Der Gala-Apfel ist ein wunderbarer Apfel für visuell ausgerichtete Menschen, rotwangig mit natürlich gewachster Schale, die sich glänzend polieren lässt. Der Gala-Apfel ist auch ein toller Kinderapfel, süß und mit ganz geringem Säuregehalt. In den Apfelsäuren sitzt aber das Aroma, weshalb der Gala-Apfel für echte Apfelkenner kein ganz so toller Apfel ist: Im Geschmack wenig ausgeprägt und in der Pflege ziemlich „special“, siehe folgende Pflege-Anleitung.
Pflege-Anleitung
Grundpflege wie jeder Apfelbaum:
- In einen leicht feuchten, wasserdurchlässigen, humusreichen Boden pflanzen
- Beim Pflanzen Kompost und reifen Stallmist einarbeiten
- Nach dem Pflanzen bis zum Anwachsen zusätzlich bewässern
- Später bei längerer Trockenheit zusätzlich gießen, vor allem im Fruchtansatz
- Jungen Baum je nach Sorte und Wuchsgestalt in Form schneiden
- Vor allem Handelssorten müssen aufmerksam beobachtet werden, da sie oft krankheitsanfällig sind
- Meist auf bestimmte Krankheiten, über deren Behandlung im Vorfeld Informationen eingeholt werden sollten
- Erwachsenen Baum Frühjahr und Herbst nach Züchter-/Händler-Empfehlung düngen
- Apfelbäume brauchen regelmäßige Frucht- und Pflegeschnitte und bei Überalterung Verjüngungsschnitte
Besonderheiten:
- Der Gala-Apfel brauchen einen warmen und sonnigen Standort
- Damit alle Äpfel rot werden, einen rundum sonnigen Standort
- Und sorgfältigen Beschnitt, der überall Licht an den Baum lässt
- Die Apfelbäume der Sorte Gala-Apfel wachsen nur mittelstark
- Aber betont nach oben orientiert
- Die Äste werden vergleichsweise lang und erreichen beachtliche Durchmesser
- Das Holz dieser kräftigen Äste ist recht spröde und neigt zum Brechen
- Beim Gala-Apfel sollten Sie deshalb regelmäßig die Astschere zur Hand zu nehmen
- Zu langes, gut bestücktes Fruchtholz könnte unter seiner Last sonst brechen
- Während der Fruchtreife muss Gala-Apfel ggf. zusätzlich ausgedünnt werden
Der Fruchtschnitt muss bei einem Gala-Apfel sehr vorausschauend erfolgen, weil er am einjährigen und zweijährigen Holz Früchte trägt.
Frucht und Ernte
Ein ‘Gala‘-Apfel hat einem cremefarbenen bis goldgelben Untergrund, der sich in reifem Zustand mit einem dichten Netz intensiv roter Farbe überzieht. Die Schale ist glatt und mit einer natürlichen Wachsschicht überzogen, Gala lässt sich polieren, bis er glänzt und funkelt.
Gala blüht in der Mitte der Apfelsaison, vergleichsweise lange, und ist je nach Standort zwischen Anfang und Ende September reif. Beziehungsweise von Anfang bis Ende September, denn der Gala-Apfel wird „durchgepflückt“. Dieser Begriff steht in Obstbau-Anleitungen meist alleine: „Durchpflücken!“, beschreibt aber das ganze Gegenteil einer „alleinigen Aktivität“, nämlich Mehrfacharbeit: Beim Gala-Apfel reifen erst die sonnenbeschienenen Äpfel, dann die Äpfel, die von diesen beschattet wurden. Der Gala-Apfel wird also mehrfach nacheinander beerntet, erst die oberen Früchte und dann die von diesen oberen Früchten nicht mehr beschatteten Früchte. Ob ein Gala-Apfel eine schöne Farbe und vor allem eine schöne rote Farbe entwickelt, hängt stärker als bei vielen anderen Äpfeln davon ab, dass die Frucht in der Wachstumsphase von der Sonne bestrahlt wird.
Der Baum trägt gewöhnlich üppig, die erste Ernte kann beginnen, wenn sich bereits gut rot gefärbte Äpfel nach drehen am Stiel leicht lösen. Wenn Sie grüne Untergrundfarbe erspähen, dürfen diese Äpfel noch hängen bleiben, grün ist beim Gala ein Zeichen für mangelnde Reife.
Der Gala-Apfel ist diploid, bei der Befruchtung vereinigen sich ein mütterlicher und ein väterlicher Chromosomensatz im neuen Zellkern und bringen genetisch gut ausgestattete Nachkommen hervor. Bei Befruchtung anderer Apfelbäume gibt Gala gemischte, reichhaltige „Gen-Pakete“ weiter.
Gala ist begrenzt selbstbefruchtend. Ob die Früchte befriedigende Qualitäten erreichen, wenn keine oder wenig Befruchter in der Nähe stehen, wäre auszuprobieren. Es gibt immer wieder Erfahrungsberichte, nach denen durch Selbstbefruchtung erzeugte Früchte in der Entwicklung zu wünschen übrig lassen und/oder flach schmecken, der zur Verfügung stehende Genpool scheint nicht immer ganz auszureichen.
Der Gala-Apfel kann bis Dezember gelagert werden und sollte auch noch mindestens zwei Wochen gelagert werden, um sein ohnehin nicht starkes Aroma voll entwickeln zu können. Wenn der Apfel die Genussreife erreicht hat, bleibt er Wochen bis Monate in diesem „Zustand“; Gala soll bis in den Februar/März hinein schmecken.
Von den Gala’-Äpfeln können sie jedes Jahr gleich viel ernten, da die Sorte nicht zu Alternanz neigt.
Geschmack und Kalorien
Gala-Apfel-Äpfel sind klein bis mittelgroß, rund bis konisch und ähneln einander in einer manchmal fast an Klone erinnernden Art und Weise. Das „Fruchtfleisch“ ist cremeweiß bis hellgelb, fest und saftig, der Geschmack ist nicht sehr aromatisch, aber sehr süß.
Der Gala-Apfel ist als Kinderapfel, Dessertapfel, Kuchenapfel bekannt; wird allerdings in „offiziellen Backprüfungen“ (siehe z. B. werden.lvwo-bw.de/pb/,Lde/671074) öfter als „zu süß“ eingestuft. Kinder sehen das meist anders … was geschmacksgeschulten Erwachsenen nicht darüber hinweghilft, dass der Gala-Apfel deswegen als „zu süß“ eingestuft wird, weil er wenig Säure hat, denn in den Apfelsäuren sitzt das Aroma.
Der Gala-Apfel hat nur ca. 4 % Säure und damit wenig Aussichten, bei einer Apfel-Verkostung auf den vorderen Plätzen zu landen – in Apfel-Geschmackswettbewerben haben eher die Apfelsorten gute Chancen, deren Früchte einen hohen Gehalt an Zuckern mit einem hohen Gehalt an Apfelsäuren verbinden.
Kalorien hat der Gala-Apfel wie alle Äpfel vergleichsweise wenig, ganze 58 in 100 g (kJ/100 g 240,7, ∅ Apfel 60).
Die Kalorien ergeben sich zum größten Teil aus Kohlenhydraten und hauptsächlich aus den Zuckern, die ein reifer Gala-Apfel zu 12 – 14 % enthält. Etwa 1 % Ballaststoffe sind noch dabei und ev. ein paar Kohlenhydrate aus noch nicht in Zucker umgewandelter Stärke (je mehr, desto unreifer der Apfel). Äpfel enthalten drei verschiedene Zucker: Zwischen 55% und 75% Fructose, der Rest besteht überwiegend aus Glucose und ein ganz wenig Saccharose. Der Zuckergehalt eines Apfels hängt wie der Säuregehalt in erster Linie von der Sorte ab.
Abstammung, Krankheitsanfälligkeiten und Resistenzen
Gala-Apfel ist eine neuseeländische Zuchtsorte, eine Kreuzung aus ‘Kidds Orange Red’ und ‘Golden Delicious’. Sie wurde 1934 von Züchter H. J. Kidd durchgeführt, benannt und in den Verkehr gebracht wurde Gala-Apfel aber erst lange nach Kidds Tod 1945: Erst 1965 hatte man am neuseeländischen Institut für Züchtungsforschung die von Kidd geerbten 200 kleinen ‘Golden Delicious’-Abkömmlinge soweit untersucht, dass man einige Sorten auf den Markt brachte.
Nicht sonderlich erfolgreich: Liebhaberapfel ‚Telstar‘ gibt es nur noch in der „National Fruit Collection UK“ (vermutlich als Samen). Nr. 2, ‚Freyberg‘, hätte ein besserer ‘Golden Delicious’ werden können: Einfach anzubauen und hoch ertragreich, nicht ganz so hübsch, aber im Vergleich ein Aromawunder. Genau deshalb kam ‚Freyberg‘ nur als Liebhabersorte auf den Markt, im kommerziellen Anbau hätte er Golden Delicious ernsthafte Konkurrenz gemacht (auf welchen Wegen die Markteinführung verhindert wurde, war nicht zu ermitteln).
Neben den zwei Liebhabersorten wurde der Gala-Apfel für den Erwerbsapfelbau vorgestellt – und hat wohl erst einmal niemanden vom Hocker gerissen. Denn Gala bekam erst in den 1970er Jahren Bedeutung im Markt, als mehrere Mutanten mit deutlicher Rotfärbung die Aufmerksamkeit der Kunden erregten. Eine dieser Mutanten ist ‘Royal Gala’, der im Handel heute fast alleine verbreitete Gala-Apfel-Abkömmling.
Die meisten traditionellen Apfelanbauer hätten auf diese wenig erfolgreichen Zuchtsorten lieber verzichtet; mitsamt dem Vorfahren ‘Golden Delicious’: Diese Zuchtsorte ist zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass im Intensiv-Anbau heute „gespritzt wird bis zum Abwinken“. Der beliebte ‚Golden Delicious‘ ist deshalb bei Züchtern mit Fachkenntnissen (in Pomologie, nicht in Chemie) gar nicht so beliebt. ‚Golden Delicious‘ braucht nicht nur viel Wärme, Dünger, Pflege, sondern ist auch stark anfällig für alle möglichen Krankheiten. Dass die faszinierend fruchtbare Zuchtsorte bis heute immer wieder eingekreuzt wird, obwohl sie schon (mehrfach) im Stammbaum vertreten ist, ist für echte Züchter gefährliche Inzucht, die das Problem nur verschlimmert.
Der Gala-Apfel ist damit sozusagen „durch Zucht krankheitsanfällig“, stark anfällig für Mehltau (Podosphaera leucotricha), „normal anfällig“ für Obstbaumkrebs, Apfelschorf und den meldepflichtigen Feuerbrand.
Handelssorten und „richtige Äpfel“
Pflegeansprüche, Geschmack, Krankheitsanfälligkeiten: In diesem Zusammenhang gehört noch einmal deutlich herausgestellt, dass der Gala-Apfel zu den im Erwerbsapfelanbau genutzten Handelssorten gehört und dass diese Handelssorten heutzutage unter gartenbaulichen Aspekten von „richtigen Äpfeln“ abgegrenzt werden müssen.
Die Handelssorten sind auch auf dem Hobbygärtner-Markt omnipräsent, weil der Massenhandel schon seit einiger Zeit dazu übergegangen ist, die in Gewächshaus-Landschaften preiswert produzierten Jungpflanzen auch an Privatkunden zu verkaufen. Ideal für Unternehmen, die Marktmacht mit Gewinnstreben verbinden, aber eine Gefahr für das Überleben der alten deutschen Apfelsorten. Die Handelssorten stellen nur ein winziges Grüppchen der Apfelsorten; die zu diesem Grüppchen gehörenden Apfelsorten gelten weder als besonders geschmackvoll, noch als besonders nährstoffreich oder als besonders widerstandsfähig gegen Krankheiten.
So kam es dazu: Einst stand die regionale Apfelsorte im Garten und auf der örtlichen Streuobstwiese; Pfarrer, Lehrer, Apotheker betätigten sich als Pomologen und hatten ein paar besondere Apfelspezialitäten im Garten stehen (die dem ganzen Ort zugute kamen). Kurz vor dem zweiten Weltkrieg schwappten die ersten Selbstbedienungsläden aus den USA zu uns herüber, in der Nachkriegszeit kamen Discounter dazu, bis die vier größten Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel (Edeka, Rewe, Schwarz-Gruppe mit Lidl, Kaufland, Metro Gruppe) einen Marktanteil von rund 85 Prozent erreicht hatten und den Zulieferern diktierten, welche Produkte produziert werden sollten.
Nicht zugunsten der Apfel-Sortenvielfalt, der Handel stellt strenge Anforderungen wie maschinelle Sortierbarkeit, Transportfähigkeit, Lagerbarkeit, schöne rote Färbung und einen sehr geringen Einkaufspreis. Der Obstbauer muss hohe Erträge gleichförmiger Ware erzeugen, was ihm nur durch Reduzierung der Sortenpalette und „Intensive Produktion“ gelingen kann. Die „Intensive Produktion“ ist das Pendant zur „Intensiven Landwirtschaft“ mit ebenso ertrags- und handelsfähigen, aber höchst empfindlichen und anspruchsvollen Pflanzen.
So wurden hunderte bis tausende Apfelsorten (es gab mal um 10.000 weltweit) auf eine Hand voll reduziert – der Handelmarkt besteht aus Golden Delicious, Jonagold, Red Delicious, Gala, Granny Smith und Elstar (und ein paar Prozent anderen Äpfeln). Gala nimmt unter diesen Sorten insofern eine Sonderstellung ein, dass die Sorte nicht zu den deutschen Handelssorten gehört. Gala genießt keinen Sortenschutz durch das Bundessortenamt, sondern wird in Deutschland nach den Vorschriften der Verordnung über das Inverkehrbringen von Anbaumaterial von Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenarten (Anbaumaterialverordnung – AGOZV) angebaut.
Ob eingeführte oder deutsche Handelssorte, die Einheitssorten schränken die genetische Vielfalt derart ein, dass fachkundige Züchter schon lange Bedenken äußern. Tatsächlich gedeiht das aktuelle Handelssortiment nur, wenn es genug chemische Hilfe bekommt – bis zu 30 mal pro Saison wird gespritzt. Wenn die CMA (Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft) versichert, dass Pestizide-Rückstände weit unter den festgelegten Grenzwerten lägen, beruhigt das sehr – genau so lange, bis man verstanden hat, dass die CMA von Grenzwerten für einzelne Pestizide spricht und die Gesamtbelastung durch mehrere auf einen Apfel ausgebrachte Pflanzenschutzmittel weder thematisiert noch untersucht wird. ‘Gala’ gehört auf jeden Fall zusammen mit ‘Braeburn’, ‘Golden Delicious’, ‘Granny Smith’ und ‘Jonagold’ zu den Apfelsorten, auf die Apfelallergiker besonders häufig reagieren.
Wenn Sie einen Hausapfel pflanzen möchten, der mit individuellem Aroma, hohen Nährwerten und guter Widerstandskraft überzeugt, müssen Sie Ihre Auswahl nicht auf die paar für Intensivkultur gezogenen Sorten beschränken. Sie können sich auch unter den paar hundert alten Apfelsorten umsehen, die sich im Laufe von Jahrtausenden teils recht speziell an ihre regionale Umgebung angepasst haben. Hilfe bei einem solchen Vorhaben gibt es direkt bei unserer Regierung, die sich über das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (Julius-Kühn-Institut , JKI) um die Erhaltung alter Sorten kümmert. 2007 wurde die Deutsche Genbank Obst (werden.deutsche-genbank-obst.jki.bund.de) gegründet, um die Nutzung obstgenetischer Ressourcen in Deutschland langfristig und effizient zu sichern und deren Verfügbarkeit zu gewährleisten, dort finden Sie die meisten deutschen Apfelsorten.
Fazit
Der Gala-Apfel ist süß und fest, rot und saftig und vor allem bei Kindern sehr beliebt. Bei Erwachsenen, die sich mit der deutschen Apfel-Vielfalt schon beschäftigt haben, ist er weniger beliebt, dazu fehlt es dem ‚Gala‘ an geschmacklichem Charakter. Ob der Anbau der recht schwierigen und anfälligen Sorte für einen Hausgarten in Betracht kommt, hängt damit sicher entscheidend davon ab, ob im Haus am Garten Kinder wohnen.