Bonsai ist japanisch und bedeutet wörtlich übersetzt „Baum in der Schale“. Wir unterscheiden grundsätzlich in Bonsai die ganzjährig im Freien bleiben können und solchen, die frostfrei überwintert werden müssen. Alle einheimischen Bäume und Sträucher können, auch im Bonsaiformat draußen überleben. Auch Gewächse, die aus kalten Klimazonen stammen, egal, wo in der Welt, bleiben draußen. Zimmerbonsai dagegen stammen aus tropischen oder subtropischen Klimazonen. Sie werden wie Zimmerpflanzen behandelt. Die meisten können den Sommer über aber ins Freiland. Allerdings ist das Überwintern oft ein Problem. Einheimische Gehölze sind deutlich einfacher zu pflegen.
Ansprüche an die Pflege
Bonsai sind spezielle Gewächse, mit sehr differenzierten Ansprüchen. Hier geht es heute aber nur um den Schnitt. Dieses Kapitel ist umfangreich genug. Der Schnitt gehört zu den wichtigsten Arbeiten im Umgang mit einem Bonsai. Er dient der Formgebung und –erhaltung. Ein Bonsai muss immer seine Grundstruktur gut zu erkennen geben, darf nicht zu dicht sein. Alle Aststrukturen müssen sichtbar sein, ebenso wie der Verlauf des Stammes. Geschnitten werden Äste, Neutriebe, Blätter und Wurzel. Wer einen Baum von Anfang an bildet und erzieht, der schneidet auch den Stamm. Auch später kann dieser geschnitten werden, z.B. um ihm eine neue Wuchsrichtung zu geben.
Natürlich ist es ein Unterschied, ob man einen Bonsai kauft und ihn dann nur in Form erhalten möchte, oder ob man aus einem Rohling erst einmal einen Bonsai „macht“. Wir gehen hier davon aus, dass es schon ein Bonsai ist und wir ihn nur regelmäßig schneiden, d.h. einen Bonsai-Schnitt durchführen, um die Form zu erhalten.
Warum wird ein Bonsai geschnitten?
Es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Bonsai geschnitten werden sollte. Man schneidet den Stamm, die Äste, das Laub und auch die Wurzel. Für alle gibt es unterschiedliche Motive.
Stamm
- Zu gleichmäßig gewachsen
- Unschöne Verdickungen am Stamm
- Verletzungen
- Wenn ein neuer Stammverlauf aufgebaut werden soll
Äste
- Zur Grundgestaltung
- Für gute und feine Verzweigung
- Zum Auslichten
- Für einen harmonischen Wuchs
- Um fehlerhafte Austriebe zu kontrollieren
- Formschnitt
Laub
- Um einen Neuaustrieb zu erreichen
- Um das Dickenwachstum eines Astes zu fördern
- Zur besseren Feinverzweigung
- Formschnitt
Wurzel
Um das Wachstum des Gehölzes einzudämmen
Werkzeuge
Voraussetzung für einen guten Schnitt ist geeignetes Werkzeug. Am besten sind spezielle Bonsaischeren oder Zangen. Nutzt man andere Werkzeuge besteht die Gefahr, dass die Äste gequetscht werden bzw. dass der Schnitt nicht sauber ausgeführt wird. Das beste Werkzeug für den Bonsaischnitt kommt aus Japan. Zwar sind die chinesischen Angebote deutlich preiswerter, aber auch die Qualität ist nicht vergleichbar. Hier lohnt die höhere Investition. Japanische Werkzeuge sind scharf, bleiben scharf, halten praktisch ewig und die Handhabung ist einfach. Beim Schnitt kommt es nicht zu Quetschungen.
- Für den Blattschnitt – die Blattschere oder mittlere Bonsaischere
- Kleine bis mittlere Äste – mittlere bis große Bonsaischere
- Stamm kürzen – Konkavzange
- Wölbungen in eine große Schnittwunde (zur besseren Heilung) – Knospenzange
- Bei großen Bonsai – Astsäge oder sogar elektrisches Werkzeug
Grundregeln
- wechselseitige Anordnung der Äster
- dürfen sich nicht gegenüberstehen
- ist das der Fall, einen von ihnen entfernen
- Alle Äste, nach innen zur Krone wachsend entfernen
- Äste, die sich kreuzen, einen entfernen
- zu dünnen Äste, direkt aus dem Stamm, genau am Ansatz entfernen
- nur eine Ausnahme, wenn man genau dort einen Ast benötigt
- Astquirle auf nur zwei Äste reduzieren
- Sie dürfen sich aber nicht gegenüberstehen
- Alle Schnittstellen mit Wundverschluss-Mitteln behandeln
- ausschließlich in Ruhezeit der Pflanzen schneiden, also im Winter, nur bei frostfreiem Wetter
- Kleine Schnittmaßnahmen ganzjährig durchführen (dünne Äste)
- Äste direkt am Stamm entfernen, idealer Weise mit leicht aushöhlenden Schnitt
- Starke Triebe schräg abschneiden, immer unmittelbar über einer Knospe
- Schwache Triebe rechtwinklig zur Wuchsrichtung abschneiden
Schnitt
Der Schnitt macht neben der Erziehung einen wichtigen Teil der Bonsaikultur aus. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie so ein Bäumchen gestaltet werden soll. Der meiste Wert wird auf einen dicken Stamm gelegt, der gut verzweigt ist. Bei einem gekauften Exemplar ist das meist schon gut entwickelt und dann geht es beim Bonsai mehrheitlich darum, den Charakter zu erhalten. Man widmet sich sozusagen den Feinheiten. Ich gehe hier davon aus, dass der Bonsai nicht selbst herangezogen wird. So viel Geduld haben die Wenigsten, dass dauert nämlich Jahre.
Wann und wie geschnitten wird, hängt von der Baumart ab und vom Gesundheitszustand des Bäumchens.
Wenn der Stamm eine ausreichende Dicke hat, widmet man sich den Ästen. Auch die Hauptäste sollten kräftig sein. Um die Astverdickung zu erreichen, kann man einiges tun.
Astschnitt
Man lässt die Hauptäste so lange wachsen, bis die Dicke am Stamm passt. Das Ende des Astes muss nicht so kräftig sein, denn dort wird ja geschnitten. Sobald die Dicke erreicht ist, schneidet man die gewünschte Länge des Astes. Dabei ist der geplante Neuaustrieb zu berücksichtigen. Nach diesem Schnitt muss man die Äste oft noch in die gewünschte Richtung oder Form bringen, aber das ist ein anderes Kapitel.
Wenn die Äste ihre Dicke erreicht haben und man das Dickenwachstum stoppen möchte, kann man den Ast noch etwas schneiden oder aber, man pinziert die Knospen oder Nadeln oder beschneidet diese. Wenn der Ast seine Kraft in die Bildung neuer Knospen steckt, hat er keine mehr übrig, um den Ast weiter zu verdicken. So wird oft auch eine feinere Verzweigung erreicht.
Neutriebe schneiden – Formschnitt
Zu Beginn des Austriebes im Frühjahr ist es notwendig, heranwachsende Neutriebe immer wieder einzukürzen. So bleibt die Form des Bonsais erhalten. Dazu lässt man die Triebe erst wachsen, etwa auf 6 bis 8 Blätter und schneidet dann auf 1 bis 2 Blätter zurück. Das muss man mit jedem Trieb machen. Es kommt immer darauf an, wie schnell ein Bonsai an Größe zunehmen soll. Je nachdem, muss man mehr oder weniger schneiden. Kürzt man recht viel, erhält man als Resultat eine volle und gedrungene Krone. Kürzt man dagegen wenig, kann der Baum zu kahl werden und sieht nicht harmonisch aus. Es ist also meist günstiger, nicht zimperlich zu sein und kräftig zu schneiden, nur eben nicht wild drauflos. Aus den übriggebliebenen Blattachseln wachsen neue Triebe.
Beim Nadel-Bonsai läuft es etwas anders. Hier entspitzt man die Triebe im Frühjahr und zwar, bevor die Nadeln erscheinen. Die Triebkerzen werden auf 1/3 eingekürzt. Das mindert das Längenwachstum. Außerdem wird die Verzweigung angeregt. Wenn sich im Anschluss neue Triebkerzen bilden, müssen auch diese gekürzt werden. Schneidet man nicht, bilden sich lange Äste und zerstören das Gesamtbild. Wenn man die gesamten Triebkerzen wegschneidet, wird das Längenwachstum verhindert und die Äste verzweigen sich gut.
Wenn man tiefer ins ältere Holz schneidet, treibt der Ast in der Regel nicht mehr aus. Nadelgehölze treiben, bis auch einige Ausnahmen, ungern oder nicht aus altem Holz erneuen aus.
Blattschnitt
Durch den Blattschnitt lässt sich ein Bonsai gut gestalten. Wichtig ist, dass die Blattgröße immer auch zur Baumgröße passt. Ältere Bäume in der Natur haben ja auch größere Blätter als junge. Bonsai kommen auch in die Jahre und bilden größeres Laub. Der Baum an sich ist aber klein. Beide Teile passen nicht mehr so recht zusammen. Deshalb schneidet man die Blätter Ende Mai bis Anfang Juni komplett ab. Sie sind dann richtig ausgereift. Alternativ reicht es auch, die größten Blätter zu entfernen. Nach etwa 4 Wochen sind schon die neuen Blätter nachgewachsen. Die sind dann aber kleiner und meist auch zahlreicher. Auch Nadeln können so geschnitten w erden, allerdings nur im Ausnahmefall (Ausstellung oder ähnliches).
Wenn die Blätter Stiele besitzen, lässt man die an den Zweigen stehen. Blätter ohne Stiel werden direkt am Zweig entfernt. Wichtig ist, den Blattschnitt nicht zu oft vorzunehmen. Auch eignen sich nicht alle Bäume für diese recht radikale Maßnahme. Junge Bäume sollten so nicht bearbeitet werden!
Wurzelschnitt
Der Wurzelschnitt ist wichtig, damit der Baum klein bleibt (das Wachstum eingeschränkt wird) und damit Wurzel und Krone im harmonischen Gleichgewicht bleiben, wie das bei einem in der Natur gewachsenen Baum auch der Fall ist. Außerdem würde die Wurzel in der kleinen Bonsaischale erdrückt, Teile würden absterben, was für das gesamte Gehölz weitreichende Folgen hätte.
Junge Bonsai werden jährlich umgetopft und geschnitten. Ältere Bäume bleiben oft jahrelang ohne Schnitt. Man muss da ein Auge für haben, wann es wieder soweit ist.
Geschnitten wird, wenn der Bonsai sowieso umgetopft werden soll. Man schüttelt die Erde ab und entwirrt das Wurzelgeflecht, am besten mit einer Wurzelkralle. Dann schneidet man die Wurzel vorsichtig soweit zurück, dass Krone und Wurzel wieder im Gleichgewicht sind. Meist wird die Wurzel um 1/3 bis zur Hälfte eingekürzt. Einige Wurzelspitzen müssen bleiben. Sie sind wichtig zur Wasseraufnahme. Beim Schnitt müssen alle abgestorbenen Wurzeln entfernt werden. Sie sind an der sehr dunklen, fast schwarzen Farbe zu erkennen.
Wenn ein Bonsai herangezogen wird, ist der Wurzelschnitt komplizierter und aufwändiger. Wir gehen hier ja aber von einem schon existierenden Exemplar aus.
Fazit
Einen Bonsai zu erziehen und zu kultivieren ist ein schönes Hobby. Voraussetzungen sind: ein „wenig“ Zeit, ein ruhiges Händchen, das ideale Gehölz, Zutrauen zu den eigenen Fähigkeiten, gute Werkzeuge, geeignetes Zubehör und eine gute Pflegeanleitung bzw. eine Person, die einem Tipps und Tricks verrät. Es ist nicht so einfach, wie viele denken, aber auch nicht so schwer, dass man sich gar nicht trauen kann. Wenn man es ernst mit der Bonsaikultur meint, muss man sich ein gutes Gehölz aussuchen. Die gibt es nicht im Supermarkt, Discounter oder Baumarkt. Diese sind in der Regel schnell hochgezogen und überstehen meist nur eine Saison. Für einen Anfänger zum Üben reichen sie, aber sonst sind sie nicht geeignet. Man sollte schon zu einem Fachhändler gehen. Auch wenn die Bäumchen teurer sind, sie sind es Wert und die Tipps und die Hilfe sind sowieso unbezahlbar. Also, hier nicht am falschen Ende sparen.