Ein Erdwespennest im Garten! Immer noch für viele Menschen ein Grund, sich sofort Gedanken zu machen, wie man die Erdwespen bekämpfen kann bzw. am besten gleich das ganze Erdwespennest entfernen kann. Dabei ist es gerade im Fall eines Erdwespennest sehr sinnvoll, erst einmal zu gucken, wer denn da nistet – in vielen Fällen können Sie (und Ihre Kinder!) problemlos mit den Erdwespen leben, nur sehr selten ist es notwendig, die Erdwespen zu bekämpfen oder das Wespennest zu beseitigen:
Wie erkenne ich eine Erdwespe?
Überhaupt nicht – denn „Erdwespen“ gibt es nicht! Nur verschiedenste Wespen- und Bienenarten, die Nester in die Erde bauen.
Welche Wespenarten bauen Nester in der Erde?
Sehr viele – aber die meisten davon sind alles andere als gefährlich. Und sehr viele Bienen bauen auch Nester in der Erde, und schützenswerte und friedlich Hummeln. Wenn Sie im Garten in der Erde oder im Rasen ein erhöhtes Flugaufkommen von Wespen bemerken, sollten Sie vor dem Beginn einer Bekämpfung erst einmal versuchen, die Wespenart zu identifizieren. Damit könnte sich das Problem nämlich eigentlich schon erledigt haben, denn viele Arten brauchen Sie im Normalfall keinesfalls fürchten.
Ein „Hauch von Horror“, aber harmlos: Erdnester von Wildbienen
Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich Tausende von Wespen aus kleinen Löchern im Rasen materialisieren, die demnächst wahrscheinlich den kompletten Luftraum in Bodennähe einnehmen werden, können Sie diese Horror-Phantasien gleich wieder vergessen. Im Gegenteil, wenn am Boden aus zahlreichen Löchern Gewimmel aufsteigt, ist das eher eine gute Nachricht, es wird sich nämlich mit ziemlicher Sicherheit um Wildbienen handeln, und die werden Ihren Hausfrieden wirklich gefährden. Sie müssen auch Ihre Kinder nicht im Haus halten, bis die Tiere weniger geworden sind – Wildbienen stechen nicht.
Die vermeintlichen „Erdwespen“ sind ganz sicher Wildbienen, wenn Sie folgende Merkmale wahrnehmen können:
- Die Tiere kommen jeweils aus einzelnen Löchern und nicht in Massen aus einem Loch.
- Sie können an den Hinterbeinen kleine gelbe Pollenklumpen erkennen
- die Tiere sehen eher aus wie Bienen, also behaart und mehr schwarz-braun als schwarz-gelb
- Die Tiere schwirren im Frühling auf einmal zahlreich umher, besonders bei Sonne
- Dann ist eine Wildbienen-Kolonie gerade dabei, aus ihren Puppen zu schlüpfen
- Bald danach sehen Sie nur noch einzelne Tiere, die ihre Eier noch nicht losgeworden sind
- Wenn alle Nester gebaut sind, sterben die Wildbienen-Eltern, dann ist wieder Ruhe auf dem Rasen
- Wenn die Weibchen die Nester gleich nach dem Schlupf vor Ort bauen, kommen sie jedes Jahr wieder
Jedes Jahr wiederkommen tun sie also, wenn es ihnen in ihrem Garten so gut gefällt, dass sie nach dem Schlüpfen gleich in der Gegend bleiben. Dann sollten Sie sich freuen, dass es den Wildbienen in Ihrem Garten so gut gefällt, und wenn Ihr Garten nicht vollkommen kahl ist, werden Sie auch einen beträchtlichen Nutzen durch die Wildbienen haben: Die bestäuben nämlich gerne und gut, viele Gartenpflanzen, Blumen, Obststräucher und Bäume.
Auch Erdnester von Solitärwespen sollten keine schlaflosen Nächte bereiten
Ähnlich harmlos sind viele Wespen, die nicht in Staaten, sondern alleine (solitär) leben. Zum Beispiel die Mauerwespen und die Pillenwespen und die Lehmwespen, die Wegwespen und die Erzwespen und die Schlupfwespen, die mit ihren Eiern wirklich bei anderen Wespen unterschlüpfen. All diese Arten und noch viele weitere Wespen leben solitär und legen mitunter Erdnester an, bei den Grabwespen kann man das schon dem Namen entnehmen.
Die solitäre Lebensweise dieser Wespen hat eine besondere Brutpflege zur Folge, und diese Art der Fortpflanzung macht die Solitärwespen wiederum für Menschen recht ungefährlich. Wer nicht in einem Staat lebt, braucht diesen nämlich auch nicht verteidigen – die Solitärwespen bauen keine kunstvollen Gebilde, sondern gehen beim Nestbau eher „quick & dirty“ vor: Ein Loch in die Erde graben, eine schöne Ritze oder Spalte finden, allenfalls noch ein kleines Lehmnest irgendwo aufhängen, Eier reinlegen, fertig! Die Eier bekommen noch etwas Insektenproviant dazugelegt, dann wird das Nest verschlossen und die Wespen-Mutter überlässt den Nachwuchs seinem Schicksal. Sie werden deshalb nicht lange unter Solitärwespen leiden, und brauchbare Waffen zur Nestverteidigung haben diese Wespen auch nicht, auch sie halten sich mit dem Stechen lieber zurück, und die Kinder schlüpfen erst im nächsten Jahr.
Hummeln – nicht im Hintern, sondern in der Erde?
Was da unter der Erde nistet, könnte tatsächlich auch eine Hummelfamilie sein, ebenfalls im Bestand gefährdete und als ausgezeichnete Bestäuber sehr wichtige Insekten. Auch die Erdhummeln sind jedoch im Grunde recht friedliche Gesellen, die Arbeiterinnen können zwar theoretisch stechen, ihr Stachel kann aber auch nur als schwächlich bezeichnet werden – wenn überhaupt Gift unter die menschliche Haut gebracht werden kann, wird das in der Regel nur als harmloses Zwicken empfunden, mit ein wenig Brennen und Hitzegefühl an der Einstichstelle vielleicht, der Stachel einer Hummel hat auch keine Widerhaken und bleibt deshalb nicht stecken, wie der einer Honigbiene es tun würde.
Bevor das aber überhaupt passiert, hat die Hummel Sie mehrfach und eindrücklich gewarnt: Zuerst hat sie Ihnen ihr mittleres Bein entgegengestreckt, wenn Sie das nicht in die Flucht getrieben hat, hat sie sich auf den Rücken gelegt, Ihnen den Stachel entgegengestreckt und dabei wirklich hörbar gebrummt. Mit anderen Worten, von einer Hummel gestochen zu werden ist fast schon eine Kunst, die Sie fast nur zustande bringen werden, wenn Sie mit nackten Füßen auf eine Hummel treten oder eine Hummel mit bloßen Händen festhalten möchten.
Sogar Hornissen bauen Erdnester
Sogar Hornissen könnten in Ihrem Garten einen Erdbau angelegt haben, was bedeutet zunächst einmal bedeutet, dass Sie wahrscheinlich Glück haben: Wenn Sie diesen Artikel lesen, weil Sie Ihre „Erdwespen“ am liebsten loswerden möchten, werden die Hornissen genau das für Sie erledigen – Hornissen erbeuten besonders gerne die Wespen der Arten, die am schnellsten lästig werden, außerdem fressen sie eine ganze Menge Obstbaumschädlinge mit großem Appetit. Bis zu 500 Gramm Insekten können Sie durch die Hornissen pro Tag loswerden! Das tun die Hornissen völlig ohne Bezahlung, womit in diesem Fall gemeint ist, ohne den Platz an Ihrem Gartentisch einzunehmen, den die Wespen vorher besetzten. Denn Hornissen mögen weder Grillwaren noch Wurstplatten, auch keine Cola, und Kuchen und Süßigkeiten interessieren die majestätischen Flieger ebenfalls überhaupt nicht.
Ansonsten sind Hornissen zwar erschreckend groß, wirken aber (vor allem aufgrund dieser Größe) um einiges gefährlicher, als sie tatsächlich sind. Hornissen sind sogar ausgesprochen friedfertig, und fern von der Heimat (außerhalb des Nestbereiches) sogar ziemlich ängstlich. Sie werden die Hornissen über die Saison ohnehin nur selten zu Gesicht bekommen, weil sie sehr schnell fliegen und in großen Höhen jagen, werden aber höchstwahrscheinlich eine ungewöhnlich entspannte Gartensaison verbringen, auch wenn Sie einen Teich oder Pool haben, denn Mücken mögen die Hornissen auch sehr gerne.
Erdwespennester der sozialen Wespen
Am aufdringlichsten sind die Deutschen und die Gemeinen Wespen, und auch deren Völker nisten gelegentlich in der Erde. Dass es sich um diese Arten staatenbildender Wespen handelt, erkennen Sie so:
- Ein Ausflugloch, aus dem viele Wespen kommen
- Keine gelben Pollen an den Tieren
- Klare gelb-schwarze Färbung
- Kein Fell
- Nest wird im Herbst verlassen und nicht wieder besiedelt
Deutsche und Gemeine Wespen sind die beiden Arten, die uns so richtig ärgern. Während die Wespen im Frühsommer weniger auffallen, weil sie lediglich Insekten (oder Wurstbrote) für ihre Larven jagen, wächst das Volk über den Sommer. Die erwachsenen Wespen dieser Völker mögen erst dann furchtbar gerne alles Süße, wenn sie die Larven großgezogen haben. Erst im zweiten Teil des Sommers fallen sie also über Kuchen, Saft und Cola her (Fleisch mögen sie natürlich nach wie vor).
Erdwespennester umsiedeln
Die Nester fast aller Wespen außer den Deutschen und den Gemeinen Wespen stehen unter besonderem Naturschutz, sie dürfen zwar eventuell umgesiedelt werden, aber nur mit einer besonderen Genehmigung, die meist die Obere Naturschutzbehörde erteilen muss, und durch Fachleute, die sich mit der Umsetzung auskennen. Wenn es sich um ein Erdnest einer Deutschen oder Gemeinen Wespe handeln sollte, ist die Umsiedlung zwar grundsätzlich möglich, wenn es einen triftigen Grund gibt. Ein solcher Grund liegt nach Einschätzung vieler Gerichte aber nicht schon vor, wenn das Wespennest weg soll, weil das bequemer wäre, Zeit spart oder Kosten oder weil ein unwissender Mensch sich zu Unrecht von den Tieren gestört fühlt.
Bei einer Fehleinschätzung drohen wirklich empfindliche Geldstrafen, deshalb sollten Sie sich alleine schon zu Beweiszwecken auf jeden Fall vor einer geplanten Umsiedlung beraten lassen. Zu diesem Zweck können Sie sich an einen der zahlreichen Hymenopterendienste in Deutschland wenden, Ihren örtlichen Dienst finden Sie durch Ansprache Ihrer Naturschutzbehörde, eines Naturschutzverbandes, einer Imkerei oder der Feuerwehr. Diese meist lokal organisierten Netzwerke beraten telefonisch, aber auch vor Ort, und wenn sich die Notwendigkeit ergibt, siedeln sie meist auch um. Das ist zwar meist nicht vollkommen umsonst, da es in diesem Bereich aber viel ehrenamtliches Engagement gibt, hält sich die Aufwandsentschädigung fast immer in sehr erträglichen Grenzen.
Wespennest entfernen lassen
Direkt zum ausführlichen Beitrag zur Entfernung von Wespennestern.
Ein Wespennest der Deutschen oder Gemeinen Wespe, das eine Gefährdung darstellt, darf bei Vorliegen eines triftigen Grundes auch beseitigt werden. Wenn Sie mit dieser Beseitigung einen Schädlingsbekämpfer beauftragen, müssten Sie jedoch damit rechnen, dass sich die Bekämpfung des Wespennests nicht immer als einfach darstellen wird: Wenn das Nest erst gesucht werden muss, kann das durchaus dauern, was zu erheblichen Kosten für die Beseitigung führen kann.
Wenn das Nest nur ungefähr lokalisiert werden kann, weil es z. B. hinter einer Verschalung sitzt, hat das häufig zur Folge, dass der Schädlingsbekämpfer von allen Seiten das Mittel einbringt, mit dem den Wespen der Garaus gemacht werden soll. Dabei handelt es sich um ein Gift, und keines der Gifte, das Wespen umbringt, ist in Bezug auf menschlichen Kontakt unumstritten … Wenn das Wespennest ohnehin bald absterben wird, ist die Duldung auf jeden Fall wesentlich preiswerter und zeitsparender, und sie ist auch, wenn Sie kleine Kinder haben, möglich:
Mit dem Erdwespennest leben
Folgender Umgang mit dem Erdwespen spart Ihr Geld, schont Ihre Nerven und hält Ihre Kinder aus dem Gefahrenbereich heraus:
- Pyramide aus Holzleisten mit grobmaschigem Draht bespannen und über das Erdwespennest stülpen
- Gebiet um das Erdnest in kindgerechter Entfernung mit Stöckchen und Flatterband absperren
- Gartenarbeiten mit Erschütterung in der Nähe des Nest in den Spätherbst verschieben
- Vor allem Erdhummeln sind bei der kleinsten Erschütterung alarmiert und fliegen dann in Scharen aus
- Dann sollten Sie das Nest eine Weile vollkommen in Ruhe lassen und sich nur in einiger Entfernung bewegen
- Mit einem Kind im passenden Alter werden Sie sicher dem Nestgeschäft zusehen – direkter kann man Biologie nicht vermitteln!
- Wenn Sie zur „Kindersicherung“ um das Erdnest Fragen haben: Die Beratung des örtlichen Hymenopterendienstes hilft auch hier gerne weiter.
Fazit
Mit einem Erdwespennest im Garten kann man in den meisten Fällen recht gut leben, vor allem weil es sich in sehr vielen Fällen um die Nester von Wesen handelt, die wirklich keine Bedrohung darstellen. Gerade wenn ausgerechnet die lästigen Deutschen oder Gemeinen Wespen bei Ihnen ein Erdwespennest gebaut haben, sollten Sie (und Ihre Kinder) natürlich die Tricks kennen, wie Sie Wespen effektiv vertreiben und wie ein wirksamer Schutz vor Wespenstichen aussieht.