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Flieder und Sommerflieder richtig schneiden

Flieder

Flieder und Sommerflieder sind vollkommen unterschiedliche Pflanzen, noch nicht mal alle Flieder werden gleich beschnitten – ein wenig „System ins Ganze“ könnte da schon hilfreich sein. Diesen Überblick bekommen Sie im Artikel, mitunter auch für erfahrene Gärtner interessant, weil sie neue Flieder-Schnittideen und Einsatz-Ideen kennenlernen, und beim Flieder gibt es auch nicht nur eine Art, ihn richtig zu schneiden. Beim Sommerflieder schon, hier lautet die Losung einfach: Viel, und die Blüten am Aussamen hindern.

Welcher Flieder soll geschnitten werden?

Mit „Flieder“ ist gewöhnlich der Gemeine Flieder gemeint, Syringa vulgaris. Er ist im 16. Jh. aus Konstantinopel eingewandert und hat seitdem eine lange Karriere bei uns hinter sich, was schon andeutet, dass es sich um ein unerschrocken wuchswilliges Gehölz handelt. Dieser Eindruck ist völlig richtig: So unerschrocken, dass der Syringa vulgaris 2013 vom Bundesamt für Naturschutz als invasive Art eingestuft wurde, dessen Freilandbestände einem besonderen Management unterzogen werden, damit er keine heimischen Arten verdrängt.

Weil das so ist und weil den deutschen Händlern und Gärtnern im Zuge erleichterter Informationsvermittlung via Internet auffällt, dass Syringa vulgaris nur einer von rund 25 Fliederarten ist, werden unsere Gärten zunehmend von anderen Flieder-Arten bevölkert.

Syringa chinensis, Syringa hyacinthiflora, Syringa prestoniae, Zwergflieder namens Syringa microphylla und Syringa meyeri sind in jeweils mehreren Zuchtsorten verfügbar und bringen allen möglichen und unmöglichen Fliederfarben in unsere Gärten.

Fliederbusch Der grundsätzliche Schnitt erfolgt bei all diesen Arten und Sorten (und den rund 60 Zuchtsorten des Syringa vulgaris) ähnlich und wird gleich unten beschrieben. Sie sollten sich zusätzlich gesondert informieren, ob eine Art/Sorte starkwüchsig oder schwachwüchsig ist, widerstandsfähig oder pilzanfällig – manche Flieder sind im Hinblick auf den Schnitt robust, manche nicht auf den eigenen Wurzeln wachsende Edelflieder möchten beim Schnitt eher vorsichtig behandelt werden.

Wenn Sie denn überhaupt zur Schere greifen möchten, denn:

Flieder muss nicht beschnitten werden

Flieder ist zwar gewöhnlich sehr schnittverträglich, muss aber keinesfalls unbedingt jährlich beschnitten werden.

Junger Flieder sollte sogar am besten so lange wie möglich frei wachsen dürfen, er entwickelt dann ganz von alleine eine gefällige Wuchsform mit mehreren starken Hauptästen. Falls Ihr Flieder das anders sieht und z. B. anfängt, sich kurz über dem Boden wie wild zu verzweigen, dürfen Sie auch beim jungen Flieder gerne formend eingreifen und ihm z. B. durch Auslichten im Basisbereich den Weg nach oben weisen.

Ihr Flieder sollte sich insgesamt auf folgende Gestalt hinbewegen: Er entwickelt einige kräftige Stämme mit einem deutlichen Abstand zueinander, an denen sich in ebenfalls schön gleichmäßigem Abstand viele Seitentriebe bilden, die den ganzen Strauch mit duftenden Blüten überziehen. Wo auch immer er abweichlerisches Wachstum zeigt, können Sie eingreifen.

Wenn Sie nicht sehr viel Platz im Garten haben und der Flieder kompakt bleiben soll, empfiehlt sich jährliche Schnittpflege:

Der jährliche Fliederschnitt im Überblick

Wenn Sie einen Flieder von Anfang sehr kompakt und vielleicht auch klein halten möchten, können Sie ihn jährlich schneiden, hier die Schnittanleitung:

  • Sie können einen Flieder als Strauch wachsen lassen
  • Oder als kleineren Baum mit Wuchshöhen um 4 Meter, dazu siehe gleich unten „Flieder-Hochstämmchen“
  • Die Blütezeit des Flieders liegt zwischen Anfang April und Ende Mai, je nach Klima
  • Der Flieder sollte immer direkt nach der Blütezeit im Frühling beschnitten werden
  • Er bildet die Blütenknospen der nächsten Saison auf dem Austrieb, der sich nach der Blüte entwickelt
  • Je später nach der Blüte Sie schneiden, desto größer die Gefahr, dass alle Knospen des nächsten Jahres weggeschnitten werden
  • Wenn sich zu viele Hauptäste entwickeln oder diese im Alter zu dick werden, können sie an der Basis weggeschnitten werden.
  • Die restlichen Äste können rundum außen in Form geschnitten werden.
  • Insgesamt kann bis zu 1/3 der Gehölzmasse entfernt werden.

Der Blühschnitt

Fliederblüten Flieder blüht am Holz, das im Vorjahr gewachsen ist, in der Fachsprache das letztjährige oder zweijährige Holz.

Sie können eine reiche Blüte fördern, indem Sie die ausgeblühten Blüten entfernen, wenn sie das Stadium der Welke erreichen. Dann strengt sich der Flieder an, neue Blütenknospen für die nächste Saison anzusetzen, um mit denen die Fortpflanzung zu sichern. Wenn er schon ein paar Mal für Fortpflanzung gesorgt hat, wird ein Baum schnell blühfaul, wenn er immer wieder daran gehindert wird, bemüht er sich fortlaufend, Nachkommen hervorzubringen … Sie können den Flieder gerne alle paar Jahre im oberen Bereich soweit stutzen, dass die Blüten immer gut zugänglich sind.

Auch wenn Ihr Flieder groß werden soll, sollten Sie sich bemühen, so viele der vertrockneten Blüten zu entfernen wie möglich bzw. erreichbar. Nur dann konzentriert sich Ihr Flieder darauf, anstatt Samen wieder neue Blütenknospen zu produzieren, außerdem sieht der Strauch ohne vertrocknende Blütenrispen viel hübscher und ordentlicher aus.

Der Austrieb am Stamm und am Boden

Flieder neigen dazu, unten am Stamm neue Triebe zu bilden und um sich herum viele kleine Schösslinge aus dem Boden zu schieben. Diese Bodentriebe und bodennahe Triebe müssen oder können beschnitten werden, wobei zu unterscheiden ist:

  • Veredelte Flieder können im Umfeld Wildtriebe aus der Unterlage hervorbringen, die nicht unbedingt entfernt werden müssen
  • Wenn Ihr Edel-Flieder durch Veredlung vermehrt wurde, handelt es sich bei diesen Wildtrieben um normale „Gewöhnliche Flieder“
  • Wildtriebe unten am Stamm müssen dann immer entfernt werden, sonst wäre Ihr Flieder bald nicht mehr Ihr Flieder
  • Wildtriebe am Boden ganz in der Nähe des Edelflieders sollten auch eliminiert werden
  • Der robuste Flieder der Unterlage könnte Ihrem Edel-Flieder nämlich kräftig Konkurrenz machen …
  • Die Bodentriebe lassen sich am besten mit einem einem Spaten mit wirklich scharfer Kante abstechen
  • Weiter entfernte Wildtriebe können Sie wachsen lassen, wenn Sie Spaß an einem ursprünglichen Flieder in Ihrem Garten haben
  • Der sollte dann aber ein gutes Stück entfernt aus dem Boden gekommen sein, er wird die Wuchskraft des Edel-Flieders sicher übertreffen
  • Auch Edel-Flieder werden aber heute zunehmend wurzelecht angeboten
  • Der Gewöhnliche Flieder wird ausschließlich als wurzelechte Pflanze verkauft
  • Flieder auf eigener Wurzel bringen auch (weniger) Bodentriebe hervor, aber mit den gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze
  • Von ihnen sollten Sie Ihren Flieder natürlich auch nicht überwuchern lassen, wenn er als Solitär glänzen soll
  • Wenn es eine Fliederhecke werden soll, ist es etwas anderes, dann dürfen die Bodentriebe in genehmem Abstand gerne wachsen
  • Genehmer Abstand bedeutet halbe Wuchsbreite, 1,5 bis 2 m also

Flieder im Kübel beschneiden

Schmetterling an Sommerflieder Heute werden Sie meist einen Kanadischer Flieder „Syringa x josiflexa“ oder einen Preston-Flieder „Syringa x prestoniae“ verkauft bekommen, wenn Sie nach einem Flieder für Kübel gefragt haben. Diese kanadischen Züchtungen haben folgende Schnitteigenschaften:

  • Extreme Winterhärte, sie können mit Winterschutz im Kübel draußen überwintern
  • Die Konsequenz für normal große Wohnungen: Die FFF im Kübel dürfen so groß werden, wie Balkon oder Terrasse es vertragen
  • Beide Sorten werden ca. 2,5 m hoch und wachsen von alleine buschig und kompakt
  • Diese Flieder müssen also insgesamt nicht sehr viel geschnitten werden
  • Wenn ein wenig Schnitt notwendig wird, wird nach der Blüte beschnitten
  • Die ist 2 bis 3 Wochen später als beim Syringa vulgaris

Wenn Sie einen normalen Flieder im Kübel halten möchten, ist das grundsätzlich möglich. Er muss dann aber unbedingt jedes Jahr beschnitten werden, sonst verliert er die kompakte Wuchsform, die im Kübel gut aussieht.

Flieder – Hochstämmchen selbst gemacht!

Der Flieder für alle, ein Hochstamm passt auf jeden Balkon. Diesen Flieder-Hochstamm können Sie sich durch Beschnitt selber ziehen:

  • Jungen Flieder mit möglichst geradem Mitteltrieb auswählen, den an einem Stab festbinden
  • Bis auf ein paar dünne werden die Seitentriebe entfernt
  • Der Rest fördert das Dickenwachstum des Stammes
  • Wenn Ihr zukünftiger Stamm hoch genug ist, wird seine Triebspitze weggeschnitten
  • Dort, wo der Trieb gekappt wird, befindet sich ungefähr die spätere Kronenmitte
  • Die rund um die Schnittstelle erscheinenden Seitentriebe dürfen erst einmal wachsen
  • Bis auf die kräftigsten schön verteilten 8 bis 12 wird der Rest entfernt
  • Diese künftigen Kronen-Leittriebe werden auch gekürzt, 4, 5 Augen unter der Triebspitze
  • Sie sollen sich verzweigen, alle Seitentriebe werden immer wieder gekürzt, bis eine gut verzweigte Krone entstanden ist
  • Wenn der Stamm die Krone tragen kann, kann der Stützstab entfernt werden
  • Dann können auch die wachstumsfördernden Seitentriebe unten am Stamm entfernt werden
  • Triebe, die sich künftig am Stamm bilden, müssen weiterhin entfernt werden.

Der Verjüngungsschnitt für den Flieder

weisser Flieder Ein vernachlässigter Flieder kann kreativ kreuz und quer wachsen, bis er nur noch durch radikalen Rückschnitt wieder Luft bekommt. Diesen Rückschnitt wird im Winter vorgenommen, damit Sie gut sehen, wie Sie den Baum neu formen. Neu formen heißt auslichten, nicht nur bei Obstbäumen sollte man einen Hut durch die Krone werfen können; da dabei auch das Blütenholz der nächsten Saison weggeschnitten wird, wird der „restaurierte Flieder“ erst übernächstes Jahr wieder blühen.

Sommerflieder schneiden

Der Sommerflieder heißt eigentlich Schmetterlingsstrauch, botanisch Buddleja davidii. Er hat mit dem einheimischen Flieder nichts zu tun, sondern kommt aus Asien, wie die meisten der rund 100 Buddleja-Arten. Einheimische Buddleja gibt es nicht, der Buddleja davidii versucht vielmehr gerade, in Mitteleuropa heimisch zu werden, indem er sich in der freien Natur ausbreitet.

Deshalb ist er bei uns offiziell nicht mehr sehr beliebt, bereits im Jahr 2008 empfahl der Zentralverband Gartenbau e.V. an Gartenbau und Handel, Buddleja davidii nicht in freie Landschaften auszupflanzen und Kunden darauf hinzuweisen, dass Blütenstände vor der Samenreife abgeschnitten und Pflanzenreste nicht der Kompostierung zugeführt werden dürfen.

Da es Verbraucher gibt, die statt der Option „Vorinformation übers Internet, Kauf im Fachhandel mit Beratung“ gleich zu Bestellung im Internet schreiten, bei (nur scheinbar preiswerteren) Import-Händlern, die unbeleckt von Produktkenntnissen mit allem handeln, hat das nicht ausgereicht – die aktuell geltende naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung 2013 bescheinigt Buddleja davidii die begründete Annahme negativer ökosystemarer Auswirkungen, er breite sich in sommerwarmen Gebieten Deutschlands langsam aus.

Ein echter Schmetterlingsstrauch ist er auch nicht, er liefert zwar Nektar für Schmetterlinge und andere Insekten, enttäuscht diese aber insgesamt bitter und ziemlich gemein: Mit dem Nektar der fliederähnlichen Blüten hat es sich, der ganze Rest der Pflanze ist nichts wert für die heimische Insektenwelt, auf einem Buddleja abgelegter Nachwuchs verhungert.

Vor diesem Hintergrund kann der Sommerflieder nicht mehr unbedingt zur Anpflanzung empfohlen werden, was wenig bringt, wenn Sie bereits einen Buddleja davidii gekauft bzw. gepflanzt haben. Dann müssen Sie natürlich trotzdem wissen, wie der Buddleja davidii beschnitten werden muss, bei einem so ausbreitungswütigen Gehölz nicht wirklich ein Problem:

  • Buddleja davidii ist sehr schnittverträglich und braucht jedes Jahr viel Rückschnitt
  • Der Schnitt wird bei dem sommerblühenden Strauch im Frühjahr durchgeführt
  • Beschnitt ist ab frühem Frühling möglich und sollte so rechtzeitig geschehen, dass der Austrieb nicht gestört wird
  • Sommerflieder blüht in der gleichen Saison an den Zweigen, die nach dem Schnitt austreiben
  • Er sollte grosszügig und bis auf die verholzten Teile hinunter zurückgeschnitten werden
  • Nach der Blüte empfehlen die zuständigen Behörden Schnittmaßnahmen, die weitere Verbreitung der Pflanze verhindern
  • Die Blütenstände sollten vor Samenbildung weggeschnitten und (nicht auf dem Kompost) entsorgt werden

Sie tun der Umwelt und sich selbst einen Gefallen, wenn Sie die Blütenstände keimverhindernd entsorgen – Buddleja sät sich sonst an die unmöglichsten Stellen selbst aus, bis in die letzte Ritze. Im Gegensatz zum Flieder muss ein Buddleja jährlich beschnitten werden, dieses „Unkraut“ wächst bis zu 2 m pro Jahr und könnte bei zu wenig Rückschnitt irgendwann Ihren Garten übernehmen.

Fazit

Flieder ist schön, besonders in der Wildart wertvoll für die Umwelt und muss am passenden Standort überhaupt nicht beschnitten werden. Er kann beschnitten werden, sonderlich schwierig ist das nicht, wenn Sie nicht gerade einen superempfindlichen Edelflieder erwischt haben. Sommerflieder ist auch schön, aber auch nur das, der Umwelt hat er wenig zu bieten, den meisten Gärtnern wird er mit dem jährlichen starken Rückschnitt irgendwann lästig.