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Bonsai – Grundlagen von Pflege und Schneiden

Bonsai

Bonsais – faszinierende Kleingewächse, deren Aufzucht schnell von einem Hobby zur Leidenschaft wird. Doch nicht jeder Mensch hat Freude daran, sich mit den Geheimnissen von Pflege und Schneiden eines Bonsais auseinanderzusetzen. Wenn Sie vorhaben, sich damit zu beschäftigen, sollten Sie auf jeden Fall ein wenig über die Grundlagen der Bonsai-Kultur erfahren. Nach dem Lesen dieses Artikels werden Sie etwas mehr darüber wissen, ob ein Bonsai für Sie wirklich das richtige ist.

Die Bonsai-Kultur

Ein Bonsai ist nicht nur einfach ein winziger Baum. Ein Bonsai ist Gartenkunst, eine sehr alte, in Asien entwickelte Spielart der Gartenkunst. Die beileibe nicht nur einfach „Bäume schrumpft“, sondern den Wuchs in kunstvoller Kennerschaft derart begrenzt, dass Sträucher und Bäume auf kleinstem Raum und in winzigen Schalen gedeihen, wo man sie dann unter ästhetischen Gesichtspunkten formen kann.

Ein solches kleines Kunstwerk entsteht nicht von alleine. Die wichtigste Grundlage der Beschäftigung mit der Bonsai-Zucht ist wahrscheinlich die Frage, ob Sie die Anforderungen erkannt haben und ernst nehmen. Die Beschäftigung mit den Bonsais ist ein intensives, zeitaufwendiges und arbeitsreiches Hobby. Sie tauchen dabei in eine fremde Welt von ästhetischen und zeitlichen Dimensionen ein. Es verlangt ziemlich häufig eine Konzentration, die wir unseren Hobbys üblicherweise eher nicht angedeihen lassen.

Bonsai Die Bonsais werden von den Asiaten als Lebewesen betrachtet, was uns im Grunde nicht fremd ist. Auch nach westlichem Verständnis gehören Pflanzen zu den Lebewesen, sie stehen als Eukaryoten (Lebewesen mit Zellkern) sogar auf einer Stufe mit den Tieren. Im asiatischen Kulturkreis kommt allerdings noch hinzu, dass nach den fernöstlichen Religionen jedes Lebewesen, auch Pflanzen, in einen ewigen Kreislauf der Wiedergeburt eingebunden ist. Bis die Kreatur in einem besonders langen Leben eine derartige geistige Reife erreichen konnte, dass sie ins Nirwana eintreten kann. Für einen echten Bonsai-Gärtner ist es demgemäß von hohem Interesse, dass sein Gewächs bei optimaler Haltung ein möglichst hohes Alter erreicht.

Ein Bonsai ist also kein Wegwerfartikel. Viele dieser Pflanzen können mehr als ein Jahrhundert alt werden. Die Beschäftigung mit den Bonsais sollte wahrscheinlich nur von Menschen begonnen werden, die sich ein kontemplatives Moment bei der Arbeit mit den Pflanzen ausdrücklich wünschen.

Besonderheiten der Bonsai-Pflege

Diese erste dieser Besonderheiten begründet zugleich den entscheidenden Unterschied zwischen Bonsais und „normalen Zierpflanzen“: Das bezeichnende Charakteristikum eines Bonsais ist die Kultur in einem begrenzten Wurzelraum. Die Schale enthält absichtlich nur ein sehr kleines Erdvolumen, weil dadurch das Wurzelwachstum der ausgewählten Pflanzen begrenzt wird. Wenn ein Bonsai nur sehr wenig Platz zur Verfügung hat, um neue Wurzeln zu bilden, braucht er eine wesentlich intensivere Düngung als eine normal wachsende Pflanze, die sich aus der Erde die benötigten Nährstoffe holen kann, um unter den gegebenen Bedingungen das gewünschte Wachstum zu entwickeln. Zu viel Dünger darf aber auch nicht gegeben werden, dann würde das kleine bisschen Erde unter dem Gewächs schnell versalzen.

Ficus Ginseng Bonsai Ein traditioneller Bonsai wird in einer Erdmischung kultiviert, was zur Folge hat, dass eine mengenmäßig sehr sauber dosierte Bewässerung erfolgen muss. In den kleinen Schalen mit ihrem geringen Erdvolumen kann einerseits nur sehr wenig Wasser gespeichert werden, andererseits kann jedes Zuviel an Wasser kaum abgefangen werden, das die Wurzeln des Bonsais jedoch schnell zum Faulen bringt. Etwas leichter kann dieses Gleichgewicht bei Verwendung moderner mineralischer Substratmischungen gehalten werden, die deshalb in der Bonsai-Kultur immer öfter zum Einsatz kommen.

Dann spielt auch der Standort des Bonsais eine größere Rolle, als Sie es von Ihren Zierpflanzen gewohnt sind. Denn auch hier geht es wieder um Feinheiten – steht ein Bonsai ein wenig zu dunkel, wird er zu viele Strecktriebe ausbilden, lange dünne Triebe, die die weitere zielgerichtete Gestaltung schnell unmöglich machen. Andere Bonsai haben ganz bestimmte Lichtbedürfnisse, und sie sind hier viel weniger kompromissbereit als eine normal große Zierpflanzen.

Der nächste große Unterschied zu „normalen Zierpflanzen“ zeigt sich in der bei der Bonsaipflege erforderlichen Wachsamkeit in Bezug auf Schädlingsbefall und Krankheiten: Während der „normale Gärtner“ häufig erst reagiert, wenn die Pflanze durch Krankheit oder Kleintierbefall schon deutlich geschädigt ist, kann sich ein Bonsai sich bei einer solch späten Reaktion wahrscheinlich nicht mehr erholen – jeder Befall und jeder Verlust von Blättern oder sogar von ganzen Ästen fällt bei diesen Bäumen winziger Größe, die sehr detailliert gestaltet sind, erheblich stärker auf als bei einer größeren Pflanze. Deshalb gehört es zu den wichtigsten Grundlagen der Bonsaipflege, dass der Gärtner Fehlentwicklungen sehr schnell bemerkt und bekämpft.

Durch das Schneiden zum Bonsai

Ein Bonsai wird nicht als solcher „geboren“, es handelt sich nicht um eine spezielle Pflanze. Die Bonsai-Kiefer würde zu einer ganz normalen Kiefer heranwachsen, wenn der Gärtner nicht seine formende Kraft einsetzen würde. Erst der regelmäßige Beschnitt sorgt dafür, dass der Bonsai seinen Zwergwuchs an den Tag legt.

Dazu wird zunächst die Wurzel speziell bearbeitet: Wenn eine Pflanze eine Pfahlwurzel ausbilden möchte, wird diese entfernt. So wird von vornherein eine Verzweigung des Wurzelballens eingeleitet, die sich zu einem möglichst gleichmäßiger Wurzelansatz auswachsen sollte.

Die Pflanze selbst wird traditionell ebenfalls durch dauerndes Zurückschneiden geformt, darüber hinaus werden die Äste in eine bestimmte Form gezwungen, indem sie durch Palmfaserschnüre gespannt werden. Heute werden zu diesem Zweck meist Spanndrähte eingesetzt, dieses Verfahren nennt sich Drahtung. Dabei werden einzelne Zweige, Äste oder auch der Stamm selbst mit einem speziellen Aluminiumdraht oder Kupferdraht spiralförmig umwickelt. Diesen biegt man anschließend vorsichtig in die Form, in die der Wuchs sich entwickeln soll.

Ficus Ginseng Bonsai Bei den Schnittmaßnahmen unterscheidet man zwischen einem Grundschnitt und dem Blattschnitt. Bei dem auch als Erhaltungsschnitt bezeichneten Grundschnitt werden alle Triebe weggeschnitten, die den Rahmen der gewünschten Gesamtform überschreiten. Der Blattschnitt dient einem anderen Zweck. Er ist dazu da, die Wachstumsbalance auszugleichen, indem der Pflanze quasi ein „künstlicher Herbst“ vorgetäuscht wird, bei dem die Blätter immer weniger werden. Der Blattschnitt wird vor allem eingesetzt, um in starkwüchsigen Zonen ein Miniaturwachstum zu bewirken. Nach dem Blattschnitt treibt der Baum weiter, bringt jedoch nun Triebe mit kleineren Blätter hervor. Auf jeden Fall ist das das Ziel und geschieht auch in den meisten Fällen. Daneben fördert auch der Blattschnitt eine sehr feine Verzweigung des Kleinbaumes.

Bei den grundlegenden Schnittmaßnahmen kommt es vor allem auf die Regelmäßigkeit an. Nur bei ständigem Beschnitt wird sich der Bonsai ausreichend filigran verzweigen und schöne dichte Blattpolster ausbilden. Regelmäßigkeit bedeutet aber nicht, dass Sie dauernd mit der Schere an Ihren Bonsai gehen. Es geht vielmehr darum, in den richtigen Abständen die richtigen Mengen abzuschneiden. Schneiden Sie zu häufig, regen Sie das Wachstum zu wenig an, um einen gut bestückten Bonsai heranwachsen zu lassen. Auf die Jahreszeit und das Alter der entfernen Zweige kommt es auch an. Im Frühling ist stärkerer Austrieb zu erwarten, und beim Beschnitt ins mehrjährige Holz regen Sie in besonderem Maße schlafende Knospen zum Austrieb an. Das fördert die Erneuerung aus der Mitte der Baumkrone und ist erwünscht, weil der Bonsai so insgesamt kräftiger und gesünder wächst.

Es gibt noch viele andere Feinheiten, die beachtet werden müssen, z. B. darf beim Blattschnitt nie der Stiel mit entfernt werden, wenn eine Knospe zu sehen ist – wenn diese Knospe dann später wie gewünscht austreibt, wird der Stiel ohnehin von alleine abfallen, vorher könnte er jedoch den Austrieb der Knospe stören.

Als besondere Veredelungsmaßnahmen werden das Entrinden von Ästen oder Teilen eines Stammes eingesetzt, das ein künstliches Altern bewirkt, und verschiedene Veredelungstechniken, mit denen dem kleinen Baum Äste hinzugefügt werden, und genau die Form zu erhalten, die gewünscht wird. Das geschieht durch Kopulation (Verbindung zweier gleichstarker Äste), Anplatten (Ansatz mitunter mehrerer Edelreiser an eine dicke Unterlage) oder Geißfußpfropfen (besonders stabile Form des Anplattens durch keilförmigen Schnittansatz).

Bonsai-Formung sollte man lernen

Schon das Schneiden eines Bonsai ist alles andere als unkompliziert, und ein unerfahrener Gärtner braucht nicht selten seinen ganzen Mut, bis er sich traut, seinem Gewächs auch nur ein „Blättchen zu krümmen“. Noch komplizierter ist die Veredelung des Bonsais, es reicht nun einmal nicht, Unterlage und Veredelungsreis einfach zusammenzubinden. Im Gegenteil: Sie brauchen an beiden Ästen eine gegenüber liegende Knospe an der Schnittstelle. Die beiden Teile müssen aneinander fixiert werden. Dazu dürfen Sie aber nicht jedes Material einsetzen, und wenn die Schnittstellen nicht anständig versiegelt werden, haben Sie sich schnell Krankheitskeime eingefangen.

Ficus Ginseng Besonders das Zögern vor dem ersten Schnitt hat in den Gegenden, in denen ein Bonsai-Fachmann eher nicht nebenan wohnt, schon zu einer ganz eigenen Art von „Bonsai-Kultur“ geführt: Immer wieder sichtet man in westlichen Haushalten etwas merkwürdige Gewächse, die einmal als Bonsais gestartet sind, nun aber munter und in alle Richtungen vor sich hin wuchern. Das ersparen Sie sich, wenn Sie vor dem Erwerb eines Bonsais einen Bonsai-Workshop besuchen, in dem Sie die Grundlagen über Pflege und Schnitt lernen.

Der Bonsai-Check

Ob mit oder ohne „Bonsai-Kurs“- irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, in dem Sie sich für eine Pflanze entscheiden müssen. Zwar kann grundsätzlich jede verholzende Pflanze zum Bonsai gezogen werden, aber es ist auf jeden Fall empfehlenswert, wenn ein Anfänger zunächst einen Bonsai erwirbt, der eher leicht zu gestalten und zu pflegen ist. Dieser sollte außerdem so schnittverträglich und robust sein, dass kleinere Fehler beim Beschnitt und bei der Pflege nicht gleich zu einem „Totalausfall“ führen. Bei der Auswahl hilft zunächst die Beantwortung folgender Fragen:

  • Soll es möglichst ein Bonsai werden, der in der Wohnung kultiviert wird?
  • Oder sollte/darf Ihr Bonsai auch im Garten aufgestellt und gepflegt werden?
  • Steht in der Wohnung ein Standort mit genügend Licht, aber ohne direkte Sonne aus südlicher Richtung zur Verfügung?
  • Können Sie einen Standort mit ausreichender Luftfeuchtigkeit bereitstellen?
  • Könnte ein Bonsai im Garten im Hochsommer einen Standort bekommen, an dem er nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist?
  • Haben Sie für einen solchen Bonsai einen passenden Überwinterungsplatz (frostfrei und hell – Wintergarten, Garage, Treppenhaus o. ä.)?

Je nach Ergebnis ergibt sich eine deutliche Tendenz zum Indoor- oder zum Outdoor-Bonsai, womit sich ganz unterschiedliche Pflanzen zur Anschaffung anbieten. Die Indoor-Bonsais, die in der Wohnung gezogen werden, werden aus Pflanzensorten herangezogen, die in wärmeren Klimazonen ihre Heimat haben. „Indoor“-Bonsai ist übrigens missverständlich, auch ein Zimmerbonsai wandert im Sommer gerne ins Freie. Zum Outdoor-Bonsai kann dagegen nur eine Pflanze gezogen werden, die bereits ursprünglich in einer gemäßigten Klimazone wächst.

Bonsai-Sorten für Anfänger

1. Indoor-Bonsais:

  • Crassula - Geldbaum - Pfennigbaum - Dickblatt Crassula ovata, Geldbaum:
    • Überaus schnittverträglich
    • kann das ganze Jahr am gleichen (hellen) Platz stehen
    • wenig gießen
    • leicht zu vermehren und preiswert
  • Ficus mircrocarpa oder retusa, chinesische Feige
    • Schnellwüchsig und schnittverträglich, für viele Formen geeignet
    • bildet schnell einen sehr bonsaitypischen Stamm
    • leichte Stecklingsvermehrung
  • Olea europea, Olivenbaum
    • Bester Bonsai für ausschließliche Zimmerhaltung
    • hält trockene Heizungsluft mit Temperaturen bis zu 20 Grad aus, wenn er genug Licht bekommt
  • Portulacaria afra, Jadebaum oder Elefantenstrauch
    • Ähnliche Eigenschaften und Pflege wie der verwandte Geldbaum
  • Ficus benjamina, Birkenfeige, kleinblättrige Sorte
    • Wie die chinesische Feige pflegeleicht und gut zum Ausprobieren verschiedener Formen

2. Outdoor-Bonsais:

  • Ulmus, Ulme
    • Mehrere Arten (Feldulme, Bergulme, holländische Ulme) sind leicht zu gut winterharten Bonsais erziehbar
  • Carpinus betulus, Hainbuche
    • Dankbare Pflanzen, auch als Bonsais
    • Fehler können meist schnell korrigiert werden
  • Acer, Ahorn
    • In vielen Arten (Feldahorn, Eschenahorn, Feuer-Ahorn, Japanischer Ahorn) recht einfach zu pflegen und als Bonsais zu gestalten
  • Bonsai Larix, Lärche
    • mehrere Arten (Europäische Lärche, Japanische Lärche) gut zum Bonsai zu ziehen
  • Taxus, Eibe
    • Toller Bonsai für erstes eigenes Design
    • durch das harte Holz gut für Totholzgestaltungen geeignet, die erhebliches Alter suggerieren

Fazit
Wenn Sie sich in unserem hektischen Alltag nach einem Hobby sehnen, das Sie zur Ruhe bringt, ist die Beschäftigung mit den Bonsais eine hervorragende Idee. Wenn Sie ganz entspannt mit einem Anfänger-Bonsai beginnen, werden Sie ohne viel Mühe schöne Ergebnisse erzielen.