Gartenpflanzen Stauden

Dreimasterblume, Tradescantia – Pflanzen und Pflege

Dreimasterblume

Bei den schönen Dreimasterblumen gibt es eigentlich nur eine schwierige Aufgabe: Sie müssen entscheiden, welche Art dieser gewöhnlich in einer Variante von himmlischem Blau verzückenden Blütenwunder Sie wo halten bzw. pflanzen möchten – es gibt etliche Tradescantien für die Zimmerhaltung und ebenso viele, die Ihren Garten verschönern möchten. Wenn Sie in der angebotenen Fülle erst einmal Ihre liebste Sorte gefunden haben, werden Sie mit der Pflege dieses genügsamen Gewächses bei Beachtung einiger Details keinerlei Mühe mehr haben, wie Sie im folgenden Artikel erfahren werden.

Einordnung der Dreimasterblumen

Die Dreimasterblume gehört zur Familie der Commelinagewächse (Commelinaceae), eine nicht gerade riesige Pflanzenfamilie. Zur Zeit findet jedoch gerade eine gewaltige Neuordnung der biologischen Welt statt, weil genetische Untersuchungen ganz neue Verwandtschaftsverhältnisse aufdecken. Im Zuge dieser Neuordnung ist die Familie der Commelinas um ein gutes Stück angewachsen: Dazugekommen sind die früher als eigenständige Familien angesehenen Cartonemataceae (eine besondere Art australischer Tagblumen), Ephemeraceae (Moose und Lebermoose) und die Tradescantiaceae. Die Commelinagewächse bestehen damit nach neuesten Erkenntnissen aus insgesamt rund 40 Gattungen mit ungefähr 650 Arten, die ihre Heimat hauptsächlich in den Tropen und den Subtropen haben. In unseren gemäßigten Breiten werden einige Arten als Zierpflanzen vor allem für Zimmerpflanzen kultiviert. Einige Arten sind sogar in der Fremde so durchsetzungsstark, dass die Neophyten im neuen Lebensraum zum Verwildern neigen.

Dreimasterblume Der größte Teil der Commelinaceae gehört zur Unterfamilie Commelinoideae (38 Gattungen/640 Arten), die sich durch winzige Haare mit Drüsen an allen zugehörigen Arten abhebt. Der hier enthaltene Tribus Commelineae versammelt in seinen 13 Gattungen viel Spannendes: Die verschiedensten Tagblumen in gut 170 Arten und hochinteressante Gewächse wie die Murdannia (Yah-Pak-King). In Thailand eine wichtige Heilpflanze und seit neuestem als therapeutisches Hilfsmittel bei Krebstherapien im Gespräch, oder die Pollia, die schillernde Beeren mit Metallic-Effect ausbildet.

Der zweite Tribus der Commelinoideae sind die Tradescantieae, mit insgesamt nur etwa 30 Gattungen. Darunter sind seltene Pflanzen aus dem tropischen Afrika China, jede Menge Zimmerpflanzen für Individualisten, die mit dem Discountpflanzen-Mainstream nicht zu tun haben wollen (Amischotolype, Belosynapsis, Cochliostema, Coleotrype, Cyanotis, Dichorisandra, Geogenanthus, Porandra, Siderasis, Tinantia und Weldenia, wunderschöne blaue oder weiße Blüten oder detailreich gemusterte Blätter), und der Subtribus der Tradescantiinae, der in seinen sechs Gattungen unsere Dreimasterblumen enthält, und andere beliebte Zimmerpflanzen wie das Schönpolster Callisia oder die Tripogandra.

Die Familie der Commelinas hat also noch einige Entdeckungsfreuden für neugierige Gärtner zu bieten, wenn Ihnen die Dreimasterblumen einmal langweilig werden. Das wird jedoch sicher eine Weile dauern, denn von den Dreimasterblumen oder Gottesaugen oder Tradescantien gibt es auch schon einmal rund 70 Arten. Von denen sind recht viele als Zimmerpflanzen geeignet und garantieren durch unterschiedlich gefärbte Blätter immer wieder Abwechslung. Andere erfreuen uns im Garten, als mehrjährige und langlebige Stauden.

Tradescantien-Arten fürs Zimmer

Die artenreichen Tradescantien haben uns gleich eine ganze Reihe von Zimmerpflanzen zu bieten, die häufig zu unserem Standardsortiment von Blattpflanzen gehören. Sie haben fast keine Ansprüche an ihren Standort, sind fehlertolerant und damit auch für Anfänger leicht zu pflegen. Man kann sie außerdem durch Teilung oder Stecklinge jederzeit vermehren. Tradescantien werden gerne als Ampelpflanzen gehalten und lassen dann ihre Triebe dekorativ herunterhängen. Diese Arten sind im Angebot:

Tradescantia fluminensis

Tradescantia fluminensis Die wohl bekannteste Zimmerpflanzen unter den Dreimasterblumen ist die Tradescantia fluminensis, auch bekannt als Weißblütiges Gottesauge oder Rio-Dreimasterblume. Sie bleibt eine niedrige Pflanze, breitet sich mit den Stielen am Boden entlang aus oder wächst als Kletterpflanze oder Hängepflanze in die Höhe und in die Breite. Sie wird mit rein grünen Blättern angeboten, aber auch mit rötlichen oder gemusterten Blättern. Bei der Kulturform Tradescantia fluminensis aureovittata sind die Blätter gelb gestreift.

Einer grünblättrigen Tradescantie ist es fast egal, ob sie hell oder dunkel, kühl oder warm steht. Je mehr helle Flecken auf den Blättern sind, desto mehr Licht möchte die Pflanze empfangen. Wärme brauchen diese Sorten auch, trockene Heizungsluft macht den T. fluminensis übrigens nichts aus. Die robuste Pflanze braucht nicht viel Pflege. Ihr reicht es z. B., wenn sie im Sommer zwei Mal in der Woche gegossen wird. Im Winter müssen Sie nur alle 10 Tage an sie denken. Sie fühlt sich bei Zimmertemperatur zwischen 22 und 25 Grad wohl und mag Sonne. Dünger braucht sie auch nur in der Wachstumszeit, alle 14 Tage etwas Flüssigdünger.

Die Tradescantia fluminensis kann Ihnen im Handel auch unter den lateinischen Bezeichnungen Tradescantia albiflora und Tradescantia viridis begegnen. Das ist der Fall, weil Botaniker eine Pflanze immer schon dann umbenennen, wenn sie etwas grundsätzlich Neues entdecken, z. B. etwas an der systematischen Einordnung einer Pflanze verändern.

Tradescantia sillamontana

Tradescantia sillamontana Die Tradescantia sillamontana mit stark behaarten länglichen pfefferminzgrünen Blättern und rosaroten bis purpurrosa Blüten verträgt auch direkte Sonne. Sie kann also am Südfenster stehen, sollte dann aber an die direkte Bestrahlung gewöhnt werden, sonst droht Sonnenbrand auf den Blättern. Ansonsten ist die T. sillamontana in der Pflege ähnlich anspruchslos und unproblematisch wie die Tradescantia fluminensis.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten der Dreimasterblume ist die T. sillamontana fast eine Sukkulente, die schon längere Trockenzeiten aushält. Im Sommer sollte mäßig gegossen werden, im Winter wird die T. sillamontana am besten fast trocken gehalten. Wenn sie gut gehalten wird, bedankt sie sich mit üppiger Blütenfülle. Sie verliert jedoch schnell ihre schöne Erscheinung, wenn sie zu viel Wasser bekommt, an einem zu dunkeln Standort und bei zu reichlicher Stickstoffdüngung.

Tradescantia blossfeldiana

Tradescantia blossfeldiana wächst ebenfalls leicht sukkulent, also mit fleischigen Blättern, die auf der Oberseite olivgrün und unten purpurrot sind. Sogar die Blüten dieser Tradescantie sind mehrfarbig, oben rosa und unten weiß. Blüten, Blätter und Stängel sind von feinen weißen Haaren bedeckt.

Die Sorte T. blossfeldiana „Variegata“ entwickelt dekorativ gestreifte Blätter, zur Hälfte grün und zur Hälfte cremefarben. Wenn sie sehr hell steht, werden die cremefarbenen Teile der Blätter meist kräftige Rosarot, eine abwechslungsreiche Tradescantie.

Tradescantia navicularis

Tradescantia navicularis wächst in kriechenden Triebe mit sehr dicht stehenden, kupfergrünen kleinen Blättern, die mit kurzen Haaren bewachsen sind. Die Unterseiten dieser Blätter ist purpurfarben marmoriert. Die T. navicularis blüht in einem hellen Rosa. Sie ist die wohl ausgeprägt sukkulent wachsende Tradescantie. Ihre Blätter sind fleischigen und als Wasserspeicher gedacht, in dementsprechend großen Abständen kann diese Dreimasterblume gegossen werden.

Purpurblättrige Dreimasterblume

Die Purpurblättrige Dreimasterblume, Tradescantia spathacea oder T. discolor, sieht ein wenig wie ein Drachenbaum aus. Sie hat zwischen 20 und 30 cm lange Blätter, die oben grün und unten violett sind. Sie gilt als Zimmerpflanze als unempfindlich und wuchsfreudig. Eine bekannte Sorte ist die „Vittata“, mit grün-gelb gestreiften Laubblättern, die auffallend glänzen.

Die T. spathacea wurde früher als eigene Gattung der Rhoeo angesehen und erst kürzlich den Dreimasterblume zugeschlagen. Deswegen kann Ihnen diese Tradescantie auch unter den Namen Rhoeo discolor oder Rhoeo spathacea begegnen.

Rotblatt

Tradescantia pallida Das Rotblatt ist ebenfalls ein Neuzugang bei den Dreimasterblumen, die jetzt Tradescantia pallida benannte Pflanze war früher als Setcreasea purpurea bekannt. Sie braucht einen Standort am sonnigen Südfenster, damit die schöne Blattfärbung lange erhalten bleibt. Ansonsten hat sie kaum besondere Wünsche. Die Temperaturen sind ihr egal, sie kann auch im warmen Zimmer überwintern. Wenn Sie im Winter jedoch einen etwas kühleren Standort für sie haben, nimmt sie diesen aber gerne an. Sie möchte nur vorsichtig bewässert und gedüngt werden. Zu viel Wasser und Dünger lassen das Rotblatt schnell zum „Grünblatt“ werden.

Das Rotblatt hat wunderschön purpurrote und dazu auch noch samtweiche Blätter, weil diese mit feinsten Härchen bewachsen sind. Wenn das Licht nicht stimmt, schaltet es jedoch gerne auch wieder auf „grün“ um. Ältere Pflanzen neigen dazu, immer längere Triebe zu bilden, die dann wie Lappen über den Topfrand hängen. Das stört nicht, wenn Sie das Rotblatt von vornherein in einer Ampel halten, gegen den sonst häufig zu beobachtenden Abbau der Attraktivität soll jedoch kaum ein Kraut gewachsen sein. Das einzige Mittel ist hier wohl die rechtzeitige Heranzucht von Nachwuchs.

Zebra-Ampelkraut

Das Zebra-Ampelkraut oder Tradescantia zebrina ist der letzte Neuzugang in der Gattung der Tradescantien. Sie wächst krautig am Boden entlang und schwach sukkulent, die mehrjährige Pflanze kann im Laufe der Zeit dichte Matten bilden. Die T. zebrina ist ebenso pflegeleicht wie die restlichen Dreimasterblumen, sie wird gerne als Ampelpflanze oder Hängepflanze im Topf gehalten.

Tradescantia cerinthoides

Recht neu auf dem Markt ist die Tradescantia cerinthoides, die im ganzen rötlich aussehen soll und mit langen, auch leicht rötlichen Haaren bewachsen sein soll.

Die Dreimasterblumen für den Garten

Winterharte Dreimasterblumen gibt es auch in der Natur, sie wachsen auf nährstoffreichen Böden in Nordamerikas, als winterharte Stauden. Die Pflanzen sind halbausdauernd bis ausdauernd, der Wurzelstock ruht im Winter. Sie können ganzjährig im Garten ausgesät werden, sobald Bodentemperaturen von etwa 20 Grad gegeben sind. Dreimasterblume Die Aussaat erfolgt in flachem Wurf, die Erde sollte humos, aber sandig und gut durchlässig sein. Die Dreimasterblumen können auch vorgezogen werden, die Sämlinge können bei freundlichen Temperaturen im Frühjahr schon tagsüber nach draußen in die Sonne gestellt werden, nach den letzten Nachtfrösten spätestens Mitte Mai können sie dann nach draußen gesetzt werden. Sie werden sich Sie rasch entwickeln und Ihren Garten den ganzen Sommer mit einem Meer von himmelblauen oder dunkelblaue Blüten überziehen. Die Dreimasterblumen für den Garten sind einfach zu kultivieren, an jedem Standort, der irgendwo zwischen halbschattig und sonnig liegt.

Diese wuchsfreudigen Dreimasterblumen werden recht schnell die ganze Fläche bedecken, die ihnen zur Verfügung steht, manche Sorten werden bis zu 75 cm hoch, alle zeigen Blüten in verschiedensten Blaufärbungen, die sich über den Sommer in Richtung Violett intensivieren können. Die immergrünen Pflanzen sind mehrjährig, verlieren jedoch im Winter die Blätter und treiben im Frühjahr wieder aus. Wenn Sie durchgehend mulchen, brauchen die Tradescantien meist überhaupt keinen Dünger, wenn nicht, profitieren sie davon, wenn Sie im Frühjahr reifen Kompost in die Erde mischen. Die Dreimasterblumen müssen immer erst zusätzlich bewässert werden, wenn die Erde schon ziemlich ausgetrocknet ist, aus ihrer Heimat sind sie trockenere Perioden gewohnt.

Die meisten dieser winterharten Dreimasterblumen sind für USDA-Winterhärtezone 6 ausgewiesen. Sie halten also im Winter Temperaturen bis zu durchschnittlich minus 20 Grad stand. Nur dem im Winter ruhenden Wurzelstock sollten Sie einen Winterschutz durch eine Mulchdecke angedeihen lassen, wenn Sie in kälteren Gebieten wohnen.

Folgende Sorten Dreimasterblumen werden für den Garten angeboten:

  1. Eine der wichtigen Sorten der ursprünglichen winterharten Dreimasterblumen ist die Tradescantia subaspera. Sie mag am liebsten Halbschatten, mit direkter Sonneneinstrahlung nur in den kühlsten Stunden des Tages. Die Pflanze zieht im Winter ihr Laub ein, und beginnt im Frühling rasch, wieder neue Triebe und Blätter zu bilden. Vorgezogene Jungpflanzen sind noch recht empfindlich. Sie sollten bis nach den Eisheiligen (Mitte Mai) an einem geschützten Ort nicht unter 15 Grad gehalten werden.
  2. Auch die Tradescantia pilosa ist eine der winterharten Dreimasterblumen aus Nordamerikas. Sie ist sehr nahe mit der T. subaspera verwandt und genauso wie diese zu behandeln.
  3. Virginia-Dreimasterblume Die Virginia-Dreimasterblume oder Tradescantia virginiana wächst ebenfalls als mehrjährige krautige Pflanze und zeigt uns im Sommer je nach Sorte türkisblaue oder himmelblaue, rosafarbene oder weiße Rispenblüten. Die Blüten dieser auch Tagblumen genannten Dreimasterblumen verwelken wie bei den meisten Arten bereits nach einem Tag. Die Pflanze blüht jedoch trotzdem den ganzen Sommer über, da sich laufend neue Blüten entwickeln. Die T. virginiana ist eine wunderbare Gartentradescantie, die buschig wächst und sehr langlebig ist.
  4. Aus der ursprünglich artrein kultivierten Tradescantia virginiana, der T. subaspera und anderen Arten wie der T. pilosa wurden inzwischen zahlreiche Hybriden gezüchtet. Tradescantia-Arten lassen sich nämlich wunderbar leicht züchten. So entstanden viele verschiedene Gartentradescantien, die als „Tradescantia-Andersoniana-Gruppe“ bezeichnet werden. Diese Sorten tragen schöne Namen wie „Blushing Bride“, die errötende Braut, und „Purple Profusion“, der purpurne Überfluss. Sie sind tatsächlich dafür bekannt, dass sie nicht nur durch ihre Blütenfülle beeindrucken, sondern sich vor allem durch ihren überraschenden Reichtum an Blütenfarben (Hellblau bis Dunkelblau, Weiß über Rosa zu Purpur und Rot) hervortun.
  5. Weitere Zuchtformen für den Garten sind z. B. die Prärie-Dreimasterblume Tradescantia bracteata erhältlich (große, violett-blauen Blüten), die Ohio-Dreimasterblume Tradescantia ohiensis (lange Triebe, große hellviolette bis himmelblaue oder strahlend weiße Blüten) und die Mexikanische Samt-Tradescantie, die Tradescantia silamontana variegata (wächst nur 20 cm hoch, silbrig-weiß behaarte Blätter, dunkelrosa Blütentrauben, braucht bei uns Winterschutz).

Die Zuchtformen sind meist daraufhin gezüchtet, dass sie ihre Blüten mehr zur gleichen Zeit erscheinen. Sie können nach der ersten Blüte zurückgeschnitten werden und bringen dann eine Nachblüte im September hervor.

Fazit
Wenn Sie Ansprüche „Ihrer“ Dreimasterblume einigermaßen erfüllen, werden Sie mit einer Art aus der Vielfalt dieser spannenden Pflanzen wenig Mühe und lange Freude haben. Wenn nicht, wird eine Tradescantie Sie zum „echten Gärtner“ erziehen: Sobald Ihnen bewusst wird, dass jede Pflanze ihre bestimmten Ansprüche hat und Sie Ihre Tradescantia dementsprechend behandeln, wird sie vom Kummergewächs zur strahlenden Schönheit heranwachsen.