Der Frostspanner ist ein Schädling an Obstbäumen, Beerenobst und Laubziergehölzen mit einem Zerstörungspotential, das dem des gefürchteten Apfelwicklers sehr nahe kommt. Die Biologen unterscheiden zwar unter dem Kleinen Frostspanner und dem Großen Frostspanner, wobei sich beide Arten lediglich in der Größe unterscheiden, nicht aber in ihrem Lebenszyklus und ihrer Schadwirkung. Der Kleine Frostspanner weist eine Flügelspannweite von etwa 25 Millimetern auf und treibt in deutschen Gärten wesentlich häufiger sein Unwesen, als der Große Frostspanner mit einer Flügelspannweite von 46 Millimetern. Die Vorbeugung und Bekämpfung dieses Schädlings richtet sich einheitlich gegen beide Versionen, sodass im Folgenden ausschließlich vom Frostspanner an sich die Rede sein wird.
Optische Erscheinung und Lebenszyklus
Um den unerwünschten Schädling wirkungsvoll bekämpfen zu können, ist es wichtig, sich mit seinem Aussehen und seinem Lebenszyklus vertraut zu machen. Bemerkenswert ist, dass sich Männchen und Weibchen deutlich unterscheiden. Die Männchen sind Schmetterlinge mit graugelben bis beigebraunen Flügeln und kurzen Fühlern. Die grau-braunen Weibchen dagegen sind flugunfähig und besitzen sechs auffallend lange, spinnenähnliche Beine, mit denen sie sich fortbewegen.
Den eigentlichen Schaden an Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Beerenobst verursachen allerdings die hellgrünen Raupen. Die Falter beginnen gleich nach dem Schlüpfen mit ihrem Flug während der Zeit von Mitte Oktober bis Mitte Dezember. Gleichzeitig kriechen die Weibchen an den Wirtsbäumen hinauf, bei denen es sich nicht nur um Obstbäume handelt, sondern auch um Buchen, Erlen, Eichen und Ahorn. Nach der Paarung werden die Eier meist im oberen Kronenbereich in den Rindenritzen oder Baumwunden abgelegt, wo sie überwintern. Sobald sich die ersten grünen Knospen zeigen, schlüpfen die Raupen und beginnen mit dem Kahlfraß. Dabei fallen ihnen nicht nur die Knospen zum Opfer, sondern auch die Blätter und die Früchte, denn sie sind regelrechte Allesfresser und treiben ihr Unwesen bis Mitte Juni. Danach seilen sie sich zum Boden ab, wo sie in etwa 20 cm Tiefe verpuppen. Aus den Kokons schlüpft dann im Spätherbst die nächste Generation der Frostspanner.
Vorbeugung
Eine der effektivsten vorbeugenden Maßnahmen gegen den Frostspanner ist das Anbringen von Leimringen am Baumstamm. Leimringe sind im Fachhandel erhältlich und völlig ungiftig. Auf diese Weise hindert man die flugunfähigen Weibchen daran, hinaufzusteigen und im Kronenbereich ihre Eier abzulegen.
Spätestens Ende September ist es an der Zeit, die Leimringe am Baum anzubringen. Die 8 cm bis 10 cm breiten Streifen bestehen aus Papier oder Kunststoff und sind mit einem Klebstoff versehen, in dem sich die weiblichen Frostspanner verfangen. Wichtig ist, dass die Ringe den Stamm überlappend und fest umschließen, damit die Weibchen nicht doch noch darunter hindurchkriechen. Sollte die Rinde des Baumstamms größere Unebenheiten aufweisen, die der Leimring nicht vollständig bedeckt, ist es ratsam, diese Lücken mit Papier auszustopfen. Dabei ist es unumgänglich, auch benachbarte Bäume und die Stützpfähle zu umwickeln, weil die Weibchen diese andernfalls als Umweg zum Ziel nutzen.
Um die nachhaltige Wirkung der Leimringe zu sichern, sollten diese täglich auf Laubblätter untersucht werden, die eventuell dort festkleben. Denn diese Gelegenheit lassen sich die Frostspanner-Weibchen nicht entgehen, um den Leimring mithilfe dieser Brücke doch noch zu überwinden. Bis Januar sollten die Leimringe an den Baumstämmen verbleiben. Danach werden sie in der Mülltonne entsorgt, denn sterbende Weibchen haben hier ihren gesamten Vorrat an Eiern abgelegt. Bei einem offensichtlich starken Befall sollten Sie die Leimringe zwischendurch erneuern.
Leimringe selbst herstellen
Abhängig von der Anzahl der Baumstämme, die der Hobbygärtner mit Leimringen versehen möchte, kann diese Maßnahme recht kostenintensiv werden. Leimringe für die Bekämpfung der Frostspanner lassen sich auch selbst herstellen, wobei sich folgendes Rezept bisher gut bewährt hat:
- 100 g Kolophonium
- 60 g Olivenöl
- 20 g Terpentin
Kolophonium ist ein Baumharz, das im Restaurationshandwerk recht häufig eingesetzt wird und daher im Fachhandel erhältlich ist.
Die drei Zutaten werden in einem Topf im Wasserbad erwärmt und umgerührt, bis sie eine dickflüssige, streichfähige Masse ergeben. Der Baum wird nun mit 10 cm bis 15 cm breiten Streifen aus Packpapier umwickelt, die mit Draht umwickelt werden. Alternativ bietet sich auch die Verwendung von selbstklebendem Krepppapier an. Dabei dürfen keine Schlupflöcher für die Frostspanner entstehen. Diese Streifen werden nun dick mit der Klebemasse eingepinselt.
Biologische Bekämpfung
Welcher Hobbygärtner greift schon gerne zu chemischen Mitteln, um die Frostspanner an seinen Obstbäumen loszuwerden? Mit reinem Gewissen lassen sich die geernteten Früchte dann nicht mehr genießen. Daher werden im Folgenden einige wirkungsvolle Methoden der biologischen Bekämpfung dieser Schädlinge vorgestellt:
Nistkästen im Garten aufhängen
Zu den natürlichen Gegenspielern der Raupen der Frostspanner zählen Singvögel aller Art sowie die Spechte. Für sie sind die Frostspannerraupen eine willkommene Beute, um sie an ihren Nachwuchs zu verfüttern. Mit Nistkästen wird der Garten für die Vögel einladend gestaltet. Angebracht werden sie in etwa 180 cm Höhe, wobei das Flugloch nach Südosten zeigen sollte und möglichst regengeschützt ist.
Bacillus thuringiensis
Dieses natürliche Bakterium ist für Menschen, Nützlinge und Pflanzen unbedenklich, tötet aber die Frostspanner-Raupen, die das Mittel über die Nahrung aufnehmen, nach einigen Tagen ab. Vorher bewirkt es allerdings einen sofortigen Fraßstopp, sofern man es dann anwendet, wenn die Temperatur mindestens 3 Tage hintereinander bei mindestens 15° Celsius liegt.
Schlupfwespen
Diese parasitären Insekten vernichten nicht nur die gefürchteten Apfelwickler oder Blattläuse, sondern lassen auch den Frostspannern keine Chance. Gegen die Fraßschädlinge sind sie erwiesenermaßen wirksamer, als jedes Insektizid. Mit ihrem langen Legestachel platzieren sie ihre Eier in die Eier der Frostspanner-Weibchen. Statt einer gefräßigen Frostspanner-Raupe entschlüpft diesem Wirtsei nach einigen Tagen eine Schlupfwespenlarve.
Mittlerweile gibt es mehr als 40.000 Arten von Schlupfwespen auf der ganzen Welt, von denen sich zahlreiche auf ganz bestimmte Schädlinge spezialisiert haben. In Gartencentern und in anderen Fachhandelsgeschäften sind diese Nützlinge zu erwerben. Einmal angesiedelt, vermehren sie sich im Garten ganz von selbst, sofern sie zu diesem Zweck die geeigneten Bedingungen vorfinden. Da sie nicht in Staaten leben, legen die Weibchen ihre Eier in solitäre Brutröhren an, vorzugsweise in alten Zaunpfählen, hohlen Pflanzenstängeln oder morschem Holz. Wer ihnen diese Nisthilfen bietet, kann davon ausgehen, dass sie im Garten heimisch werden und sich in Zukunft um die Bekämpfung der Frostspanner kümmern.
Weitere natürliche Feinde
Freilaufende Hühner entdecken die verpuppten Kokons im Boden oder machen Jagd auf sie, wenn sie zu den Bäumen krabbeln. Darüber hinaus vertilgen Raupenfliegen, Spinnen, Laufkäfer und andere nützliche Insekten die Eier und Raupen der Frostspanner. Gute Lebensbedingungen finden diese Tiere in Hecken, möglichst bestehen aus einheimischen Gehölzen und Kräutern. Gemeint sind allerdings nicht die akkuraten „Behördenhecken“, sondern die naturverbundenen Benjes-Hecken. Sie sind nicht nur deutlich preisgünstiger als die Präzisionshecken, sondern bieten den Nützlingen im Garten einen naturverbundenen Lebensraum. Eine Benjes-Hecke besteht aus aufgeschichteten Wurzelknorren, Reisig, Ästen und weiterem organischem Material. Hier finden die Tiere Unterschlupf und Nahrung. Im Laufe der Zeit siedeln sich Kräuter und Wildstauden an, das Holz vermodert und es entsteht eine ideale Heimat für all die nützlichen Insekten des Gartens, die den Schädlingen, wie dem Frostspanner den Garaus bereiten. Bei der Luxus-Version der Benjes-Hecke, wird ihr Material über einem Natursteinhaufen mit kleinen Wasserstellen angesammelt.
Pheromonfallen
Die paarungsbereiten Weibchen senden bestimmte Duftstoffe aus, von denen die männlichen Frostspanner angelockt werden. Eine Pheromonfalle simuliert diesen Duftstoff, besteht allerdings aus einer mit Klebstoff versehenen Schachtel, der die Falter nicht mehr entkommen können. Auf diese Weise kann man die Fortpflanzung der Frostspanner deutlich reduzieren. Diese Form der Bekämpfung ist jedoch nur angeraten, wenn es sich um einige wenige Obstbäume im privaten Garten handelt und in der näheren Nachbarschaft keine weiteren angebaut werden. Andernfalls werden alle Frostspanner-Falter aus der Nachbarschaft eingeladen, sich im heimischen Garten einzufinden, was genau das Gegenteil der Bekämpfung zur Folge hat. Alternativ kann natürlich eine mit den Nachbarn gemeinsam geplante Pheromonattacke durchgeführt werden.
Verwirrmethode
Diese Form der biologischen Bekämpfung der Frostspanner setzt ebenfalls Lockstoffe ein, allerdings nicht in Verbindung mit einer Falle. Die Pheromone werden breitflächig zwischen den Obstbäumen und Beerensträuchern versprüht, sodass die Männchen derart verwirrt sind, dass sie die Weibchen nicht mehr finden.
Frostspanner an Zierpflanzen bekämpfen
Wie schon erwähnt, befallen die Frostspanner nicht nur Obstbäume und Beerensträucher, sondern nehmen sich auch Zierpflanzen vor. Da in diesem Fall die wirksame Vorgehensweise mit Leimringen nicht funktioniert, weil die Stängel einfach zu zart und schwach sind, haben clevere Hobbygärtner einige angepasste Strategien der biologischen Bekämpfung entwickelt.
Brunonia-Leim
Dieser Raupenleim ist ein Kriechleim, was bedeutet, dass nur die Schädlinge festgehalten werden, die hineinkriechen. Gegenüber einem Haftleim hat dies den Vorteil, dass sich durch gefangene Insekten keine „Brücke“ bildet für nachfolgende Raupen der Frostspanner. Brunonia-Leim ist nützlingsschonend und witterungsbeständig. Insekten, die nur auf der Suche sind nach einem Landeplatz, kommen sofort wieder frei. Die Weibchen der Frostspanner bleiben stecken und können ihre Eier nicht ablegen.
Harte Zahnbürste
Wer zur Zeit der Eiablage durch die Weibchen seine Zierpflanzen mit Argusaugen beobachtet, kann die Eier aufgrund ihrer orangefarbenen Färbung schnell erkennen. Mit einer harten Zahnbürste wird dem Befall der Pflanze durch den Frostspanner ein rigoroses Ende bereitet. Wer ganz besonders gründlich nach dieser Methode die Frostspanner loswerden möchte, nimmt eine Lupe zur Hand und untersucht die gefährdeten Pflanzen abschließend nochmals, da die Eier im ganz frühen Stadium noch weißlich gefärbt sind.
Fazit
Erfahrene Hobbygärtner scheuen zu Recht den Einsatz chemischer Keulen, um den gefürchteten Frostspanner an Obstbäumen und Beerensträuchern loszuwerden. Glücklicherweise steht eine ganze Reihe biologischer Mittel und Methoden zur Verfügung, die sich bewährt haben, um gegen diese Plage erfolgreich vorzugehen. Wer sich mit dem Lebenszyklus der Frostspanner auseinandersetzt, wird die Effektivität der empfohlenen Strategien einzuschätzen wissen. Zu den wohl effektivsten Utensilien zählt der Leimring, der sogar selbst hergestellt werden kann. Aber auch die Förderung der natürlichen Gegenspieler des Frostspanners wird auf kurz oder lang den erwünschten Erfolg im Kampf gegen diesen Schädling erzielen.