Gartengestaltung Kräutergarten

Brennnesselsamen ernten: so geht’s! | Sammeln und Trocknen

Brennnessel

Brennnesseln (Urtica) wachsen überwiegend wild, gelangen mittlerweile aber auch gezielt in Deutschlands Gärten, weil sie als echtes Superfood zunehmend beliebter werden. Vor allem die leicht nussig schmeckenden Samen sind vielseitig verwendbar und finden als Verfeinerung von Speisen ebenso ihren Einsatz, wie zu gesundheitlichen Zwecken. Beim Sammeln von wild gewachsenen Brennnesseln und ernten eigener Vermehrungen sind wichtige Details zu beachten.

Geeignete Brennnesselarten

Wer sich auf die Suche nach Brennnesselsamen macht, wird von den weltweit existierenden 45 Arten hierzulande übrigens nur auf vier verschiedene treffen. In den meisten Fällen handelt es sich um die Große Brennnessel (Urtica dioica), gefolgt von der Kleinen Brennnessel (Urtica urens). In der Havel-Region kommt zudem die sogenannte Röhricht-Brennnessel (Urtica kioviensis) vor. Seltener ist die Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera) zu finden, die allerdings ausschließlich zu Heilzwecken verwendbar ist. Alle anderen Arten kommen im mitteleuropäischen Klima indes nicht vor. Am besten ist infolgedessen die Große Brennnesseln zum Ernten der Brennnesselsamen geeignet. Die anderen Arten sind entweder zu selten vorhanden oder besitzen lediglich einen geringfügigen Samenbestand.

Große Brennnessel erkennen

Brennnesselsamen Wenngleich eine Brennnessel optisch fast Jedermann bekannt ist, gibt es zwischen der Großen Brennnessel und den anderen verfügbaren Arten einige besondere Merkmale, die diese eindeutig identifizieren lassen und eine Verwechslung vor allem mit der Taubnessel verhindern. Wichtig ist zudem das Erkennen der weiblichen Exemplare, da nur diese verwertbare Brennnesselsamen besitzen.

  • Wuchshöhe: bis zu 150 Zentimeter, selten bis zu drei Meter
  • Lebensdauer: mehrjährig
  • Typische Brennhaare an Blättern und Stängeln
  • Blütenform: Rispen
  • Blütenfarbe: unscheinbar in Grün- oder Braunton (je nach Reifegrad)
  • Männliche Exemplare: abstehender Blütenstand
  • Weibliche Exemplare: hängende Blütenstände
  • Wächst meist in großen Gruppen
Hinweis: Sollte trotz dieser Erkennungsbeschreibung eine andere (Brenn-) Nesselart zum Ernten von Brennnesselsamen genutzt worden sein, muss kein gesundheitliches Risiko befürchtet werden. Unten ihnen gibt es nur eine giftige Art, die Urtica stimulans, die zudem ausschließlich in Indonesien vorkommt.

Vorkommnis

Brennnesseln und insbesondere die Urtica dioica, wächst vor allem auf stark stickstoffhaltigen Böden, wie sie überwiegend an folgenden Plätzen zu finden sind:

  • Im nahen Umfeld von Gülle-gedüngten Feldern (oftmals an Feldrändern)
  • Überdüngte Gartenanlagen
  • Schuttanhäufungen
  • Mistansammlungen
Tipp: Damit die Brennnesselsamen gesundheitlich wertvoll sind/bleiben, sollte beim Ernten darauf geachtet werden, dass ein Ernteort gewählt wird, an dem die Pflanzen keinerlei Schadstoffen ausgesetzt sind, wie das zum Beispiel nahe an Autobahnen der Fall wäre.

Erntezeit

Je nach Brennnesselart zeigt sich der mögliche Erntezeitpunkt wie folgend:

  • Kleine Brennnessel: Mitte August bis Anfang Oktober
  • Röhricht-Brennnessel: Ende August bis Mitte Oktober
  • Pillen-Brennnessel: Mitte/Ende August/Anfang September bis Mitte Oktober – in wärmeren Gefilden bis Anfang November
  • Große Brennnessel: Mitte/Ende August/Anfang September bis Mitte Oktober – in wärmeren Gefilden bis Anfang November
Hinweis: Die Große Brennnessel blüht bereits ab Juli, wobei die Samen anfangs grünlich und mit zunehmender Reife braun werden. Vollreife, braune Samen gibt es meist ab Oktober. Diese sind am nährstoffreichsten und besitzen ein intensiveres Nuss-Aroma, weshalb sie sich optimal zum Trocknen eignen.

Wetterbedingungen

Zum Sammeln von Brennnesselsamen sollte ein Tag gewählt werden, an dem es trocken ist und die Samen nicht durch Regen oder andere Bewässerungen feucht sind. Hat es den Abend oder die Nacht zuvor geregnet, ist zu warten, bis die Pflanzen durch Luft und/oder Sonne abgetrocknet sind, weil vor allem beim Trocknen ansonsten die Schimmelgefahr immens hoch ist. Ein sonniger Mittag oder Nachmittag ist ideal.

Sammeln

Benötigte Utensilien

  • Schere
  • Handschuhe (ideal sind Gartenhandschuhe mit Verdickungen an Handinnenfläche)
  • Plastiktüte oder Karton
  • Mittelgrobes Sieb
  • Auffangbehältnis
  • Zum Trocknen: Zeitungspapier oder ausreichend großes Behältnis
  • Zur Aufbewahrung: luftdichtes Behältnis

Kleidung

Wer schon Mal mit Brennnesseln in Berührung gekommen ist, weiß um den brennenden Schmerz, den sie verursachen können. Aus diesem Grund sollte die Kleidung entsprechend gewählt werden, um dem vorzubeugen:

  • Festes Schuhwerk
  • Langärmlige/r Jacke/Pullover
  • Hose mit langen Beinen
  • Socken

Brennnesselsamen ernten

Um so viel wie möglich Samen zu erhalten, sollte beim Ernten nach folgender Anleitung vorgegangen werden:

  • Brennnessel Rispen weiblicher Brennnesseln abschneiden
  • In die Plastiktüte/den Karton legen
  • So viele Rispen sammeln, bis gewünschte Menge an Samen vorhanden ist
  • Vorsichtig transportieren (vollreife Samen lösen sich meist schon)
  • Zu Hause die Rispen im Karton/in Tüten kopfüber schütteln (Samen fallen raus)
  • Festsitzende Samen können mit Fingern abgestrichen werden (von oben nach unten streifen)
  • Gesammeltes in Sieb füllen (trennt Samen von unbrauchbaren Pflanzenteilen)
  • Pflanzenreste auf Kompost entsorgen oder zur Brennnesseljauche verarbeiten

Samen trocknen

Zum Trocknen sollten braune Brennnesselsamen verwendet werden, weil die Trocknungszeit kürzer ist. Sie sind in der Regel an der Luft zu trocknen. Auf keinen Fall sollte versucht werden, den Trocknungsprozess durch die Verwendung von beispielsweise eines Föhns oder Lagerung auf einem heißen Heizkörper beziehungsweise in direkter Sonne zu beschleunigen. Die schnelle und hohe Hitzeentwicklung würde sich ungünstig auf die wertvollen Inhaltsstoffe der Brennnessel auswirken. Alternativ kann aber ein Backofen nützlich sein, sofern Temperatur und Dauer ideal gewählt werden.

Anleitung Lufttrocknung

  • Gesammelten Samen auf Zeitungspapier oder in flachem Behältnis auslegen
  • Samen dürfen übereinander liegen, aber nicht zu dickschichtig
  • Standort: hell, aber nicht in direkter Sonne, warm
  • Auf ausreichend Frischluft achten, aber kalte Zugluft vermeiden
  • Alle zwei Tage Samen durchmengen (dient der Durchlüftung)
  • Trockendauer: zwischen fünf und zehn Tage (je nach Umgebungstemperatur)
  • Abschließend in luftdichten Behälter füllen oder verwenden
Tipp: Mit kleinen Reissäckchen, die zwischen den Samen positioniert werden, kann die Trockenzeit verkürzt und vor allem die Schimmelgefahr minimiert werden.

Anleitung Backofen-Trocknung

  • Vorheizen auf 30 bis 40 Grad Celsius
  • Backpapier auf Backblech auslegen (kein Aluminiumpapier verwenden, da es zu heiß wird und zu Verbrennungen führen kann)
  • Samen auf Backpapier auslegen (nach Möglichkeit nicht überdeckend)
  • Samen in Backofen schieben
  • Backofentür nicht ganz schließen – einen Spalt geöffnet lassen
  • Samen mehrmals durchmengen
  • Sobald sie leicht braun sind, sofort aus dem Ofen nehmen (rund 15 bis 20 Minuten)
  • Circa 24 Stunden auskühlen lassen
  • In luftdichtes Behältnis füllen oder gleich verwenden/weiter verarbeiten

Lagerdauer

Brennnessalsamen Getrockneter Brennnesselsamen lässt sich in einem luftdichten Behältnis mindestens ein Jahr lang aufbewahren, wenn die Lagerbedingungen ideal sind. Der optimale Aufbewahrungsort zeigt sich dunkel, trocken sowie mit einer Temperatur zwischen 15 Grad Celsius und 22 Grad Celsius. Ist es zu kühl, besteht die Gefahr der Feuchtigkeitsentwicklung, falls das Behältnis nicht 100 prozentig luftdicht ist. Kommt es zu enormen Temperaturschwankungen zwischen kalt und warm, kann sich indes Kondenswasser bilden. Ist es zu warm, führt dies in der Regel zu einem „Schwitzen“ im luftdichten Behältnis. In allen Fällen besteht ein erhöhtes Risiko von einer Schimmelbildung. Ideal Orte zum Aufbewahren von getrockneten Brennnesselsamen sind zum Beispiel:

  • Vorratskeller
  • Unbeheizte Abstellkammer
  • Schrank im Hausflur oder Schlafzimmer
  • Im Küchenschrank, wenn keine Dachgeschosswohnung und enorm heiße Temperaturentwicklung im Sommer