Um einen Apfelbaum aus Samen zu ziehen, begeben Sie sich an die Wurzeln der Hobbygärtnerei. Gerüstet mit einem langen Geduldsfaden und dieser Anleitung, erleben Sie hautnah, wie sich aus einem winzigen Apfelkern ein majestätischer Obstbaum entwickelt. Für einen erfolgreichen Verlauf sind verschiedene Kriterien zu beherzigen, wie die umsichtige Wahl des Saatgutes, die Überwindung der Keimhemmung sowie die wohl austarierten Rahmenbedingungen. Nach der Lektüre dieser Zeilen ist die Anzucht aus Apfelkernen kein Buch mit sieben Siegeln mehr.
Steckbrief
- Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
- Bezeichnung der Gattung: Äpfel (Malus)
- Dominierende Art: Kulturapfel (Malus domesticus)
- Laubabwerfender Baum
- Wuchshöhe in Kultur von 100 bis 1.000 cm, selten höher
- Weiße oder rosafarbene Blüten im Mai
- Saftreiche Apfelfrüchte ab Juli
- Kerngehäuse mit leicht giftigen Samen
- Infolge Selbst-Sterilität angewiesen auf Fremdbestäubung
Von den weltweit mehr als 30.000 Apfelsorten sind etwa 1.500 geeignet für den Anbau in Deutschland. Den Weg in die Supermärkte finden indes nur einige wenige Sorten, wie Golden Delicious, Elstar, Gala oder Cox Orange. Einen Apfelbaum aus Samen zu ziehen, eröffnet dem interessierten Hobbygärtner somit eine einzigartige Option, sich neue Wege zu erschließen, jenseits festgetretener Kultivierungspfade.
Saatgut
Sofern Sie im Einzugsgebiet einer Fruchtsaft-Fabrik wohnen, die einheimische Äpfel presst, haben Sie Zugang zum idealen Saatgut. Im Verlauf der Pressung durchlaufen die Apfelkerne bereits einen Prozess, der die Keimhemmung durchbricht. Fragen Sie doch einfach einmal nach Apfelkernen aus Trester (Pressgut). Während diese Samen für den Hobbygärtner das perfekte Ausgangsmaterial darstellen, handelt es sich für den Safthersteller um nicht verwertbare Reste.
Vorbehandlung
Um Apfelkerne in Keimlaune zu versetzen, bedarf es einer Stratifizierung. Konkret bedeutet dies einen mehrwöchigen Kältereiz, der winterliche Bedingungen simuliert. So einfach setzen Sie den Prozess in Gang:
- Frische Apfelkerne mit gewaschenem, feuchtem Sand oder Torfmoos in eine Plastiktüte füllen
- Fest verschlossen für 6 bis 8 Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks deponieren
- Das Saatgut regelmäßig auf eine ausreichende Feuchtigkeit kontrollieren
Wer eine naturverbundene Vorgehensweise favorisiert, füllt kleine Töpfchen mit Torf-Sand und steckt jeweils 1-2 Samen 2-3 cm hinein. Daraufhin stellen Sie die Gefäße für 2 Monate auf den winterlichen Balkon. Es ist von Vorteil für die Keimung, wenn die Saat einschneit. Damit die Samen später im Schmelzwasser nicht ertrinken, verwenden Sie bitte keine Untersetzer.
Tipp: Je exakter die Aussaat konform zu den tatsächlichen Jahreszeiten verläuft, desto besser das Resultat.
Aussaat
- In 10er oder 12er Töpfen über den Wasserablauf eine Tonscherbe oder Kieselsteine legen als Drainage
- Jeden Topf zu zwei Drittel füllen mit Anzuchterde oder mit Sand abgemagerter Blumenerde
- Mittig mit dem Finger oder Holzstab ein kleines Pflanzloch vorbohren
- Jeweils einen keimenden Apfelkern in zwei- bis dreifacher Samenstärke einsetzen
Bitte behandeln Sie die austreibenden Samen sehr vorsichtig, da die winzigen Wurzelstränge abbrechen könnten. Drücken Sie am Ende die Erde an und gießen mit feiner Brause.
Tipp: Die Apfel-Keimlinge geben sich mit der Bewurzelung noch mehr Mühe, wenn sich unter dem Anzuchtsubstrat eine dünne Schicht aus reifem Kompost befindet. Um an die begehrten Nährstoffe zu gelangen, gewinnen die Wurzelstränge zügig an Länge.
Saaterde desinfizieren
In jedem Substrat können unerwünschte Beigaben lauern, wie Viren, Pilzsporen oder Bakterien, die alle Hoffnungen auf gesunde, vitale Apfel-Sämlinge im Keim ersticken. Um der Gefahr einer Infektion aus dem Weg zu gehen, empfehlen wir eine Desinfizierung der Saaterde. Hierzu füllen Sie das Substrat in eine feuerfeste Schale und besprühen es mit Wasser. Legen Sie den Deckel nur locker auf, ohne das Gefäß zu verschließen. Daraufhin stellen Sie den Backofen auf 150 Grad Ober- und Unterhitze und schieben die Schale hinein. Nach 20 bis 30 Minuten sind alle Verunreinigungen beseitigt. Noch schneller geht es in der Mikrowelle innerhalb von 5 Minuten bei 700 bis 800 Watt.
Pflege bis zur Pflanzung im Beet
Abhärten
Ein aus Samen gezogener Apfelbaum lernt ausschließlich die warmen, geschützten Bedingungen hinter Glas kennen. Damit das Obstgehölz den Strapazen im Freiland gewachsen ist, empfehlen wir im Vorfeld der Pflanzung eine Abhärtung. Hierzu stellen Sie den Kübel 2 bis 3 Wochen an einen halbschattigen Standort auf dem Balkon oder im Garten. Auf diese Weise kann sich ein Malus schrittweise an die volle Sonne gewöhnen. Haben Sie sich für die Frühjahrspflanzung entschieden, holen Sie die Jungpflanzen über Nacht ins Haus, sofern verspätete Bodenfröste zu befürchten sind.
Solitäre Apfelbäume fruchten nicht
Häufig gestellte Fragen
Welche einheimischen Apfelsorten sind für die Anzucht aus Kernen zu empfehlen?
Halten Sie Ausschau nach bewährten Klassikern, reduzieren Sie das Ausfallrisiko deutlich. Empfehlenswerte Sommeräpfel sind Weißer Klarapfel, Schöner aus Barth oder Astramel. Unter den Herbstäpfeln tun sich in dieser Hinsicht Holsteiner Cox hervor, Ruhm aus Kirchwerder und Alkmene. Favorisieren Sie hingegen die Winteräpfel mit langer Lagerzeit, rücken Köstlichkeiten in den Fokus, wie Kaiser Wilhelm und Landsberger Renette.
Wann wird ein junger Apfelbaum geschnitten?
Wann ist Pflanzzeit für einen Apfelbaum?
Steuern Sie die Anzucht eines Apfelbaumes so, dass er im Herbst ausgereift ist für die Pflanzung ins Beet. Zu dieser Jahreszeit ist der Boden tiefgründig aufgewärmt mit Temperaturen zwischen 17 und 22 Grad Celsius. Unter diesen Idealbedingungen breiten sich die jungen Wurzeln zügig aus, rechtzeitig vor dem Winter. Alternativ setzen Sie den Obstbaum im Frühjahr in die Erde.