Ist Ihnen beim Spaziergang ein grüner Vogel mit rotem Kopf aufgefallen? Dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Grünspecht. Wir stellen Ihnen den Waldbewohner in diesem informativen Steckbrief vor.
Grünspecht im Steckbrief
- Lateinischer Name: Picus viridis
- Größe: 31 bis 33 Zentimeter
- Flügelspannweite: 40 bis 42 Zentimeter
- Gewicht: 150 bis 190 Gramm
- Alter: bis zu zehn Jahre
- Aussehen: Nacken und Rücken gelblich grün gefärbt, an der Oberseite roter Kopf
- Nahrung: Insektenfresser, v. a. Ameisen und Insektenlarven
- Brutzeit: April bis August
- Gelege: fünf bis acht weiße Eier, 1 Brut im Jahr
- Stimme: lachende, glucksende, nicht in der Tonhöhe abfallende Rufreihe („kjü-kjü-kjü-kjü…)
Vorkommen und Verbreitung
Der Grünspecht ist in ganz Europa sowie in Teilen Asiens weit verbreitet. Die Art kommt von Großbritannien und den südlichen Zipfeln Skandinaviens bis zum Mittelmeergebiet und sogar im Iran vor. Allein in Deutschland brüten schätzungsweise bis zu 50.000 Brutpaare. Die munteren kleinen Vögel bewohnen Feldgehölze und lichte Wälder, fühlen sich aber auch inmitten menschlicher Siedlungen in Parks und baumreichen Gärten wohl.
Aussehen
Der Grünspecht trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Sie erkennen ihn an diesen charakteristischen Merkmalen:
- olivgrün gefärbter Nacken und Rücken
- Bauchseite deutlich heller: hellgrün bis grünlich-grau
- auffallend roter Kopf
- schwarze Maske im Gesicht
- markant bräunlich gefleckte Schwungfedern
Männchen und Weibchen sehen sich in ihrer Färbung (grüner Vogel mit rotem Kopf) sehr ähnlich, können aber durch den roten Wangenfleck voneinander unterschieden werden. Diesen signalroten Wangenfleck trägt nur das Männchen, Weibchen haben an dieser Stelle einen schwarzen „Bart“. Junge Grünspechte sehen ihren Eltern bereits sehr ähnlich, allerdings fehlt ihnen die schwarze Gesichtsmaske. Zudem ist das Jugendgefieder noch nicht einfarbig, sondern vor allem im Gesicht und an der Unterseite grau gefleckt.
Lebensweise
Wie typisch für alle Spechte hackt auch der Grünspecht seine Bruthöhle in morsches Holz. Bei der Nahrungssuche hämmert er jedoch seltener als andere Arten im Holz, denn meist hält er sich am Boden auf. Aus diesem Grund wird er auch als Erdspecht oder Grasspecht bezeichnet. Um Ameisen zu erbeuten, setzt er seinen Schnabel vielseitig ein: Er gräbt Löcher in die Erde, schafft Schnee und andere Hindernisse beiseite und entfernt sogar Moos aus Pflasterritzen. Ein auf dem Boden bzw. im Gras sitzender, emsig pickender grüner Vogel ist also nicht hilfsbedürftig, sondern ein Grünspecht auf Nahrungssuche.
Nestbau und Brut
Ein grüner Vogel, der zwischen April und August emsig hin und her fliegt und dabei stets denselben Baum ansteuert, versorgt höchstwahrscheinlich seine Jungen. Diese zieht der Grünspecht in Baumhöhlen groß, die er allerdings nicht immer selbst angelegt hat. Gerne nutzen die Vögel bereits von anderen Spechtarten angelegte Bruthöhlen, zumal sein Schnabel nicht ganz so kräftig ist wie etwa der des verwandten Buntspechts. Die Bruthöhlen sind etwa 50 Zentimeter tief und haben ein ovales, etwa sechs mal sieben Zentimeter großes Einflugloch. Die Eier des Grünspechts sind ca. drei mal zwei Zentimeter groß und strahlend weiß. Seine Jungtiere zieht der Grünspecht wie folgt auf:
- erste Brut bereits im April
- Brutdauer etwa zwei Wochen
- nach dem Schlüpfen bleiben Jungen 23 bis 27 Tage im Nest
- anschließend weitere Betreuung außerhalb des Nestes für ca. sieben Wochen
- meist nur eine Brut pro Jahr
- zweite Brut nur, wenn die ersten Jungtiere sterben
Da junge Grünspechte nach Verlassen des Nestes noch mehrere Wochen von ihren Eltern versorgt werden, sollten Sie vermeintlich verlassene Jungtiere an Ort und Stelle lassen – die Eltern sind höchstwahrscheinlich unterwegs und werden bald mit Futter zurückkehren.
Häufig gestellte Fragen
Grünspechte gehören zu den so genannten Standvögeln, die ihr Brutgebiet auch im Winter nicht verlassen. Stattdessen suchen und finden sie ihre liebste Nahrung – Ameisen – in ihren Nestern selbst unter dicken Schneedecken. Sind nicht genug Ameisen zu finden, picken die Vögel auch unter Baumrinden nach überwinternden Insekten und deren Larven.
Theoretisch sollten Grünspechte geeignete Nistkästen annehmen, da sie schließlich auch fremde Höhlen in Besitz nehmen. In der Praxis funktioniert dies allerdings nur selten. Anstatt also vergeblich Nistkästen für Grünspechte aufzuhängen, sollten Sie stattdessen Ihren Garten insekten- (und insbesondere ameisen-) freundlich gestalten sowie viele größere Bäume – und vor allem welche mit bereits morschem Stamm – dort stehen haben.