Hierzulande bekommt man beim Betrachten von heimischen Gartenanlagen immer öfter eine Pflanze zu Gesicht, deren Anblick zuerst an ein Unkraut erinnert: die Artischocke. Diese Sichtweise kommt nicht von ungefähr, denn die Artischocke ist schließlich ein Distelgewächs. Doch wer die vielen Vorzüge der stachligen Schönheit entdecken möchte, der muss hinter die raue Schale und damit ins Verborgene blicken.
Heilwirkung
Die Artischocke verschönert mit ihrer wunderschönen Blüte nicht nur jeden Garten, sondern gilt auch als Heilpflanze, deren Wirkstoffe sich positiv auf die Verdauung auswirken. Weiterhin sehen Gourmets der gehobenen Küche in der Pflanze eine absolute Delikatesse, denn sie bereichert den Speiseplan auf gesunde Weise und gibt durch ihr außergewöhnliches Äußeres jedem Menü einen Hauch von Exotik und Dekadenz. Ursprünglich beheimatet ist die Pflanze im Mittelmeerraum. Gerade Italien und Frankreich gelten als Hauptanbauländer des Edelgewächses, doch auch in Marokko, Spanien, Ägypten oder der Türkei werden die Pflanzen auf den Märkten angeboten. Die Artischocke liebt wie jedes Distelgewächs die Sonne und Wärme. Mittlerweile hat sich die stachlige Pflanze aber auch in unseren Breiten kultiviert und wer einige wesentliche Tipps bei Anbau und Pflege beachtet, der kann sich über eine attraktive Zierpflanze, Heilkraut sowie eine Delikatesse gleichermaßen freuen.
Kurzer geschichtlicher Rückblick
Die Artischocke ist keine Züchtung der Neuzeit oder eine neumodische Weiterentwicklung. Bereits 500 v. Chr. entdeckten die Ägypter die wohltuende und geschmackliche Wirkung der Pflanze und bauten diese vermehrt an. Über den See- und Handelsweg gelangte das Gewächs Anfang des 13. Jahrhunderts schließlich nach Italien und Spanien und von dort aus Anfang des 16. Jahrhunderts auch nach England und Frankreich. Die Franzosen sahen in dem Stachelgewächs eine ungemeine Bereicherung der französischen Gourmetküche und der Verzehr blieb vor allem den Edelleuten vorbehalten. Diese wollten damit ihren Status unterstreichen, denn eine Artischocke auf dem Speiseplan stand in ihren Augen für Reichtum und dekadente Lebensart. Bis heute kommen die vielfältigsten kreativen Rezepte rund um die Artischocke aus der französischen Küche. Bereits 1540 hielt die Pflanze dann auch in Deutschland Einzug und wurde bevorzugt in der Gegend um Nürnberg und Stuttgart angebaut. Heute ist die Artischocke in vielen Kleingärten zu Hause und wird von Hobbygärtnern und Pflanzenliebhabern vor allem wegen ihres dekorativen Aussehens geliebt und verehrt.
Die Artischocke im Rundumblick
Wer sich für den Anbau von Artischocken im heimischen Garten entscheidet, der kann drei bis vier Jahre von der Pflanze profitieren, denn das Gewächs gilt als mehrjährig. Allerdings stellt die Pflanze auch einige Ansprüche an Pflege, Standort sowie Bodenbeschaffenheit.
- benötigt sonnigen, warmen Standort,
- gilt als Tiefwurzler,
- mag lockeren, nährstoffreichen sowie tiefgründigen Boden,
- windgeschützter Platz ideal,
- benötigen Winterschutz,
- Düngung mit Kompost oder Stallmist,
- Keimtemperatur 20 bis 25 Grad Celsius,
- Starkzehrer, lieben pH-Wert von 6,5 bis 7,5.
Bei Berücksichtigung der Anforderungen kann sich das Auge des Betrachters für längere Zeit an einer Zierstaude erfreuen, die ihre imposanten, farbenfreudigen sowie distelähnlichen Blüten in den Himmel reckt und ideale Lebensbedingungen für viele kleine nützliche Insekten bietet. Um einen großen Ernteertrag zu erzielen, sollte die sonnenverwöhnte Pflanze ein Südhangbeet erhalten.
Ein Blickfang der besonderen Art – wichtige Pflegetipps
Um sich so richtig entfalten und gedeihen zu können, bevorzugt die Artischocke einen warmen sonnigen sowie windgeschützten Standort. Als sogenannter Tiefwurzler mag das Edelgewächs einen nährstoffreichen, tiefgründigen sowie lockeren Boden, der vor allem während der Wachstumsperiode ab und zu gewässert werden sollte. Staunässe sollte aber unbedingt vermieden werden. Allerdings kommt die Artischocke genau wie alle anderen Distelgewächse auch mit kleineren Trockenperioden sehr gut klar, ohne dass sie dabei Schaden nimmt. Bestens als Standort geeignet sind vor allem Hügel- oder Hochbeete, welche mit Kompost oder Stallmist aufbereitet wurden. Die Düngung erfolgt das erste Mal Ende März – Anfang April und die restliche Zeit mehrmals über das gesamte Pflanzjahr verteilt.
Die Arten der Vermehrung – Aussaat
Um die erfolgreiche Vermehrung von Artischocken in Gang zu setzen, stehen Hobbygärtner und Pflanzenliebhabern zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Die generative Vermehrung durch Aussaat ist eine davon. Wichtig ist bei der Vermehrung durch Samen darauf zu achten, dass nur qualitativ hochwertiges, keimfähiges Saatgut Verwendung findet. Der ideale Aussaattermin ist Anfang Februar bis Mitte des Monats. Um die Pflanzen zu ziehen, werden die Samen in kleine Töpfe eingebracht, die idealerweise mit Anzuchterde versehen sind. Drei bis vier Samen pro Topf sind bei der Aussaat optimal. Um den Keimvorgang zu beschleunigen empfiehlt es sich, die Samen vor der Aussaat in lauwarmes Wasser zu legen und ungefähr 2 bis 3 Stunden quellen zu lassen. Artischocken benötigen eine hohe Keimtemperatur, die im Bereich von 20 bis 25 Grad Celsius liegt. Vorzugsweise sollten die Pflanztöpfe auf der sonnigen Fensterbank oder im warmen Wintergarten ihren Stellplatz finden. Bereits nach 2 bis 3 Wochen sind die ersten Keimlinge sichtbar. Zur Abhärtung können die Sprösslingen an sonnigen Tagen zeitweise eine kleine Frischluftkur erhalten. Wenn die letzten Fröste verschwunden sind, dürfen die kleinen Pflänzchen ins Freiland gesetzt werden. Für eine optimale Entfaltung benötigt die Artischocken jede Menge Platz, deshalb ist darauf zu achten, dass der Pflanzabstand mindestens 80 x 80 cm beträgt. Ab dem Monat April kann auch gleich ins Freiland gesät werden, allerdings erfolgt dann die Ernte und Blüte erst im Folgejahr.
Vermehrung durch Teilung
Eine weitere Möglichkeit der Vermehrung ist die vegetative durch Teilung. Allerdings ist diese Vermehrungsart etwas aufwendiger und setzt einiges gärtnerisches Geschick und Fingerspitzengefühl voraus. Bei dieser Vorgehensweise werden im Frühjahr mittels eines Messerschnittes kräftige, gesunde Pflanzen von der Hauptpflanze getrennt. Wichtig dabei ist, dass jedes abgetrennte Teilstück ein gut ausgeprägtes Wurzelsystem sowie 2 Triebe mit Blättern aufweist. Für einen optimalen Wuchs sollten die Blätter im oberen Viertel eine Kürzung erfahren. Danach wird der Trieb entsprechend der Pflanztiefe der Mutterpflanze in die Erde eingebracht und regelmäßig gegossen. Auch bei dieser Art der Vermehrung sollte der Pflanzabstand mindestens 80 x 80 cm betragen. Nach dem dritten bis vierten Standjahr ist wieder eine Teilung notwendig.
Überwinterung in unseren Breiten
Damit die Freude über das außergewöhnliche Edelgewächs einige Jahre anhält, muss die Pflanze auch gut über den Winter gebracht werden. Da die Artischocke in wärmeren Gegenden ohne Frostgefahr beheimatet ist, benötigt sie in unseren Gefilden unbedingt einen ausreichenden Winterschutz. Bevor die ersten Fröste übers Land ziehen, müssen die Blätter zusammengebunden und der vorhandene Spross über dem Boden abgeschnitten werden. Fichtenreisig, Torf, Lauf oder Erde bieten einen optimalen Schutz vor eisigen Frösten. Auch ein Tontopf, der über die Pflanze gestülpt wird, kann in Kombination mit Laub einen idealen Winterschutz darstellen. Wichtig ist, dass im April die Pflanzen wieder aufgedeckt werden, da die kalte Nässe den Pflanzen immensen Schaden zufügen kann. Dagegen werden leichte Frostgrade gerade von älteren Pflanzen sehr gut vertragen. Wer bei der Überwinterung der Artischocke lieber auf Nummer sicher gehen möchte, der kann die Pflanze samt Wurzeln aus der Erde nehmen und in einer Kiste im Keller in trockenem Sand einschlagen. Die Temperatur im Kellerbereich sollte dabei mindestens 15 Grad Celsius betragen.
Es ist Erntezeit!
Der Einsatz von Artischocken ist sehr vielfältig. Egal, ob als kulinarische Delikatesse, als Heilpflanze oder als edles Ziergewächs für Trockengestecke – sie spendet Freude für alle Sinne. Ist die Pflanze reif, dann stehen die äußeren fleischigen Schuppen leicht ab. Nicht immer sagt die Größe der Pflanze auch etwas über die Qualität der Frucht aus. Auch kleinere Gewächse können qualitativ sehr hochwertig sein. Geerntet werden kann von Sommer bis weit in den Herbst hinein, allerdings meist erst ab dem zweiten Lebensjahr. Sobald der Reifegrad erreicht ist, sollte mit der Ernte begonnen werden, da der essbare Boden mit dem Aufblühen der Artischocke nicht mehr genießbar ist. Deshalb werden die Blütenköpfe noch vor dem dekorativen Aufblühen vom Monat August an bis Mitte Oktober abgenommen. Der Blütenboden sowie die fleischigen Hüllkelchblätter gelten bei Feinschmeckern auf der ganzen Welt als vorzügliche Delikatesse. Die Zubereitung der Blüten findet unter Verwendung von Salzwasser statt, welches mit Zitronensaft oder einem Schuss Essig versehen wird. In diesem Sud müssen die Blüten ca. 40 Minuten garen. Lassen sich die Blättchen ohne Widerstand herausziehen, dann ist die Artischocke verzehrbereit. Die kleinen Schuppenblättchen sind sehr reich an Vitamin A, Mineralien und Bitterstoffen. Weiterhin können der Fruchtboden des Blütenkopfes sowie kleinere Blüten durch das Einlegen in Olivenöl konserviert und lange haltbar gemacht werden.
Krankheiten und Schädlinge
Da hat die Artischocke so viele positive Eigenschaften aufzuweisen und hat doch Feinde, die ihr das Leben vermiesen möchten. Vor allem die schwarze Bohnenlaus mag die fleischigen Blätter der Pflanze und siedelt sich mit Vorliebe genau dort an. Dunkle Verfärbungen weisen auf einen Befall hin. Nach dem Fressen wird durch die schwarze Bohnenlaus ein Sekret abgesondert, welches auf die Blätter tropft und diese dann mit schwarzem Rußtau markiert. Besonders Markenzeichen der schwarzen Bohnenlaus ist die Kolonienbildung. So können Heerscharen von den Krabbeltieren über die Pflanzen herfallen und ihre Eier ablegen. Beim ersten Anzeichen von einem Befall sind die Triebe und Blätter sofort zu entfernen oder als erste Hilfemaßnahme mit einem starken Wasserstrahl abzuspritzen. So kann ein Übergreifen auf andere Pflanzen verhindert werden. Reicht dies nicht aus, dann bleibt am Ende nur der Einsatz chemischer Produkte übrig.
Die schwarze Bohnenlaus ist allerdings nicht der einzige Feind, welcher der Artischocke zu schaffen machen kann. Auch die Wühlmaus liebt es an den feinen Wurzeln zu knappern. Diese Vegetarier gelten zwar als äußerst wählerisch beim Fressen, doch bei der Artischocke schließen sie sich wohl dem exzellenten Geschmack des Menschen an. So eine Wühlmaus wieder loszuwerden, kann eine immense Anstrengung darstellen. Wer eine Katze besitzt ist dabei klar im Vorteil, denn sie sind ein natürlicher Feind, dem man besser aus dem Weg geht. Sinnvoll ist auch das Aufstellen von Wühlmausfallen oder der Einsatz von chemischen Mitteln. Auch Ultraschallsonden können Wühlmäuse erfolgreich in die Flucht schlagen.
Fazit
Die Artischocke ist weit mehr als nur eine Zierpflanze. Wer es schafft, das stachlige Edelgewächs in seinem Garten zu etablieren, der kann von der äußeren und der inneren Schönheit der Pflanze gleichermaßen profitieren. Ihre wertvollen Inhaltsstoffe gelten als cholesterinsenkend und entgiftend und haben eine stimulierende Wirkung auf den menschlichen Körper. Ihre äußere Form ist bizarr und wild und auf den ersten Blick würde niemand hinter der stachligen Fassade einen solch wertvollen Kern erwarten. Ihre wahre Ausstrahlung entfaltet die Artischocke erst in ihrer Blütezeit. Eine wundervolle Farbgebung und ihr schlanker, aufrechter Wuchs zeichnen sie aus. Erhält sie ideale Wuchs- und Standortbedingungen, dann kann sie 3 bis 4 Jahre hintereinander blühen und den heimischen Garten in ein wahres, exotisch anmutendes Paradies verwandeln.