Als Marder werden in Deutschland oft nur der Stein- oder der Baummarder bezeichnet. Die Familie der Marder ist jedoch sehr groß und sogar die im Wasser lebenden Otter gehören dazu.
Charakteristische Merkmale
Marder gehören zu den hundeartigen Raubtieren, die weltweit zu finden sind. In Europa und vor allem in Deutschland gibt es eine große Vielfalt an Marderarten. Obwohl diese Gruppe an Tieren sehr vielfältige Lebensräume hat und sowohl zu Wasser als auch an Land zu finden sind, gibt es einige charakteristische Merkmale, die alle Arten gemeinsam haben.
Typische Merkmale:
- langer Körper
- kurze Beine im Verhältnis zum Körper
- nicht einziehbare Krallen an den Pfoten
- eher kleinere Ohren
- kurze Schnauze
Typisch für Marder ist das Scherengebiss, das viele Raubtiere besitzen. Die Anzahl an Zähnen kann jedoch von Art zu Art variieren und ist oft an die bevorzugte Nahrung angepasst. Im Wasser lebende Marder haben eher ausgeprägte Backenzähne, damit sie beispielsweise die Schalen von Muscheln knacken können, während Arten wie das Mauswiesel eher markante Reißzähne haben, um damit lebende Beute einfacher zu erlegen.
Dachse (Melinae)
Die Unterfamilie der Dachse ist klein und umfasst nur sieben Arten. In Europa gibt es lediglich einen Vertreter dieser Art.
Europäischer Dachs (Meles meles):
- bis zu 14 kg Gesamtgewicht
- typische grau- schwarz-weiße Färbung
- Lebensraum: Laubmischwäldern, sumpfige Gebiete
- Nahrung: Obst, Regenwürmer, Käfer, Wühlmäuse, Spitzmäuse, Maulwürfe, Wildkaninchen
Dachse sind im Vergleich zu den meisten anderen Marderarten keine Einzelgänger. Sie sind in Familienclans organisiert und mit etwas Glück können Sie sogar einen ganzen Clan etwa in der Dämmerung beobachten, wenn sie beispielsweise auf Nahrungssuche sind.
Guloninae
In der Unterfamilie der Guloninae befinden sich jene Arten, die typischerweise mit dem Begriff „Marder“ in Verbindung gebracht werden. Innerhalb der Gattung der Echten Marder befinden sich die heimischen Stein- und Baummarder, die sowohl bei Geflügel als auch bei Autobesitzern gefürchtet sind. Baummarder verirren sich gelegentlich in die Hühnerställe, wesentlich häufiger richten dort Steinmarder Schäden an. Der Steinmarder hat eine besondere Vorliebe für Autos, wo er Kabel und Schläuche anfrisst, er ist auch ein gefürchteter Hühnermörder und Eierdieb.
Baummarder (Martes martes):
- dunkelbraunes Fell
- kastanienbrauner Kehlfleck
- dreieckige gelblich geränderte Ohren
- lebt vorwiegend im Wald
- Nahrung: Vögel inklusive deren Gelege, kleine Säugetiere wie Wühlmäuse oder Eichhörnchen, gelegentlich Reptilien wie Frösche oder Eidechsen, selten Schnecken oder Insekten
Der Baummarder verirrt sich seltener in bewohnte Regionen. Es kann aber passieren, dass er auch in Siedlungen in der Nähe von Wäldern vordringt.
Steinmarder (Martes foina):
- hellbraunes bis graubraunes Fell
- weißer Kehlfleck
- Kulturfolger
- Nahrung: Allesfresser bevorzugt jedoch Fleisch etwa von Nagetieren, Vögel und deren Gelege, Frösche, Insekten
Der Steinmarder unterscheidet sich zusätzlich vom Baummarder noch durch seine kleinere und rundlichere Ohrenform. Zudem hat der Steinmarder eine hellere Nase.
Mustelinae
Die Unterfamilie der Mustelinae gehört zu den artenreichsten Familien der Marderarten. Viele Vertreter sind in Deutschland heimisch. Bis vor kurzem wurden auch die Echten Marder wie Baum- und Steinmarder dieser Unterfamilie zugeordnet. Neuere genetische Untersuchungen ergaben jedoch keine so enge Verwandtschaftsbeziehung, weshalb sie der eigenen Unterfamilie der Guloninae zugeordnet wurden.
Die Unterfamilie der Mustelinae unterteilt sich wiederum in weitere Unterfamilien, wovon lediglich in der Familie der Mustela heimische Arten zu finden sind.
Europäischer Iltis (Mustela putorius)
- unangenehm duftendes Sekret zur Reviermarkierung
- Einzelgänger bis zur Paarung
- Nahrung: Fleischfresser, nur selten Früchte
Der Iltis ist ein geschickter Jäger, der durchaus auch größere Beutetiere überwältigen können. Sogar giftige Schlangen sind vor ihm nicht sicher. Früher wurde behauptet, er wäre gegen Schlangengift immun, was jedoch nicht der Fall ist.
Europäischer Nerz (Mustela lutreola):
- braune bis schwarze Fellfärbung
- sehr dichtes und wasserabweisendes Fell
- Lebensräume entlang von Flussufern
- Nahrung: kleinere Nagetiere und Schermäuse, Frösche, Fische, Krebse, Vögel
Der Europäische Nerz gilt in Deutschland als praktisch ausgestorben. Der Grund dafür ist nicht nur die intensive Bejagung wegen seines Fells, sondern auch, die Tatsache, dass seine Lebensräume zunehmend verschwanden. Er braucht Ufergebiete die eine Größe von rund 30 Hektar haben, die es so heute kaum noch gibt. Ein weiterer Grund, warum der heimische Europäische Nerz zunehmend verschwand, war der Konkurrenzdruck durch die Amerikanischen Nerze.
Die Amerikanischen Nerze wurden nach Europa zur Zucht für die Gewinnung von Fell gebracht. Immer wieder entkamen aus den Zuchten Tiere, die sich in der Natur ansiedeln und den heimischen Nerz vertrieben. Größere Bestände gibt es heute noch im westlichen Sibirien und im Kaukasus.
Hermelin (Mustela erminea):
- im Sommer braunes Fell
- im Winter weißes Fell
- ursprünglich aus Australien, gilt jedoch mittlerweile als heimisch
- große Würfe mit bis zu 18 Jungtieren
- Nahrung: Mäuse, Ratten, Spitzmäuse, Maulwürfe, kleinere Vögel, gelegentlich Reptilien wie Frösche, Insekten
Das Hermelin ist ein gern gesehener Kulturfolger, denn aufgrund seiner Größe kann es Nutztieren wie Hühnern keinen Schaden zufügen, dafür ist es aber ein geschickter Mäusejäger. Das Hermelin schleicht sich sehr lautlos an und tötet schnell mit einem gezielten Biss in den Nacken. Hermelin wurde früher ebenfalls wegen seines weißen Winterfells bejagt. In der Natur hat das Hermelin jedoch ebenfalls keine hohe Lebenserwartung, da es mit vielen Fressfeinden wie diversen Greifvögeln oder Raubtieren wie Füchsen konfrontiert ist.
Mauswiesel (Mustela nivalis):
- Paarung solange ausreichend Futter vorhanden ist
- mehrere Würfe pro Jahr möglich
- Lebensraum: Wiesen, Wälder
- Nahrung: bevorzugt Wühlmäuse, gelegentlich pflanzliche Nahrung
Das Mauswiesel hat ein Revier, das bis zu 50 Hektar groß ist. An einem Standort, wo es gute Nahrungsquellen gibt, bleibt es in der Regel jedoch länger.
Otter (Lutrinae)
Es gibt nicht nur Marderarten, die am Wasser leben, Otter verbringen einen großen Teil ihres Lebens im und sogar unter Wasser. Otter sind ausgezeichnete Schwimmer und haben sie einen Teich mit Zuchtfischen entdeckt, ist der Schaden oft sehr groß. Der Otter leidet jedoch weltweit unter der zunehmenden Verschmutzung der Gewässer.
Fischotter (Lutra lutra):
- muskulöser Schwanz
- Schwimmhäute zwischen den Zehen
- Lebensraum: flache Flüsse mit dicht bewachsenen Uferbereichen
- Süßwasser bevorzugt
- sowohl tag- als auch nachtaktiv
Zugewanderte/Eingeschleppte Marderarten
Neben den heimischen Marderarten gibt es auch zunehmend Arten, die eingeschleppt wurden. Sie sind oft aus kontrollierten Zuchten entkommen und stellen nicht selten einen hohen Konkurrenzdruck gegenüber der heimischen Tierwelt dar. Oft fehlen auch die Jäger, die die Marderarten in Schach halten, wodurch sie sich unkontrolliert ausbreiten können.
Amerikanischer Nerz (Neovison vison):
- dunkelbraunes Fell
- weißer Fleck nur am Kinn
- werden von weiblichen Europäischen Nerzen als Deckungspartner bevorzugt
- Lebensraum am Wasser, keine Unterschiede zwischen Süß- und Salzwasser
Vielfraß (Gulo gulo):
- hell- bis dunkelbraunes Fell
- fast schwarze Schnauze
- bis zu 32 kg
- Lebensraum: Wälder, Wiesen
- Nahrung: im Sommer bevorzugt Aas, Vogeleier, Beeren, gelegentlich auch größere Säugetiere, im Winter bevorzugt Mäuse, Eichhörnchen, Schneehühner
Es wird vermutet, dass der Vielfraß in Mitteleuropa früher heimisch war. Dies belegen Knochenfunde und auch Sagen und Legenden aus früheren Zeiten. Vermutlich zog er sich durch den Jagddruck und wegen besserer Beute im Winter eher in Richtung Skandinavien zurück. Seit einigen Jahren wird er aber gelegentlich in Mitteleuropa wieder gesichtet.
Häufig gestellte Fragen
Der Steinmarder kann große Schäden anrichten und sogar zur Gefahr werden, wenn er ein Auto beschädigt. Es gibt diverse Geräte, die mit unterschiedlichen Methoden arbeiten, wie elektrische Schläge, Schall oder mit Bewegungsmeldern und Licht. Daneben gibt es auch Duftmittel zur Abwehr. In der Regel braucht es eine Kombination aus unterschiedlichen Mitteln, um den Marder endgültig zu vertreiben.
In der Regel bevorzugen Marderarten die Flucht bevor sie mit einem deutlich größeren Gegner wie dem Menschen auf Konfrontation gehen. Lediglich wenn die Tiere in die Enge getrieben werden, reagieren sie mit Bissen, um sich zu verteidigen.