Gartenpflanzen Kakteen & Sukkulenten

Bischofsmütze, Astrophytum myriostigma – Pflege des Kaktus

Bischofsmütze

Die Bischofsmütze kommt vordergründig als nicht besonders aufregender Kaktus daher. Astrophytum myriostigma hat aber einiges zu bieten: Ein Kinderkaktus ohne Dornen, bei Beachtung seiner wichtigsten Ansprüche erfreulich leicht zu pflegen und in überraschend vielen, sehr unterschiedlich geformten Kulturgestalten erhältlich. Nachfolgend erfahren Sie, worauf es bei der Pflege des Wüstenkaktus ankommt, warum der Name „Bischofsmütze“ von der Oberfläche und nicht von der Form kommt und vieles mehr.

So lebt die Bischofsmütze in der Natur

Bischofsmützen sind Wüstenkakteen, die in den Trockengebieten Mexikos wachsen, hauptsächlich in der Chihuahua-Wüste (Nord- und Mittel-Mexiko). Diese sogenannte Regenschattenwüste entstand, weil das Gebiet durch die Sierra Madre von jeder Regenfront abgeschirmt wird.

Astrophytum myriostigma Im Sommer sind dort tagsüber um 30 °C Wärme, nachts etwa 20 °C, im Winter tagsüber 17 – 25 °C, nachts 2 bis 5 °C und nie unter Null.

In der Chihuahuawüste bekommt eine Bischofsmütze nie mehr als 250 mm Niederschlag im Jahr zu sehen bzw. zu trinken, das meiste davon auch noch geballt während der kurzen Monsunzeit im Hoch/Spätsommer. Zum Vergleich: Niederschlag Deutschland Jahresdurchschnitt 1881-2014 = 754 mm.

Licht bekommt die Bischofsmütze in Mexiko eine Menge: In Chihuahua scheint durchschnittlich 7,7 Stunden Sonne pro Tag, in Deutschland 4 Stunden. Mexiko liegt zwischen dem 14 und 30 Breitengrad Nord (Chihuahua Stadt 28, wir zwischen dem 47. und 55. Breitengrad Nord), damit liegt es ein ganzes Stück näher am Äquator als Deutschland. Die Sonne ist also ein ganzes Stück näher dran. Das ganze Jahr näher am Äquator differenzieren sich die Jahreszeiten nicht so sehr in warm und kalt. Als wenn das alles nicht schon reichen würde, muss die Bischofsmütze bei uns im Winter hinter eine Fensterscheibe verbannt werden, damit sie nicht erfriert.

Die Chihuahuawüste ist eine Gebirgs-Gesteins-Geröllwüste, einen Boden im Sinne unseres Garten- oder Waldbodens kennt die Bischofsmütze nicht. In Wüsten gibt es keine humushaltigen Böden, weil es kaum Pflanzenteile gibt, die zu Humus verrotten. Kaum Pflanzenverrottung bedeutet zugleich, dass der organische Nährstoffgehalt des Bodens sehr gering ist, der mineralische Nährstoffgehalt ist dafür sehr hoch.

Diese Informationen helfen eine Menge, wenn Sie einer Bischofsmütze in ihrem Wohnzimmer eine schnuckelige Heimat bereiten möchten:

Die Standortansprüche der Bischofsmütze

Der größte Unterschied zwischen deutschem Wohnraum und Wüste ist aus Sicht einer Wüstenpflanze das Licht, in dem sie hier leben soll. In Chihuahua bekommt die Bischofsmütze das ganze Jahr viel mehr Sonne als in Deutschland, direkte Sonne. Bei uns lebt die Bischofsmütze zumindest einen Teil des Jahres hinter Fenster. Dort ist aus Pflanzensicht einfach nur noch „Dunkeltuten“.

Deshalb sollte die Bischofsmütze einen wirklich lichtreichen Standort bekommen, gerne den warmen sonnigen Platz am Südfenster. Und sie sollte im Sommer ins Freie umziehen, gerne auf das Sonnenfleckchen des Balkons, auf dem sich andere Pflanzen Sonnenbrand holen.

Unsere Zimmertemperaturen ähneln den durchschnittlichen Frühlings-Sommer-Herbsttemperaturen in Mexiko, sind also der Bischofsmütze ziemlich vertraut. Im Freien genießt sie jede Hitze, die Deutschland zu bieten hat.

Bischofsmütze Viel Platz braucht die Bischofsmütze hier nicht, sie wird maximal um 40 cm hoch werden.

Erde, Substrat, Pflanzgefäß

Sie sollten Astrophytum im Topf einen ähnlichen Boden wie in der Chihuahuawüste zur Verfügung stellen. Kakteenexperten halten Wüstenkakteen häufig in rein mineralischen Substraten, das ist aber kein Zwang, Kakteen sind wirklich nicht verwöhnt. Sie können Kakteenerde oder normale (nicht gerade frisch gedüngte/überdüngte) Gartenerde als Mischungsgrundlage nehmen.

Diese Grundlage wird mit gemahlenem Gestein angereichert, so locker, dass der Kaktus Wurzeln durchschieben kann, so fest, dass die Wurzeln Halt finden und Wasser nicht einfach durchläuft. Jedes übliche Ausgangsgestein ist recht, alle enthalten Mineralien, am besten mittlere Körnung. Vorsicht vor Urgesteinsmehl, wird häufig übertrieben fein gemahlen, feine Teilchen verkleben gerne zu „Beton“. Diabas, häufiges Ausgangsgestein für Urgesteinsmehl, bekommen Sie gröber gemahlen beim nächsten Baustoffhändler. Der kostet dann um 12,- € die Tonne. Wenn Sie mit dem Eimer vorbeikommen, wird man Ihnen vielleicht 1, 2 € für den Service abnehmen. Sie können auch Aquariensand, Lavalit, Perlit untermischen, alles mineralhaltige Kornmischungen.

Als Pflanzgefäß eignen sich Tontöpfe. Die haben den Vorteil, dass sie überschüssiges Wasser über die Aussenwand in den Raum verdunsten. So überleben Kakteen auch, wenn man sie zu viel gießt, was kakteenunerfahrenen Pflanzenpflegern schnell passiert. Bei großer Hitze in der Wachstumszeit muss man die Feuchtigkeit im Tontopf allerdings gut beobachten,  das Substrat trocknet schneller aus.

Der Topf sollte nicht zu klein gewählt werden. Kakteenwurzeln breiten sich gerne flach aus, um in karger, steiniger Wüstenerde Halt zu suchen. Ein Zentimeter Platz zwischen Kaktuskörper und Topfrand ist das Minimum. Sie können die Bischofsmütze aber auch gerne in eine flache Blumenschale setzen, vielleicht mit anderen Kakteen (mit ähnlichen Substrat- und Pflegeansprüchen) als kleine Landschaft. In den Topf kommt vor dem Substrat eine Drainageschicht, die den Ablauf freihält, z. B. aus Basaltsplit, Tontöpfe sollten ohne Übertöpfe aufgestellt werden, wegen der Verdunstung.

Gießen

Bischofsmütze Blüte Wie oben erwähnt, die Bischofsmütze ist maximal 250 Millimeter Niederschlag im Jahr gewohnt, von dem der meiste zwischen Juli und September fällt, in Mexiko die Hauptwachstumszeit des Astrophytum. Hier bei uns fällt der Niederschlag eher gleichmäßig übers Jahr verteilt, und einen Teil des Jahres macht ohnehin der Zimmergärtner den Regen, die Bischofsmütze legt ihre Hauptwachstumszeit in die Zeit mit dem meisten Licht, von Mai bis August.

In dieser Hauptwachstumszeit sollte die Bischofsmütze gegossen werden, aber bitte recht mäßig. Der Wurzelballen soll zwischen den Wassergaben immer etwas trocknen können, erst wenn sich die oberste Schicht ganz trocken anfühlt, wird Wasser nachgegeben.

Dünger/Nährstoffe

Pflanzen leben vor allem von den vier Hauptnährstoffen Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und (viel kleineren Mengen) Hauptnährelemente Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium. Bis auf Wasser und Stickstoff, der pflanzenverwertbar nur im Boden/Humus zur Verfügung stehen, findet die Bischofsmütze all diese Stoffe reichlich in der Wüste. Bei Wasser und Stickstoff hat sie sich darauf eingestellt, eher kärglich versorgt zu werden.

Wenn die Bischofsmütze in mineralstoffreicher Erde gehalten wird, braucht sie eigentlich überhaupt nicht gedüngt werden, höchstens wenn sich ein Blütenansatz zeigt.

In Kakteenerde oder normaler Blumenerde braucht die Bischofsmütze Dünger, dann sollten Sie Astrophytum aber keinen normalen Volldünger geben, sondern einen Dünger mit wenig Stickstoff, NPK 4-7-7 z. B., mit Spurenelementen. Wird als Kakteendünger verkauft, kann in guten Gartenfachhandlungen auch sehr viel günstiger selbst gemischt werden. Gedüngt wird nur in der Hauptwachstumszeit, dann höchstens einmal im Monat, und nicht zu viel.

Blüten zum Blühen bringen

Astrophytum myriostigma blühen, mit schönen hellgelben Blüten, die vorwiegend einzeln erscheinen und immer nur wenige Tage halten, dafür können von Frühjahr bis in den Sommer mehrere Blüten kommen (wenn Sie viele Kakteenblüten sehen möchten, sollten Sie sich an den Astrophytum caput-medusae halten: farm9.staticflickr.com/8399/8691754695_08448c628c_b.jpg).

gelbe Blüte der Bischofsmütze Blüten entwickeln sich allerdings erst ab dem dritten Jahr, bei uns vielleicht noch später. Und wenn die Bischofsmütze genug Licht bekommt, also zumindest im Sommer im Freien steht. Die Blütezeit liegt zwischen Juni bis August, wenn Sie Blütenansätze sehen, können Sie schon mit dem Kleinstschluck Blütendünger bereitstehen.

Die Blüten sind zwittrig, Bestäubung durch Wind oder Insekten würde zumindest auf dem Balkon sicher auch klappen – wenn Sie Samen ernten möchten, brauchen Sie aber zwei Bischofsmützen, diese sind selbststeril, der Pollen einer Blüte kann nicht die Narbe derselben Pflanze bestäuben.

Überwintern

Unsere Zimmertemperaturen wären der Bischofsmütze theoretisch auch im Winter recht, praktisch ist es sogar in Mexiko im Winter durchschnittlich kälter; außerdem könnte die Bischofsmütze bei uns einen stillen Lichtmangel-Tod erleiden, wenn sie im Winter normal weiter wachsen soll.

Deshalb sollte der Kaktus bei uns in Winterruhe geschickt werden. Nach dem Einräumen vom Balkon erhält sie einen Monat Akklimatisierung bei Zimmertemperatur. Dann wird die Bischofsmütze kühl gestellt, bei Temperaturen zwischen 4 bis 12 °C, immer noch an einen hellen Standort, aber nicht in direkte Sonne, die die Pflanzen zu sehr aufheizen würde. Während der Ruhezeit wird die Bischofsmütze nicht gegossen (am richtigen Standort verdunstet sie Wasser nur in Spuren) und natürlich auch nicht gedüngt.

Dort bleibt die Bischofsmütze mindestens 4 Monate, normalerweise von Oktober bis März. Diese Ruhe ist auch wichtig, damit die Bischofsmütze Blüten ansetzen kann. Ab März wird die Bischofsmütze langsam angegossen, im April an die Sonne gewöhnt, ab Mai ins Sommerquartier gestellt.

Umtopfen

Umtopfen ist bei Astrophytum immer erst alle zwei bis drei Jahre nötig. In höheren Töpfen stoßen die Wurzeln oft schon an den Topfrand, aus denen wird die Bischofsmütze ausgetopft, die Wurzel wird behandelt – abgestorbene Teile entfernen, Kontrolle auf Schädlingsbefall, ggf. Bekämpfung – und dann senkrecht in das bereits mit Drainageschicht ausgestattete neue Gefäß gehalten, während Sie Drumherum das Substrat einbringen.

Das Umtopfen sollten Sie zum Ende der Ruhezeit erledigen, danach gießen Sie wie gewöhnlich langsam und vorsichtig. Wenn Sie viele Feinwurzeln kürzen mussten, sollten Sie mit dem Angießen zwei Wochen warten, dann muss der Kaktus erst neue Feinwurzeln bilden, mit denen er Wasser aufnehmen kann.

Vermehrung

Astrophytum myriostigma im Topf Die Bischofsmütze wird normalerweise über Aussaat vermehrt, die im Frühjahr gestartet werden sollte. Die Samen werden auf oben beschriebene mineralhaltige Substratmischung gestreut und leicht bewässert. Sie keimen in einer Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 25 °C meist schon nach ein paar Tagen.

Über Vermehrung durch Ableger ist fast nichts zu finden, sie wird höchstens als nicht möglich erwähnt. Bei einigen Kultursorten der Bischofsmützen ist es aber sicher einen Versuch wert, Stecklinge zu schneiden und zu bewurzeln.

Sorten und Arten

Die Bischofsmütze heißt botanisch Astrophytum myriostigma, gehört (natürlich) zur Familie der Kakteengewächse, die wiederum (nicht so natürlich) zur Ordnung der Nelkenartigen gehört.

Allerdings gehört die Bischofsmütze innerhalb der größten Unterfamilie Cactoideae (100 Gattungen, 1500 Arten) zum Tribus Cacteae, der sich entschlossen hat, noch nicht einmal die paar spärlichen Blättchen auszubilden, die einem „Nelkenartigen“ gebühren würden, sondern ganz auf Blätter zu verzichten. Gezwungenermaßen, wegen Durst, und so ging es allen 25 Gattungen der Cacteae (falls Sie sich gerade wieder über einen Regenschauer ärgern).

Die Gattung der Bischofsmütze heißt Astrophytum, übersetzt „Sternpflanze“ nach den sternförmigen Rippen des zuerst entdeckten Astrophytum ornatum, von dem die Bischofsmütze inzwischen den „Spitznamen“ Sternkaktus übernommen hat. „myriostigma“ heißt er nach seinen unzähligen (griechisch myrios) Flecken (griechisch stigma), die Astrophytum myriostigma anstatt Dornen entwickelt hat. Es gibt ihn in verschiedensten Kulturformen:

  • Der „normale“ Astrophytum myriostigma hat 5 bis 8 Rippen und anstatt Dornen winzige helle Wollflöckchen.
  • Astrophytum myriostigma ssp. quadricostatum bildet einen Körper mit vier Rippen, sieht von oben ein wenig wie ein Kinder-Windrad aus: en.wikipedia.org/wiki/File:Astrophytum_myriostigma_quadricostatum.JPG
  • Astrophytum myriostigma var. tricostatum bildet nur drei beflockte Rippen aus
  • A. myriostigma var. nudum ist ganz nackt, keine Dornen und keine Wollflöckchen an seinen normalerweise fünf Rippen.
  • A. myriostigma cv. TAO (forma bicostata) hat nur 2 Rippen, die er lustig ineinander verdreht, zu besichtigen unter www.cactus-art.biz, Cactus curiosities, Kaktur-Kuriosität Nr. 9

Astrophytum myriostigma Außer Astrophytum myriostigma umfasst die Gattung weitere 4 Arten, die sich auf Punkte-Design (Astrophytum asterias, de.wikipedia.org/wiki/Datei:Astrophytum_asterias_superkabuto.jpg), Miniatur-Hörner (Astrophytum capricorne, de.wikipedia.org/wiki/Datei:Astrophytum_capricorne_4.jpg), zaghafte Gras-Versuche (Astrophytum caput-medusae, file.siam2web.com/astrothailand/astrophytum_index/caput-medusae/dsc00631.jpg) oder ornamentale Formen (Astrophytum ornatum, http://www.llifle.com/photos/Astrophytum_ornatum_cv._Spiral_16943_l.jpg) spezialisiert haben.

Fazit
Die eher unaufregende Bischofsmütze ist auch unaufregend leicht zu pflegen, wenn man die entscheidenden Faktoren kennt, aber sie offenbart bei näherer Betrachtung schon in der Form einige Überraschungen. Für Neugierige hat die Bischofsmütze noch mehr zu bieten. Bei einigen Kulturformen reichliche Sprosse zu Vermehrungsversuchen, zu zweit gehalten Samenproduktion für den Einstieg in die Kakteenzucht. Darüber hinaus ist sie auch noch eine Fundgrube für Naturheilkundige. Ihr wird aphrodisierende Wirkung nachgesagt und sie soll Potenz, Hormonhaushalt, Bluthochdruck, Gedächtnisschwäche und noch viele andere Schwächen des menschlichen Körpers positiv beeinflussen.