Einen Bonsai aus einem Samen zu ziehen, ist weniger aufwendig, als viele Hobbygärtner glauben. Der Vorteil ist, dass Sie den Bonsaibaum von Beginn an nach den eigenen Vorstellungen formen können.
Samenauswahl
Für Bonsais gibt es keine eigen Arten, sie werden aus den Samen normal großer Bäume gezüchtet. Wer heimische Arten bevorzugt, kann sich beispielsweise aus dem Wald Saatgut von Fichten, Tannen oder Eichen holen. Nicht empfehlenswert und regional sogar verboten ist die Entnahme von Jungpflanzen aus dem Wald.
Der Waldboden ist nährstoffreich, weshalb Jungbäume dort bereits in den ersten Monaten stark zulegen. Im Vergleich dazu enthält zwar auch die Spezialerde für Bonsais Nährstoffe, diese jedoch in wesentlich geringerem Ausmaß. Dadurch haben sie von Beginn an einen gedrungenen Wuchs. Hinzu kommt, dass die Lichtverhältnisse im Wald ebenfalls ein Höhenwachstum forcieren, was ebenfalls ungünstig für die Anzucht von Bonsais ist.
Wer exotischere Arten als Bonsai züchten möchte, der kann beispielsweise in Parks Saatgut sammeln, denn dort werden gelegentlich nicht heimische Bäume gepflanzt. Alternativ können Sie beispielsweise auch in botanischen Gärten nachfragen, ob Sie etwas Saatgut von besonderen Bäumen bekommen.
Aussaatzeitpunkt
Der Aussaatzeitpunkt kann von Art zu Art variieren. Heimische Samen, die Sie für einen Bonsai verwenden können, benötigen zum Keimen oft eine kühle Periode. Diese Phase nennt sich Stratifizierung und ist ein wichtiger Faktor, damit das Saatgut überhaupt keimt. Bei heimischen Arten ist es daher oft besser, wenn sie im Herbst gesät und über den Winter im Freiland bleiben. Ist dies nicht möglich, sollten Sie die Stratifizierung simulieren. Dazu stellen Sie die ausgesäten Bonsai Samen für ein bis zwei Wochen in den Kühlschrank.
Auswahl an Arten, die eine Kühlperiode benötigen:
Bei exotischen Baumarten ist theoretisch die Anzucht ganzjährig möglich, da sie meist Zimmertemperatur zum Keimen benötigen. Allerdings benötigen die Jungbäume in den ersten Monaten ausreichend Licht. Daher kann es sein, dass Sie bei einer späten Aussaat zusätzlich eine geeignete Pflanzlampe benötigen, da anderenfalls die Bäumchen zu schnell in die Höhe wachsen auf der Suche nach ausreichend Licht.
Substrat
Zum Keimen sollte ein Bonsai ein geeignetes Substrat für diese Kulturform bekommen. Dabei wird unterschieden, ob es sich um einen Nadelbaum oder einen Laubbaum handelt. Nadelbäume benötigen in der Regel ein Substrat, das etwas nährstoffreicher ist, im Vergleich zu Laubbäumen.
Spezielle Substrate für die Pflanzen sind gelegentlich sogar ohne Humuserde. Dies ist jedoch mit einem höheren Pflegeaufwand verbunden. Stattdessen wird Akadama verwendet. Ein spezielles getrocknetes Lehmgranulat, dem unterschiedliche Gesteine wie Bimskies, Lavagranulat und feiner Kies bzw. Sand beigefügt werden. Bei Bonsaibäumchen spielt die Belüftung der Erde im Topf eine große Rolle. Akadama können Sie anteilig durch Humuserde bzw. Blumenerde ersetzen, wodurch die Bäume etwas schneller wachsen, jedoch wird der Boden nicht so gut belüftet.
Mischung für Nadelbäume:
- jeweils 30% Akadama
- 30% Bimskies
- 30% Lavagranulat
- 10% Humuserde
Mischung für Laubbäume:
- 40% Akadama
- 25% Bimskies
- 25% Lavagranulat
- 10% Humuserde
Aussaat
Bevor Sie das Saatgut anbauen, ist es wichtig zu wissen, ob es sich bei der Baumart um einen Lichtkeimer oder einen Dunkelkeimer handelt. Lichtkeimer benötigen zwingend Licht, damit sie keimen, Dunkelkeimer hingegen müssen mit einer Schicht Erde bedeckt sein.
Auf die meisten Pflanzen trifft die Faustregel zu, dass je kleiner der Samen ist, er näher an der Oberfläche sein muss. Flache und kleine Samen sind daher meist Lichtkeimer. Dazu gehört beispielsweise die Fichte oder die Tanne. Samen der Walnüsse oder Eichen sind hingegen sehr groß und sollten beim Pflanzen mindestens in Samenkornstärke bedeckt sein. Gelegentlich keimen Dunkelkeimer auch oberflächlich, was vor allem bei Eichen der Fall ist. Bei einer oberflächlichen Keimung eines Dunkelkeimers ist das Risiko höher, dass der Keimling abstirbt, da er sich beispielsweise nicht gut verwurzeln kann oder nicht ausreichend Feuchtigkeit bekommt.
Bonsai Samen säen:
- Anzuchtschale mit Substrat befüllen
- Saatgut mit ausreichend Abstand zu einander verteilen
- Lichtkeimer andrücken und Dunkelkeimer in Samenkornstärke mit Substrat bedecken
- angießen
Verwenden Sie zur Anzucht ein Zimmergewächshaus, auch wenn es sich um Frostkeimer handelt, die über den Winter im Freien sein müssen. Das Zimmergewächshaus hat den Vorteil, dass darin die Feuchtigkeit besser gehalten wird und dadurch das Risiko sinkt, dass die empfindlichen Keimlinge austrocknen.
Pflege
Bis das Saatgut gekeimt ist, ist es wichtig, dass Sie die Erde konstant feucht halten. Zudem sollten Sie das Zimmergewächshaus regelmäßig lüften, damit sich kein Schimmel bildet.
Damit sich die Pflanzen gut entwickeln, ist es wichtig, sie nach der erfolgreichen Keimung umzupflanzen. Bei Laubbäumen passiert dies, sobald sich das erste richtige Blattpaar gebildet hat. Bei Laubbäumen sollte der Bonsai mindesten Fingerlänge haben. Beim Umpflanzen können Sie bereits jetzt eine Wurzelbehandlung vornehmen. Sehr lange Wurzeln können Sie einkürzen und vertrocknete oder matschige Wurzelteile entfernen. Achten Sie immer darauf, dass ausreichend feine Haarwurzeln an den Jungbäumen verbleiben.
Anleitung zum Umtopfen:
- Bonsai-Schale mit Substrat befüllen
- Jungbäume vorsichtig mit einem Pikierstab oder eine Gabel aus der Erde heben
- Mulde in Wurzellänge ins Substrat drücken
- Jungbaum einpflanzen
- Substrat vorsichtig andrücken
- Erde angießen
In den ersten ein bis zwei Wochen, bis sich der Bonsai verwurzelt hat, muss das Substrat konstant feucht sein. Sie können zusätzlich einen transparenten Gefrierbeutel über den Topf stülpen und mit einem Gummiband festmachen, wodurch Sie die Verdunstung verringern können. Lüften Sie den Beutel regelmäßig, um hier wie bei der Anzucht Schimmelbildung zu verhindern.
Nach rund zwei Wochen sollten die Jungbäume im Topf angewurzelt sein. Dann können Sie die Tüte wieder entfernen. Wählen Sie für die Jungbäume einen hellen Standort, damit nach dem Umpflanzen der Wuchs kompakt bleibt.
Häufig gestellte Fragen
Ja, bei einigen Arten ist es sogar einfacher, sie über Stecklinge zu vermehren. Dazu gehören beispielsweise Zypressengewächse.
Der erste Schnitt eines jungen Bonsais sollte frühestens nach drei Jahren erfolgen. Langsam wachsende Arten werden erst nach vier bis fünf Jahren das erste Mal geschnitten.