
Als eines der wesentlichen Merkmale eines Gebäudes sticht der Balkon ins Auge. Die Erweiterung der Nutzfläche ist deshalb gleichzeitig ein wichtiges gestalterisches Element. Vor allem das Balkongeländer tritt als relevantes Gestaltungsmerkmal hervor. Früher meist lokalen Traditionen folgend, bieten heute Holz, Stahl und Glas vielfältige Optionen. Neben der Optik spielen bei der Auswahl vor allem Sicherheit und Kosten eine tragende Rolle.
Die Aufgaben der Balkongeländer
Obwohl ihre Gewichtung von Fall zu Fall anders ausfallen kann, sind die vorherrschenden Aufgaben eines Balkongeländers immer dieselben:
- Sicherheit
- Optik
- Sonstiges (v.a. Sichtschutz)
Diese einzelnen Dinge stellen ganz unterschiedliche, teils sogar gegensätzliche Anforderungen an die eingesetzten Bauteile:
Sicherheit
Sichtschutz
Neben dem praktischen Schutz vor Absturz soll das Balkongeländer auch die Privatsphäre schützen. Das gelingt durch einen entsprechenden Sichtschutz. Zunächst mag man hier an aufwändige und zugleich oft unschöne Konstruktionen aus Stoff, Stäben oder gar Stroh- oder Bastmatten denken. Diese sind aber glücklicherweise nur dann nötig, wenn nicht von vorn herein gut geplant wurde. Denn ganz unabhängig von Holz, Stahl oder Glas lassen sich sichtschützende Eigenschaften bei Bedarf problemlos erzielen. Als dichte Stabanordnung oder flächige Plattenverkleidung können hölzerne Werkstoffe wie auch Metall in Form von Lochblechen, Gittern oder Einzelbauteilen das gewünschte Maß an Durchlässigkeit oder Blickdichtheit erreichen. Glasflächen können dagegen mit einer Bedruckung oder in Form einer sandgestrahlten Oberfläche entsprechend in ihrer Durchsichtigkeit reduziert werden.
Gestaltung
Wie gelingt ein sicheres Balkongeländer?
Während die Optik stark von den Vorstellungen der Eigentümer abhängt und mitunter individuell bis eigenwillig ausfallen kann, ist das Thema der Sicherheit objektiv sehr gut zu betrachten:
Konstruktive Stabilität
Am einfachsten zu betrachten ist die konstruktive Stabilität eines Balkongeländers. Sie umfasst die Aspekte, die allgemein zuerst in den Sinn kommen, wenn man von Konstruktion spricht. Gemeint sind die Bauteildimensionen und die Kombination einzelner Bauteile zum stimmigen System. Bauteile aus Holz muss man auf Grund einer geringeren Tragfähigkeit größer dimensionieren, als Bauteile aus Stahl. Für tragende Elemente ist Glas dagegen zwar technisch verwendbar, auf Grund des extrem hohen Aufwands aber in aller Regel nicht eingesetzt. Gängige Dimensionen für tragende Pfosten und Rahmen sind:
- als Stahlkonstruktion ab ca. 20x20mm
- als Holzkonstruktion rund 40×40 bis 60x60mm
Bei der Geländerfüllung können einzelne Stäbe umso dünner ausfallen, je dichter sie gesetzt werden und umso mehr von ihnen zum Einsatz kommen, um anfallende Lasten gemeinsam aufzunehmen. Auch hier kann Stahl weit dünner ausgeführt werden, als Holz. Glas kommt in aller Regel nur als flächiger Belag zum Einsatz, vermag hier durch moderne Glaskonstruktionen aber mit einer hohen Bruchsicherheit punkten. Auch bei den Geländerfüllungen ermöglichen die Materialien ganz unterschiedliche Ansichtsbreiten:
- Stahlstäbe ab 10mm Durchmesser
- Holzstäbe ab 20mm Durchmesser
- Holzlatten ab 10x30mm
- Glas nur flächig ab Materialstärken als Sicherheitsglas von rund 8 bis 10mm
Dauerhafte Materialien
Optimale Detailausbildungen
Eine gute Ausführung der konstruktiven Details ist das letzte Standbein eines sicheren Balkongeländers. Hier kommen vor allem drei Aspekte zum Tragen:
- konstruktiver Holzschutz: Verbindungen und Übergänge so gestalten, dass kein Niederschlagswasser in Ritzen, Fugen oder Löcher eindringen und dort auf Dauer Schäden verursachen kann.
- Befestigungen mit statischen Sicherheiten: Verschraubungen und andere Verbindungen so ausführen, dass auftretende Belastungen auch bei Überbeanspruchung nicht sofort zum Versagen führen.
- Verwendung zugelassener Verbindungsmittel: Geprüfte und zugelassene Verbindungsmittel, wie Schrauben oder Dübel garantieren die Tragfähigkeit der erstellten Konstruktion im Sinne der Planung.
- störunanfällige Wahl möglicher Ausführungen: Stehen unterschiedliche Methoden der Ausführung zur Wahl, tragen möglichst schadensunanfällige Varianten zur dauerhaften Sicherheit bei. Während eingedrehte Holzschrauben bei nachlassender Dichte des Holzes durch Verwitterung ausreißen können, sind durchgesteckte Verbindungen aus Schrauben mit Mutternsicherung hierfür unempfindlich.
Die Materialauswahl
- Stahl-Posten oder -Rahmen mit Holzstäben – natürliche Füllung mit filigraner, hoch belastbarer tragender Konstruktion
- Stahl-Tragwerk mit Füllungen aus Glas – hoch belastbare Konstruktion mit minimalistischer, edler Geländerfüllung
- Stahl-Konstruktion mit Füllung aus Metallstäben oder Blech – einheitliche Materialität mit minimaler Bauteildicke
Die Kosten
Je nach zur Verfügung stehendem Budget können Balkongeländer ganz unterschiedliche Kosten erzeugen. Sehr einfache Konstruktionen können sparsam mit den finanziellen Ressourcen umgehen, während aufwändige Gestaltungen das Element schnell zum Kostentreiber avancieren lassen.
- einfaches Stahlgeländer mit Stabfüllung, verzinkt: ab 100 EUR/lfm
- Stahlgeländer verzinkt mit Geländer aus Holzstäben, natur: ab 100 EUR/lfm
- Stahlgeländer mit Stabfüllung verzinkt, Edelstahlhandlauf aufgesetzt: ab 120 EUR/lfm
- verzinktes Stahlgeländer mit flächiger Metallfüllung (Lochblech, Edelstahlblech etc.) mit Edelstahlhandlauf: ab 150 EUR/lfm
- Holzgeländer Douglasie mit Tragpfosten und Füllung aus Holz, Verbindungselemente Metall: ab 150 EUR/lfm
- Stahlgeländer verzinkt mit Glasfüllung VSG (Verbundsicherheitsglas) und Edelstahlhandlauf: ab 180 EUR/lfm
- Edelstahlgeländer mit VSG-Glasfüllung, bedruckt oder sandgestrahlt: ab 300 EUR/lfm
- freitragendes Ganzglasgeländer VSG ohne Metallpfosten, am Fußpunkt eingespannt: ab 500 EUR/lfm
Es wird deutlich, dass auch eine vermeintlich simple Absturzsicherung eine enorme Vielfalt unterschiedlicher Ausführungen erlaubt. Zwischen einfachen, zweckmäßigen Ausführungen und luxuriösen Systemen mit extrem reduzierter Optik können Preissteigerungen von mehreren hundert Prozent liegen. Vor der Beauftragung eines ausführenden Unternehmens lohnt daher die gewissenhafte Abwägung aller Aspekte, um letztlich genau das gewünschte Ergebnis zu erhalten.