Durch ihre auffallende Blütenstruktur zieht das Gewächs stets alle Blicke auf sich. – Der Fingerhut (Digitalis), der zu der Familie der Wegerichgewächse gehört, hat sich in den letzten Jahren zu einer sehr beliebten Pflanze heimischer Gärten entwickelt. das Gewächs entfaltet seine dekorative Wirkung vor allem durch seine großen glockenförmigen Einzelblüten, die dicht an dicht an den langen Blütenkerzen sitzen. Dabei präsentiert der Fingerhut ein reiches Farbspektrum; die Blütenfarbe reicht von Lila über Rot und Rosa bis hin zu Gelb und Weiß. Die grünen, länglichen bis eiförmigen Blätter der Digitalis ergeben einen stilvollen Kontrast zu den bunten Blüten. Mit einer Größe von maximal 150cm und 60cm Breite passt die Staude in jeden Garten. Zudem ist die Pflege wenig aufwändig. Doch Vorsicht: Der Fingerhut ist giftig.
Optimaler Standort und ideale Bodenverhältnisse
Um den Fingerhut optimal kultivieren zu können, sollte zunächst ein geeigneter Standort für die Pflanze gewählt werden. Das Gewächs gedeiht besonders gut in Gartenbereichen, die sich im Schatten oder Halbschatten befinden. Deshalb eignet sich ein Platz in Baum- oder Strauchhöhe besonders gut, da der Fingerhut hier von der optimalen Dosis Schatten profitieren kann. Besonders wohl fühlt sich die Pflanze auch an Plätzen vor und zwischen tief wurzelnden Gehölzen. Allerdings werden durchaus auch sonnige Bereiche im Garten vertragen. In diesem Fall sollte man das Gewächs jedoch unbedingt vor direkter Sonneneinstrahlung schützten. Grundsätzlich gedeiht der Fingerhut am besten bei Temperaturen um 18°C. Auch den dekorative Aspekt sollte man bei der Wahl des geeigneten Standortes mit berücksichtigen.
So eignet sich der Fingerhut insbesondere für naturnahe Gärten oder Heidegärten. Sehr stilvoll wirken Rittersporn, Sommernelken und Akeleien, die in direkter Nachbarschaft zur Digitalis gepflanzt werden sollten. Innerhalb von Gruppenpflanzungen mit Farnen, Geißblatt, Silberkerze und hohen Glockenblumen sieht der Fingerhut besonders dekorativ aus.
Neben dem idealen Standort ist auch die Wahl des optimalen Substrats von Bedeutung, damit die Pflanze gut gedeihen kann. Hierbei sind Substrate mit folgenden Eigenschaften den Vorzug zu geben:
- humos
- locker
- leicht sauer
- frisch
- reich an Nährstoffen
Grundsätzlich gedeiht der Fingerhut auf fast allen herkömmlichen Gartenerden. Allerdings ist ein Kultivieren auf sehr kalkreichem Substrat nur bedingt möglich.
Gießen, Düngen, Überwintern – Fingerhut optimal pflegen
Zur Pflege des Fingerhutes gehört vor allem eine sorgfältige Bewässerung. Frisch eingepflanzte Exemplare werden zu Beginn kräftig gegossen. Erwachsene Pflanzen sollten im Idealfall mehrmals in der Woche mit Wasser versorgt werden. Die Häufigkeit ist jedoch auch abhängig von der Witterung. Allerdings sollten die einzelnen Wassergaben stets maßvoll erfolgen; sehr große Portionen können leicht zu Staunässe führen. Vor der nächsten Bewässerung muss die Pflanze gut abtrocknen. Eine permanent nasse Erde wird vom Fingerhut nicht vertragen. Allerdings wird insgesamt leicht feuchtes Substrat bevorzugt. Deshalb hat es sich besonders an heißen Tagen als sinnvoll erwiesen, zusätzlich ein spezielles Pflanzenvlies anzubringen, um die Erde vor dem kompletten Austrocknen zu schützen. Kürzere Trockenperioden übersteht das Gewächs jedoch ebenfalls ohne Probleme.
Zusätzlich kann bei besonders trockenen Böden Mulch zum Einsatz kommen. Durch diesen Zusatz ist das Substrat in der Lage, die Feuchtigkeit anhaltend zu speichern. Für einen kräftigeren Wuchs hat sich außerdem die gezielte Düngung der Digitalis bewährt. Zu diesem Zweck wird im Frühjahr eine ausreichende Menge Volldünger ausgegeben.
Die Überwinterung des Fingerhutes erfolgt insgesamt problemlos. Die Pflanze ist frosthart; die Samen überwintern im Boden und reifen im Folgejahr heran. Der Fingerhut ist sogar auf den Kältereiz im Dezember und Januar angewiesen. Die Frostperiode im späten Winter benötigt die Pflanze vor allem, um die Ausbildung von Blüten zu aktivieren. Werden zu dieser Jahreszeit nicht ausreichend niedrige Temperaturen erreicht und präsentiert sich der Winter insgesamt sehr mild, kann als Folge die Blütenbildung vollständig ausbleiben. In diesem Fall werden erst im darauf folgenden Jahr Blüten ausgebildet.
Optimaler Pflanzenschnitt
Der Schnitt der Pflanze ist abhängig von der Blütezeit. Die Blüten entfalten sich in der Regel zwischen Juni und August. Nach der Blüte stirbt die Pflanze selbst ab. Wird sie zu diesem Zeitpunkt zurück geschnitten, blüht der Fingerhut im folgenden Jahr erneut. Die Digitalis gehört zu den Pflanzen, die sich durch Selbstaussaat vermehren. Ist dies nicht gewünscht, muss ein bodennaher Rückschnitt erfolgen. Soll die Vermehrung jedoch gefördert werden, muss der Rückschnitt nach dem Ausreifen der Samenkapseln und der Aussaat erfolgen.
In den Herbstmonaten sollten verblühte Pflanzenteile abgeschnitten werden. Die Entfernung der nach der Sommerblüte verbleibenden Reste sorgt dafür, dass die Pflanze weiter zügig wachsen kann.
Vermehren und Pflanzen
Die Vermehrung des Fingerhutes beruht auf folgenden Grundpfeilern:
- Vermehrung durch Aussaat
- Kalt- und Lichtkeimer
- Verbreitung durch Selbstaussaat
Der einfachste Weg, den Fingerhut zu vermehren, besteht in der Verbreitung über Selbstaussaat. Zu diesem Zweck lässt man die verwelkten Blütenstände stehen. Dann bilden sich Samenkapseln aus, die ihre Samen ausstreuen. Für die gezielte Vermehrung können die Samen auch gesammelt und gepflanzt werden. Als bester Zeitpunkt für die Vermehrung eignen sich die Sommermonate, also Juni bis August.
Das Vorziehen der Samen gelingt am besten in einem kleinen Kästchen oder Schalen mit Anzuchterde. Das Saatgut streut man auf das Substrat; anschließend wird die Erde in dünner Schicht auf die Samen gegeben. Die Substratschicht sollte nur wenige Millimeter betragen. Alternativ gelingt die Aussaat direkt im Freiland, besonders wenn die Kultivierung großflächig ausfallen soll. Dann muss ein Reihenabstand von 25cm eingehalten werden. Die Keimdauer des Saatgutes beträgt in der Regel zwei Wochen; allerdings kann sich die Keimung auch bis zu knapp vier Wochen hinziehen. Am besten gedeihen die Samen, wenn gemäßigte Temperaturen zwischen 18 und 22°C vorherrschen.
Da es sich beim Fingerhut um zweijährige Pflanzen handelt, ist nach der Aussaat erst im übernächsten Jahr mit der Blüte zu rechnen. Im ersten Jahr werden hingegen die Blattrosetten gebildet.
Die Anzucht von Fingerhutpflanzen wird am besten im Frühling gepflanzt beziehungsweise ausgesetzt. Die einzelnen Exemplare sollten einen Abstand von etwa 60cm aufweisen. Wenn man die Erde insbesondere in der Anfangszeit beständig leicht feucht hält, wird das Wachstum optimal gefördert.
Krankheiten und Schädlinge
Der Fingerhut zeigt sich besonders empfindlich gegenüber Wurzelfäule. Aus diesem Grund sollte die Bewässerung sehr sorgfältig erfolgen; zu viel Feuchtigkeit in einer Portion oder zu viele Einzelgaben können feuchte Erde und Staunässe hervorrufen, die zu Wurzelfäule führen. Dann kann der Umzug an einen trockeneren Standort helfen.
Besonders häufig zeigt sich beim Fingerhut zudem der Befall von Echtem Mehltau. Die durch Schlauchpilze hervorgerufene Erkrankung äußert sich anhand eines charakteristischen Schadbildes:
- ab Frühling weiße oder graue Flecken auf und unter den Blättern
- später schimmelig-mehliger Überzug auf Blättern, Trieben, Knospen und Blüten
- Einrollen der Blätter
- Blüten öffnen sich nicht
- Kümmern der Pflanze
- im Verlauf braune oder graue Verfärbungen des Belags
Vorbeugend sollte man bei der Bepflanzung auf einen ausreichenden Abstand zwischen den einzelnen Exemplaren achten; außerdem hat es sich bewährt, bei Temperaturschwankungen oder Hochdruckwetter zusätzlich diverse Pflanzenstärkungsmittel oder Knoblauchbrühe einzubringen. Infizierte Teile sowie abgefallene Blätter und Pflanzenreste sollten frühzeitig entfernt werden. Bei besonders starkem Befall lohnt sich auch der Einsatz Fungiziden, die bevorzugt auf Lecithinbasis beruhen sollten. Auch Schwefelmittel können zum Einsatz kommen, die sich durch ihre gute Umweltverträglichkeit auszeichnen.
Ist der Fingerhut hingegen von der Blattfleckenkrankheit betroffen, die je nach Art durch Bakterien oder Viren hervorgerufen wird, zeigen sich als typische Symptome Blattflecken mit dunklem Rand. Die Flecken können unterschiedliche Farben aufweisen, zum Beispiel Gelb, Grau, Braun, Schwarz oder Rot. Anfangs sind die fleckenförmigen Gebilde nur einzeln verstreut auf den Blättern zu erkennen; im Laufe der Zeit breiten sich die Flecken jedoch weiter aus. Gleichzeitig bilden sich Pilzrasen und an der Blattunterseite Sporenlager. Häufig sind besonders geschwächte Pflanzen von Blattflecken betroffen, weshalb als vorbeugende Maßnahme gesundes Saatgut verwendet werden sollte. Außerdem ist die Wahl des geeigneten Standortes von Bedeutung, um den Fingerhut optimal zu schützen. Befallene Blätter sollte man frühzeitig entfernen; teilweise kommen auch Fungizide zum Einsatz.
Giftigkeit des Fingerhutes
Aufgrund der herzwirksamen Glykoside (zum Beispiel Digitoxin), die im Fingerhut enthalten sind, müssen alle Pflanzenteile als sehr giftig eingestuft werden. Besonders gefährlich ist das Gewächs, weil nur sehr geringe Mengen ausreichen, um eine Vergiftung herbeizuführen. In der Regel wirkt der Genuss von nur zwei bis drei Blättern des Gewächses bereits tödlich. Als typische Vergiftungserscheinungen präsentieren sich zunächst diverse Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen und Übelkeit. Außerdem können Schwindelanfälle und Ohrensausen auftreten. Später sinkt die Pulsfrequenz auf unter 50 Schläge pro Minute.
Allerdings ist die Vergiftung durch den Genuss des Fingerhutes unwahrscheinlich, weil alle Pflanzenteile sehr bitter schmecken. Trotzdem sollte man auf ein Kultivieren von Digitalis verzichten, wenn Kinder mit im Haus leben oder Haustiere Zutritt zum heimischen Garten haben. Selbst das Berühren der Pflanze kann zur Ausbildung von bestimmten Reaktionen führen, zum Beispiel Hautreizungen. Aus diesem Grund sollten bei der Arbeit mit der Pflanze stets Handschuhe getragen werden.
Einsatz der Digitalis in der Volksheilkunde und Medizin
Die Inhaltsstoffe des Fingerhutes haben sowohl innerhalb der Volksheilkunde als auch in der Schulmedizin große Bedeutung erlangt. Im 17. Jahrhundert noch in Verbindung mit abergläubischen Bräuchen bei Schwindsucht und bei Bronchitis verwendet, entdeckte der englische Arzt William Withering im 18. Jahrhundert die Wirkung des Fingerhutes auf die Herzfunktion. Die in dem Gewächs enthaltenen Herzglykoside sorgen für eine Anregung des geschwächten Herzmuskels, so dass dieser in der Folge dazu in der Lage ist, sich wieder stärker zusammen zu ziehen. Neben der Stärkung der Herzleistung wird die Pflanze heute jedoch auch eingesetzt, um die Herzfrequenz zu senken. Allerdings muss man bei der Therapie mit den Wirkstoffen des Fingerhutes auf die enge therapeutische Breite Rücksicht nehmen: Es kann leicht zu Überdosierungen kommen.
Fazit
Der Fingerhut sieht besonders in natürlich gehaltenen Gärten dekorativ aus; aufgrund seiner pflegeleichten Haltung gelingt das Kultivieren auch jedem Anfänger. Bei der Pflege sollten Sie jedoch stets Handschuhe verwenden, da bei Berührung mit der Pflanze Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten können. Familien mit Kindern oder Hausieren sollten auf das Kultivieren von Fingerhut verzichten, da die Pflanze ein hohes Giftpotential birgt.