Der Borkenkäfer (Scolytinae) sorgt jedes Jahr für immense Schäden in Gärten an den Baumbeständen und ist für das Absterben vieler Wälder verantwortlich. Natürliche Feinde können den Pflanzenschädling in Schach halten.
Bekämpfung
Das Bekämpfen von Borkenkäfern stellt Gartenbesitzer vor eine große Herausforderung, weil bei dem Einsatz von Hausmitteln, klassischen Insektiziden und Lockstofffallen (Pheromone) nur wenige Erfolgsaussichten bestehen, sobald ein umfangreicherer Befall vorliegt. Am effektivsten wirkt dann das Fällen von betroffenen Bäumen. Mittlerweile setzen Experten auch auf natürliche Feinde der Borkenkäfer, mit denen die Ausbreitung/Vermehrung der Schädlinge zu verhindern ist.
Erkennen
Um gegen den Scolytinae gezielt vorgehen zu können, ist eine einwandfreie Identifizierung des Käfers notwendig. Diese erfolgt aufgrund des Aussehens, verschiedener Eigenschaften und erkennbare Schadbilder. In Deutschland sind hauptsächlich zwei Arten der Rüsselkäfer aktiv:
Buchdrucker (Ips typographus), Kupferstecher Kiefernborkenkäfer Waldgärtner
- Trivialname: achtzähniger Fichtenborkenkäfer
- Größe: 4.5 bis 5.5 Millimeter
- Farbe: dunkelbraun, gelbliche bis bräunliche Behaarung
- Körperform: walzenförmig, zylindrisch, nach hinten breiter verlaufend
- Gewölbtes, vorn höckeriges Halsschild mit langer Behaarung und Punkten
- Kopf kaum sichtbar, da von Halsschild überragt
- Besondere Merkmale: gezahnte Flügeldecken (vier pro Seite)
Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)
- Trivialname: sechzähniger Fichtenborkenkäfer
- Größe: 1,6 bis 2,9 Millimeter
- Farbe: kupferfarben bis rotbraun
- Körperform: zylindrisch
- Halsschild breiter als lang und verdeckt Kopf
- Schwache Punktzeichnungen
- Besondere Merkmale: rotbraune, gezahnte Flügeldecken (drei pro Seite), glänzend, gelbe Fühler
Eigenschaften
Beide Borkenkäferarten zeigen folgende Eigenschaften:
- Aktivitätsbeginn: ab Frühjahr etwa April bei Temperaturen ab 16.5 Grad Celsius und trockener Luft
- Aktivitätsdauer: bis circa September, danach Überwinterung
- Bevorzugen geschwächte und kranke Laub- sowie Nadelbäume
- Eiablage und Larven unter der Rinde
- Befallen hauptsächlich Fichten (Picea), aber auch:
- Douglasien (Pseudotsuge menziesii)
- Sibirische Lärchen (Larix sibirica)
- Europäische Lärchen (Larix decidua)
- Kiefern (Pinus)
- Weiß-Tannen (Abies alba)
- Sibirische Tannen (Abies sibirica)
- Vielfach Befall auch an Bodenhölzern/abgefallenen Ästen
Typische Merkmale/Schadbilder
- Kleine Löcher in Baumrinde
- Meist vermehrte Harzbildung
- Rote anstatt graue, beige Innenrinde
- Weißlicher Stamm im fortgeschrittenen Stadium
- Holzmehl am Boden (nur beim Buchdrucker)
- Braune und rote Verfärbungen an Baumkronen
- Blaue Verfärbung des Splintholzes (nur beim Buchdrucker – vor allem sichtbar bei Schnittholz)
- Massenhafter Laub- und Nadelabfall
- Absterben von Ästen
- Häufig in Verbindung mit Pilzinfektionen
Natürliche Fressfeinde
In der Forstwirtschaft haben sich verschiedene Tiere als ideale Fressfeinde erwiesen. Im Garten erfüllen sie gleichen Zweck.
- Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius)
Der Ameisenbuntkäfer ist sehr gefräßig. Der Borkenkäfer zählt zu seinen Lieblingsspeisen. Wenn sich dieser in den Baum bohrt, sondert er Aggregationspheromone. Dadurch entsteht ein Geruch, der zwar weitere Artgenossen anzieht, aber auch natürliche Feinde, wie beispielsweise den Ameisenbuntkäfer.
- Langbeinfliegen (Dolichopodidae)
Die bis zu 6.4 Millimeter großen Langbeinfliegen ernähren sich wie die Lanzenfliegen von den Larven des Borkenkäfers. Auch sie können sich vermehrt im Garten ansiedeln, wenn eine gewisse Feuchtigkeit sowie ein Insektenhotel gegeben sind.
- Lanzenfliegen (Lonchopteridae)
Die zwei bis vier Millimeter großen Lanzenfliegen sind hungrige Exemplare, die sich über die Larven von Borkenkäfern hermachen. Sie bevorzugen feuchte Gebiete. Durch das Aufstellen von Insektenhotels erhöht sich die Chance, reichlich Lanzenfliegen in den Garten zu locken.
- Milben (Acari)
Milben und im Speziellen Raubmilben sind für die biologische Schädlingsbekämpfung bekannt. Sie vertilgen die Eier von Borkenkäfern und sind damit in der Lage, die Vermehrung zu stoppen. Gleich welche Maßnahme gegen die Schädlinge vorgenommen wird, Milben sollten immer zusätzlich eingesetzt werden. Sie können im Fachhandel erworben werden.
- Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Mit Schlupfwespen lassen sich die Borkenkäfer und Larven gut unter Kontrolle halten und im Idealfall gen Null reduzieren. Sie setzen sich auf die adulten Tiere, stechen ein Loch hinein und legen dort ihre Eier ab. Die Käfer sterben. Da die adulten Käfer nur einen Winter überleben, sollten Schlupfwespen mindestens zwei Saisons als Feinde aktiv sein, um alle Larven zu verspeisen und den Käferbefall zu stoppen. Zu kaufen gibt es sie in der Regel in jedem gut sortiertem Baumarkt und Gartencenter.
- Spechte (Picidae)
Handelt es sich um einen überschaubaren Borkenkäfer-Befall und keine Käfermassen, dienen Spechte der Bekämpfung, weil sie die Käfer und die Larven fressen. Dazu klopfen sie die Rinde ab, um an ihr „Futter“ zu gelangen. Vor allem Schwarz-, Klein- und Dreizehenspechte mindern das Problem. Damit Spechte vermehrt den Garten aufsuchen, gibt es einige Tricks, wie sie angelockt werden können:
- Geeignetes Futter auslegen, wie beispielsweise Samen, Erdnüsse und schwarze Sonnenblumenkerne
- Futterstellen nahe an befallenen Bäumen positionieren, wo es hell und warm ist
- Aufrecht stehende/hängende Futterstellen wählen (erhöht Bequemlichkeit beim Füttern)
- Zusätzlich Wasserstelle anbieten
- Nistkästen bereitstellen
Häufig gestellte Fragen
Das kommt auf den Umfang des Befalls an. Soll es schnell gehen, ist pro Käfer eine Schlupfwespe empfehlenswert, die ihre Eier in diesen ablegt. Schlupfwespen gibt es als „Karten“. Diese beinhalten in der Regel 3.000 Exemplare.
Ja, insgesamt 110, aber lediglich die Kiefernborkenkäfer (Ips sexdentatus) und der Waldgärtner (Tomicus piniperda) sind noch erwähnenswert. Sie sind mit einer Länge von 5.5 bis 8.2 Millimetern und 3.5 bis 4.8 Millimetern verhältnismäßig groß. Im Aussehen ähneln sie dem Fichtenborkenkäfer, wobei der Waldgärtner als einzige Art einen unverdeckten kugeligen Kopf zeigt. Diese beide Arten kommen in Deutschlands Gärten erst langsam durch die Klimaveränderungen vor. Die hier genannten natürlichen Feinde sind auch für den Einsatz gegen diese Arten geeignet.