Die Waldrebe ist vielen Menschen unter ihrem biologischen Namen Clematis bekannt. Unabhängig vom verwendeten Namen überzeugt sie als Staude und vor allem als Kletterpflanze mit leuchtender Blütenpracht und der Fähigkeit, rankend einen dichten grünen Bewuchs zu bilden. Doch bei ihrer Kultivierung ist auch Vorsicht geboten. Denn immer wieder liest man, dass die Clematis giftig ist. Ob das stimmt und wer davon betroffen sein könnte, verraten wir hier.
Clematis – Giftig oder nicht?
Wie alle Hahnenfußgewächse beinhaltet die Waldrebe das Toxin Protoanemonin und ist daher eindeutig als giftig einzustufen. Das gilt sowohl für die wachsende Pflanze in der Erde, als auch den Ableger oder Strauß in der Vase. Erst beim Trocknen der Pflanze wandelt sich das Protoanemonin in Anemonin um, welches unbedenklich ist. Allerdings sollte man sich auch darauf nicht blind verlassen, da die vollständige Trocknung von außen nicht erkennbar ist. Daher ist es angeraten, die Clematis immer und unabhängig ihres Zustands als giftig anzusehen.
Wo steckt das Gift?
Das kritische Alkaloid der Waldrebe ist Teil der im Pflanzensaft gelösten Inhaltsstoffe. Somit kann die Frage nach den giftigen Bestandteilen der Pflanze mit einem eindeutigen „alle“ beantwortet werden. Da bei der lebenden Clematis alle Teile von den Wurzeln über die Stile bis hin zu den Blättern und Blüten von Pflanzensaft durchströmt und versorgt sind, wird das Gift durch den Saft auch überall hin transportiert und kann von dort aus seine Wirkung entfalten.
Der Weg in den Körper
Wirken kann das Toxin immer dann, wenn der Pflanzensaft den Wirt erreicht, etwa durch
- Verzehr bzw. Verschlucken
- Hautkontakt mit ausgetretenem Saft, z.B. an Schnittstellen, abgerissenen Blättern etc.
- Kontakt zu verletzter Pflanzenhaut durch Knicken, Quetschen etc.
Wirkung des Protoanemonin
Aufgenommen wird das Alkaloid über die Haut. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um normale Haut, oder eine weit empfindlichere Schleimhaut, z.B. in Mund, Auge oder Magen, handelt. Trifft das Gift der Waldrebe auf die Haut, wird es absorbiert und kann folgende Auswirkungen hervorrufen:
- Entzündung der unmittelbaren Kontaktstelle und ihrer Umgebung
- Reizungen der Atemwege
- Beeinträchtigung von Nieren und Darm, bei längerem Kontakt dauerhafte Schäden
- Atembeschwerden bis hin zur Atemlähmung
- Kreislaufbeschwerden bis zum Stillstand
- Im Extremfall Tod
Wirksamkeit bei Mensch und Tier
Protoanemonin gilt als sehr unspezifisches Gift und beeinträchtigt Menschen und häufig in Verbindung mit Menschen lebende Tiere wie Hunde, Katzen, Rinder, Pferde und andere Nutztiere gleichermaßen. Selbst Vögel sind davon betroffen.
Die Auswirkungen sind grundsätzlich immer dieselben, wobei erwachsene Menschen und Tiere vor allem durch den Hautkontakt mit der Waldrebe betroffen sein dürften. Die Gefahr eines Verzehrs besteht hier auf Grund des stark bitteren Geschmacks in der Regel nicht. Kleinkinder und junge Tiere dagegen neigen auch dann dazu, die Pflanze nicht auszuspucken, wenn sie ihren typischen, eigentlich Ungenießbarkeit signalisierenden Geschmack verströmt.
Bereits ab geringen Anteilen eines Blattes oder einer Blüte oral aufgenommen können die ersten Symptome auftreten. Bei unbewusstem Hautkontakt dagegen sind zwar lästige bis schmerzhafte, selten aber tatsächlich kritische Folgen zu befürchten.
Erste Hilfe im Vergiftungsfall
Hat ein Tier ein Stück der Waldrebe verzehrt und zeigt Anzeichen einer Verhaltensänderung, sollten Sie sofort ein Tierarzt aufsuchen.
Treten dagegen bei Menschen, ganz gleich ob Erwachsener oder Kleinkind, Anzeichen einer Vergiftung durch die Waldrebe auf, sollte zuallererst der Giftnotruf durchgeführt werden. Anschließend kann das Herbeiführen von Erbrechen helfen, eine weitere Giftaufnahme in den Körper aus den verzehrten Pflanzenteilen zu vermeiden. Alle weiteren Schritte der Entgiftung sind dann von einem Notarzt oder den nachversorgenden Stellen durchzuführen.