Der Buchsbaumzünsler ist ein Kleinschmetterling, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts aus Ostasien nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. In Deutschland wurden 2006 die ersten Exemplare gemeldet. So schön die Falter mit ihren seidig weißen Flügeln und dem braunen Rand anzusehen sind, fügen sie den beliebten Buchsbäumen doch großen Schaden zu. Im Durchschnitt ist der Buchsbaumzünsler als Raupe kurz vor der Verpuppung etwa 5 Zentimeter lang. Als ausgewachsener Falter erreicht seine Flügelspannweite bis zu 4,5 Zentimeter. Da sie erst vor so kurzer Zeit in Deutschland und dem umliegenden Ausland auftauchten, sind der Kenntnisstand über ihr Verhalten und die effektivste Methode der Bekämpfung noch sehr begrenzt. Erste bemerkenswerte Fortschritte hat man in 2012 erzielt. Darüber berichten wir im Folgenden.
Bekämpfung des Buchsbaumzünsler
Es erscheint wie ein Ablenkungsmanöver, denn die Falter selbst sitzen nicht auf den Buchsbäumen, sondern auf anderen Pflanzen. Während ihrer kurzen Lebenszeit von etwa 8 Tagen legen sie ihre Eier dann aber in den Buchs. Die jungen Raupen sind zunächst etwa 5 Millimeter lang, wobei der grüne Leib mit hell-dunklen Streifen versehen ist. Bis zur Verpuppung wachsen sie dann an auf eine Länge von 5 cm, was ihre Bekämpfung erschwert.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei den Witterungsverhältnissen in Deutschland jährlich 2 bis 3 Generationen der Buchsbaumzünsler heranwachsen, was die explosionsartige Vermehrung erklärt. Zum Überwintern bilden die Raupen der letzten Eiablage schützende Kokons im Inneren des Buchs, daher ist es entscheidend, dass ihre Bekämpfung schon vor dem Winter in Angriff genommen wird. Wer zusätzlich während des Winters seine Buchsbäume sorgfältig nach diesen graufarbenen Kokons absucht und die befallenen Stellen umgehend herausschneidet, kann so mit etwas Glück die Gefahr bereits vor dem nächsten Kahlfraß bekämpfen.
Ab März, wenn die Außentemperatur bei etwa 7°-12° Celsius liegt, geht der Kahlfraß nämlich weiter, während die Raupen sechs bis sieben Larvenstationen durchlaufen. Dabei vernichten sie bevorzugt den Gewöhnlichen Buchsbaum, wie er in vielen privaten Gärten und Anlagen zu finden ist. Die Raupen fressen zunächst die Blätter und machen sich anschließend über die grünen Zweigrinden her, was auch große Buchsbäume absterben lässt. Übrig bleiben lediglich die Blattrinden und vertrocknetes Blattgewebe. Da die Raupen in der Lage sind, Fäden zu spinnen, sind die befallenen Buchsbäume zumeist mit einem dichten Gespinst umgeben. Ein Hoffnungsschimmer bei diesem Desaster ist die Möglichkeit, dass infizierte Buchsbäume nach einiger Zeit doch wieder austreiben. Die Lebensdauer als Schmetterling ist dann auf wenige Tage begrenzt, die allerdings ausreicht, in weiteren Buchsbäumen massenweise Eier abzulegen, daher sollte sich die Bekämpfung nicht auf die Raupen beschränken.
Frühzeitige Befallserkennung
Je früher an einem Buchsbaum ein Befall mit Buchsbaumzünslern erkannt wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten bei der Bekämpfung. Daher sollte der Hobbygärtner in der Zeit zwischen März und Oktober seinen Buchsbaumbestand täglich auf helle Stellen untersuchen, denn diese sind die ersten erkennbaren Anzeichen für die Anwesenheit der Raupen. Wichtig ist dabei, auch tief im Inneren der Pflanzen nach den Schädlingen zu suchen, denn dort halten sie sich häufig auf. In diesem frühen Stadium des Befalls kann ein sofortiges Absammeln der Raupen schon ausreichen, diese Vielfraße loszuwerden. Als unterstützende Maßnahme wird dazu geraten, den Buchsbaum zusätzlich kräftig zurückzuschneiden, und das Schnittgut mit dem Restmüll zu entsorgen.
Da die Raupen darüber hinaus in der Lage sind, Fäden zu bilden, nutzen sie diese Fähigkeit, durch Verkleben der Blätter kleine Schutzkammern zu bilden. Zudem sind sie auf diese Weise in der Lage, sich auf der Flucht blitzschnell abzuseilen, ähnlich, wie die Spinnen. Sollten sich also graue Gespinste an der Pflanze zeigen, gehen die Experten davon aus, dass ein Absammeln in Verbindung mit einem Rückschnitt nicht mehr ausreicht, den Buchsbaum zu retten. In diesem Fall ist der Hobbygärtner gezwungen, die effektiveren Methoden der Schädlingsbekämpfung zu ergreifen.
Chemische Mittel
Sind die Raupen schon bis tief ins Innere des Buchsbaums vorgedrungen, ist es unter Umständen unvermeidlich, zu chemischen Spritzmitteln zu greifen, um die mühsam herangezogene Pflanze zu retten. Gute Erfolge konnten bisher erzielt werden durch den Einsatz des Insektizids Thiacloprid. Dieses Spritzmittel ist in Deutschland und in der Schweiz auch für den Einsatz in privaten Gärten zugelassen für die Bekämpfung zahlreicher beißender und saugender Insekten, zu denen auch der Buchsbaumzünsler zählt. Allerdings ist das Mittel von der EU als gesundheitsschädlich gekennzeichnet und sollte unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden, zumal es mit hohem Druck ausgebracht werden muss, um bis tief ins Innere des Buchsbaums vorzudringen. Verschiedene Landwirtschaftskammern in Deutschland empfehlen für die Bekämpfung der Buchsbaumzünsler folgende Mittel:
- Bayer Garten Schädlingsfrei Calypso,
- Celaflor Schädlingsfrei Careo
- Celaflor Naturen Schädlingsfrei Neem
Folgende Schutzmaßnahmen sollten genau beachtet werden, wenn diese chemischen Mittel zum Einsatz kommen, um Buchsbaumzünsler zu bekämpfen:
- Mindestabstand des Anwenders beträgt 1 m;
- Mindestabstand der Umstehenden beläuft sich auf 3 m;
- Schutzanzug ist vom Anwender zu tragen;
- Handschuhe;
- Kopf-, Augen- und Atemschutz;
- evtl. zusätzlich eine Gummischürze;
- Gummistiefel.
Die Beachtung dieser Schutzmaßnahmen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollte der Hobbygärtner ernst nehmen, denn die gesundheitlichen Schäden dürfen nicht unterschätzt werden.
Biologische Methoden bei der Bekämpfung
Da sich die Plage der Buchsbaumzünsler erst seit wenigen Jahren in den hiesigen Regionen ausbreitet, konnten fundierte Erkenntnisse bei der Anwendung biologischer Vorgehensweisen erst in geringerem Umfang gesammelt werden. Mit den folgenden Methoden konnten allerdings bereits beachtliche Erfolge in der Bekämpfung erzielt werden:
Hochdruckreiniger und Folie
Diese Technik ist genauso einfach, wie effektiv. Mit einem Hochdruckreiniger wird der befallene Buchsbaum kräftig abgesprüht, bis tief ins Innere der Pflanze hinein. Die Raupen fallen auf die darunter ausgebreitete Folie und können im Restmüll entsorgt werden.
Pheromonfallen
Diese Technik wird auch Lockstofffalle genannt, weil hier die Botenstoffe der Insekten genutzt werden, um die männlichen Falter der Buchsbaumzünsler anzulocken. Statt des erhofften Weibchens erwartet sie jedoch eine mit Klebstoff versehene Pappschachtel, der sie nicht mehr entkommen können. Auf diese Weise kann die Population nicht restlos beseitigt werden. Auf jeden Fall aber kann die Anzahl der Paarungen und der damit verbundene Nachwuchs deutlich reduziert werden.
Verwirrmethode
Bei dieser Taktik der Bekämpfung werden ebenfalls Pheromone eingesetzt, allerdings nach einem anderen Prinzip, als bei der Lockstofffalle. Auf den Buchsbaumanlagen werden künstlich hergestellte Pheromone versprüht, durch die die männlichen Falter so verwirrt werden, dass sie die Weibchen nicht mehr ausfindig machen können. So wird die Anzahl der Paarungen ebenfalls nachweislich reduziert.
Lichtfallen
Da die Falter auch bei Dunkelheit fliegen, wurden Versuche gestartet sie mit Lichtfallen zu bekämpfen. Diese locken die Falter mit einem hohen Blaulichtanteil bzw. einer Ultraviolettstrahlung an. Die wirksamsten Spektralbereiche liegen dabei in Wellenlängen, die für die Menschen unsichtbar sind. Der Fangradius ist allerdings mit 10 bis 15 Metern recht beschränkt. Hinsichtlich der Wirksamkeit von Lichtfallen bleibt daher abzuwarten, welche Erfahrungen in den kommenden Jahren gesammelt werden.
Niemöl
Da die Buchsbaumzünsler aus dem ostasiatischen Raum stammen, haben die dortigen Bauern hinsichtlich der Bekämpfung sehr viel mehr Erfahrung sammeln können, um diese Plagegeister unschädlich zu machen. Gute Erfolge erzielen sie in der Anwendung von Niemöl, das aus den Samen des Niembaumes gewonnen wird. Raupen, die mit diesem Mittel in Berührung kommen, sterben unmittelbar danach ab.
Delfin, das biologische Mittel aus der Schweiz
Da in der Schweiz die ersten Buchsbaumzünsler gewaltige Schäden an Buchsbaumbeständen anrichteten, verfügen die dortigen Züchter und Forscher über die ausgereiftesten Bekämpfungsstrategien. Gute Erfahrungen wurden erzielt mit dem biologischen Mittel Delfin. Als natürliches Insektizid wirkt des gezielt gegen die Raupen. Gleichzeitig ist es ungefährlich für Menschen, Haustiere und die Umwelt. Daher spricht nichts gegen eine Anwendung von Delfin im privaten Garten, auf dem Balkon und der Terrasse, um die Buchsbaumzünsler erfolgreich zu bekämpfen. Sobald die Außentemperatur mindestens 12° Celsius aufweist, kann das Fraßgift angewendet werden. Je kleiner die Larven, desto größer die Erfolgsaussichten. Delfin ist ein Pulver, das in Wasser aufgelöst und mit einem geeigneten Spritzgerät mit viel Druck auf die befallenen Buchsbäume gesprüht wird. Wird diese Behandlung nach 10 bis 14 Tagen wiederholt, erhöht dies die Effektivität des Mittels.
Notfallbehandlung bei größeren Raupen
Für den Fall, dass der Befall durch Buchsbaumzünsler zu spät entdeckt wird, hat sich das Mittel Pyrethrum FS bewährt. Ab einer Größe von 3 cm reicht das biologische Mittel Delfin nicht mehr aus, die Raupen loszuwerden. Wer in diesem Fall trotzdem den Griff zu den hochgiftigen Insektiziden scheut, erhält mit Pyrthrum FS eine Alternative, um die Schädlinge erfolgreich bekämpfen zu können. Dieses Mittel besteht zwar aus einem natürlichen Pflanzenextrakt, ist allerdings trotzdem nicht nützlingsschonend. An dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, die Buchsbäume bis tief ins Innere zu behandeln. Dies bedeutet zwangsläufig, dass der Anwender sehr nah an die Pflanze und die bereits behandelten Stellen herankommt. Daher ist auf eine ausreichende Schutzbekleidung unbedingt zu achten.
Keine natürlichen Fraßfeinde
Nach den bisherigen Erkenntnissen der Gärtner, Züchter und Forscher, haben die Raupen der Buchsbaumzünsler keine natürlichen Fraßfeinde. Vögel verschmähen sie ganz oder spucken sie wieder aus. Grund dafür ist offensichtlich, dass die Raupen das Gift des Buchsbaums aufnehmen, sodass sie für andere Tiere unverträglich sind. Es wurde zwar vereinzelt beobachtet, dass Wespen die Raupen auseinandernehmen. Für eine wirksame Bekämpfung der Plage reicht dies aber nicht aus. Lediglich die Falter werden von Vögeln verspeist.
Während der Winterruhe wirken weder chemische noch biologische Mittel
Abhängig von der Tageslänge, beginnen die Raupen der letzten Eiablage gegen Ende September die Winterruhe. Zu diesem Zweck bilden sie Kokons in einem schützenden Gespinst aus Fäden und Blättern. Dort verbleiben sie bis zum nächsten Frühjahr und werden ab März oder April wieder aktiv, sobald die Außentemperatur etwa 12° Celsius erreicht. Bisher wurde noch kein Mittel entwickelt, das in der Lage wäre, die Kokons und Gespinste während der Winterruhe zu durchdringen. Wer trotzdem während des Winters im Buchsbaum solche Stellen entdeckt, schneidet sie einfach heraus.
Größere Artenvielfalt an Buchsbäumen nimmt Buchsbaumzünsler die Lebensgrundlage
Da der Schädling ausschließlich den Gewöhnlichen Buchsbaum (buxus sempervirens) befällt, raten die Experten dazu, die Artenvielfalt im Anbau dieser beliebten Pflanze zu vergrößern. So spricht nichts dagegen, in den mitteleuropäischen Regionen den asiatischen buxus microphylla anzusiedeln, den chinesischen buxus bodinieri oder den spanischen buxus balearica. Die Bemühungen der Bundesgehölzsichtung werden angesichts der sich ausbreitenden Plage verstärkt, um die besten Alternativen unter den mehr als 100 verschiedenen Buchsbaumsorten zu entdecken, die nicht vom Buchsbaumzünsler befallen werden.
Erste Erfolge
Geradezu überfallartig machen sich die Buchsbaumzünsler seit 2006 über die liebevoll gezüchteten Buchsbäume in Deutschland her. Wahrscheinlich wurden sie eingeschleppt mit Warenlieferungen aus dem ostasiatischen Raum und verbreiten sich seither von Jahr zu Jahr weiter. Die Schäden, die von den gefräßigen Raupen bisher verursacht wurden, gehen in die Millionen. Vor allem in der Schweiz sind ihnen uralte, riesige Buchsbaumhecken zum Opfer gefallen. In dem Rahmen, wie Erkenntnisse gewonnen wurden über die Lebensweise und Fortpflanzung der Buchsbaumzünsler, konnten wirksame Mittel zur Bekämpfung entwickelt werden. Mittlerweile steht eine Reihe von biologischen, chemischen und mechanischen Methoden zur Auswahl, die recht erfolgversprechend sind.