Es geschieht aus heiterem Himmel oder langsam und schleichend. Wenn ein Bonsai-Baum seine Blätter verliert, ist sie dahin, die angestrebte Harmonie zwischen Natur und Mensch. Verdruss und Missmut machen sich breit. Gleiches gilt, wenn auf den Bonsai-Gärtner die Frage zukommt: Was tun bei gelben Blättern? Eine Patentlösung hält selbst der erfahrenste Zeremonienmeister dieser fernöstlichen Gartenkunst nicht bereit. Grund zur Hoffnung besteht gleichwohl, denn eine fundierte Forschung nach der Ursache bringt Licht ins Dunkel. Folgen Sie der Darstellung häufiger Auslöser für abfallende und gelbe Blätter am Bonsai-Baum und deren Bereinigung.
Pflegefehler als Auslöser für Blattverlust
Im ersten Schritt der Analyse sollte ausgeschlossen sein, dass die Rede ist von einer laubabwerfenden Baumart. Handelt es sich bei dem Bonsai um ein Geschenk, ist nicht automatisch bekannt, um welche Sorte es sich handelt. Recherchieren Sie daher genau, ob der Blattverlust nicht auf einen natürlichen, jahreszeitlich bedingten Vorgang zurückzuführen ist. Daran anschließend sollten die Pflegeansprüche detailliert untersucht werden.
Übermäßiges Gießen
Zu häufiges und reichliches Wässern führt in der Regel zu Staunässe. Im weiteren Verlauf faulen die Wurzeln, sodass ein Bonsai kaum oder keine Nährstoffe mehr aufnehmen kann. Darüber hinaus verursachen Pflanzschalen ohne Bodenöffnung für den Wasserablauf zwangsläufig Staunässe. Leidtragende sind die Blätter, die verhungern und abfallen.
Maßnahmen
- Bonsai umtopfen in frisches, durchlässiges Substrat
- Prinzipiell Bonsaischalen mit Wasserablauf verwenden
- Für einige Zeit nicht oder reduziert gießen
Zu dürftiges Gießen
Die wenigsten Pflanzen vertragen eine längere Trockenperiode. Ein derartiges Pflegeversäumnis bewirkt wiederum, dass Nährstoffe nicht bis in die Blätter transportiert werden. Blattabwurf ist die logische Folge.
Maßnahmen
- Den Wurzelballen in Wasser tauchen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen
- Alternativ durchdringend gießen
- Idealerweise täglich das Substrat mittels Daumenprobe überprüfen
Ungeeignetes Substrat
Sogenannte ‚Kaufhaus-Bonsais‘ werden in der Regel in einem minderwertigen Transportsubstrat verkauft. Wer es mangels Erfahrung unterlässt, die Pflanze sogleich umzutopfen, wird innerhalb kurzer Zeit mit Laubfall konfrontiert. Die Erde härtet vollkommen aus und bietet den Wurzeln weder Wasser, noch Nährstoffe an.
Maßnahmen
- Gekaufte oder geschenkte Bonsais sogleich umtopfen
- Grundsätzlich artgerechte Qualitätserde verwenden
- Wahlweise ein Mix aus Akadama, Lavasplitt oder Bims und Humus
Alle gängigen Bonsai-Arten verlangen nach einem möglichst hellen, warmen Standort. Wo es zu dunkel ist, reduziert sich die Photosynthese, sodass nur noch wenige Blätter benötigt werden. Die scheinbar überflüssigen Exemplare wirft der Minibaum kurzerhand ab. Gerät ein Bonsai in kalte Zugluft, oder wird er auf Dauer bei zu niedrigen Temperaturen kultiviert, äußert sich das Manko ebenfalls im Blattfall.
Maßnahmen
- Helle, lichtdurchflutete Lagen bevorzugen
- Kalte Zugluft und Temperaturen unter 15 Grad Celsius meiden
- Im Sommer am hellen, nicht vollsonnigen Standort im Garten oder auf dem Balkon platzieren
Unnötiger Standortwechsel
Verschiedene gängige Baumarten, wie der populäre Junischnee (Serissa foetida), sind ausgesprochen Standort-treu. Auf einen unvermittelten oder wiederholten Wechsel reagieren sie ungehalten mit dem Abwurf ihres Laubs.
Maßnahmen
- Bonsai so selten, wie möglich umstellen
- Nach Blattabwurf weniger gießen und düngen
- Trägt der Bonsai wieder sein volles Laub, greift das normal Pflegeprotokoll
Ursachen für gelbe Blätter
Unter leidenschaftlichen Bonsai-Gärtnern dominiert die Überzeugung, dass ein Bonsai mittels gelber Blätter mit ihnen kommuniziert. Der kleine Baum teilt auf diesem Weg mit, was ihn nicht behagt. Neben dem klassischen Blattwurf, gelten gelbe Blätter folglich als typisches Schadbild. Fachleute bezeichnen dieses Krankheitsbild als Chlorose und ordnen ihm divergente Auslöser zu. Wiederum ist der Hobbygärtner aufgerufen, sich auf die Suche nach der Ursache zu begeben.
Mangel an Magnesium oder Eisen
Entwickeln sich am jungen Austrieb gelbe Blattverfärbungen, während die Adern grün bleiben, herrscht erfahrungsgemäß ein Mangel an Magnesium. Offenbart sich dieses Erscheinungsbild am älteren Laub, können Sie von einem Eisenmangel ausgehen. Diese Defizite treten insbesondere dann auf, wenn ein Bonsai mit kalkhaltigem Leitungswasser gegossen wird, statt mit gesammeltem Regenwasser. Kommt zu dem darin enthaltenen Kalzium noch ein Dünger hinzu mit einem entsprechend hohen Kalzium-Anteil, reduziert sich die Aufnahmefähigkeit von Eisen und Magnesium.
Maßnahmen
- Grundsätzlich mit entkalktem Leitungswasser oder Regenwasser gießen
- Vorzugsweise Spezial-Bonsai-Dünger aus dem Fachhandel verwenden
- Magnesiummangel ausgleichen mit einer Bittersalz-Lösung aus der Apotheke
Nach dem Umzug auf den sommerlichen Balkon oder von dort wieder ins Haus, benötigen die weniger robusten Baumarten eine Zeit der Umgewöhnung. Gleiches gilt, wenn sie nach dem Erwerb in ihr neues Heim eingezogen sind. Färben sich die Blätter gelb, signalisiert ein Bonsai, dass er die neuen Standortbedingungen noch nicht vollkommen miteinander in Einklang bringt.
Maßnahmen
- Nach einem Standortwechsel die örtlichen Bedingungen kontrollieren
- Bei Bedarf heller oder halbschattiger, wärmer oder kühler platzieren
- Den Umzug ins Freiland schrittweise vollziehen
Ausgelaugtes Substrat
Die große Mehrheit der Bonsais wird von März bis September alle 2 Wochen mit zusätzlichen Nährstoffen versorgt. Wird dieser Dünge-Rhythmus vernachlässigt, ist rasch das Depot im Substrat verbraucht. Als Antwort auf die missliche Lage, färben sich die Blätter gelb.
Maßnahmen
- Einen Bonsai während der Vegetationsphase regelmäßig düngen
- Ideal sind organische Dünger, wie Rapsschrot, Blutmehl, Hornmehl oder Guano
- Alternativ einen biologischen Flüssigdünger verwenden
Überdüngung
Wer es zu gut meint mit der Verabreichung von Düngepräparaten, beschwört ebenfalls eine Chlorose herauf. In Anbetracht des sehr kleinen Erdvolumens, das einem Bonsai in seiner Schale geboten wird, erfordert die Nährstoffversorgung ein hohes Maß an Sensibilität. Während ein Mangel vergleichsweise einfach auszugleichen ist, erfordert die Behandlung einer Überdosis schon mehr Aufwand.
Maßnahmen
- Bonsai unverzüglich umtopfen in frisches Substrat
- Während der folgenden Wochen nicht düngen
- Stets peinlich genau die Dosierungshinweise beachten
Stark durchwurzeltes Substrat
Einen zentralen Aspekt in der Pflege eines Bonsais stellt das turnusmäßige Umtopfen in eine größere Schale dar. Obligat ist ein zeitlicher Abstand von zwei bis drei Jahren. Hierbei handelt es sich gleichwohl nicht um einen fest zementierten Zeitplan, sodass der kleine Baum mitunter deutlich früher die Grenze der Kapazität erreicht. Erkennt ein Bonsaigärtner das Problem nicht bereits an sich aufwölbenden Wurzeln, so kann er die gelben Blätter nicht mehr übersehen.
Maßnahmen
- Bonsai umtopfen in eine neue Schale, deren Länge 2/3 der Baumhöhe aufweist
- Alternativ den Wurzelbereich am Rand entlang einkürzen und mit frischem Substrat auffüllen
- Schnittmaßnahme grundsätzlich während der Wachstumspause durchführen
Sonnenbrand
Die warme Jahreszeit möchten die meisten Bonsais unter freiem Himmel verbringen. Die lauen Temperaturen in Verbindung mit den natürlichen Lichtverhältnissen bieten ein optimales Klima während der Wachstumsphase. Der Baum kann Energiereserven anlegen, von denen er im Winter profitiert. Gerät sein Blattwerk hingegen unter pralle Sonneneinstrahlung, droht ein Sonnenbrand, der sich in gelben Blättern offenbart.
Maßnahmen
- Bonsai-Baum nicht der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen
- Insbesondere während der Mittagsstunden beschatten
- Gelbe Blätter abschneiden, ausreichend gießen und düngen
Saugende Schädlinge
Kann ein Pflegefehler als Ursache für Blattfall oder gelbe Blätter ausgeschlossen werden, geraten saugende Schädlinge im nächsten Schritt der Analyse ins Visier. Allen voran, gelten Spinnmilben als die üblichen Verdächtigen, gefolgt von Blatt- und Schildläusen sowie Schmier- und Wollläusen.
Diagnose Spinnmilben
Die weit verbreiteten Schädlinge verbreiten sich bei warmem, trockenem Wetter während des Sommers oder vermehren sich im Winter bei niedriger Luftfeuchtigkeit, verursacht durch trockene Heizungsluft. Häufig sind weiße Gespinste zwischen den Blättern erkennbar. Aufgrund der Saugtätigkeit, färben sich die Blätter gelb, bevor sie verwelken. Spinnmilben treiben ihr Unwesen zunächst auf den Blattunterseiten, sodass sie häufig erst spät entdeckt werden.
Maßnahmen gegen Spinnmilben
- Befallenen Bonsai mit möglichst kräftigem Wasserstrahl abduschen
- Wiederholt mit Brennnesselsud oder Schachtelhalmbrühe einsprühen
- Für 8 bis 10 Tage den Baum in eine Plastiktüte stecken und den Schädlingen die Luft abschnüren
Diagnose Blattläuse
Läutet der Frühling die Outdoor-Saison für Bonsais ein, finden sich zugleich die Blattläuse ein. Die ungeflügelten Schädlinge sind grün, braun oder schwarz und mit 1 bis 7 Millimeter verschwindend klein. Wie die Spinnmilben, tummeln sie sich zu Beginn auf den Unterseiten des Laubs, wo sie dem Bonsai das Leben aussaugen. Dabei scheiden sie Honigtau aus, auf den es Ameisen abgesehen haben. Somit geben sich beide Insektenarten ein konspiratives Stelldichein auf dem Bonsai, das früher oder später zu gelben Blättern führt.
Maßnahmen gegen Blattläuse
- Wiederum sorgt eine scharfe Wasserbrause für Abhilfe im Anfangsstadium
- Die bekannte Schmierseifen-Lösung oder einen Milch-Wasser-Mix wiederholt aufsprühen
- Natürliche Freßfeinde einsetzen, wie Marienkäfer, Schlupfwespen oder Florfliegen-Larven
Diagnose Schmier- und Wollläuse
Machen sich die winzigen Schmierläuse über einen Bonsai her, ist der Befall an kleinen Wattebäuschen zu erkennen. Als besonders hinterhältig ist zu werten, dass sie selbst die Wurzeln nicht verschonen, sodass spätestens hier die Nährstoff- und Wasserversorgung des Laubs behindert oder gänzlich unterbrochen wird. Die gelbe Verfärbung der Blätter signalisiert somit einen unmittelbaren Handlungsbedarf, soll der geplagte Bonsai noch gerettet werden.
Maßnahmen gegen Schmier- und Wollläuse
- Den Bonsai isolieren und so hell, wie möglich platzieren
- Ein Tuch oder Wattestäbchen mit Melissengeist tränken und die Läuse abwischen
- Den Baum täglich mit Wasser besprühen und zusätzlich alle 3 Tage mit einer Schmierseifen-Lösung
Pilzkrankheiten
Sie werden Fusarium-Welke, Sprühfleckenkrankheit, Feuerbrand, Verticillium-Welke oder Wurzelfäule genannt. Ihre Herkunft mag unterschiedlich sein; das Schadbild, das sie am Bonsai-Baum hervorrufen, geht stets auch mit gelben Blättern einher. Pilzkrankheiten verschonen weder die großen Bäume, noch die Mini-Ausgaben in Bonsai-Kultur. Die Therapie erfolgt dabei auf einem weitgehend einheitlichen Niveau. Zusätzlich sollten die Kulturbedingungen des Baumes auf den Prüfstand gestellt werden. Pilzsporen finden erfahrungsgemäß nur dann Zugang zu einer Pflanze, wenn diese geschwächt ist, entweder durch einen Schädlingsbefall oder eine unzureichende Pflege.
Maßnahmen gegen Pilzerkrankungen
- Sämtliche infizierten Blätter entfernen und verbrennen
- Wiederholt mit Lebermoosextrakt als natürliches Fungizid behandeln
- Als letzte Rettung ein systemisches Präparat aus dem Fachhandel verwenden
Fazit
Verliert ein Bonsai-Baum seine Blätter, ist dies nicht nur sehr ärgerlich, sondern ein Alarmzeichen. Kann ausgeschlossen werden, dass es sich um einen jahreszeitlichen Vorgang handelt, ist eine gründliche Ursachenforschung unvermeidlich. Es gilt, eine Vielzahl möglicher Auslöser für das Problem zu untersuchen. In erster Linie kommen Versäumnisse während der Pflege in Betracht, wie falsches Gießen, ein ungeeigneter Standort oder ausgelaugtes Substrat. Ähnliches gilt angesichts gelber Blätter an einem Bonsai. Mithilfe einer detaillierten Analyse, kristallisiert sich früher oder später heraus, wie es zu diesem Schadbild kommen konnte. Überdüngung kommt dabei ebenso infrage, wie Nährstoffmangel oder ein unvermittelter Standortwechsel. Nicht zuletzt sind Schädlinge oder eine Pflanzenkrankheit auszumachen als Verursacher für gelbe Blätter an einem Bonsai-Baum.