Ungefähr jedes dritte Haus in Deutschland ist ein Altbau, und vor einem Altbau stehen alte Bäume. Die irgendwann einmal gefällt werden müssen; weil sie so hoch gewachsen sind, dass das Zimmer im Dachgeschoss als Dunkelkammer genutzt werden kann, oder so alt geworden sind, dass sie vermeintlich umgeschubst werden können. Die meisten Menschen lassen ihre entwickeln – und haben auch wenig Lust, auf Passantenköpfe gefallene Bäume zu verantworten, deshalb wird der alte Baum gefällt. Ein (dicker) Baumstumpf bleibt übrig, den Sie entfernen können, aber nicht unbedingt entfernen müssen.
Muss (und darf) der Baum wirklich weg?
Bevor Sie sich Gedanken machen, wie Sie den Baumstumpf entfernen, stehen Gedanken darüber an, ob Sie überhaupt unbedingt etwas mit dem Baum machen müssen. Beziehungsweise, ob diese Tätigkeit unbedingt das Fällen des Baumes sein muss.
Wenn der Baum nur weichen soll, weil er vermeintlich alt aussieht, sollten diese Beurteilung auf Kenntnis des zu erwartenden Lebensalters eines Baumes beruhen; nicht nur darauf, dass der Baum „echt alt aussieht“. Das kann (bei Bäumen wie bei Menschen) auch nur an einem ungünstigen Umfeld liegen, bei Bäumen z. B. an zu wenig Wasser in trockenen Zeiten oder an einer Pilzkrankheit. Das lässt sich ändern bzw. behandeln. Vielleicht wird der Baum dann wieder so frisch wie ein dehydrierter oder durch Umweltgifte geschädigter Mensch nach einer Trinkkur.
Wenn dem Baum nicht mehr zu helfen ist, steht dann noch die Erkundung an, ob man ihn einfach fällen darf. Ob das erlaubt ist, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt, am schnellsten erhalten Sie durch Anfrage bei der zuständigen Behörde einen Überblick. Lassen Sie sich die Auskunft, vor allem eventuelle unter Ausschöpfung von Ermessensspielräumen getroffene Vereinbarungen, immer schriftlich geben.
Die gründliche Lösung
Wenn der Baum weg ist, soll auch der Baumstumpf verschwinden, möglichst schnell und möglichst einfach.
Möglichst schnelle und möglichst einfache Lösungen können mit speziellen Maschinen erreicht werden. Die gibt es seit einiger Zeit für die Rodung von Baumwurzeln, die Wurotec GmbH & Co. KG hat ein Anbaugerät für Bagger konstruiert, mit dem sich der Baumstumpf mit samt Wurzeln sowohl einfach als auch ziemlich schnell entfernen lassen. Diese sogenannte Wurzelratte ist eine Wurzelhacke, die man vorne am Baggerarm befestigt und die sich die ganze Kraft des Baggers nutzbar macht.
Die Wurzelratte kann an den meisten Baggern in Größen bis 40 Tonnen installiert werden. Durch einen besonderen Adapter kann man sie auch an die Minibagger anbauen, die Vermietdienstleister anbieten. Zahlreiche deutsche Maschinen-Mietstationen haben Bagger mit der Wurzelratte im Angebot.
Die Wurzelratte soll Baumstümpfe mächtig schnell zerlegen können. Ein Eichenstumpf von 30 cm Höhe und beachtlichen 90 cm Durchmesser soll unter einer halben Stunde „Geschichte werden“. Wahrscheinlich nicht unbedingt mit einem Privatmann auf dem Bagger, der noch nie Bagger-Präzisionsarbeit geübt hat.
Leider hat die Wurzelratte einen ganz entscheidenden Nachteil: Der Baumstumpf muss an einem Ort stehen, an den Sie mit einem Bagger herankommen. Hinten im dicht bewachsenen Garten ist das häufig überhaupt nicht möglich. Wenn ein Minibagger theoretisch gerade so durchpasst, kann er praktisch deshalb nicht eingesetzt werden, weil er eine Schneise der Verwüstung hinterlassen würde. Die Verwüstung, die die Wurzelratte hinterlässt, darf übrigens auch nicht unterschätzt werden. Der Baumstumpf ist weg, die kräftigsten Seitenwurzeln auch, aber die hier eingesetzte brachiale Gewalt hinterlässt schon ein Loch mit Erde, Sand und Kleinholz.
Einen Versuch wert
Auf jeden Fall einen Versuch wert ist ein Anruf bei der Stelle in ihrer Gemeinde, die für Baumpflege zuständig ist. Wenn Sie Glück haben, ist man dort so nett, Sie an den städtischen Auftragsunternehmer zu vermitteln, der Baggerarbeiten für die Gemeinde erledigt.
Der wiederum ist dann häufig so nett, dass er im Zuge eines städtischen Auftrags bei Ihnen vorbeifährt und Ihre Baumstümpfe rausholt und mitnimmt. Für recht wenig Geld, weil er ja nicht extra anfahren muss, sie müssen nur im Vorfeld genau klären, ob er mit seinen Fahrzeugen/Maschinen rankommt an die Bäume.
Baumstumpf wegfräsen
Wenn der Bagger nicht an den Baumstumpf kommt, ist die nächste erprobte und schnelle Methode der Einsatz einer Motorfräse – eine sichere Methode immer dann, wenn Sie eine Firma mit dieser Arbeit beauftragen.
Etliche Unternehmen, die zwischen Oktober und Februar damit beschäftigt sind, Bäume zu fällen, haben vom 1. März bis zum 30. September viel Zeit. So lange dauert nämlich die Nist- und Brutzeit, und in dieser Zeit dürfen lt. Naturschutzgesetz keine Bäume gefällt werden. Auch ihr Baum wurde sicher irgendwann in der Zeit zwischen Oktober und Februar gefällt, Ausnahmegenehmigungen verursachen Aufwand und Kosten. Was aber nicht heißt, dass dann auch sofort der Baumstumpf verschwinden muss, damit können und sollten Sie noch warten, wenn Sie ihn durch ein Unternehmen ausfräsen lassen wollen. Denn im Frühjahr/Sommer sind die Baumpfleger unterbeschäftigt. Deshalb bieten sie Fräsarbeiten im Sonderangebot an.
Schauen Sie sich um unter den Angeboten, mit etwas Glück zahlen Sie nicht mehr als rund 1,- Euro pro Zentimeter weggefrästen Stammdurchmesser, noch etwas Anfahrts- und ggf. Entsorgungskosten dazu, das kann schneller und kostengünstiger ablaufen als die Fahrt zum Baumarkt, um eine Fräse zu mieten.
Wenn Sie gut vorarbeiten, senken Sie die Kosten weiter: In der Regel soll der Baumstumpf unter der Erde weggefräst werden, damit anschließend Erde aufgebracht und mit Flachwurzlern bepflanzt werden kann. Graben Sie den Baumstumpf so weit wie möglich frei – wenn der Mann mit der Motorfräse sofort ansetzen kann, braucht er wirklich nicht lange, um den Baumstumpf im Untergrund zu entfernen.
Selbst Fräsen
Wenn Sie zu den begeisterten Heimwerkern gehören und die Gelegenheit genießen, mit schwerem Gerät arbeiten zu können, können Sie sich im nächsten Baumarkt eine Baumfräse mieten. Aber Vorsicht, etwas Übung mit solchen Geräten sollte vorhanden sein, und die Bedienung einer größeren Motorfräse kostet auch ziemlich viel Kraft.
Meist werden Motorfräsen in verschiedenen Größen angeboten, welche Sie brauchen, richtet sich nach Art und Umfang des Baumstumpfs, Beratung vor Ort hilft weiter. Für die Miete einer Baumstumpf-Fräse müssen sie um 80,- Euro kalkulieren.
Wurzelstock entfernen
Mit der Fräse verschwindet nur der Baumstumpf, nicht seine Wurzeln im Boden. Der Wurzelstock behindert Sie weiterhin, er verhindert z. B., dass Sie an dieser Stelle Pflanzen setzen können, die tiefgehende Wurzeln entwickeln. Wenn man den Baumstumpf gefällt hat, weil ein ganzes Grundstück vollkommen neu entstehen soll, entwickelt der gestaltungsbereite Gärtner nicht selten den Ehrgeiz, so viel wie möglich von den alten Wurzeln aus seinem zukünftigen Garten zu entfernen. Man möchte in seiner Kreativität schließlich nicht gebremst werden, schon gar nicht von ein paar ollen Strunken im Boden.
Sie können große Teile des gesamten Wurzelstocks beseitigen, auch ziemlich schnell, wenn Sie bereit sind, die nächste Zeit mit dem „Fitnessprogramm Garten“ zu verbringen, Spaten, Schaufel und Grabegabel in der Hand.
Einen Anhaltspunkt dafür, was Sie vorhaben, gibt Ihnen die Faustregel, nach der der Wurzelbereich eines Baumes meistens berechnet wird. Der Wurzelbereich ist die Bodenfläche unter der Krone des Baumes plus 1,5 m nach allen Seiten. Bei schmalkronigen Bäumen oder Säulenformen plus 5 m nach allen Seiten.
Wenn Sie eine alte Walnuss mit 5 m Krone umgehauen haben, umfasst diese Fläche einen Kreis von 8 m Durchmesser, nach Adam Riese dürfen Sie dann also auf 50,265 qm Wurzeln ausbuddeln. Wenn es eine schmalkronige Pappel mit einer 2-m-Krone war, die sich weit im Umkreis im Boden festkrallt, ergibt die Berechnung eine Fläche von 113,097 qm. Auf einer solchen Fläche Wurzeln auszubuddeln, hätte wohl auch einem jugendfrischen Arnold Schwarzenegger keinen Spaß mehr bereitet.
Aber vielleicht war es ja nur ein ganz kleiner Baum, und Sie haben ausreichend Aggressionen zum ausgedehnten Buddeln gesammelt. Dann sollten Sie ausgehend vom Baumstumpf an den Hauptwurzeln entlang graben, bis diese wunschgemäß dünn werden, und die freigelegte Wurzel an beiden Enden mit einer Wurzelsäge absägen. Ober mit einer Wurzelhacke durchhacken, mit einer Baumschere oder einer Axt kappen, je nachdem, wie widerspenstig die Wurzel sind.
So Wurzel für Wurzel, und wenn sie rundum gegraben haben, laden Sie ein paar kräftige Freunde ein. Mit denen zusammen ziehen Sie nun die Wurzeln aus dem Boden, mit bloßer Armkraft und Spaten, mit Unterstützung durch einen Wiedehopf (doppelte Hacke) oder einer Wurzelhacke (die Wurzelratte ohne Bagger). Zum Schluss ist der nunmehr von abgehenden Seitenästen befreite Baumstumpf dran. Ein in der Mitte untergeschobener Wagenheber kann hier Wunder wirken.
Ganz natürliche Entsorgung
Wenn Sie Ihren Garten naturnah bewirtschaften, haben Sie vermutlich wenig Lust, eine der gerade beschriebenen, ziemlich gewaltsamen Methoden um den Baumstumpf zu entfernen einzusetzen.
Wenn Sie viel gärtnerische Geduld besitzen, können Sie Ihren Baumstumpf einfach von selbst zerfallen lassen. Er wird dann nach und nach von Pilzen erobert, die ihn zersetzen. Sie können diesen Zerfallsprozess beschleunigen, indem Sie den Baumstumpf von allen Seiten und von oben mehrfach mit der Bohrmaschine durchlöchern. Dann wird er auch innen nass, Pilze lieben Feuchtigkeit, sie werden den Baumstumpf schneller besiedeln und schneller zersetzen.
Weiter können Sie nachhelfen, indem Sie den Baumstumpf im Sommer in eine Plastikfolie einpacken. Das Klima darunter ist ein echtes Pilz-Paradies. Die Pilze arbeiten dann noch etwas schneller. Auch bei der Besiedelung selbst können Sie nachhelfen. Sie können sich ein paar Baumpilze aus dem nächsten Wald holen und mit deren Fruchtkörpern den Baumstumpf einreiben. So übertragen Sie die Sporen auf das Holz.
Kreative Alternativen für naturnahe Gärtner
Wenn Sie Ihren Baumstumpf „natürlich entsorgen“, wird das einige Jahre dauern. On dieser Zeit kann sich der Baumstumpf nützlich machen:
1. Der Baumstumpf als Nahrungslieferant
Wenn es sich um einen Laubbaum handelt, kann der nach dem Fällen mit Pilzbrut geimpft werden, mit Austernseitlingen zum Beispiel. So liefert der Baumstumpf Ihnen leckere und gesunde Pilze direkt aus dem eigenen Garten.
Die Pilzbrut und die Anleitung zum Beimpfen des Baumstumpfs finden Sie im Internet. Von einem normal großen Baumstumpf soll man mehrere Kilogramm Austernseitlinge ernten können.
2. Der Baumstumpf als Gartendekoration
Sie können den langsam zu Erde werdenden Baumstumpf als natürliche Säule nutzen. Positionieren Sie dafür ein Pflanzgefäß, von dem blühende Pflanzen mit überhängendem Wuchs wie Elfenspiegel, Deutzie oder Dipladenia ihre Blüten hinabranken lassen.
Es kann natürlich auch ein schlichter Efeu sein, der den Baumstumpf vom Boden aus zuwächst. Der bewächst dann gleich den Boden Drumherum und verwandelt das Ganze in eine winzige grüne Gartenlandschaft.
3. Der Baumstumpf als Kunstobjekt
Ein Kettensägen-Holzkünstler kann Ihren Baumstumpf in verschiedene Figuren verwandeln. Andere LandArt-Künstler haben ganz andere Ideen, wie sie aus dem Natur-Material ein Kunstwerk erschaffen.
Wenn Sie selbst eine künstlerische Ader haben, können Sie sich natürlich auch selbst ans Werk machen. Sie müssen nicht unbedingt die Kettensäge benutzen, um Ihrem Baumstumpf eine neue Gestalt zu verleihen. Sie können Ihrem Baumstumpf ganz in Ruhe mit Fuchsschwänzen verschiedener Größen auf den Leib rücken. Auch der Stechbeitel aus dem Heimwerkerschrank und manches andere Werkzeug lässt sich zum Schnitzen einsetzen. Es gibt aber auch unzählige spezielle Holzschnitzwerkzeuge. Leidenschaftliche Holzhandwerker mit einem Faible für schöne Werkzeuge werden die Auswahl genießen.
Eher zweifelhafte Methoden
Im Internet werden noch einige Methoden zur Baumstumpf-Entfernung propagiert, die Sie – sich selbst und Ihrem Garten zuliebe – eher nicht oder nur mit ganz erheblicher Vorsicht angehen sollten:
- Baumwurzel mit Greifarm eines Baggers „einfach rausziehen“: Bringt neues Garten-Design, aber meist nicht das gewünschte, mit tiefen und weiten Kratern …
- Sprengen mit Dynamit: Für Gärtner gute Chance, sich strafbar zu machen, bei Firmen-Beauftragung mit erheblichen Kosten verbunden.
- Mit Chemie vernichten: Die zu diesem Zweck verkauften Chemikalien sind gesundheitsschädlich; wenn man sie wie meist empfohlen irgendwann anzündet, entsteht ein fast unlöschbares Feuer.
- Brandbeschleuniger wie Brennspiritus in die Wurzel und anzünden: So bringen Sie Ihr Haus noch schneller in Gefahr.
Fazit
Es gibt mehrere erfolgversprechende Methoden, um einen Baumstumpf und möglichst viele seiner Wurzeln zu entfernen. Letztlich hängt es von Ihrer Geduld ab, ob die Entfernung teuer und/oder arbeitsam wird; ganz entspannte Gärtner verzichten vollkommen auf die Entfernung und nutzen die Zeit der natürlichen Verrottung des Baumstumpfs kreativ für ihre Zwecke.