charakteristisch ist das gelbe Horn, welches eine Unterscheidung zu dem recht ähnlichen Nachwuchs des Abendpfauenauges erlaubt. Während diese recht ausgeprägt bläulich gefärbt sein können, sind die Hörner der kleinen Pappelschwärmer höchstens an der Basis blau. Der erwachsene Schwärmer gehört mit einer Flügelspannweite zwischen 72 bis 92 Millimetern zu den größten Faltern Europas.
Häufig gestellte Fragen
Der „Stachel“ der hier vorgestellten Schwärmer-Arten mag zwar bedrohlich aussehen, aber weder das Horn noch das dazugehörige Tier ist giftig. Mit diesem „Stachel“ können Schwärmerraupen auch nicht stechen.
Horn sowie oft ebenfalls vorhandene Augenflecken sollen eventuellen Fraßfeinden „Gefahr“ signalisieren. Ergo dienen diese typischen Artmerkmale dem Selbsterhalt, manchmal auch dem in der Tierwelt verbreiteten Mimikry. Das bedeutet, sie tun einfach so, als wären sie gefährlich.