Der Haselnussbaum (Corylus avellana) zählt zu den anspruchslosesten Gewächsen Mitteleuropas. Seine Wuchsfreudigkeit lässt manch einen Gartenbesitzer allerdings an die Grenzen kommen. Mit der richtigen Anleitung klappt der Rückschnitt der Hasel unkompliziert zum optimalen Zeitpunkt.
Benötigte Utensilien
Zum Schneiden eines Haselnussbaums ist geeignetes Schnittwerkzeug erforderlich. Hierbei kommt es auf die Baumgröße und Aststärke an. Wichtig ist, dass es vor der Verwendung gründlich gereinigt und desinfiziert wird, damit darüber keine Krankheitserreger oder Schädlinge übertragen werden. Folgendes Werkzeug bietet eine Auswahl für jeden Bedarf:
- Gartenschere für tief liegende dünne Zweige oder Triebspitzen
- Astschere für dickere Äste
- Teleskop-Astschere oder Schneidgiraffe für hoch liegende Schnittbereiche
- Baum-/Holzsäge als Alternative
Bester Zeitpunkt
Wann der beste Moment zum Schneiden von Haselnussbäumen gekommen ist, hängt von der jeweiligen Schnittart ab. Grundsätzlich liegt dieser zwischen Oktober und März. Eine Ausnahme bildet der Wurzelschnitt. Genaue Daten sind im Folgenden den Beschreibungen der Schnittarten zu entnehmen.
Schnittarten
Wächst der Haselnussbaum zu hoch, ist er alt, handelt es sich um eine Jungpflanze oder blüht er nicht mehr üppig? Für jedes „Problem“ gibt es die richtige Schnittart.
Wurzelschnitt
Der Wurzelschnitt ist in zwei Situationen erforderlich: wenn ein Haselnussbaum neu gepflanzt wird und wenn er als Strauch im Kübel zu groß wird beziehungsweise klein gehalten werden soll.
Neupflanzung:
Bei der Neupflanzung ist der Wurzelschnitt angeraten, weil man die Wurzeln dadurch zum Wachstum anregt und sie sich besser/schneller in der Erde festsetzen. Das wiederum fördert die Widerstandsfähigkeit. Wird zusätzlich ein Teil der Triebe gekürzt, reduziert sich das Risiko von Erkrankungen und die Wasserverdunstung nimmt ab. Folgende Informationen sollte Beachtung finden:
- bester Zeitpunkt: zwischen Frühjahr und Sommer während Vegetationsperiode
- Triebe um ein Drittel kürzen
- abgeknickte Wurzelstellen abtrennen
- vertrocknete und beschädigte Wurzelteile abschneiden
Wurzelschnitt bei Kübelpflanze:
Ein Haselnussbaum ist schnellwüchsig. Ohne Rückschnitt der Wurzeln bringt er regelmäßig Kübel zum Brechen/Platzen. Um das zu verhindern und ihn auf eine gewünschte Höhe zu behalten, ist ein Wurzelschnitt die wirkungsvollste Methode. So wird es gemacht:
- bester Schnittzeitpunkt: zwischen Oktober und Ende Februar
- Wurzeln freilegen
- zwischen einem Drittel und der Hälfte kürzen
- gleichzeitig Verjüngungsschnitt an Trieben vornehmen (siehe Anleitung unter Schnittarten „Verjüngungsschnitt“)
- sollte alle zwei bis drei Jahre wiederholt werden
Pflanzenaufbau-Schnitt
Bei einem jungen Haselnussbaum kommt der Aufbauschnitt zum Einsatz. Er gilt als der wichtigste unter den Schnittarten. Durch diesen wird das natürliche Wachstum gefördert und Jungpflanzen in ihrer Entwicklung gestärkt, sodass sie zu prächtigen, gesunden Adult-Pflanzen heranwachsen. Bleibt der Aufbauschnitt aus, sind ein mickriges Wachstum sowie unansehnliches Erscheinungsbild keine Seltenheit. Folgendes sollten Hobbygärtner darüber wissen:
- bester Schnittzeitpunkt: Frühjahr kurz vor oder direkt zu Beginn der Wachstumsperiode
- Zeitraum: zwischen zwei und vier Lebensjahre, je nach Entwicklungsstand (gelten bis zu sechs Jahren als „jugendlich“)
- mittleren Haupttrieb nur leicht ankürzen, Triebe drumherum in Kugelform herunterschneiden (erledigt meist die Baumschule)
- Abschnitt von Basistrieben – zwei bis drei sind stehen zu lassen
- ideal, wenn sich zwischen zehn und zwölf neue Stämme gleichmäßig verteilt gebildet haben
Verjüngungsschnitt
Diese Schnittart findet in der Regel Anwendung bei älteren Haselnussbäumen und -sträuchern. Vor allem solche, die über Jahre nicht geschnitten wurden, ist ein Verjüngungsschnitt die erste Wahl unter den Schnittarten. Wenn ein in die Jahre gekommenes Exemplar nicht mehr prächtig wächst oder ein jüngerer beispielsweise durch Krankheit oder Schädlinge geschwächt wurde, sorgt der Verjüngungsschnitt für die Förderung der Vitalität, Anregung der Blütenbildung und begünstigt ein dichtes Wachstum. Bei dieser Schnittart ist über einen Zeitraum von drei Jahren unterschiedlich vorzugehen:
- bester Schnittzeitpunkt: jeweils zwischen Oktober und März (frostfreien und trockenen Tag wählen)
- zuerst ein Drittel aller Triebe auf 40 Zentimeter zurückschneiden (einige Knospen unbedingt stehen lassen)
- Schnitt steht oberhalb nach außen zeigender Augen ansetzen (für kugelförmiges Wachstum)
- im Folgejahr ein Drittel der bisher ungekürzten Triebe schneiden
- im letzten Jahr restlichen ungeschnitten Triebe kürzen
- ab viertem Jahr kann bei Bedarf Formschnitt erfolgen
Auslichtung
Beim Auslichtungsschnitt geht es darum, „Ordnung“ ins Geäst zu bringen. Dies soll Verkahlungen vorbeugen bzw. beheben und Licht sowie Luft ins Innere gelangen lassen.
Anleitung:
- bester Schnittzeitpunkt: zwischen Anfang und Ende Februar – kleinere Schnittvorhaben auch bis März
- vertrocknete, alte und abgestorbene sowie dicht verwachsene Zweige im Inneren abschneiden
- bei Haselnusssträuchern in Bodennähe so viele ältere Triebe abschneiden, wie neue vorhanden
- bei stämmigen Haselnussbäumen Wurzeltriebe am Stamm abtrennen
- aus Stamm senkrecht wachsende Triebe entfernen
- zu viele Seitentriebe am Stamm schneiden (einer pro Seite ausreichend)
- einen Trieb bei überkreuztem Wachstum abschneiden
- — Häufigkeit eines Auslichtungsschnitts: bei Kahlwuchs im Inneren oder alle drei Jahre
Formschnitt
Wem der Haselnussbaum oder -strauch zu unförmig ist, können mittels Formschnitt Korrekturen vorgenommen werden. Zwingend erforderlich ist diese Schnittart nicht, denn auch durch Auslichtungs- und Verjüngungsschnitte kann man zumindest auf eine angedeutete Formgebung achten. Beim Formschnitt ist darauf zu achten, dass nicht zu viel weggeschnitten wird. Hier gilt: lieber öfter schneiden, als einmalig viel kürzen. Ansonsten ist noch zu beachten:
- Haselnussbaum zwischen Oktober und Februar schneiden
- Schnittwiederholungen: alle zwei bis drei Jahre ausreichend
Schneiden veredelter Haselnussbäume
Soll ein veredelter Haselnussbaum geschnitten werden, sind unbedingt die Veredelungsstellen vorab auszumachen. Diese sind an ihrer Verdickung in der Rinde zu erkennen. Manchmal bilden sich auch „Knicke“. Gleich, welche Schnittart gewählt wird, der Schnitt hat stets oberhalb der Veredelungsstellen zu erfolgen.
Korkenzieherhasel schneiden
Unter den verschiedenen Haselnuss-Pflanzen ist die Korkenzieherhasel ebenfalls sehr beliebt und weit verbreitet. Den Namen verdankt sie den gewundenen Trieben. Diese Art neigt besonders zum sogenannten Stockausschlag, bei dem aus der Wurzel kerzengerade Triebe in die Höhe wachsen. Neben dem Energieraub der Pflanze stört dies die Optik der ansonsten auffällig geformten Gesamterscheinung. Sie sind ebenso wie bei der klassischen Haselnuss sofort zu entfernen. Zusätzlich können durch einen gezielten Rückschnitt die Triebwindungen gefördert sowie das Wachstum begünstigt werden. Erreicht wird dies durch folgende Vorgehensweise:
- Stockausschlag entfernen: ganzjährig
- Bester Schnittzeitpunkt: Herbst und zeitiges Frühjahr vor Austrieb
- Schnitt-Rhythmus: einmal jährlich ideal, ansonsten mindestens alle zwei Jahre
- Zu weit herausragende Triebe um maximal zwei Drittel kürzen
- Restliche Triebe an den Spitzen etwa fünf Zentimeter abschneiden (regt das Wachstum an)
- Kreuzende Triebe entfernen (mindestens einen davon)
- Nach innen gebogene Triebe unterhalb der Biegung abtrennen
- Triebe mit Wachstumsstörungen, geminderter Laub- sowie Blütenbildung einmalig stark einkürzen
Wildtriebe entfernen
Unter Wildtrieben sind solche zu verstehen, die direkt aus der Wurzel senkrecht in die Höhe schießen. Nicht zu verwechseln sind sie mit den Wassertrieben, die aus dem Stamm herauswachsen. Wildtriebe werden auch als Stockausschlag bezeichnet. Sie schaden einem Haselnussbaum, weil sie ihm aufgrund ihres raschen Wachstums enorm Energie entziehen und somit das Wachstum beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollten sie zügig und unabhängig des Zeitpunktes entfernt werden. Das Abschneiden eignet sich nicht, denn es verbleiben Reste an den Wurzeln. Die optimale Methode ist ein ruckartiges Herausreißen, in der Hoffnung, dass sie sich vollständig von der Wurzel lösen.
Häufig gestellte Fragen
Sind Krankheiten und ein Schädlingsbefall auszuschließen, kann ein Radikalschnitt die Lösung sein. Dabei werden alle Triebe stark gekürzt. Bei einem hohen Haselnussbaum sollte mindestens auf ein Drittel heruntergeschnitten werden. Bei Sträuchern und der Korkenzieherhasel sollte der Radikalschnitt bis auf 15/20 Zentimeter über dem Boden erfolgen. Achten Sie darauf, dass Augen stehen bleiben. Liegen diese höher, ist die verbleibende Länge dementsprechend anzupassen.
Es gibt ein Schnittverbot generell für alle Bäume, Sträucher und Hecken. Dies umschließt jede Schnittmaßnahme zwischen dem 1. März und dem 30. September, weil dadurch brütende Vögel und ihr Nachwuchs im Nest gestört werden können oder durch starke Rückschnitte geeignete Brutstätten zerstört werden. Lediglich geringfügige Formschnitte können am Haselnussbaum während dieser Zeit vorgenommen werden. Starke Rückschnitte, wie ein Radikalschnitt, sind ausschließlich außerhalb des genannten Zeitraumes vorzunehmen.