Verantwortungsbewusste Hobbygärtner schöpfen bei der Schädlingsbekämpfung in ihrem Garten zunächst alle biologischen Mittel aus, bevor sie zur chemischen Keule greifen. So gestalten sie ihre Grünanlage einladend für Nützlinge, wie Igel, Laufkäfer oder Vögel. Weniger bekannt ist, dass es für die Wohnung ebenfalls hilfreiche Unterstützung aus der Natur gibt, um Schädlinge, wie Blattläuse, Milben oder weiße Fliegen zu bekämpfen. Dabei handelt es sich um die Florfliege, einem grünlich schimmernden Netzflügler, der in der biologischen Schädlingsbekämpfung zunehmend an Bedeutung gewinnt, weil deren Larven sich ausschließlich von Pflanzenschädlingen ernähren.
Die Auswirkung in der Schädlingsbekämpfung
Die bräunlichen Larven mit ihrem langgestreckten Körper vertilgen die größte Anzahl an Schädlingen im Verlauf ihres etwa zweiwöchigen Entwicklungsstadiums bis zur Verpuppung. Die Angaben der verschiedenen Forscher schwanken zwar etwas, doch lässt sich der Nutzen und der Florfliegenlarven anhand folgender überschläglicher Zahlen deutlich erkennen:
- 1 Weibchen legt 350 Eier
- 1 Larve frisst etwa 450 Blattläuse
- ergibt pro Weibchen 157.500 vernichtete Blattläuse.
Abhängig vom Schädlingsvorkommen in der Wohnung, ernährt sich eine Florfliegenlarve alternativ von bis zu 12.000 Milbeneiern, was pro Florfliegen-Weibchen zu einer Vernichtung von bis zu 4.200.000 Milbeneiern führen kann. Die erwachsenen Florfliegen ernähren sich dann vorwiegend von Pollen und Honigtau. Angesichts dieser grob geschätzten Zahlen verwundert es nicht, dass die Forschungen zur Förderung der Florfliegen-Population permanent vorangetrieben werden.
Den Lebenszyklus kennenlernen
Florfliegen sind dämmerungsaktiv und verbringen den Tag zumeist auf der Unterseite von Blättern. Ihre Partner finden die Männchen und Weibchen mithilfe von Ultraschalllauten. Nach der Paarung suchen sich die Weibchen für die Eiablage bevorzugt Pflanzen auf, die von Blattläusen besiedelt sind. Dabei wird jedes einzelne Ei an einem kleinen Stil befestigt zum Schutz vor Fressfeinden. Je nach Witterung schlüpfen nach 2 bis 10 Tagen die Larven und machen sich auf die Suche nach ihrer Leibspeise, den Blattläusen, den weißen Fliegen oder den Spinnmilben. Von diesen ernähren sie sich in den 2 Wochen bis zur Verpuppung. Den entsprechenden Kokon verlassenen die Florfliegen nach etwa 1 Woche und der Vorgang beginnt von neuem.
Insgesamt entwickeln sich so pro Jahr 2 bis 3 Generationen, bis es ab Ende August kälter wird. Dann suchen sich die Florfliegen ein Winterquartier im Laub, in Baumritzen, auf Dachböden und in Gebäuden. Hier verfallen sie in eine Kältestarre, in deren Verlauf jegliche Form von Wärme, beispielsweise in geheizten Räumen, für sie tödlich ist.
Florfliegen erwerben und einsetzen
Der Lebenszyklus der Florfliege zeigt, dass diese Insekten nicht dazu geeignet sind, in Innenräumen auf Dauer angesiedelt zu werden. Aus diesem Grund sind Spezialbetriebe dazu übergegangen, Florfliegenlarven zu züchten, die im 1. oder 2. Larvenstadium in einer geeigneten Verpackung gekauft werden können. Die Verpackung besteht aus einem Wabensystem, sodass jede Larve einzeln untergebracht ist, damit sich die Tiere nicht gegenseitig fressen, denn sie neigen zum Kannibalismus.
Aus dieser Verpackung werden sie einfach über den befallenen Pflanzen ausgeklopft, wo sie sich sogleich über die Blattläuse, Spinnmilben, weißen Fliegen und Schmierläuse hermachen. Da die Larven dieser Tätigkeit höchstens 10 bis 14 Tage nachgehen, ist es mitunter erforderlich, diesen Vorgang nach 14 Tagen zu wiederholen. Damit die Larven beim Herausklopfen aus den Waben nicht auf den Boden fallen, raten Experten dazu, diese zunächst auf ein Küchentuch oder Papiervlies zu klopfen, das man dann in die Pflanze hängt. Von dort aus finden die Larven innerhalb kurzer Zeit den Weg zu den Schädlingen.
Es ist darüber hinaus von Vorteil, wenn die befallenen Pflanzen sich berühren, damit die Florfliegenlarven hinüberwechseln können zur nächsten Futterstation. Sehr wichtig ist die Beachtung der Hinweise zur Dosierung der eingesetzten Larven pro Pflanze bzw. pro qm im Raum. Bei einer Überdosierung entsteht ein Overkill, der dazu führt, dass sich die Larven gegenseitig fressen. Die Folge ist, dass sie keinen Appetit mehr haben auf Blattläuse und Spinnmilben, sondern sogleich in die Verpuppung wechseln.
Der Ablauf nach der Ausbringung der Larven
Wie bei den meisten biologischen Bekämpfungsmitteln gegen Pflanzenschädlinge, ist der Erfolg nicht unmittelbar zu erkennen. Damit der Einsatz von Florfliegenlarven in der Wohnung überhaupt wirksam durchgeführt werden kann, dürfen mindestens 6 Wochen vorher keinerlei chemische Mittel zum Einsatz gekommen sein. Wurden vorher Produkte aus dem Pflanzenextrakt des Niem-Baumes verwendet, ist dies unbedenklich.
Die Florfliegenlarven durchleben insgesamt 3 Stadien. Im 1. Larvenstadium sind sie noch nicht so sonderlich aktiv und erst 2 mm groß. Geliefert werden sie daher in der Regel im 2. Larvenstadium, sodass sie gleich auf die Jagd nach den Schädlingen gehen. Die nur 5 mm großen Tierchen sind dämmerungsaktiv und bewegen sich vorzugsweise auf der Blattunterseite. Daher sind sie mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen. Wenn sie nach 3 bis 4 Tagen eine Größe von 7 mm erreicht haben, befinden sie sich im 3. Larvenstadium und entwickeln eine Aktivität, deren Auswirkungen sichtbar sind. Eine deutliche Reduzierung des Schädlingsbefalls an den Pflanzen in der Wohnung ist also frühestens nach einer Woche erkennbar. Dann beginnt auch schon die Verpuppung, die an den Kokons zu erkennen ist, die sich an verschiedenen Pflanzenteilen befinden.
Wer die Wohnung einladend für die geschlüpften Florfliegen gestaltet, erhält mit etwas Glück eine zweite Generation Florfliegenlarven; vorausgesetzt, es schlüpfen weibliche und männliche Exemplare. Da sich die Florfliegen – im Gegensatz zu den Larven – von Pollen und Nektar ernähren, sollten in der Wohnung einige Blühpflanzen vorhanden sein. Wie mehrere erfahrene Hobbygärtner berichten, akzeptieren Florfliegen auch Zuckerwasser oder verdünnten Honig als Nahrung. Sie platzieren ihre Eier in den Pflanzen, die während der ersten Runde noch nicht vollständig vom Blattlausbefall befreit wurden. Sind nicht genügend Blattläuse oder andere Schädlinge vorhanden, kann es passieren, dass die Florfliegenlarven verhungern und es erst gar nicht zur Verpuppung kommt.
Das optische Erscheinungsbild
Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Mortalitätsrate unter den nützlichen Florfliegen zwischen 60 % und 90 % liegt, weil vielen Menschen nicht bekannt ist, wie die Florfliegen und deren Larven aussehen. Daher werden sie häufig als lästige Insekten betrachtet, die mit der Fliegenklatsche oder dem Insektenspray getötet werden.
Die Florfliege verdankt ihren Namen den filigranen, gewebeartigen Flügeln, die durchsichtig sind und dezent irisierend schillern. Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten haben eine grünlich bis bräunliche Färbung und verfügen über eine Flügelspannweite zwischen 10 mm und 40 mm. Ihren Facettenaugen verdankt die Florfliege ihre umgangssprachliche Bezeichnung Goldauge.
Insgesamt wurden weltweit bisher 2.000 Arten der Florfliege entdeckt, von denen 35 in Mitteleuropa heimisch sind. In Deutschland kommt die Gemeine Florfliege am häufigsten vor und wurde in 1999 zum Insekt des Jahres gekürt. Ihre Körperfarbe ist ein auffälliges Hellgrün, bei einer Flügelspannweite von bis zu 35 mm. Die Larven der gemeinen Florfliege werden auch als Blattlauslöwen bezeichnet, was in Anbetracht der dargestellten Zahlen durchaus zutreffend ist.
Florfliegen fördern
Gestaltet man den Garten einladend für die nützlichen Florfliegen, hat der Hobbygärtner auf jeden Fall während des Frühlings und Sommers dort einen eigenen Vorrat an Florfliegenlarven, die man mithilfe einer Pinzette vorsichtig auf einem Papiervlies in die Wohnung transportieren kann. Folgende Maßnahmen dienen der Förderung der Florfliegen:
- keine chemischen Pflanzenschutzmittel einsetzen;
- im Nutzgarten auch blühende Pflanzen setzen;
- Florfliegen lieben Katzenminze;
- Laubgehölze pflanzen;
- Florfliegen auf dem Dachboden überwintern lassen;
- das herbstliche Laub liegen lassen;
- Florfliegenhäuschen aufhängen.
Fühlen sich die Nützlinge im Garten wohl, produzieren sie genügend Eier und Larven, die nicht nur im Freien die Schädlinge vertilgen, sondern auch auf den Pflanzen in der Wohnung eingesetzt werden können. Dann ist es schlimmstenfalls im Winter erforderlich, auf das Angebot der Fachhändler zurückzugreifen, die Florfliegenlarven zum Verkauf anbieten. Diese Vorgehensweise spart unter Umständen eine erfreuliche Summe Geld, denn die Mindestabnahmemenge an Larven kostet ab 15 Euro aufwärts.
Florfliegenhäuschen selber bauen
Diese kleinen Insektenhotels können im Fachhandel bestellt werden. Wer handwerklich begabt ist, kann ein Florfliegenhäuschen auch selber bauen:
Materialliste
- Holzplatten: Stärke 1 cm
- Rückwand 25 cm x 25 cm
- Seitenwände vorne 26 cm hoch, hinten 25 cm, Breite 25 cm
- Dach 30 cm x 30 cm
- 2 Fugenleisten 25 cm x 2 cm x 2 cm
- 12 Leisten für vorne und den Boden 25 x 4 x 1 cm
- Holzpfahl
- Schrauben
- rot-braune Farbe
- Weizenstroh
Zuerst werden die beiden Fugenleisten an die Rückwand geschraubt, danach folgen die beiden Seitenwände. Die Leisten an der Vorderseite und im Boden bringt man in einem Winkel von 45 ° an den Seitenwänden an, wobei sie ca. 1 cm überstehen. So wird eine Lamellenwand geschaffen, als Eingang für die Florfliegen zu ihrem Heim während der kalten Jahreszeit. Den Pfahl an der Rückseite befestigen. Nun das Häuschen mit der rot-braunen Farbe streichen und mit Weizenstroh füllen. Das Weizenstroh wird dabei möglichst fest zusammengedrückt. Im letzten Schritt wird das Dach aufgeschraubt und ebenfalls gestrichen. Das Florfliegenhäuschen platziert man an einer windgeschützten Stelle im Garten, möglichst in der Nähe von Staudenrabatten und Katzenminze.
Abhängig von der Größe des Gartens, kann es sinnvoll sein, mehrere dieser Insektenhotels aufzuhängen. Hier verbringen sie den Winter in einer geschützten Umgebung und werden im Frühjahr gleich damit beginnen, fleißig Florfliegenlarven zu produzieren. Bei Bedarf kann der Hobbygärtner einige dieser Exemplare einsammeln und in der Wohnung auf mit Schädlingen befallenen Pflanzen aussetzen.