Was schwirrt denn da um den auf der Terrasse gedeckten Kaffeetisch? Ist es eine Wespe oder doch eine Hornisse? Lesen Sie, welche Unterschiede die beiden Arten in Aussehen und Verhalten trennen.
Aussehen
Viele Menschen meinen, Wespen (Vespinae) und Hornissen (Vespa crabro) leicht voneinander unterscheiden zu können. Das ist allerdings nicht immer so einfach, denn hier muss man manchmal sehr genau hinsehen – die Unterschiede zwischen Wespen und Hornissen sind nicht immer so augenfällig, wie man meint.
Größe
Am deutlichsten sind die Unterschiede wohl bei der Größe zu erkennen. Die Hornisse wird von manchen auch als Riesenwespe bezeichnet, weil sie größer erscheint. Dabei wird die beachtliche Länge von bis zu 35 Millimeter nur von der Hornissenkönigin erreicht, während die Arbeiterinnen mit einer durchschnittlichen Länge von etwa 18 bis 25 Millimetern in etwa so groß wie Wespenköniginnen sind. Wespen-Arbeiterinnen erreichen hingegen eine Länge von maximal 14 Millimetern.
Allerdings fliegen die Königinnen sowohl von Hornisse und Wespe lediglich im Frühjahr – meist ab Mitte Mai -, während die Arbeiterinnen erst später erscheinen. Im Gegensatz zu den Bienen überwintern Hornissen- und Wespenstaaten nicht, sondern lediglich ihre Jungköniginnen. Diese gründen nach dem Erwachen aus der Winterstarre einen neuen Staat, der im späten Herbst abstirbt. Aus diesem Grund ist eine Verwechslung anhand der Größe eigentlich nicht möglich, weshalb die Grundregel lautet: Ist die Wespe auffällig groß, handelt es sich möglicherweise um eine Hornisse.
Färbung
Bei Unsicherheiten können Sie Unterschiede in der Färbung heranziehen, um Wespen und Hornissen voneinander zu unterscheiden. Schließlich ist die Größe als alleiniges Unterscheidungsmerkmal ungeeignet, weil so manches individuelles Tier deutlich größer oder kleiner ausfallen kann als für die Art üblich. Charakteristisch für Hornissen ist diese Färbung:
- Kopf und Rumpf schwarz
- oft mit braunroter oder roter Zeichnung
- Kopfschild gelb, keine schwarze Zeichnung
- kein gelbe Zeichnung auf dem Rumpf
- Hinterleib: schwarze Zeichnung auf gelbem Grund
- vorderer Hinterleib häufig dreifarbig: rot, dahinter dunkler Fleck, gelb gefärbter Endabschnitt
Daneben können verschiedene Farbvarianten auftreten, wobei in Deutschland häufig Tiere mit zwei roten, v-förmigen Längsstreifen auf dem mittleren Rumpf sowie mit einer rötlich eingefärbten Stirn vorkommen. Bei Wespen hingegen ist die schwarz-gelbe Warnfärbung ausgeprägter, sie haben zudem eine arttypische schwarze Kopfzeichnung und es fehlen die rötlichen Farbanteile.
Verhalten
Sowohl Hornissen als auch Wespen bilden Sozialstaaten, die aus einer Königin, den Arbeiterinnen und den männlichen Drohnen besteht. Hinsichtlich der Größe des Volks, der Lage und dem Aussehen des Nests sowie in der Ernährung gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Arten.
Nahrung
Rätseln Sie vielleicht darüber, ob gerade Hornissen oder Wespen vom Kuchen naschen wollen? Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten, denn die Unterschiede zwischen den beiden Arten im Hinblick auf die Ernährung sind groß. Nur Wespen fliegen im Spätsommer auf menschliche Nahrung, ganz gleich ob süß oder herzhaft. Hornissen hingegen fliegen keine Kaffeetafel und auch kein Eis schleckendes Kind an.
- Hornissen leben räuberisch
- erbeuten andere Insekten
- ein Hornissenvolk erbeutet täglich bis zu ein halbes Kilogramm Insekten
- Wespen ernähren sich vegetarisch von Nektar, Pollen und Baumsäften
- lediglich für die Larven wird tierische (eiweißreiche) Nahrung erbeutet
Wespen nerven im Spätsommer vor allem deshalb, weil sie im Garten nicht mehr genug Nahrung finden. Es blühen nur noch wenige Pflanzen und diese sind, wenn es sich um Kulturpflanzen handelt, häufig steril.
Volk und Nest
Ein Wespenvolk ist in der Regel wesentlich größer als ein Hornissenvolk: Bis zu 7000 Einzeltiere leben in einem Wespennest, während sich im Nest der Hornissen lediglich etwa 400 bis 700 Tiere befinden. Bei beiden Arten gründet eine im Vorjahr begattete Jungkönigin ein neues Volk und beginnt im Frühjahr mit dem Nestbau, wobei Hornissenköniginnen jedes Jahr ein neues Domizil bauen – sie nisten niemals erneut in einem alten Nest, können aber mehrere Jahre hintereinander an denselben Platz zurückkehren. Auch Wespen zeigen dieses Verhalten und bauen die neuen Nester oft andockend an die alten an. An diesen Nestern können Sie die Arten ebenfalls gut unterscheiden:
- Hornissen nisten gern in der Höhe
- bevorzugen dabei dunkle, regengeschützte Hohlräume
- sind daher häufig in Baumhöhlen, in Nistkästen oder auf Dachböden oder in Schuppen zu finden
- Hornissennester sind hell-beige gefärbt und erinnern an Papier
- Wespen nisten gern in Erdhöhlen (Ausnahme: Gemeine Wespe)
- Wespennester häufig gräulich gefärbt
Sollten Sie bei sich im Garten ein Hornissennest ausfindig gemacht haben, so werden sich mit ziemlicher Sicherheit keine Wespen in der Nähe ansiedeln: Als Räuber machen Hornissen Jagd auf Wespen. Hornissen im Garten haben also zur Folge, dass Sie weniger Probleme mit Schadinsekten haben – und außerdem im Sommer Ruhe beim Kaffeetrinken auf der Terrasse.
Häufig gestellte Fragen
Die Hornisse (Vespa crabro) gehört zusammen mit der Deutschen Wespe (Vespula germanica) und der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) in die Familie der Echten Wespen (Vespinae). Somit handelt es sich tatsächlich um eine Wespenart. Im Gegensatz zu ihren Verwandten interessieren sich Hornissen jedoch nicht für menschliches Essen und sind daher nicht auf Kaffeetafeln etc. anzutreffen.
Hornissen gelten als aggressiv und hochgiftig. Nach einem alten Sprichwort sollen sieben Stiche genügen, um ein Pferd zu töten. Die Wahrheit ist jedoch, dass Hornissen friedliebend sind und außerdem sogar weniger giftig als Wespen – viele Menschen lassen sich bereits durch die schiere Größe der Tiere ängstigen. Hornissen (ebenso wie alle Wespen) greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen oder jemand ihrem Nest zu nahe kommt.
In Deutschland heimisch ist lediglich die Hornissenart Vespa crabro, die hier auch beschrieben wird. Natürlich gibt es weitere Hornissenarten, von denen wahrscheinlich die Japanische Riesenhornisse (Vespa mandarinia) eine der bekanntesten sein dürfte. Diese Art kommt bei uns jedoch nicht vor, im Gegensatz zur eingewanderten Asiatischen Hornisse (Vespa velutina). Diese ist unserer mitteleuropäischen Art sehr ähnlich, ist jedoch etwas kleiner und zeigt auch ein anderes Verhalten.