Mitunter hält sich eine kapriziöse Amaryllis nicht an die Regeln und treibt Blätter, ohne uns mit ihrer prachtvollen Blüte zu erfreuen. Das ist kein Grund, es dabei bewenden zu lassen. Schon eine leichte Schieflage im Pflegeprogramm kann das Problem hervorrufen. Ist der Mangel behoben, erhebt sich der majestätische Blütenstand wunschgemäß über den eleganten Blättern. Folgen Sie dieser Ursachenanalyse im Ausschlussverfahren, wissen Sie am Ende genau, was zu tun ist. So bringen Sie Ihren laubtragenden Ritterstern zur Blüte.
Blätter nicht abschneiden
Eine Ursachenanalyse ist der Mühe nicht wert, wenn Sie die Blätter abschneiden. Die Blätter für das Ausbleiben der Blüte verantwortlich zu machen, ist der falsche Lösungsansatz. Wie die folgenden Hinweise aufzeigen, resultiert das Problem aus Versäumnissen bei der Standortwahl oder in der Pflege. Als Faustregel gilt: Abschneiden von Blättern, regt eine Amaryllis nicht zur Blüte an.
Ursache: Lichtmangel
Lösung: Standortwechsel
Ein Blick auf ihre Herkunft verrät, dass eine Amaryllis sich mit dem Lichtmangel während des mitteleuropäischen Winters schwertut. In ihren südamerikanischen Verbreitungsgebieten wird die royale Blütenschönheit selbst während der winterlichen Trockenzeit etliche Stunden länger vom Sonnenlicht verwöhnt. Treibt ein Ritterstern Blätter, blüht aber nicht, behebt ein Standortwechsel zumeist das Problem. So machen Sie es richtig:
- an hellen bis sonnigen Fensterplatz verbringen
- direkte Sonneneinstrahlung zur Winterzeit meiden
- Temperaturen von 15 bis 20 °C
- von Mai bis September: halbschattiger Standort auf dem Balkon
Bleibt der Himmel über viele Tage wolkenverhangen, gleichen Sie den Lichtmangel aus mit einer Pflanzenlampe oder Tageslichtlampe. Trägt Ihr Ritterstern Ende April/Anfang Mai nach wie vor lediglich sein Blätterkleid, siedeln Sie die Pflanze um auf den Balkon. Alternativ setzen Sie die beblätterte Pflanze Mitte Mai ins Beet in lockere, durchlässige Erde. Am halbschattigen Standort gelingt es der milden Frühlingssonne mit ein wenig Glück, die in der Zwiebel ruhende Knospe zum Leben zu erwecken. Solange die Blätter grün bleiben und nicht vergilben, bestehen noch Aussichten auf eine verspätete Blütezeit.
Ursache: Übermaß an Feuchtigkeit
Lösung: Moderater gießen
In ihren südamerikanischen Habitaten erblühen Amaryllen inmitten der Trockenzeit. Zu intensives Gießen deutet die Pflanze folglich als Regenzeit und treibt lediglich ihre Blätter aus. Indem Sie die Wasserversorgung reduzieren, simulieren Sie den Beginn der Trockenzeit, woraufhin sich der hohle Stängel mit seinen majestätischen Knospen und Blüten über dem Laub erhebt. So gehen Sie fachgerecht vor:
- Substrat 2 bis 3 cm tief antrocknen lassen (Fingerprobe)
- Untersetzer mit weichem Wasser füllen
- einige Minuten warten, bis Erdoberfläche angefeuchtet ist
- überschüssiges Gießwasser aus Untersetzer wieder entfernen
Gießen Sie einen Ritterstern während der winterlichen Trockenzeit erst dann, wenn das Substrat fühlbar angetrocknet ist. Während der sommerlichen Wachstumszeit besteht dann erhöhter Gießbedarf, wobei die Erde zu keinem Zeitpunkt unter Staunässe geraten darf.
Ursache: Düngen zur falschen Zeit
Lösung: Nährstoffversorgung einstellen
Können Sie Lichtmangel und zu häufiges Gießen als Ursache für das Ausbleiben der Blüte ausschließen, überprüfen Sie bitte die Nährstoffversorgung. Erst unter dem Einfluss sonniger und spartanischer Rahmenbedingungen ist eine Amaryllis für ihre Blütezeit bereit. Folglich beschränkt sich die Gabe von Dünger auf die sommerliche Wachstumszeit. In der Zeit von Juli/August bis April/Mai düngen Sie Ihren Ritterstern bitte nicht.
Ursache: Fehlende Ruhezeit
Lösung: Pflegeprogramm modifizieren
Ein Ritterstern schöpft seine Blütenkraft vornehmlich aus einer herbstlichen Ruhephase von etwa 12 Wochen. Wird ihm diese Verschnaufpause verweigert, reichen seine Energiereserven lediglich für das Wachstum der Blätter und keinesfalls mehr für eine winterliche Blütezeit. Konnten Sie im Ausschlussverfahren die vorgenannten Ursachen verneinen, werfen Sie die kostbare Amaryllis-Zwiebel nicht weg. Indem Sie das folgende Pflegeprogramm durchführen, bestehen gute Chancen auf eine Blütezeit im nächsten Winter:
- Amaryllis von Mai bis Anfang September an halbschattigen Standort unter freiem Himmel tragen
- Substrat mit weichem Wasser konstant leicht feucht halten
- von April bis Ende Juli/Anfang August alle 14 Tage flüssig düngen
- ab Mitte Juli weniger gießen, bis Zwiebel Ende August trocken steht
- Anfang September in dunkles, kühles Quartier einräumen
Für etwa 12 Wochen verweilt Ihr Ritterstern nunmehr ohne Licht bei 5 bis 9 °C, um sich zu regenerieren. Spätestens jetzt ziehen die letzten Blätter ein. Erst wenn ein Blatt vollständig abgestorben ist, schneiden Sie es ab. Am Ende der Ruhepause topfen Sie die Amaryllis um. Gut geeignet ist ein mageres, durchlässiges Substrat, wie torffreie Gemüseerde oder Sukkulentenerde mit Quarzsand. Am hellen bis sonnigen Fensterplatz bei 15 bis 20 °C dauert es noch 6 bis 8 Wochen, bis die Blütezeit beginnt. Wichtig zu beachten ist, dass Sie erst dann gießen, wenn sich die ersten Knospenspitzen zeigen.
Fazit
Treibt eine Amaryllis lediglich Blätter und verweigert konsequent ihre Blütenpracht, kennen Sie nunmehr die vier häufigsten Ursachen. Statt die kostbare Blumenzwiebel zu entsorgen oder die sattgrünen Blätter abzuschneiden, unterziehen Sie die Pflege einer genauen Prüfung. Lichtmangel, übermäßiges Gießen und unsachgemäßes Düngen sind schnell behoben. Können Sie diese Auslöser für das Problem ausschließen, lohnt sich die Mühe einer modifizierten Pflege mit einer sommerlichen Wachstumszeit und herbstlichen Vegetationsruhe. Ihr Ritterstern dankt es Ihnen mit einem atemberaubenden Blütenfestival inmitten der Winterzeit.