Wanzen (Heteroptera) sind in den eigenen vier Wänden nicht gerade beliebte Mitbewohner. Sie richten zwar keine schweren Schäden an, sollten aber bei Sichtung schnellstens wieder ins Freie befördert werden.
Wanzen erkennen
Weltweit gibt es rund 60.000 Arten von Wanzen. Sie kommen nahezu in fast jedem Lebensraum vor. In Deutschland selbst sind 1.000 verschiedene Arten zu finden. Auch wenn die Krabbeltierchen in den verschiedensten Gebieten und Regionen leben und in Farbe und Form sehr unterschiedlich aussehen, ist bei allen Wanzen der Körperbau gleich. Im Unterschied zu anderen Insekten sind diese kleinen Tierchen an typischen Merkmalen zu erkennen:
- Stech- oder Saugrüssel (Schnabel oder Rostrum)
- bestehend aus zwei Bündeln von je vier Stechborsten
- diese sind von einer Lippe umhüllt
- im Ruhezustand unter Körper zusammengeklappt
- zwei mittelgroße Komplexaugen (Rhabdomen)
- zwei Fühler (Antennen)
- Körper meist abgeflacht, überwiegend oval
- drei Brustsegmente (Thorax), mit je ein Paar meist Laufbeinen
- Rückenplatte der Vorderbrust (Pronotum) bildet großes Halsschild
- Schild verdeckt mittleren Brustabschnitt
- hinterer Rückenplattenabschnitt der Mittelbrust (Mesothorax) hervorstehend
- mit schildartigem Dreieck (Schildchen) gezeichnet
- zwei ausgebildete Vorderflügel (Hemielytren) im Brustbereich
- Stinkdrüsen an den Hinterbeinen
Die Größe der Wanzen kann je nach Art zwischen 1 mm und 11 cm variieren. Ebenso ist ihr Flugvermögen trotz vorhandener Flügel mehr oder weniger stark ausgeprägt. Daneben ist auch die Färbung der Tiere recht unterschiedlich von gepunktet bis gestreift, von grün bis dunkelbraun-schwarz ist alles vorhanden.
Flucht ins Haus
Wanzen sind sehr anpassungsfähig. Hauptsächlich bevorzugen sie einen trockenen und warmen Lebensraum. Dieser ist ebenfalls optimal für die Fortpflanzung. Gerade in warmen und trockenen Sommern können die Tiere sich explosionsartig vermehren und es kann schnell zu einer Wanzenplage kommen. Unter solchen Bedingungen kann eine mehrfache Fortpflanzung im Jahr erfolgen. Ein Weibchen ist dann in der Lage bis zu 450 Eier abzulegen. In ihrem natürlichen Umfeld können die Tiere meist ein unbeobachtetes Dasein führen, anders sieht es jedoch aus, wenn sie plötzlich im Haus auftauchen. Hauptsächlich sind hier vier verschiedene Arten zu beobachten:
Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)
- auch als Gemeine Stinkwanze oder Gemeiner Grünling bekannt
- zu erkennen an grüner Körperfärbung im Frühjahr
- im Herbst braun
- Absonderung eines stinkenden, klebrigen Sekrets
- Körpergröße 12 bis 14 mm
Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys)
- auch umgangssprachlich als „Stinkkäfer“ bekannt
- gräulich- braun gefärbt
- Fühler weiß geringelt
- heller Punkt am Hals
- Obstbaumschädling
- Körpergröße 17 mm
Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa)
- grau-gelb gefärbt
- stark gepunktet
- schwarze Fühler
- Absonderung eines stinkenden Sekrets
- Körpergröße 14 bis 16 mm
Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus)
- rot gefärbt
- schwarzer Kopf mit Schild
- Halsschild mit schwarzem Mittelfleck
- Körpergröße 9 bis 13 mm
Eine Wanzenplage im Haus ist immer erst im Herbst zu erkennen. Temperaturen unter 10 Grad vertragen Wanzen nur sehr schlecht, es ist ihnen einfach zu kalt. Sie machen sich daher auf die Suche nach einem passenden Winterquartier. Dabei werden die Tiere von geheizten und beleuchteten Wohnungen derart angezogen. Sie quartieren sich dann nicht nur direkt im Haus ein, sondern auch
- auf beheizten und überdachten Balkonen
- in Topfuntersetzern von Kübelpflanzen
- ebenso in Spalten und Ritzen im Mauerwerk und
- im Rollladenkasten
Bevor die Wanzen ins Haus und Wohnung eindringen versammeln sie sich meist tagsüber im Sonnenschein an warmen Hausfassaden. Am späteren Abend, wenn es kälter wird, nutzen sie dann die Gunst der Stunde und krabbeln oder fliegen durch offene Fenster und Türen in ihre neues Winterquartier.
„Stinker“ wieder loswerden
Die Tiere sind für den Menschen zwar nicht gefährlich und richten im Haus keinen Schaden an. Lediglich können sie sich, an gelagertem Obst zu schaffen machen. Dieses verfärbt sich nach einem Befall unansehnlich, auch Verformungen sind erkennbar. Es ist dann für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet. Lästig kann natürlich auch der stinkende Geruch werden, der von den Tieren abgesondert wird. Daher sollten auch niemals zum Loswerden von Wanzen, diese einfach zertreten oder mit einer Fliegenklatsche erschlagen werden. In der Regel verschwinden die Krabbeltiere im Frühjahr, wenn die Temperaturen ansteigen von allein wieder ins Freie. Jedoch ist ein Zusammenleben mit den Tierchen nicht unbedingt ratsam. Wenn eine Wanzenplage zu erkennen ist, sollte umgehend gehandelt werden. Zum Loswerden der Tiere gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Einfach einfangen
Das wäre die einfachste Methode, um die Krabbeltiere wieder ins Freie zu befördern. Dabei wird wie folgt vorgegangen
- leeres Glas über Tier stülpen
- ein Stück Papier oder Pappe zwischen Glas und Boden etc. schieben
- Glas mit Tier vorsichtig um kippen, Öffnung nach oben
- anschließend ins Freie transportieren
- alternativ Gartenhandschuhe anziehen oder
- Plastiktüte über die Hand ziehen
- Tiere dann einsammeln
Auslegen von Klebefallen
Im Handel gibt es spezielle Klebefallen zum Fangen von Insekten, beispielsweise Fliegen. Diese Fallen werden direkt rund um die Fenster, Türen, Laufwege und Aufenthaltsplätze der Wanzen ausgelegt. Wichtig ist dabei, dass die Klebefallen regelmäßig ausgetauscht werden, da die gefangenen Tiere ihre Duftmarken hinterlassen, was nicht gerade für ein gutes Raumklima sorgt.
Einsatz des Staubsaugers
Nun diese Methode ist sicher etwas umstritten. Nach dem Aufsaugen der Tiere gerade aus schwer unzugänglichen Verstecken wie Jalousien, würden die Tiere im Beutel des Staubsaugers sterben. Hinzu käme dann der Gestank, den sie verströmen. Der Beutel muss, falls diese Methode genutzt wird, sofort nach getaner Arbeit getauscht werden. Alternativ kann auch ein Strumpf im Rohr des Saugers befestigt werden. So ist das Einfangen der Wanzen schließlich ganz einfach.
Essig und Spülmittel
Diese selbst hergestellte Lösung kann sowohl zur Bekämpfung von bereits in die Wohnung eingedrungener Tiere genutzt werden und ebenso zur Vorbeugung. Benötigt werden
- 120 ml Essig
- 60 ml Geschirrspülmittel
- 250 ml heißes Wasser
- alles gut mischen
- in Spritzflasche füllen
Mit dieser Mischung sollten Fensterrahmen, Türen, Laufwege sowie Verstecke der Tiere eingesprüht werden. Die Lösung kann auch direkt zur Bekämpfung der Tiere, also diese damit besprühen, zum Einsatz kommen. Nach erfolgter Behandlung sterben sie. Daneben können auch andere Duftstoffe genutzt werden. Dazu gehören
- Salmiak
- Nelkenöl
- Neemöl
- Wacholder
Sollte der Befall groß sein und beim Loswerden der Tierchen nichts helfen, kann ein Kammerjäger zu Rate gezogen werden.
Vorbeugende Maßnahmen
Um zu verhindern, dass die Tiere überhaupt erst ihr Winterquartier in der Wohnung aufschlagen, sollten einige vorbeugende Maßnahmen beachtet werden
- verschließen der Fenster und Türen
- einsetzen von Fliegengittern an Fenstern und Türen
- Pflanzen an der Hauswand im Herbst zurückschneiden
- beim Lüften im Raum Licht ausschalten
- Licht zieht Tiere magisch an
- Außenbeleuchtung am Haus reduzieren
- Hauswände mit Insektenspray einsprühen
- Ritzen und Fugen im Mauerwerk verschließen
- Dachböden auf undichte Stellen untersuchen
- diese mit Silikon oder anderer Dichtungsmasse schließen
Häufig gestellte Fragen
Ein Biss ist verhältnismäßig selten, außer bei Bettwanzen. Die Bissstellen sollten gekühlt werden. In der Apotheke sind entsprechende Salben zur Linderung des Juckreizes erhältlich. Auf alle Fälle dürfen die Wunden nicht aufgekratzt werden. Es kann sonst zu Entzündungen kommen. Gegebenenfalls sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Nein. Der Wanze ist es egal, ob die Wohnung sauber oder dreckig ist. Lediglich sucht sie ein trockenes und warmes Winterquartier bis zum nächsten Frühjahr.