Lust auf Abwechslung im Garten? Ziehen Sie doch einfach einmal einen Riesenkürbis „Atlantic Giant“ groß, hier erfahren Sie das Wichtigste zu Samen, Anbau und Pflege. Die Aufzucht eines Riesenkürbisses wie dem Atlantic Giant ist bestimmt eine lohnende Erfahrung, vor allem wenn Sie das ganze recht locker sehen. Wenn Sie jedoch in die Riesenkürbis-Zucht einsteigen wollen, wird das Ganze anstrengend, und es gibt noch vieles zu beachten.
Der Samen des Riesenkürbis Atlantic Giant
Ein Riesenkürbis ist nicht irgendein Kürbis, sondern „er hat’s in den Genen“. Es handelt sich nämlich um eine ganz bestimmte Art in der Pflanzengattung der Kürbisse aus der Familie der Kürbisgewächse. Von den Kürbissen gibt es insgesamt irgendetwas zwischen 22 bis 36 Arten (im Laufe der botanischen Forschung verändern sich Artenzahlen ständig), im Gartenbau werden die Kürbisse in fünf Arten kultiviert:
- Japanischer Kuchen-Kürbis oder (im Süden der USA) Cushaw Kürbis, Cucurbita argyrosperma
- Feigenblatt-Kürbis, Cucurbita ficifolia
- Moschus-Kürbis, Cucurbita moschata
- Garten-Kürbis, Cucurbita pepo und eben unser
- Riesen-Kürbis, Cucurbita maxima.
Wenn Sie also einfach eine Samentüte kaufen, auf der Riesenkürbis steht, und dazu vielleicht noch „Megalomany“ oder „Big Freddi“ oder schöne Namen wie „Rouge vif d’Etampes“ oder auch „Atlantic Giant“, wird da bestimmt ein Kürbis rauskommen, wahrscheinlich auch ein großer Kürbis.
Wenn Sie jedoch einen Riesenkürbis anbauen möchten, müssen Sie den Samen eines „Cucurbita maxima“, Sorte „Atlantic Giant“ kaufen, also einen Samen mit genauer botanischer Bezeichnung und Sortenbezeichnung. Das muss beides zusammen auf der Samentüte stehen, Cucurbita maxima gibt es nämlich nicht nur in der Sorte „Atlantic Giant“, sondern noch in einigen anderen Kürbissorten.
Wenn Sie nicht nur einfach „viel Spaß mit viel Kürbis“ haben möchten, sondern mit Ihrem „Atlantic Giant“ tatsächlich unter den Rekordhaltern mithalten wollen, wird es sogar noch komplizierter: Es reicht dann nicht aus, einfach einen Atlantic-Giant-Samen zu kaufen, dann braucht Ihr Samen nämlich einen „Stammbaum“. Die Spezialisten in der Riesenkürbis-Zucht kaufen ihre Samen einzeln und bei sorgsam ausgesuchten Quellen – wie die Sorte Atlantic Giant zum Rekord-Riesenkürbis wurde und was bei einer Zucht dieses Riesenkürbisses alles zu beachten ist, ist eine eigene Geschichte, die in diesen Artikel leider sprengen würde.
Bitte keine übersteigerten Erwartungen!
Wenn es Ihr erster Versuch mit einem Riesenkürbis ist, ist hier zunächst noch ein Hinweis angebracht: Sie sollten nicht unbedingt felsenfest darauf vertrauen, auf der nächsten Zuchtausstellung mit einem wohlentwickelten, gigantischen Exemplar eines Riesenkürbis aufwarten zu können, ohne Risse, mit gleichmäßig gefärbter glänzender Haut und mit üppigen Rundungen. Denn die Aufzucht eines vollkommenen Riesenkürbisses braucht viel Erfahrung, und ein bisschen Glück ist auch noch dabei.
Wenn Sie aber einfach Spaß daran haben, in Ihrem Garten einen ganz besonderen Kürbis heranzuziehen, und sich am Ergebnis (und 300 l Kürbissuppe) auch erfreuen können, wenn Ihr Riesenkürbis einen Riss in der Schale hat, sollten Sie nach dem Lesen dieser Anleitung fit für den ersten Versuch sein:
Der Anbau des Riesenkürbis Atlantic Giant
Ein Riesenkürbis entwickelt in extrem kurzer Zeit eine extrem hohe Wuchskraft, und damit er das schafft, muss er in jeder Hinsicht optimal gefördert werden. Hier ein kleiner Überblick darüber, wie Sie dem Atlantic Giant vorbildliche Bedingungen zur Verfügung stellen:
1. Mit der Bodenvorbereitung
… beginnt das Kürbis-Abenteuer, denn der rasend schnell wachsende Riesenkürbis sollte natürlich im perfekten Nährboden aufwachsen. Ein Kürbis gedeiht am besten in einem lockeren, humosen Gartenboden, der gut nährstoffreich sein muss.
Für den Riesenkürbis sollte das Beet in der Vorsaison auf das nächste Frühjahr vorbereitet werden. Ein richtig schön schwerer Kürbis „verzehrt“ im Laufe seines Wachstums jede Menge organischer Substanz. Die kann bereits im Vorjahr in der Erde angereichert werden, indem Sie Gründüngungspflanzen anbauen, Kompost untermischen/aufhäufeln oder Stallmist (gut abgelagert, mindestens eine Saison) zuführen. All diese organischen Stoffe geben einem Riesenkürbis eine gute Nährstoffgrundlage für sein Wachstum.
Wenn die Idee zur Riesenkürbis-Aufzucht spontan verwirklicht werden soll, können Sie das Beet auch noch im Frühjahr vorbereiten, indem Sie (sobald der Boden nicht mehr gefroren ist) mit einer Hacke Kompost oder Mist in die Erde mischen. Für einen Atlantic Giant müssen 5 bis 50 qm Beetfläche vorbereitet werden (je nachdem, welche Kürbisgröße Sie so planen), es empfiehlt sich also das Ausleihen einer Motorhacke. Je nach geplanter bzw. erhoffter Kürbisgröße wird die Beetfläche errechnet – der Riesenkürbis selbst braucht einigen Platz, seine Blätter auch, normalerweise ist davon auszugehen, dass mehr Platz auch eine größere Pflanze und damit einen größeren Kürbis hervorbringt. Die meisten Züchter bereiten ein Beet von 20 bis 30 qm vor, einige gönnen ihrem Riesenkürbis sogar 50 qm (pro Pflanze).
2. Atlantic-Giant-Samen zu Keimen bringen
Der Atlantic Giant wird im Haus vorgezogen, damit er im Freien alle Wärme genießen kann, die eine deutsche Sommersaison zu bieten hat. Bei uns ist es erst ab Mitte Mai sicher, dass der Riesenkürbis im Gartenbeet wirklich Wärme genießt, zu diesem Zeitpunkt sollte die Jungpflanze also so kräftig sein, dass sie ausgepflanzt werden kann. Dazu sollten Sie den Samen ab Mitte April zum Keimen bringen. Der Profi behandelt seinen kostbaren Riesenkürbis-Samen in ganz spezieller Art und Weise, damit der Zeitplan stimmt und der Samen sicher keimt:
- Der Samen wird vorbehandelt, denn die kräftige Samenschale umschließt den inneren Keimkern ähnlich wie ein Tresor.
- Natürlich gibt dieser „Tresor“ den Keimansatz auch freiwillig her, aber vielleicht ein paar Tage später, und der Profi rechnet fast in Stunden.
- Der flache Samen wird deshalb rundum angefeilt, immer die Naht entlang, damit das Kerninnere leichter Feuchtigkeit aufnimmt und die Keimblätter später schnell aus der Schale „ausbrechen“ können.
- Dabei dürfen Sie aber ausschließlich am runden Ende feilen, am spitzen Ende ist die Schale ganz dünn, hier soll der Keim durchbrechen.
- Sie können behutsam so lange feilen, bis Sie gerade die helle Schaleninnenseite sehen.
- Die so behandelten Samen werden nun für etwa einen halben Tag in lauwarmes Wasser gegeben, damit sie Feuchtigkeit ziehen.
- Wenn Sie auf Rekorde aus sind, geschieht das jeweils in getrennten Töpfchen, jeder Samen wird hier separiert dokumentiert.
- Nach dem Wässern werden die Samen in weiches Küchenpapier eingepackt, dass so angefeuchtet wird, dass es nicht mehr tropft.
- Das Päckchen kommt in einen Kunststoff-Beutel und in eine Umgebung, in der eine Wärme zwischen 26 und 30 °C garantiert werden kann.
- Schon nach 12 Stunden könnte sich der erste Keimansatz zeigen, ab dann sollten Sie alle 6 Stunden nachsehen.
- Wenn sich die erste Spur der Wurzel zeigt, wird der Samen ausgepackt und (vorsichtig, mit der Wurzel nach unten) in den vorbereiteten Anzuchttopf gesetzt.
- Mit einem transparenten Folienbeutel wird der Anzuchttopf zum Minigewächshaus, das viel Luftfeuchtigkeit und gleichbleibende Temperaturen bietet.
- Der Anzuchttopf wird sehr hell aufgestellt, damit kräftige junge Pflänzchen heranwachsen (Lichtmangel verursacht lange dünne Geiltriebe).
Trauen Sie sich nicht ran, mit der Nagelfeile, an Ihren kostbaren Riesenkürbis-Samen? Wenn Sie den Aufbau des Kürbissamens nicht so richtig vor Augen haben, könnten Sie sich beim nächsten mediterranen Lebensmittelhandel ein Päckchen Kürbiskerne (Knabberware) kaufen. An denen können Sie sich mit den Kürbissamen prima vertraut machen, Sie lernen die Schale und den (bei der Knabberware geröstet genossenen) inneren Kern kennen und erfahren, wie kräftig die Schale ist, die den inneren (Keim-) Kern umschließt.
Sie können alles gerade gesagte aber auch einfach vergessen und Ihren Kürbissamen einfach Mitte Mai in die Erde zu stecken, bewässern und warten. Das ist die bequeme Methode für alle Gärtner, die einfach nur einen großen Kürbis ziehen wollen, und nicht mit einem unbezahlbaren Atlantic-Giant-Samen herumexperimentieren, der auch bei der Keimung ständig unter Kontrolle sein soll. Aber zunächst weiter mit der kontrollierten Anzucht:
Der Riesenkürbis-Keimling darf in den Garten
Der Riesenkürbis-Keimling wächst nun in seiner Kinderstube zur Jungpflanze heran, schon im Anzuchttopf wird er ein rasantes Wachstum entfalten. Ob Sie die Jung-Kürbisse noch einmal in größere Anzuchttöpfe umsetzen, ist Geschmacksache, kleine Anzuchttöpfe sollen eine gute Wurzelentwicklung fördern, aber ob das bei einer Pflanze von so riesiger Wuchskraft wirklich noch einen Unterschied macht, darf bezweifelt werden. Etliche Züchter sparen sich deshalb das Umtopfen zwischendurch und geben den vorgekeimten Kern gleich in ein ziemlich großes Anzuchtgefäß, in dem der junge Riesenkürbis bis zum Auspflanzen bleiben kann.
Ihr Riesenkürbis-Keimling sollte pünktlich nach 2 bis 3 Wochen soweit sein, in das vorbereitete Kürbisbeet „umzuziehen“. Sie lockern dazu die Pflanzstelle für die Kürbispflanze tiefgründig auf, der Boden kann gerne noch mit etwas guter Blumenerde verbessert werden, um dem Riesenkürbis einen schnellen Start zu ermöglichen. Der pH-Wert des Bodens kann noch einmal geprüft werden, optimal wäre ein Wert um 6,5 bis 7, vielleicht muss noch ein wenig Kalk (erhöht den pH-Wert) gegeben werden.
Nun kann der Riesenkürbis-Keimling gepflanzt werden, und zwar sehr vorsichtig, die kleine Pflanze reagiert empfindlich auf jedes Abknicken und jedes Verdrehen der Wurzel oder des Triebes. Der Keimling wird entsprechend der Wuchsrichtung des Haupttriebes gesetzt, der sich frei entfalten können muss. Der Haupttrieb ist der Trieb, der vom ersten Blatt abgeht. Also meist das dritte Blatt, das nach den zwei ovalen Keimblättern wächst und etwas anders aussieht, in aller Regel wächst der Haupttrieb genau in die entgegengesetzte Richtung dieses Blattes.
Die Bestäubung des Atlantic Giant
Damit Ihr Riesenkürbis eine Frucht hervorbringt, muss eine Blüte bestäubt werden, also Pollen einer männlichen Blüte auf eine weibliche Blüte gelangen. Freundlicherweise stellt jede Kürbispflanze beide Blüten zur Verfügung, und die Natur Bienen, die diese Bestäubung übernehmen.
Wenn Sie einfach nur einen Riesenkürbis heranziehen, können Sie die Bestäubung auch ruhig den Bienen überlassen, die Gene Ihres Keimlings sind schon angelegt und werden durch die Bestäubung nicht mehr beeinflusst. Ein Züchter würde seinem Riesenkürbis jetzt neue Gene mitgeben, die sich in später in seinen Samen auswirken. Dann wird kontrolliert per Hand bestäubt, nach entsprechender Auswahl der „Kürbiseltern“.
Pflege
Nun heißt es Wässern und Düngen, und das bitte genau im richtigen und gleichmäßigen Rhythmus. Jede Schwankung in der Wasserversorgung kann Risse oder Platzen der Frucht verursachen, jeder Wolkenbruch nach einer eher trockenen Phase ebenso, jede Hitzeperiode nach einer kühlen Zeit kann dafür sorgen, dass zwar ein Kürbis, aber kein Riesenkürbis heranwächst.
Der Gartenboden sollte also immer gleichmäßig feucht gehalten werden, auf einer Beetfläche von bis zu 50 qm keine ganz leichte Aufgabe, vor allem wenn Sie Ihrem Riesenkürbis auch noch den Wunsch nach leicht angewärmtem Regenwasser erfüllen möchten. Falls Ihnen das zu viel Fitnesstraining ist, sollten Sie sich mit erfahrenen Riesenkürbiszüchtern in Verbindung setzen und sich nach den von ihnen erdachten ausgeklügelten Bewässerungssystemen erkundigen. Mit etwas Planung kann die gleichmäßige Wasserversorgung mit angewärmtem Wasser aber auch mit dem Schlauch oder sogar mit der Gießkanne gelingen.
Wenn Sie immer unter den Blättern gießen, beugen Sie dem Befall mit Mehltau vor, wenn das nicht geht, weil Sie z. B. mit einem Beregner bewässern, sollten Sie früh morgens gießen, damit die Blätter möglichst schnell trocknen können, ohne von der Mittagssonne verbrannt zu werden. Wenn während des Wachstums zusätzliche Nährstoffe eingebracht werden sollen, kann das mit dem Gießwasser geschehen, eine Überdüngung sollten Sie allerdings unbedingt vermeiden, wenn Sie nicht mehr Kraut als Kürbis erhalten möchten.
Formgestaltung und Fruchtauswahl
Der Haupttrieb Ihres Atlantic Giant wächst gerade in eine Richtung und bildet in regelmäßigen Abständen Seitentriebe. Diese Sekundärtriebe stützen den Haupttrieb und helfen bei der Nährstoffaufnahme, sie dürfen bleiben. Aus den Sekundärtrieben wachsen Tertiärtriebe, die nicht gebraucht werden und jung entfernt werden sollten.
Nach der Bestäubung beginnt die Fruchtbildung, nun gilt es, eine oder zwei Früchte in günstiger Lage auszuwählen, wenn Sie Riesenkürbisse ernten möchten. Diese Früchte sollten möglichst rechtwinklig zur Ranke liegen, etwas nachhelfen können Sie. Aber bitte nur wenige Millimeter pro Tag in die gewünschte Richtung bewegen, der Stängel ist mehr als empfindlich. Die auserwählten Früchte können auf einer Unterlage aus Kunststoff, Hartschaum oder Holz gezogen werden, um sie vor Schnecken, Mäusen und Steinen zu schützen.
Wenn es ein Rekord werden soll, bleibt wirklich nur eine Frucht an der Pflanze, wenn die ausgewählten Früchte ungefähr Fußballgröße haben, müssen Sie sich dann entscheiden. Der schönste Kürbis darf dann alleine wachsen, und das wird er (und ggf. sein Kumpan) dann auch tun. Nun müssen Sie nur noch versuchen, jede Störung von Ihrem Riesenkürbis fernzuhalten.