Als leuchtend gelber Frühlingsbote hat die Forsythie bei Hobbygärtnern einen festen Platz im Herzen erobert. Ihr verschwenderischer Blütenflor signalisiert bekanntlich das endgültige Aus für die kalte, dunkle Jahreszeit. Damit der große Auftritt dieses herrlichen Zierstrauchs durch nichts beeinträchtigt wird, schneiden kundige Freizeitgärtner die Forsythie alle 2 bis 3 Jahre zurück. Die spezifische Wuchsform einer Forsythie stellt dabei besondere Anforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. Daraus resultieren unter anderem der richtige Zeitpunkt sowie die sachgemäße Schnittführung. Die folgende Anleitung dient als Wegweiser zum optimalen Form- und Erhaltungsschnitt.
Überblick
Wuchsverhalten reglementiert den Zeitpunkt
Ein kurzer Ausflug in die theoretischen Grundlagen vermittelt selbst unerfahrenen Hobbygärtnern mehr Sicherheit beim Rückschnitt ihrer Forsythie. Wer sich die folgenden 2 Faktoren einprägt, geht in Zukunft selbstbewusster zu Werke:
Frühjahrsblüher am mehrjährigen Holz
Sie zählt zu den klassischen Frühjahrsblühern. Die Forsythie zeigt im März und April ihren wunderschönen Blütentraum. Die Knospen legt der Zierstrauch am mehrjährigen Holz an. Daraus ergibt sich ein genaues Zeitfenster für den Schnitt: unmittelbar nach der Blüte. Es gilt, exakt die Periode zu treffen, an der die Blüte beendet ist und die Neuanlage von Knospen noch nicht begonnen hat.
Mesotones Wuchsverhalten
Die Forsythie treibt ihre neuen Langtriebe zum größten Teil aus dem mittleren Bereich der älteren Äste aus. Dieser Umstand fällt in jungen Jahren noch wenig ins Auge. Ohne einen Rückschnitt wird der Zierstrauch im Zentrum allmählich breiter und breiter. Die älteren Äste offenbaren im oberen Abschnitt besenartige Verzweigungen, die sich bogenförmig der Erde zuneigen. An diesen dünnen Trieben lässt die Blüte nach 2 bis 3 Jahren dramatisch nach. Zugleich beginnt der Blütenstrauch von unten und innen her zu vergreisen. Licht und Luft haben schlichtweg keine Chance mehr, dorthin zu gelangen.
Vorbereitungsarbeiten
Eine wohl überlegte Planung ist bereits die halbe Miete. Wenn sich ab Ende April/Anfang Mai das Zeitfenster öffnet für die zentrale Schnittmaßnahme, stehen wichtige Vorbereitungsarbeiten auf dem Programm:
- Das Schneidwerkzeug schärfen, schmieren und desinfizieren
- Handschuhe und Schutzbrille bereitlegen
- Für großen Sträucher eine Trittleiter besorgen
Haben Sie einen Tag ins Auge gefasst, herrscht idealerweise eine trockene, warme Witterung ohne prallen Sonnenschein. Direkte Sonneneinstrahlung auf frische Schnittwunden beeinträchtigt den Heilungsprozess des Wundgewebes.
Erhaltungsschnitt
Im Rhythmus von 2 bis 3 Jahren erhält der Strauch einen gezielten Erhaltungsschnitt. An einer gesunden, vitalen Forsythie ist ein Schneiden in kürzeren Abständen nicht erforderlich, weil in diesem Fall ein zu hoher Anteil der angelegten Knospen der Schere zum Opfer fällt.
- Triebe mit verwelkten Blüten und starken Verästelungen um die Hälfte kürzen
- Jeden Schnitt knapp über einer kräftigen Knospe ansetzen
- Das Schneidwerkzeug dabei leicht schräg halten
- Überhängende Zweige bis zum nächst gelegenen, aufrecht wachsenden Trieb abschneiden
Nach diesem ersten Durchgang nimmt die Forsythie bereits wieder eine ansehnliche Silhouette an. Treten Sie nun ein paar Schritte zurück und nehmen die Krone in Augenschein. Präsentiert sie sich in einer ausladenden Form, sollte sie um ein Drittel verschmälert werden, damit die Proportionen erhalten bleiben.
In der dritten Phase wird die Forsythie ausgelichtet, damit Sauerstoff und Sonnenstrahlen wieder in alle Regionen vordringen können.
- Sämtliches Totholz an der Basis der Forsythie abschneiden
- Überkreuz wachsende Äste entfernen
- Offensichtlich kranke Zweige vollständig kappen
- Von sich reibenden Trieben einen beseitigen
Darüber hinaus opfern Sie alle 3 Jahre ca. 30 Prozent der Grundtriebe. Je älter sie werden, desto größer gerät ihr Umfang. Das aparte, luftig-leichte Erscheinungsbild des gelben Blütenstrauchs geht somit verloren.
Verjüngungsschnitt
Der Zeitpunkt für den Form- und Erhaltungsschnitt einer Forsythie fällt in die wohl arbeitsintensivste Zeit für einen Hobbygärtner. Da die Maßnahme nicht jedes Jahr durchzuführen ist, manifestiert sich zudem keine Routine. So verwundert es wenig, dass der Rückschnitt versäumt wird. Das Resultat ist ein aus der Fasson geratener Zierstrauch, der einzig durch eine radikale Aktion noch zu retten ist: den Verjüngungsschnitt. Es gilt der gleiche Zeitpunkt, wie für den normalen Schnitt; dieses Mal verteilt auf 2 Jahre.
- 3 bis 4 kräftige Haupttriebe bis auf 20-30 cm Bodenabstand abschneiden
- Die Äste im Strauchinneren bleiben etwas länger
- Alle anderen Triebe bodennah kappen
Die schlafenden Augen werden aktiviert und treiben im darauffolgenden Frühjahr neu aus. Im Anschluss an die Blüte setzt sich der Verjüngungsschnitt fort.
- Die Forsythie soweit ausdünnen, dass je Haupttrieb maximal 3 Seitentriebe verbleiben
- Diese Triebe um etwa ein Drittel einkürzen
- Unterhalb jedes Schnitts befindet sich eine kräftige, nach außen gerichtete Knospe
In den nun folgenden 2 Jahren zeigt der Verjüngungsschnitt Wirkung. Die Forsythie treibt willig aus, wie zu ihren besten Zeiten. In dieser Phase erfolgt kein Schnitt, damit sich der natürliche Habitus ungehindert ausbildet. Ab dem dritten Jahr tritt der beschriebene Rhythmus wieder in Kraft. Die 3 bis 4 alten Haupttriebe, die dem Neuaufbau dienten, dürfen beim nächsten Erhaltungsschnitt knapp über der Erde abgeschnitten werden. Sie haben ihre Aufgabe erfüllt und machen dem Jungholz Platz.
Forsythien-Hecke schneiden
Mit einer Wuchshöhe von 200 bis 300 Zentimetern kultivieren Hobbygärtner die Forsythie gerne als blühende Sichtschutzhecke. Abhängig von der Wüchsigkeit, ist in diesem Fall durchaus ein jährlicher Formschnitt empfehlenswert. Das gilt insbesondere dann, wenn sich die Hecke an der Grundstücksgrenze befindet und ihre langen Triebe in unerwünschte Richtungen ausstreckt. Der optimale Zeitpunkt ist wiederum unmittelbar nach der Blüte.
- Für eine gerade Linienführung Schnüre spannen zur Orientierung
- Die Erhaltung des natürlichen Habitus hat Vorrang vor allzu strenger Formgebung
- Im jährlichen Turnus nur sehr zurückhaltend schneiden – maximal um 30 % einkürzen
Eine sehr dichte Forsythien-Hecke schneiden umweltbewusste Hobbygärtner nach der Blüte zunächst nur an den herausschauenden Langtrieben. Erst im Juli, wenn nistende Vögel ihr Brutgeschäft beendet haben, führen sie den Erhaltungsschnitt in vollem Umfang durch.
Gesetzliche Regelung für Verjüngungsschnitt an Hecken beachten
Ruft eine aus der Form geratene Hecke aus Forsythien nach einem Verjüngungsschnitt, darf dieser nicht ausgeführt werden vom 1. März bis 30. September. Zum Schutz brütender Vögel untersagt § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes jegliche radikale Maßnahme an Hecken während dieser Zeit. Die vollständige Rodung sowie ein Abbrennen stehen ebenfalls unter Strafe. Es ist daher ratsam, einen Verjüngungsschnitt während des Winters zu realisieren, an einem frostfreien Tag.
Zwerg-Forsythien schneiden
Für den kleinen Garten bieten Baumschulen hübsche Zwerg-Forsythien an, mit einer Wuchshöhe von maximal 100 cm. Sie sind nur schwachwüchsig ausgelegt und bestechen mit einem wunderbar dichten Blütenflor. Ein Form- und Erhaltungsschnitt, wie bei der großen Verwandtschaft, ist im Grunde nicht erforderlich. Sofern Sie die Vitalität und Blühfreudigkeit des Zierstrauchs erhalten möchten, greifen Sie trotzdem alle 2 bis 3 Jahre zur Gartenschere. Nach der Blüte kürzen Sie ein Drittel der ältesten Zweige um 20 bis 30 % ein. Vermeiden Sie indes ein kurzes Schnippeln der Triebspitzen, weil sie auf diese Weise kümmerlichen Besenwuchs hervorrufen.
Manuelles Schneidwerkzeug bevorzugen
Die Forsythie gilt zwar als äußerst schnittverträglich. Ihre individuelle Wuchsform in Verbindung mit mesotonem Wuchsverhalten, erfordert beim Schneiden ein besonderes Maß an Fingerspitzengefühl. Mechanisch betriebene Schneidwerkzeuge sind einfach nicht in der Lage, die erforderliche Sensibilität zu gewähren. Selbst beim Form- und Erhaltungsschnitt einer Forsythien-Hecke meiden geübte Gärtner elektrische oder benzinbetriebene Scheren. Vorteilhafter sind Amboss- oder Bypass-Scheren für die Einhand-Bedienung sowie die klassische Astschere für die Zweihand-Bedienung.
Amboss-Scheren
Wo beim Schneiden der Forsythie viel Kraftaufwand gefordert ist, sind Amboss-Scheren von Vorteil. Die Schnittfläche wird auf eine gerade Kunststoff-Fläche gepresst. Auf diese Weise findet eine optimale Kraftübertragung statt. Nachteilig ist zu werten, dass die zu schneidenden Äste gequetscht werden könnten.
Bypass-Scheren
Die Verwendung einer Bypass-Schere verleiht dem Gärtner mehr Gefühl für den einzelnen Schnitt. Im Gegenzug ist mehr Kraftaufwand nötig. Dank zwei geschärfter Schnittflächen ist indes keine Verletzung am Holz zu befürchten.
Beide Modelle sind im Fachhandel für Rechts- und Linkshänder erhältlich. Markenscheren verfügen über antihaftbeschichtete Schnittflächen und Klingen aus hochwertigem Stahl. Damen unter den Hobbygärtnern werden die Ratschenfunktion zu schätzen wissen, wodurch sie selbst den Rückschnitt kräftiger Grundtriebe bewältigen, dank der verstärkten Kraftübertragung.
Ast-Scheren
Hat eine Forsythie ihr Endmaß erreicht und zugleich über längere Zeit keinen Rückschnitt erhalten, kommt die zweihändige Ast-Schere gerade recht. In Amboss-Ausführung schneidet sie selbst Triebe mit einem Durchmesser von 6-8 cm. Je länger die Hebelarme, desto geringer ist der Kraftaufwand. Bypass-Astscheren bewältigen immerhin noch Äste bis 5 cm Stärke.
Teleskop-Scheren
Befindet sich die Krone außer Reichweite, bietet sich eine Teleskop-Schere an. Da bei einer Forsythie eine präzise Schnittführung wichtig ist, sollte das Modell über einen beweglichen Kopf und drehbare Griffe verfügen. Allzu schwer sollte die Schere ebenfalls nicht sein, damit Sie sich ganz auf die einzelnen Schnitte konzentrieren können, ohne dass die Arme zu schnell ermüden.
Fazit
Ein regelmäßiger Form- und Erhaltungsschnitt bewahrt die Vitalität und Blühfreudigkeit über viele Jahre. Für die Forsythie gilt dieser Grundsatz alle 2 bis 3 Jahre. Da der Zierstrauch am mehrjährigen Holz blüht und im zeitigen Frühjahr seinen Blütentraum präsentiert, nimmt er hinsichtlich des Zeitpunkts eine Sonderstellung ein. Erst wenn alle Blüten verwelkt sind, kommt die Gartenschere zum Einsatz. Bevor die Neubildung von Knospen beginnt, sollte die Maßnahme längst beendet sein. Wer den turnusmäßigen Rückschnitt versäumt, rettet das Gehölz mit einem beherzten Verjüngungsschnitt.