Der Boskoop ist eine von zahlreichen alten Apfelsorten, die zu den Winteräpfeln und den sogenannten Renetten, einer Sorte des Kulturapfels gehört. Dieser Apfelbaum ist sehr starkwüchsig und bildet eine ausladende Krone. Die Äpfel haben ein festes, saftiges und später mürbes Fruchtfleisch und einen typischen fruchtig-säuerlichen Geschmack. Der Boskoop ist ein relativ großer Apfel, der häufig ein Gewicht von mehr als 200 g auf die Waage bringt. Ursprünglich hatte der Boskoop eine grüne Grundfarbe mit roten Stellen auf der von der Sonne beschienenen Seite. Unter der Bezeichnung ‚Roter Boskoop‘ gibt es mittlerweile auch Züchtungen mit einer nahezu komplett roten Färbung.
Pflanzen
Die beste Jahreszeit zum Pflanzen ist der Herbst. Im Gartenfachhandel werden Obstgehölze meist als Containerware angeboten, die in der Regel jederzeit gepflanzt werden können. Eine Pflanzung im Sommer ist trotz allem nicht empfehlenswert, weil dann täglich gewässert werden müsste, damit der Baum überhaupt anwächst.
Vor der Pflanzung sollte der Wurzelballen etwa einen halben Tag lang gewässert werden. Sinnvoll ist auch, bereits vor dem Pflanzen einen Pfahl in ausreichendem Abstand zum Baum in den Boden zu schlagen, an dem der Baum die ersten Jahre beispielsweise mit Kokosfaser festgebunden wird, bis er gut angewachsen ist.
Dann wird ein Pflanzloch ausgehoben, welches etwa doppelt so groß sein sollte wie der Wurzelballen. Der Boden im Pflanzloch sollte gut aufgelockert werden. Nun wird der Container entfernt und alle beschädigten Wurzelteile abgeschnitten. Anschließend kann der Baum eingesetzt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass sich die Veredelungsstelle über der Erdoberfläche befindet, und zwar in einer Höhe von etwa 10 cm. Anschließend wird mit Erde und zusätzlich mit Kompost aufgefüllt.
Beim Verfüllen immer wieder am Baum rütteln, damit die Erde sich gut setzen kann und der Baum ausreichend Halt hat. Nach dem Einpflanzen wird die Erde vorsichtig festgetreten und das Ganze gründlich eingeschwemmt.
Im Umkreis von 20-30 m muss bei Apfelbäumen ein sogenannter Befruchterbaum stehen. Das sollte beim Boskoop eine Apfelsorte sein, die zur selben Zeit blüht. Infrage kommen z.B. Apfelsorten wie Cox Orange oder James Grieve. Ist kein ausreichender Platz für einen weiteren großen Apfelbaum vorhanden ist, können auch kleinere Zierapfelsorten hierfür verwendet werden. Bis diese Apfelsorte zum ersten Mal Früchte trägt, kann es bis zu fünf Jahre dauern.
Standort
- Boskoop wächst sowohl stark in die Höhe als auch in die Breite.
- Dementsprechend ist die Wahl des richtigen Standortes besonders wichtig.
- Ansonsten könnte der Apfelbaum bald umliegende Bereiche des Gartens zu stark beschatten.
- Am besten geeignet sind Luftfeuchte Standorte in Gewässernähe.
- In der Regel sollte der Standort vollsonnig bis halbschattig sein.
- Zu viel Schatten führt zu einer geringeren Blüte.
- Folglich wachsen weniger oder gar keine Früchte.
- In besonders kalten Lagen sollte der Boskop einen windgeschützten Platz bekommen.
Boden
Am besten gedeiht der Boskoop auf durchlässigen, kalkhaltigen, feuchten, mäßig nährstoffreichen und schweren Böden sowie nicht zu kalten Böden. Auch leicht saure und neutrale Böden eigenen sich für den Anbau. Auf Staunässe reagiert der Boskoop relativ empfindlich, ebenso wie auf Trockenheit.
Gießen und Düngen
Da dieser Apfelbaum sehr empfindlich auf Trockenheit reagiert, sollte er regelmäßig gewässert werden, vor allem die jungen Bäume, sodass der Boden bis etwa 20 cm in die Tiefe gut befeuchtet ist. Die oberste Bodenschicht sollte vor allem bei neu gepflanzten Apfelbäumen nie austrocknen.
Im ersten Standjahr sollte nicht gedüngt werden, damit sich die Wurzeln erst einmal gut im Boden ausbreiten können. Ansonsten sollte man jedes Jahr im Herbst den Boden kalken. Eine Schicht Mulch z.B. aus Rohkompost oder Rasenschnitt kann unter Umständen das Düngen und Gießen überflüssig machen.
Auch herabfallendes Laub sollte man im Herbst am Boden liegen lassen, da es beim Verrotten dem Boden wichtige Nährstoffe zuführt. Im Normalfall ist je nach Bodenbeschaffenheit eine Düngung mit Kompost oder Stallmist völlig ausreichend. Eine zu intensive Düngung sollte vermieden werden, die in der Regel nur das Wachstum fördert und die Fruchtbildung hemmt. Zudem sollte die Baumscheibe möglichst unkrautfrei gehalten werden.
Schneiden
Der richtige Schnitt ist beim Apfelbaum, wie auch bei allen anderen Obstbäumen besonders wichtig. Dieser kann sowohl im Frühjahr als auch im Herbst erfolgen, wobei die Temperaturen nicht unter -5 Grad liegen sollten, ansonsten könnte das Holz brüchig werden. Am besten ist ein Rückschnitt nach der Blüte, wobei der Boskoop nicht zu stark zurückgeschnitten werden sollte.
Beim sogenannten Auslichtungsschnitt werden alle nach innen wachsende, sich kreuzende oder gegenseitig behindernde Triebe herausgeschnitten. Weiterhin entfernt man tote und kranke Äste, dürre Triebe und sogenannte Wasserschossen, das sind steil nach oben wachsende Triebe.
Wasserschossen bilden sich meist durch einen falsch ausgeführten Baumschnitt. Sie tragen selten Früchte und wenn, dann meist nur minderwertige und entziehen den darunterliegenden Ästen Nährstoffe und Licht. Nach unten wachsende Äste können komplett entfernt oder soweit eingekürzt werden, dass sie nicht mehr überhängen.
Triebe, die eine Konkurrenz zu den Leitästen und dem Mittelast darstellen werden ebenfalls komplett, d.h. direkt am Ansatz entfernt, ohne den Astring zu verletzen. Lässt man diese Konkurrenztriebe stehen, könnten sich die darunter liegenden Äste nicht richtig entwickeln. Von den Leitästen sollten immer 3-4 erhalten bleiben, da sich ansonsten wieder zahlreiche Wasserschossen bilden können.
An den waagerechten Seitentrieben bilden sich kleine Nebenäste, das sogenannte Fruchtholz. An diesen Ästen entwickeln sich die Blüten und schließlich die Früchte. Demzufolge sollten sie maximal etwas eingekürzt werden und auch nur dann, wenn sie stark nach unten wachsen. Beim Einkürzen ist darauf zu achten, die Triebe kurz über einer nach außen zeigenden Knospe zu schneiden. Sollen ältere Äste entfernt werden, kann fast bis auf Astring geschnitten werden. Einen sogenannten Astring bildet jeder Ast am Stamm des Gehölzes. Auf Astring bedeutet demzufolge unmittelbar am Stamm.
Vermehren
Vermehrung durch Veredeln
Apfelbäume wie auch die Sorte Boskoop, lassen sich am besten durch Veredeln vermehren. Hierfür wird ein Edelreiser der zu vermehrenden Sorte benötigt und eine entsprechende Unterlage. Als Unterlage wird ein Wurzelsystem mit einem Teil des Stammes bezeichnet, welches immer aus einer anderen Sorte der gleichen botanischen Familie stammen sollte. Edelreiser vom Boskoop können demzufolge nur auf einer Unterlage einer anderen Apfelsorte bzw. einem Apfelsämling veredelt werden.
Es gibt mehrere Formen der Veredelung. Zur Veredelung älterer Apfelsorten, zu denen auch der Boskoop gehört, eignet sich die sogenannte Okulationsmethode, eine Augenveredelung sehr gut, die zudem auch die einfachste Form der Veredelung darstellt.
Die beste Zeit hierfür ist der Zeitpunkt, an dem sich die Rinde gut lösen lässt und bei Apfelbäumen ist das Ende Juli. Der Edelreiser der zu vermehrenden Sorte sollte von einem diesjährigen Trieb sein und über gut ausgebildete Knospen verfügen. Geschnitten werden sollte er erst unmittelbar vor der Veredelung. Von den Reisern werden alle Blätter entfernt, um die Verdunstung so gering wie möglich zu halten.
Von der Unterlage, die mindestens die Stärke eines Bleistiftes haben sollte, werden sämtliche Nebentriebe abgeschnitten. Dann wird in die Rinde der Unterlage ein T-förmiger Schnitt gesetzt und die Rinde mit einem Rindenlöser oder einem Messerrücken gelöst und vorsichtig auseinandergeklappt.
Nun wird aus dem Mittelteil des Edelreisers ein gut ausgereiftes Auge (Knospe) geschnitten, und zwar in dem man von unten in Richtung Triebspitze schneidet, auf einer Länge von etwa 3 cm. Dabei sollte man nur durch die Rinde schneiden, nicht tiefer. Anschließend wird das Edelauge von oben in den T-Schnitt der Unterlage geschoben und der Überstand des Auges bündig mit dem waagerechten T-Schnitt abgeschnitten.
Abschließend wird die Veredelungsstelle mit Bast oder einem speziellen Okulationsband umwickelt und zum Schutz vor Nässe mit Baumwachs oder Edelharz verschlossen. Nach etwa einem Jahr entfernt man die ersten Knospen, dies sich am veredelten Ast gebildet haben. Die ersten Äpfel kann man dann vielleicht schon ein weiteres Jahr später ernten.
Vermehrung durch Aussaat
Eine Vermehrung durch Samen ist nicht sinnvoll, denn die daraus hervorgehenden Pflanzen sind in der Regel nur sehr schwach und tragen kaum Früchte.
Krankheiten und Schädlinge
Apfelschorf
Durch Hitze und gleichzeitige hohe Luftfeuchtigkeit kann Apfelschorf auftreten, der an kleinen dunklen Flecken auf den Früchten zu erkennen ist. Eine Behandlung mit Spritzmitteln ist nicht nötig, meist ist das Auslichten des betreffenden Baumes ausreichend.
Baumkrebs
Baumkrebs tritt vor allem bei älteren Bäumen auf und ist an rissigen, trocknen sowie braunen oder orangefarbenen Stellen auf der Rinde zu erkennen. Bei einem Befall sollte man bis ins gesunde Holz zurückschneiden und die Schnittstellen mit einem entsprechenden Wundverschlussmittel behandeln. Meist sterben betroffene Bäume jedoch ab. Abgeschnittene Pflanzenteile sollten sofort entsorgt oder verbrannt werden.
Feuerbrand
Feuerbrand ist eine der gefährlichsten Pflanzenkrankheiten und demzufolge auch meldepflichtig. Blätter, Blüten und Triebe verfärben sich braun oder schwarz und sterben ab, sie sehen aus wie verbrannt.
Kleinere befallene Bäume müssen komplett entfernt werden. Ältere werden bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten und das Schnittgut verbrannt. Über die weitere Verfahrensweise sollte man sich beim Landwirtschaftsministerium erkundigen.
Kernhausfäule
Äußerlich ist ein Befall zunächst nicht zu erkennen. Erst beim Aufschneiden der Äpfel zeigen sich rotbraune Verfärbungen des Kerngehäuses, die sich im weiteren Verlauf auf die gesamte Frucht ausbreiten.
Die Äpfel sollten nicht zu spät geerntet werden. Zudem ist ein jährlicher Rückschnitt notwendig. Eine zu stickstoffbetonte Düngung sollte vermeiden und Fruchtmumien immer entfernt werden.
Blattläuse
Bei einem Blattlausbefall sind die Blätter eingerollt und verkrüppelt und an den Blattunterseiten sitzen die kleinen dunklen Blattläuse. Auch Blüten, junge Triebe und sogar die Äpfel werden befallen und verkrüppeln.
Bei einem starken Befall ist eine chemische Bekämpfung z.B. mit Neem-Produkten sinnvoll. Eine Bekämpfung bzw. Vorbeugung sollte bereits vor der Blüte stattfinden. Sämtliche Pflanzenteile sollten sichtbar mit dem betreffenden Mittel benetzt sein.
Apfelwickler
Fallen die Äpfel frühzeitig vom Baum kann das auf einen Befall durch den Apfelwickler hindeuten ebenso wie Bohrlöcher in den Äpfeln. Auf dem Boden liegende Äpfel sollten immer entsorgt werden.
Um diesen Schädling zu bekämpfen, kann man ab Mitte Mai spezielle Fallen gegen diesen Falter in der Baumkrone aufhängen, und dort bis Ende August belassen. Bei mehr als fünf Faltern in der Falle kann man zusätzlich mit einem biologischen Präparat spritzen.
Fleischbräune
Bei der Fleischbräune ist das Innere des Fruchtfleisches weich und verfärbt sich stellenweise oder komplett bräunlich, häufig auch erst während der Lagerung. Ursächlich sind meist Fehler bei der Düngung und Wasserversorgung. Um dem vorzubeugen, sollte nicht zu spät geerntet und auf richtige Lagertemperaturen geachtet werden. Geerntet werden kann von Ende September bis Anfang Oktober.
Fazit
Ein Apfelbaum sollte eigentlich in jedem Garten stehen. Hierfür wäre der Boskoop, eine schmackhafte alte Apfelsorte, sicher eine gute Wahl. Um sich viele Jahre über eine reiche Ernte freuen zu können, ist ein jährlicher Schnitt unerlässlich. Ansonsten ist die Pflege relativ unproblematisch, und wenn grobe Pflegefehler vermieden werden, steht der Ernte eigener Äpfel nichts mehr im Wege.