Woher rührt eigentlich der schlechte Ruf des Unkrauts? Zwar erscheinen die unliebsamen Gewächse an Stellen, die dem Gärtner ein Dorn im Auge sind, ganz so unnütz sind die Blätter jedoch nicht. Viele Pflanzenteile sind essbar und lassen sich wunderbar anstelle von Gemüse im Salat verwenden. Dennoch sollte Unkraut nur auf dem Teller landen, wenn der Gärtner sich sicher ist, dass es sich um die geglaubte Art handelt. Um Verwechslungen mit Giftpflanzen zu vermeiden, helfen die folgenden Steckbriefe mit Bildern beim Erkennen von essbarem Unkraut.
Brennnessel (Urtica dioica)
- Geschmack: würzig
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Samen, Triebe, Wurzeln
- Verwendung: Tee, Suppe, Pesto, Soße, Brotaufstrich
Die Brennnessel besitzt nicht nur den schlechten Ruf als Unkraut, sondern wird zudem wegen des stechenden Stiels verachtet. Dabei ist sie nicht für Bienen und Schmetterlinge ein echter Glücksgriff. Neben ihrem hohen Vitamin C Gehalt stecken auch jede Menge Eisen und Calcium in dem Gewächs. Erstaunlicherweise enthalten Brennnesseln sogar mehr Eiweiß als Sojabohnen. Von März bis Juni hat der Selbstversorger die Möglichkeit, die leicht behaarten Blätter aus dem Garten zu ernten. Nicht nur Menschen freuen sich über die gesunde Beigabe in Salaten oder Suppen. Bei Tieren regt Urtica dioica die Milchproduktion an.
Gartenschaumkraut (Cardamine hirsuta)
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Geschmack: kräftig, leicht scharf
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Samen, Wurzeln
- Verwendung: auf Brot, Salat, Suppen und Saucen, Kräuterquark oder -butter, Pesto, Füllungen, Gemüsegerichte
Das Gartenschaumkraut ist leicht an seinen schönen Blüten, die von März bis Juni erscheinen, zu erkennen. Diese stellen nicht nur eine dekorative Zutat dar, sondern wirken sich auch positiv auf die Verdauung aus. Aber auch die anderen Pflanzenteile sind essbar, ist das Gewächs doch mit der Kresse verwandt. Geschmacklich erinnert Cardamine hirsuta jedoch eher an Rucola.
Giersch (Aegopodium podagraria)
- Geschmack: scharf
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Samen, Triebe
- Verwendung: passt zu Kartoffeln, Salat, Pesto, auf Pizza, Smoothie, Suppe
Mit Giersch wächst eine echte Vitamin C Bombe im Garten, die sich allerdings als sehr hartnäckiges Unkraut erweist, wenn der Gärtner sie loswerden möchte. Wie gut, dass Aegopodium podagraria essbar ist, denn durch regelmäßiges Ernten fördert der Selbstversorger den Neuaustrieb der Blätter. Das Pflücken der essbaren Pflanzenteile im heimischen Garten ist von März bis September möglich. Giersch ist leicht an seinen weißen Blüten zu erkennen und gilt als Vorbote des Frühlings. Das Unkraut stammt aus der gleichen Familie wie Möhren, Pastinaken, Kümmel, Dill und Petersilie und steht diesen Speisepflanzen geschmacklich um nichts nach.
Knopfkraut (Galinsoga parviflora)
- Geschmack: mild
- Essbare Pflanzenteile: alle
- Verwendung: Salta, Pesto, Smoothie, Spinatersatz, getrocknet als Gewürz
Das Knopfkraut hat seinen Weg aus Amerika in den deutschen Garten gefunden. Da es zu Zeiten Napoleons übersiedelte, ist es auch unter dem Namen Franzosenkraut bekannt. Von Mai bis November lässt es sich in zahlreichen Speisen verwenden. Aber auch Vögel, Bienen und Nagetiere wissen das Aroma zu schätzen. Die Samen lassen sich überdies zu Öl pressen.
Löwenzahn (Taraxacum)
- Geschmack: bitter, leicht nussig
- Essbare Pflanzenteile: alle
- Verwendung: Salat, Dekoration, Suppe, Sirup
So freudig wie das gelbe Köpfchen des Löwenzahns ist auch seine Wirkung. Das von März bis Oktober blühende Unkraut gilt als stimmungsaufhellend und hilft sogar beim Abnehmen. Darüber hinaus stecken jede Menge Vitamin A und C in der Pflanze. Interessant ist auch die frühere Verwendung als Kaffeeersatz. Noch heute ist dieses Gebräu als Muckefuck bekannt.
Sauerampfer (Rumex acetosa)
- Geschmack: säuerlich
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Knospen, Triebe, Samen
- Verwendung: Suppen, Eintöpfe, Rohkostsalate, Smoothies, Kräuterquark oder -butter, Hauptbestandteil der berühmten Frankfurter Soße, Tee
Nährstoffreiche, leicht feuchte und humose Böden schaffen die besten Voraussetzungen für den Sauerampfer, der sich von Mai bis August im Garten breit macht. Die Vitamin C reiche Pflanze macht ihrem Namen mit ihrem Geschmack alle Ehre. Zwar sind nahezu alle Pflanzenteile essbar, dennoch enthält Rumex acetosa auch geringe Mengen Oxalsäure. In kleinen Mengen genossen, bleibt eine schädliche Wirkung aber aus. Gefährlich wird es hingegen, wenn der Gärtner das Unkraut mit dem hochgiftigen Ahornstab verwechselt. Zum Erkennen hilft ein Test: Ahornstab hinterlässt ein brennendes Gefühl, wenn an den Lippen, wenn der Gärtner ihn zum Mund führt.
Pimpinelle (Sanguisorba minor)
- Geschmack: leichtes Gurkenaroma, nussig
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Triebe
- Verwendung: traditionell in der Frankfurter Soße und Hamburger Aalsuppe, Gemüse, Quark, Kräuterbutter
Noch ein Unkraut, in dem jede Menge Vitamin C steckt. Die Pimpinelle oder der Wiesenknopf lassen sich am besten ganz frisch und jung verwenden. Ältere Pflanzen sind zwar essbar, entwickeln aber ein bitteres Aroma.
Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Geschmack: leicht bitter, aromatisch
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten
- Verwendung: getrocknet als Kräutersalz, als Alternative zu Kamille, dekorative Beilage, Tee
Die Schafgarbe ist schon seit der Antike als Heilkraut bekannt. Früher setzen Mediziner ihre weißen Blüten zur Behandlung von Darmkrankheiten ein. Zudem sagen sie ihr eine wundheilende und beruhigende Wirkung nach. Das ätherische Öl aus der Pflanze soll bei Erkältungen helfen. Achillea millefolium erscheint im Hochsommer. Der Gärtner sollte sie bestmöglich ernten, wenn sie in voller Blüte steht. In der Mittagshitze ist ihr Aroma am stärksten ausgeprägt. Um sie anschließend zu verwenden, schneidet der Gärtner die Stiele etwa eine Handbreit über dem Boden ab. Dann hängt er sie zum Trocknen kopfüber an einem geschützten Ort auf.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
- Geschmack: leicht nussig, geröstet pilzartig
- Essbare Pflanzenteile: alles
- Verwendung: Salat, Spinatersatz
Sowohl im Garten als auch am Straßenrand ragt der Spitzwegerich von Oktober bis April aus dem Boden. Wer morgens frühstückt wie ein König, trifft mit der Beigabe seiner Stiele eine gute Wahl. Die Silbe „rich“ bedeutet nämlich übersetzt „König“. Zudem gilt Plantago lanceolata als Zeigerpflanze, die auf nährstoffreiche Böden hinweist. Vor dem Verzehr ist es aber ratsam, die Wurzeln gründlich zu waschen.
Vogelmiere (Stellaria media)
- Geschmack: mild aromatisch
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Samen, Knospen, Triebe
- Verwendung: Suppe, Salat, Kräuterquark oder -butter
Da sich die Vogelmiere sehr stark im Garten ausbreitet, ist sie vielen Gärtnern ein Dorn im Auge. Aber das Gewächs besitzt auch gute Eigenschaften. Kaum jemandem ist bewusst, dass es neben einem beachtlichen Eiweiß Gehalt auch mehr Nährstoffe als Kopfsalat aufweist. Hühner wissen diesen Vorzug längst zu schätzen und sind ganz verrückt nach dem Unkraut. Da Vogelmiere ein gern angenommenes Vogelfutter darstellt, gaben ihr Botaniker auch ihren deutschen Namen. Optisch schindet Stellaria media sowohl auf dem Teller als auch im Garten Eindruck. In frostfreien Wintern ist die 40 cm große Pflanze mit den weißen Blüten immergrün.