Die warmen Winter der letzten Jahre bringen so manche Verlockung mit sich. Eine davon ist das Betonieren in der kalten Jahreszeit. Allerdings ist dies nur mit besonderen Maßnahmen möglich.
Gefahren
Beim Betonieren im Winter geht es darum, dass die Qualität des Betons durch Frost, Schnee, Regen und Wind nicht negativ beeinflusst wird. Zu den Auswirkungen von tiefen Temperaturen auf den jungen Beton gehören:
- Verzögerung des Erstarrens und der Festigkeitsentwicklung (niedrige Betontemperaturen)
- Dauerhafte Gefügeschäden durch zu frühes Durchfrieren
- Beeinträchtigung der Festigkeit, Gefrierbeständigkeit, Dichtigkeit und Dauerhaftigkeit durch erhöhte w/z-Werte
- Verringerung des Haftverbundes zwischen Bewehrung und Beton
- Gefahr von Frostschäden bei gefrorenem Boden (durchfrieren vor dem Erreichen der Gefrierbeständigkeit)
- Rissbildung aufgrund von höheren Temperaturunterschieden (z. B. nach Entfernung der wärmedämmenden Abdeckung
- Rissbildung durch kalte, trockene Luft und/oder Wind (verstärkte Austrocknung)
Lufttemperatur und Mindesttemperatur des Frischbetons
Die magische Grenze für das Betonieren liegt bei einer Umgebungstemperatur von plus fünf Grad Celsius. Fällt das Thermometer darunter, müssen bestimmte Vorkehrungen getroffen werden. Trotzdem sollten Sie nicht bei klirrender Kälte betonieren. Denn die untere Grenze liegt bei minus fünf Grad Celsius. Neben der Lufttemperatur müssen Sie auch die Mindesttemperatur des Frischbetons beim Einbau beachten. Nach DIN EN 13670 und DIN 1045-3 werden folgende Temperaturen gefordert:
Bei einer Lufttemperatur von plus fünf bis minus drei Grad Celsius liegt die Mindesttemperatur des Frischbetons beim Einbau bei
- plus fünf Grad Celsius im Allgemeinen
- plus zehn Grad Celsius für Zement mit einem Gewicht von weniger als 240 Kilogramm pro Kubikmeter sowie bei LH-Zementen
Bei einer Lufttemperatur unter minus drei Grad Celsius sollte die Mindesttemperatur des Frischbetons von zehn Grad Celsius beim Einbau für mindestens drei Tage gehalten werden.
Lösung: Winterrezepturen
Sogenannte Winterrezepturen haben eine höhere Hydrationswärmeentwicklung. Außerdem werden diese Betonzusammensetzungen schneller fest. Diese Eigenschaften erreichen Sie durch
- das Erhöhen der Zementgehalte auf mindestens 300 Kilogramm pro Kubikmeter
- das Verringern des w/z-Wertes, zum Beispiel mit Betonverflüssigern oder Fließmitteln
Maßnahmen beim Betonieren
Damit der Betonierablauf reibungslos funktioniert, sollten Sie
- alle Arbeitsflächen und Gerüste eis- und schneefrei halten
- Wartezeiten auf maximal 15 Minuten begrenzen (Mindesttemperatur)
- den Beton zügig einbringen
- Beton- und Bodenflächen von Schnee und Eis befreien
- nicht gegen gefrorenen Grund betonieren
Schutz und Nachbehandlung
Maßnahmen, die dem Schutz des Betons dienen, müssen Sie bis zum Erreichen der Gefrierbeständigkeit durchführen. Dabei sollten Sie eine Temperatur von plus fünf Grad Celsius nicht unterschreiten.
Wärmeschutz
Dauert der Frost nur eine kurze Zeit, können Sie die Bodenplatte mit wärmedämmenden Abdeckungen schützen, wie zum Beispiel:
- Thermofolien
- Brettschalung
- trockene Matten aus Schilf oder Stroh
- Leichtbauplatten
- Kunststoffplatten
Bei längerem oder strengem Frost reicht eine Abdeckung nicht mehr aus. In diesem Fall müssen Sie die Luftschicht, die den Beton umgibt, erwärmen. Zum Heizen sind
- Infrarotlampen oder
- trockene Luft
geeignet. Achten Sie dabei jedoch darauf, dass die Betonoberfläche nicht austrocknet.
Feuchtigkeitsverlust
Neben dem Wärmeverlust muss der Beton im Winter auch vor Feuchtigkeitsverlust geschützt werden. Denn bei kalter und/oder trockener Witterung ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft sehr gering. Dies führt dazu, dass zu viel Feuchtigkeit des Betons verdunstet. Im Zuge der Nachbehandlung kompensieren Sie diese übermäßige Verdunstung. Ausgangspunkt dafür ist die Mindestnachbehandlungsdauer des jeweiligen Betons. Zu dieser rechnen Sie jene Zeit hinzu, in welcher die Oberflächentemperatur unter plus fünf Grad Celsius gelegen ist.
Häufig gestellte Fragen
Damit junger Beton ein einmaliges Durchfrieren schadlos übersteht, muss die Druckfestigkeit bei mindestens 5 N/mm liegen.
Nein, dies sollten Sie auf keinen Fall tun.
Nein, Sie müssen den frostgeschädigten Beton entfernen. Erst danach können Sie weiterbetonieren, wenn Luft- und Mindesttemperatur stimmen.