Der Blütenbusch Diptam übt eine faszinierende Anziehungskraft auf Hobbygärtner aus, die sich gerne einmal auf ungewöhnlichen Pfaden in der Kultivierung von Zierpflanzen bewegen. Der Dictamnus albus ist nicht nur eine absolute Rarität unter den Wildstauden, sondern punktet mit einzigartigen Attributen. Hierzu zählen ein bezaubernder Habitus, ein betörender Duft sowie eine angenehme Anspruchslosigkeit. An warmen Sommerabenden erstrahlt die Zierpflanze wie von Zauberhand in magischem Licht. Seinen Namen Brennender Busch verdankt er dem Umstand, dass in Hitzeperioden ein Streichholz genügt, um blaue Flammen auflodern zu lassen. Welche Pflege das Rautengewächs erwartet, und wie die Vermehrung vonstattengeht, erläutern die folgenden Zeilen.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Rautengewächse (Rutaceae).
- Beheimatet in Mitteleuropa.
- Wuchshöhe 80 cm bis 100 cm im aufrechten Habitus.
- Weiß-rosa Blütentrauben von Mai bis Juli.
- Intensiver Duft nach Vanille und Zitronen.
- Dunkelgrünes Laub, mehrfach gefiedert.
- Dunkelrote, zierliche Kapselfrüchte nach der Blüte.
- Winterhart bis -20° Celsius.
- Bei Hitze entflammbar und in allen Teilen giftig.
- Trivialnamen: Aschwurz, Brennender Busch.
Bereits in 1936 wurde die Wildstaude unter Naturschutz gestellt, denn der Diptam galt von Beginn an als Rarität. Dank dieser Maßnahme konnte der magische Blütenbusch vor dem Aussterben bewahrt werden. Ambitionierte Hobbygärtner leisten heute ebenfalls einen maßgeblichen Beitrag zum Erhalt, indem sie den Aschwurz in ihrem grünen Reich ansiedeln.
Standort und Bodenbeschaffenheit
Bei der Wahl des Standortes sollte sich ein Gärtner ein wenig mehr Gedanken machen, als allgemein hin üblich. Ein Diptam gedeiht ganz ausgezeichnet, wenn er über die Jahre seine Ruhe hat und man ihn nicht dem Stress einer Umpflanzung aussetzt. Ein Blick auf sein natürliches Vorkommen gibt Aufschluss darüber, wo der Zierstrauch sich am wohlsten fühlt. So gedeiht er verschwenderisch auf trockenen Wiesen, Freiflächen mit typischem Heide-Charakter, entlang sonniger Gehölzränder sowie in klassischen Wildstauden-Rabatten.
- Sonnige, möglichst geschützte Lage.
- Ein warmer Platz im Halbschatten wird toleriert.
- Trockenes, kalkhaltiges Erdreich, gut durchlässig.
Als Kübelpflanze ist ein Brennender Busch im Prinzip zwar geeignet, sofern ihm ein passender Standort und ein mindestens 125 Liter großer Topf zugewiesen werden. Steht nach einiger Zeit der Wechsel in ein größeres Pflanzengefäß an, weil der bisherige Topf vollständig durchwurzelt ist, besteht die Gefahr, dass der Diptam nicht mehr anwächst.
Gießen und Düngen
Die Ansprüche an den Standort deuten bereits an, wie es um den Wasser- und Nährstoffhaushalt bestellt sein sollte, um einem Dictamnus albus ideale Wachstumsbedingungen zu bieten.
- Einzig bei länger andauernder Trockenheit gießen.
- Nicht über Blüten und Blätter wässern.
- Als Startdüngung im Frühjahr genügt guter Gartenkompost.
Auf die Verteilung von Mulch verzichtet der erfahrene Freizeitgärtner in diesem Fall, denn der Aschwurz mag keinen dauerfeuchten Boden. Einzig eine Bodenspritzung mit Brennnesseljauche wird akzeptiert, wenn kein Kompost als Dünger zur Verfügung steht.
Schneiden
Da der Diptam im Anschluss an die Blüte noch längst nicht sein gesamtes dekoratives Potenzial offenbart hat, wird ein kundiger Hobbygärtner sich hüten, bereits zu diesem Zeitpunkt zur Schere zu greifen. Vielmehr ist es erst im darauf folgenden Frühjahr an der Zeit für einen Schnitt. Bis dahin erfreut die opulente Wildstaude mit hübschen Fruchtständen im Herbst und dient als aparter Blickfang den Winter hindurch, wenn sie von glitzerndem Frost überzogen wird.
- Diptam erst im nächsten Frühjahr schneiden vor dem neuen Austrieb.
- Triebe bis 20 cm über dem Boden einkürzen.
- Totholz sowie kranke Äste bodennah auslichten.
Wer nach dieser Maßgabe den Aschwurz schneidet, stärkt zugleich die Winterhärte in so ausreichendem Maße, dass weiterer Schutz nicht erforderlich ist. Die im Garten überwinternden Vögel wissen darüber hinaus die Samenstände sehr zu schätzen als lebenswichtige Nahrungsquelle.
Vermehren
Hat ein Diptam erst einmal das Herz des Gärtners erobert, wird die Vorgehensweise bei der Vermehrung rasch in den Fokus des Interesses rücken. Es stehen verschiedene Methoden zur Auswahl mit ganz unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad.
Teilung
Die wohl unkomplizierteste Art der Vermehrung erfolgt mittels Teilung des Rhizoms. In den ersten beiden Standjahren ist dieses indes noch nicht kräftig genug entwickelt, um eine solche Prozedur zu verkraften.
- Im Frühjahr den Diptam nach dem Rückschnitt weiträumig ausgraben.
- Mit einem scharfen Spatenstich das Rhizom zerteilen.
- Jedes Stück verfügt über mindestens eine, besser zwei Knospen.
- Ohne Verzögerung am neuen Standort genau so tief einpflanzen, wie bisher.
Da die Schnittwunden Pilzen, Viren und Schädlingen Tür und Tor öffnen könnten, ist es ratsam, sie mit Holzkohleasche zu versiegeln.
Aussaat
Deutlich schwieriger, zeitaufwändiger und risikoreicher stellt sich eine Vermehrung durch Aussaat dar. Bei den Samen handelt es sich nämlich um Kaltkeimer, deren Behandlung ein gewisses Maß an Erfahrung erfordert. Ohne eine Stratifizierung, will sagen, einen mehrwöchigen Kältereiz, dem eine Warmperiode folgt, sind die Diptam-Samen nicht zur Keimung zu animieren. Gelingt die Anzucht tatsächlich, ist wiederum Geduld gefragt, denn bis zur ersten Blüte dauert es mitunter 3 bis 4 Jahre. Wer sich dessen ungeachtet der Herausforderung stellen möchte, geht wie folgt vor.
- Im Spätherbst die Samen in Aussaaterde mindestens 1 cm tief einpflanzen.
- Auf einem Gitter am halbschattigen Platz des Gartens aufstellen.
- Der natürliche Frost sorgt für den erforderlichen Kältereiz.
- Von Vorteil ist eine Schneeabdeckung, andernfalls regelmäßig gießen.
- Im Frühjahr setzt mit den steigenden Temperaturen die Keimung ein.
Wahlweise kommt das Saatgefäß in ein Frühbeet ohne Mistpackung unter dem Boden, weil hier ein besserer Schutz gegen Schädlinge gegeben ist. In diesem Fall darf man das regelmäßige Gießen nicht versäumen. Haben die jungen Dictamnus albus eine Höhe von ca. 10 cm erreicht und verfügen – zusätzlich zu den Keimblättern – über 3 bis 4 Laubblätter, werden sie pikiert und in Einzeltöpfen weiter kultiviert.
Angesichts der milden Winter in den letzten Jahren, kann ein Hobbygärtner nicht sicher davon ausgehen, dass unter freiem Himmel eine sechs- bis achtwöchige Kälteperiode auf das Saatgut einwirkt. Eine Lösung des Problems bietet die Stratifizierung unter kontrollierten Bedingungen. Zu diesem Zweck bettet man die Samen in feuchten Sand ein, füllt sie in Klarsichttüten und bewahrt sie für 2 Monate im Gemüsefach des Kühlschranks bei 0° bis 4° Celsius auf. Die Tiefkühltruhe ist kein geeigneter Ort, weil die extremen Minustemperaturen die Zellwände zerreißen, wenn die Saat herausgeholt wird. Die weiteren Schritte der Anzucht können in Töpfen auf dem Balkon erfolgen, wenn nicht erwünscht ist, dass die Aussaat für 1 Jahr die Fensterbank belagert.
Eine Direktaussaat im Beet hat den Vorteil, dass sich ein wiederholtes Umtopfen erübrigt, worauf die kleinen Pflänzchen recht empfindlich reagieren können. Als nachteilig dürfte zu werten sein, dass ausreichende Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen vor gefräßigen Gartenbewohnern.
Pflanzen
Im Herbst oder im Frühjahr ist Pflanzzeit für Wildstauden, wie den Aschwurz. Das Beet wird gründlich geharkt und von Unkraut, Wurzeln oder Steinen gereinigt. Um die Durchlässigkeit und die mager-kiesige Bodenbeschaffenheit zu fördern, wird bei Bedarf noch etwas Sand eingearbeitet. Während dieser Arbeiten stehen die noch eingetopften Jungpflanzen in einer Schüssel mit Wasser, damit sich der Wurzelballen vollsaugen kann.
- Pflanzlöcher graben im Abstand von ca. 50 cm.
- Den Aushub mit etwas Kompost mischen als Startdüngung.
- In feuchter Erde an der Sohle jeder Pflanzgrube eine Drainage anlegen.
- Die ausgetopften Dictamnus albus pflanzen und angießen.
Ein Pflanzschnitt ist ebenso wenig erforderlich, wie das Entspitzen der Triebe, da die Stängel ohnehin nicht verzweigen, sondern stets unmittelbar dem Rhizom entsprießen.
Krankheiten und Schädlinge
Bei guter Pflege erweist sich ein Brennender Busch als ausgesprochen resistent gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Ein tierischer Vielfraß, der kaum einen Garten verschont, kann insbesondere den jungen Pflanzen großen Schaden zufügen: die Nacktschnecke. Vom Frühjahr bis zum Herbst rücken die Weichtiere in der Dämmerung aus, um die zarten Blätter und Blüten zu fressen. So setzt sich der geplagte Hobbygärtner zur Wehr:
- Jungen Diptam mit einem Schneckenkragen versehen.
- Das Beet mit einem Schneckenzaun umgeben und eine Bierfalle darin platzieren.
- Morgens die kältestarren Schnecken von den Blattunterseiten absammeln.
- Eine Ringbarriere ausstreuen aus Kaffeemehl, Sägespänen oder Splitt.
- Spaltfallen aufstellen, in denen Schneckenkorn ausgelegt ist.
Eine nachweislich effiziente Bekämpfungsmethode stellen Indische Laufenten dar. Wo sich die putzigen, flugunfähigen Enten aufhalten, haben Schnecken keine Chance. Allerdings ist die artgerechte Haltung nur möglich, wenn sich ein Teich auf dem Gelände befindet sowie ein kleiner Stall als Rückzugsort.
Pflanzideen mit Diptam
Eine magische und seltene Staude, wie der Diptam sollte individuell in Szene gesetzt werden im optischen Erscheinungsbild des Gartens. Da ein Brennender Busch sich als Solitärpflanze ebenso eignet, wie in der Gruppe, sind der Fantasie des Gärtners keine Grenzen gesetzt, um den verwunschenen Flair der Zierstaude hervorzuheben. Eindrucksvoll kommt der Aschwurz zur Geltung entlang dunkler Gehölze, wenn er vor dieser Kulisse sein mystisches Lichterspiel zelebriert. Inmitten einer Rasenfläche zieht die Wildstaude mit ihrer Blütenpracht die Blicke auf sich und dient im Winter als aparte Eis-Skulptur. Dank einer Wuchshöhe von 100 cm und mehr, bietet sich der Diptam als blühende Hecke an; ohne Sichtschutz-Funktion zwar, indes als Gerüstbildner im naturnahen Garten. Stellt sich noch die Frage, welche Pflanznachbarn mit einer derartig poetischen Staude harmonieren.
- Schwertlilien (Iris)
- Edeldisteln (Eryngium)
- Gamander (Teucrium)
- Salbei (Salvia)
Eine harmonische Pflanzengemeinschaft bildet ein Brennender Busch mit Ziergräsern, wie dem Blauen Strandhafer (Ammophila breviligulata), dem Prärie-Bartgras (Andropogon scoparius) oder dem Diamantgras (Calamagrostis brachytricha).
Zu Füßen des Dictamnus albus verleihen Steppenwolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp) oder Kümmel-Thymian (Thymus herba-barona) der Pflanzenkomposition den letzten Schliff.
Fazit
Der Diptam überzeugt auf ganzer Linie mit einem eleganten, straffen Habitus in opulenter Fülle. Über den gefiederten, dunkelgrünen Blättern präsentieren sich ab Mai dekorative Blütentrauben, die einen herrlichen Duft verströmen. Das High Light in der langen Liste seiner Attribute, stellt zweifellos die Fähigkeit dar, an heißen Sommertagen in der Dämmerung blaue Irrlichter aufleuchten zu lassen. Der hohe Gehalt an ätherischen Ölen führt sogar dazu, dass bei Hitze ein Streichholz genügt, um den Dictamnus albus brennen zu lassen, ohne dass er verbrennt. Die umgangssprachliche Bezeichnung Brennender Busch könnte nicht treffender gewählt sein.