Jeder Gärtner ist erfreut, wenn im Frühjahr seine liebevoll gehegten Erdbeeren reichlich Blüten öffnen, denn sie versprechen eine üppige Ernte. Geht die Fragaria nebenbei mit ihren Ranken auf Eroberungstour, ist dagegen die Freude gemischt. Während die einen dankbar für neue, kostenlose Pflänzchen sind, sehen die anderen Ausläufer bei Erdbeeren als unnütze Energieräuber. Beide Betrachtungen sprechen dafür, sie zu gegebener Zeit zu schneiden.
Ausläufer – eine sinnvolle Einrichtung der Natur
Erdbeeren sind krautige Pflanzen, die sich oberirdisch kriechend vermehren. Deswegen ist die Bildung von Ausläufern keine Störung im Wachstum, sondern eine sinnvolle Handlung der Pflanze. Sie möchte sich auf diesem Wege vegetativ vermehren und neue Gebiete erobern, auch wenn zusätzlich die Möglichkeit der Samenvermehrung besteht. Allerdings bilden nicht alle im Handel erhältlichen Sorten Ranken.
Folgen ohne Schneiden
Um zu entscheiden, ob das Schneiden der Ranken und Jungpflänzchen sinnvoll ist, sollten wir uns vergegenwärtigen, was für Auswirkungen es hätte, dies nicht zu tun. Folgende Stichpunkte sollen das verdeutlichen:
- an den Ranken bilden sich junge Erdbeerpflanzen
- sog. Ausläufer oder auch Kindel genannt
- sie wurzeln an und werden mit der Zeit immer größer
- zunächst werden sie jedoch von der Mutterpflanze versorgt
- diese Energie fehlt ihr für die Fruchtentwicklung
- aus Kindel werden schließlich eigenständige Fragaria
- in absehbarer Zeit werden auch sie Ranken austreiben
- die immer größere Anzahl an Pflanzen bildet ein Dickicht
- einzelne Exemplare konkurrieren um Platz, Wasser und Nährstoffe
Die oben aufgeführten Punkte machen deutlich, dass im Erdbeerbeet dringen Ordnung geschaffen werden muss, damit die Pflanzen darin optimal gedeihen. Je nachdem, welche Verwendung die Ausläufer bei Erdbeeren finden, unterscheiden sich sowohl das Vorgehen als auch der Zeitpunkt für das Schneiden.
Unerwünschte Ausläufer schneiden
Wenn Ausläufer an Erdbeeren nicht erwünscht sind, können sie die Geduld des Gärtners auf die Probe stellen. Sie kommen zahlreich und während der gesamten Vegetationszeit immer wieder, dass ihre Entfernung aus dem Beet zur schweißtreibenden Arbeit wird. Insbesondere dann, wenn die Kindel schon fest mit dem Boden verwurzelt sind. Da zudem jeder Tag des Wachstums der Mutterpflanze wertvolle Energie entzieht, kann der Zeitpunkt für ihre Entfernung nicht früh genug gewählt werden.
- schon ab Mai danach Ausschau halten
- entdeckte Ranken sofort entfernen
- sobald sie sich zeigen und noch vor der Anwurzelung
- an der Austriebsbasis an den Blattachseln schneiden
- schon gebildete und angewurzelte Kindl ausgraben
- diese Pflegearbeit in regelmäßig Abständen wiederholen
Ausläufer für die Vermehrung schneiden
Erdbeeren tragen nur in den ersten drei Jahren gut, danach lässt der Ertrag merklich nach. Deswegen wird das Beet regelmäßig mit neuen Pflanzen verjüngt. Was liegt da näher, als den Nachwuchs aus dem eigenen Garten zu nehmen. Er steht völlig kostenlos zur Verfügung. Während der Erntesaison können Sie zudem die am besten tragenden und wohlschmeckendsten Pflanzen markieren und gezielt ihre Kindel für die Vermehrung nutzen. Der optimale Zeitpunkt für die Vermehrung ist die Zeit von Ende Juli bis Mitte August. Da sich die Ausläufer an Erdbeeren bereits ab Mai zeigen, gehen Sie zwischenzeitlich wie folgt vor:
- Kindel für die Vermehrung auswählen
- sie sollten ausschließlich von gesunden Pflanzen stammen
- mit Stöckchen oder Etiketten markieren
- Kindl nah an der Mutterpflanze sind die stärksten und größten
- ihre Chancen sind die besten, im nächsten Jahr zu blühen
- angewurzelte Exemplare zur Pflanzzeit abtrennen und umpflanzen
- nicht angewurzelte Kindl zwischenzeitlich in kleine Töpfchen pflanzen
- die Verbindung mit der Mutterpflanze jedoch erst Mitte August abschneiden
- dann einpflanzen oder mit Topf im Keller überwintern
- alle nicht benötigten Ausläufer immer frühzeitig schneiden
- sofort aus dem Beet entfernen
- an dieser Arbeit dranbleiben, da laufend mit Neuaustrieb zu rechnen ist
Nicht reißen, schneiden!
Die Erdbeeren bilden keine verholzenden Pflanzenteile. Die dünnen Ranken sind dennoch erstaunlich stabil. Höchstens wenn sie gerade auszutreiben beginnen, lassen sie sich mit den Fingern abknipsen. Gehen Sie daher mit einer scharfen, sauberen Schere durchs Beet oder alternativ mit einem scharfen Messer. Reißen Sie keinesfalls an den Ranken. Die unsauberen Reißwunden können nicht gut verheilen und sind zudem Eintrittspforten für Krankheitserreger. Sollten die Kindel bereits Wurzeln gebildet haben, sind sie mitunter erstaunlich fest mit dem Boden verbunden und müssten ggf. mit einem Minispaten ausgehoben werden.
Erdbeeren als Bodendecker kultivieren
Faule Gärtner nutzen gezielt die rankenden Erdbeersorten als Bodendecker. Zu Beginn werden einige Erdbeeren mit etwa 20-25 cm Abstand zueinander gepflanzt. Die Lücken zwischen ihnen werden sie mit der Zeit mit ihrem Nachwuchs schließen. Ab und zu wird es auch hier erforderlich sein, etwas auszulichten, wenn die Ernte stimmen soll. Dabei werden ältere, nicht mehr gut tragende Pflanzen aus dem Beet entfernt. Der beste Zeitpunkt dafür ist unmittelbar nach der Ernte. Auch wird es gelegentlich notwendig sein, ihren Ausbreitungsdrang zu bremsen, damit auch für andere Gemüse- und Obstpflanzen ein Stück freie Erde bleibt.