Sie sind Meister der Illusion, denn sie täuschen mit verschwenderischer Blütenpracht und leuchtenden Früchten über ihren wahren Charakter hinweg. Giftige Pflanzen sind im Garten weit verbreitet, denn häufig präsentieren sie ein besonders schönes Erscheinungsbild. Alleine in Mitteleuropa umfasst diese Gruppe 50 Arten mit Hunderten von Sorten. Sie vollständig aus dem Pflanzplan zu verbannen, wäre kaum in Sinne der Erhaltung einer natürlichen Biodiversität. Die gefährlichsten Giftpflanzen sollten Ihnen immerhin geläufig sein, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Ein dehnbarer Begriff
Eindeutig definieren lässt sich der Terminus ‚Giftpflanze‘ nicht. Das liegt insbesondere darin begründet, dass auf den einen Menschen bereits die geringste Dosis eines Wirkstoffs gefährliche Auswirkungen hat, während ein anderer Mensch beliebige Mengen davon konsumieren kann, ohne Schaden zu nehmen. Darüber hinaus schwankt der Wirkstoffgehalt innerhalb der gleichen Art von einer Pflanze zur nächsten teils erheblich. Kulturbedingungen, wie die Witterung, der Standort oder das Alter der Pflanze nehmen ebenso Einfluss auf die Toxizität, wie ihre verschiedenen Segmente, beispielsweise Blätter, Wurzeln oder Früchte.
Dessen ungeachtet, hat sich eine Reihe Pflanzen herauskristallisiert, die als hoch giftig einzuordnen ist. Hier tummeln sich krautige Pflanzen, Sträucher, Bäume und sogar Nutzpflanzen.
Die Top 20 der gefährlichsten Giftpflanzen
Besenginster (Cytisus scoparius)
Der Name ist ein wenig irreführend, denn mit dem Echten Ginster ist der Besenginster botanisch nicht verwandt. Im Habitus gleicht er hingegen dem berühmten Namensvetter sehr. Dieser Umstand führt immer wieder zu unabsichtlichen Vergiftungen, denn ein Besenginster enthält Alkaloide, die teils dramatische Gesundheitsstörungen hervorrufen können. Beim Kauf eines Ginsters oder der Verwendung von Ablegern sollten Hobbygärtner genau hinschauen, womit sie es zu tun haben.
Bilsenkräuter (Hyoscyamus)
Die verschiedenen Kräuter dieser Pflanzengattung wurden lange Zeit als Heilkräuter verwendet. Zu diesem Zweck gehören sie allerdings in kundige Hände. Bereits weniger als 1 Gramm der frischen Blätter vergiftet den Körper, lässt das Herz rasen und den Atem stillstehen.
Eberesche (Vogelbeerbaum)
Bei der Eberesche bezieht sich die Toxizität – genau umgekehrt gegenüber den Eiben – auf die frischen Früchte. Wer sie in größeren Mengen verzehrt, wird mit Übelkeit und Erbrechen bestraft. Um Kinder dieser Versuchung erst gar nicht auszusetzen, sollte im Familiengarten auf eine Kultivierung verzichtet werden.
Eiben (Taxus)
Die immergrünen Eiben-Arten sind weit verbreitet in Ziergärten und Parks. Aufgrund verschiedener Inhaltsstoffe, sind die Rinde, die Samen und die Nadeln dieser Pflanzen giftig. Die kleinen, roten Beeren stellen hingegen keine Bedrohung dar. Für sämtliche Pflege- und Schnittmaßnahmen gilt demzufolge, auf höchste Sicherheitsvorkehrungen zu achten.
Eisenhut (Aconitum napellus)
Die krautige Zierpflanze mit den leuchtend blauen Blüten führt unangefochten die Rangliste der Giftpflanzen an. Ihre toxischen Bestandteile können über die Haut und durch Verschlucken aufgenommen werden. Schlimmstenfalls führt die Vergiftung zu einer tödlichen Atem- und Herzlähmung.
Engelstrompete (Brugmansia)
Dem Zauber ihrer traumhaft schönen Trichterblüten kann sich kein Betrachter entziehen. Leider sind sämtliche Pflanzenteile hoch giftig. Wer sie im Garten kultiviert, sollte niemals auf eine Schutzkleidung inklusive Atemschutz verzichten.
Fingerhut (Digitalis)
Ein zweischneidiges Schwert, diese beliebte Gartenblume. In der Hand professioneller Chemiker verwandeln sich die Inhaltsstoffe in ein hilfreiches Herzmedikament. Gelangen die Giftstoffe hingegen durch unachtsame Pflegearbeiten in den Körper des Hobbygärtners, beschwören sie schlimme Herzrhythmusstörungen und andere Beschwerden herauf.
Goldregen (Laburnum anagyroides)
Völlig zu Recht wurde der Zierstrauch mit den gelben Blütenrispen in 2012 zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Goldregen enthält in allen Teilen, insbesondere in den Samen, das tödliche Gift Cytisin. Bereits in kleinen Mengen wirkt dieser Stoff tödlich.
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Eine tückische Giftpflanze im wunderschönen Blütenkleid ist die Herbstzeitlose. In 2010 schaffte sie den Sprung auf das Podest als Giftpflanze des Jahres. Teuflisch ist ihre Ähnlichkeit mit harmlosem Bärlauch, insbesondere bei den Blättern. Bereits in kleinen Dosierungen ruft die Herbstzeitlose Nierenschädigungen und Atemlähmung hervor.
Lebensbaum (Thuja occidentalis)
Die immergrünen Zypressengewächse sind in Ziergärten und Parks allerorten anzutreffen. Zumeist genutzt als kompakte Sichtschutzhecke, bestechen Thuja nicht nur mit den nadelbesetzten Blättern, sondern auch mit prächtigen Zapfen im Herbst und Winter. Es sind indes genau diese Zapfen, die für Mensch und Tier giftig sind. Darüber hinaus enthalten die Zweigspitzen konzentrierte ätherische Öle, die einen Rückschnitt ohne Schutzkleidung zur Qual werden lassen.
Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus)
Die populäre Heckenpflanze ist auf dem besten Weg, den kränklichen Buchsbaum immer weiter zu verdrängen. Dabei darf indes nicht übersehen werden, dass die immergrüne Pflanze in allen Teilen giftig ist. Das gilt namentlich für die roten, später schwarzen Beeren. Es ist weniger das Fruchtfleisch, das die Vergiftungserscheinungen bewirkt, sondern die darin enthaltenen Samen. Ob zerkaut oder unzerkaut verschluckt, führen sie Bauchschmerzen, Herzrasen und Atemnot herbei.
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Das aparte Maiglöckchen mit den strahlend weißen Frühlingsblüten entpuppt sich bei unangemessener Handhabung als garstige Giftpflanze. Blätter, Blüten und Früchte sind gleichermaßen toxisch. Sie reizen die Augen und die Haut. Gelangen sie in den Mund, kommt es zu Übelkeit bis hin zum Kreislaufkollaps und Tod.
Oleander (Nerium oleander)
Das kostbare Ziergehölz mit dem träumerischen Zweitnamen Rosenlorbeer hat leider eine virulente Kehrseite. Die giftigen Ingredienzien in allen Pflanzenteilen dürfen nicht unterschätzt werden. Dieser Umstand trifft primär zu für einen möglichen Verzehr durch Kinder oder Haustiere. Das Resultat sind kolikartige Leibschmerzen und Erbrechen. Sekundär sollte im Rahmen der Pflegearbeiten ein Hautkontakt vermieden werden, denn das enthaltene Glycosid wirkt auch über diesen Weg.
Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)
Der opulente Zierstrauch mit den unverwechselbaren Blüten im leuchtenden Rot, hat leider eine negative Seite: Alle Pflanzenteile sind giftig, in erster Linie die Beeren. Nach dem Verzehr können bis zu 24 Stunden verstreichen, bis sich die Vergiftungserscheinungen überfallartig äußern durch Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufkollaps. Ein wichtiger Aspekt für Hobbygärtner ist die Tatsache, dass bereits der aufwirbelnde Staub beim Rückschnitt zu Schwindel führen kann, wenn er eingeatmet wird.
Robinien (Robinia)
Die mächtigen, sommergrünen Bäume liefern ein edles Holz, das die Qualität von Eiche noch übertrifft. Zugleich werden sie gerne kultiviert in großen Parks als strukturbildendes Element. Im Vorfeld einer Pflanzung ist der Giftgehalt zu bedenken, denn Rinde, Blätter und Samen sind gleichermaßen gefährlich. Nur wenn sichergestellt ist, dass keine Kinder oder Haustiere Zugriff auf die Falsche Akazie erhalten, sollte eine Kultivierung in Betracht gezogen werden.
Seidelbast (Daphne mezereum)
Der schöne Zierstrauch mit der herrlichen Blüte im Vorfrühling hat die Herzen der Hobbygärtner längst erobert. Dabei darf nicht übersehen werden, dass er Giftstoffe enthält, die Haut und Augen extrem reizen. Zudem kann der Verzehr seiner Beeren bereits in kleinen Mengen zum Tod führen. In Gärten, in denen sich Kinder oder Haustiere aufhalten, hat der Seidelbast nichts zu suchen.
Stechäpfel (Datura)
Die Zugehörigkeit zur Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse macht erfahrene Hobbygärtner bereits hellhörig. Eng verwandt mit der Engelstrompete, bietet der Stechapfel eine ebenso bezaubernde Blüte. Leider enthalten Blätter, Blüten, Triebe und Samen zugleich das bedrohliche Scopolamin, ein Gift, das Halluzinationen und Fieber hervorruft.
Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
Als malerische Unterpflanzung an Eichen, Buchen und anderen Gehölzen wird der breitbuschige Halbstrauch gerne eingesetzt. Zudem besiedelt die winterharte Pflanze unwirtliche, trockene, kiesig-sandige Standorte, an denen kaum ein anderes Gewächs gedeihen mag. Solange ein Hobbygärtner den Giftgehalt einer Nieswurz berücksichtigt, spricht nichts gegen eine Kultivierung. Ohne Atemschutz setzt hingegen unverzüglich ein quälender Niesreiz ein, der sich kaum bändigen lässt.
Tollkirsche (Atropa belladonna)
Sie zählt zu den Klassikern unter den gefährlichsten Giftpflanzen, weil sie Unwissende gleich zweifach in die Zange nimmt. Einerseits lockt sie mit einer hübschen Blüte, andererseits verführen ihre kleinen Beeren zum Naschen. Schüttelkrämpfe, Wahnvorstellungen und der Tod können die Folge sein.
Wunderbaum (Ricinus communis)
Das rasant wachsende Wolfsmilchgewächs hat sich einen Namen gemacht als dekorativer Raumfüller mit einer langen Blüte von August bis Oktober. Leider sind die Samen extrem giftig aufgrund des Gehalts an Rizin. Bereits läppische 0,25 Milligramm genügen, um einen Menschen tödlich zu vergiften. Besonders infam ist, dass sich die Vergiftung zumeist erst nach 2 Tagen offenbart, wenn keine Rettung mehr möglich ist.
Aufgrund neuester Erkenntnisse gesellt sich die eigentlich harmlose Hortensie zu den giftigen Pflanzen im Garten. Wie sich herausstellte, verströmt der Zierstrauch einen lebensgefährlichen Rauch, wenn er verbrannt wird. Sofern Sie Schnittgut oder die gesamte Pflanze durch Verbrennen entsorgen, sollten Sie unbedingt einen Atemschutz tragen oder vorzugsweise eine andere Form der Beseitigung wählen. Andernfalls drohen Bewusstlosigkeit, Beeinträchtigungen des Nervensystems bis hin zum tödlichen Herz-Kreislauf-Stillstand.
Wenn sich Nutzpflanzen in Giftpflanzen verwandeln
Der Verzehr von selbst angebautem Obst und Gemüse zählt für jeden Freizeitgärtner zur Krönung seiner Tätigkeit. Völlig unbeschwert sollte indes niemand in die Früchte des Beetes beißen. Unter gewissen Umständen sind sogar Pflanzen wie Kartoffeln oder Bohnen hoch giftig. Die Einzelheiten:
Aprikose (Prunus armeniaca)
In vielen Nutzgärten ist die Aprikose gern gesehener Stammgast. Das ist auch gut so, denn die Frucht enthält wertvolle Vitamine und Mineralien. Die Kerne dagegen können lebensgefährliche Auswirkungen nach sich ziehen, wenn sie in einer größeren Menge verzehrt werden. Im Magen verwandelt sich ein Inhaltsstoff der Aprikosenkerne in Blausäure. Solange nicht mehr als 2 Aprikosenkerne pro Tag verspeist werden, gilt der Giftgehalt als unbedenklich.
Gartenbohne (Phaseolus vulgaris)
Das Gemüse des Jahres 2004 sollte ausschließlich im gekochten Zustand verspeist werden. Roh enthalten die Hülsen und Bohnen einen giftigen Stoff, der Krampfanfälle, Fieber sowie einen tödlichen Schock hervorrufen kann. Alleine durch Trocknen löst sich das Gift nicht auf, sondern erst in kochendem Wasser über mehrere Minuten.
Kartoffel (Solanum tuberosum)
Sie zählt zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Menschen. Weltweit werden Millionen Tonnen an Kartoffeln jedes Jahr angebaut. Dabei wird leicht übersehen, dass sie zu den Nachtschattengewächsen gehören und somit giftiges Solanin produzieren. Das gilt nicht nur für alle grünen Pflanzenteile, sondern auch für Knollen, die sich unter Licht grün verfärben oder sowieso noch unreif sind. Eine einzelne grüne Kartoffel ist als unbedenklich einzustufen. In größeren Mengen verzehrt, stellen sich innerhalb kurzer Zeit Herzbeschwerden, Atemlähmung und Übelkeit ein.
Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum)
Wer in seiner Freizeit gerne Kräuter anbaut, um deren Heilkräfte zu nutzen, sollte um den Schwarzen Nachtschatten einen großen Boden machen. Während hochqualifizierte Homöopathen diesem Kraut gewisse medizinische Wirkungen entlocken können, gilt der Giftgehalt bei unsachgemäßem Gebrauch als lebensbedrohlich. Bereits bei gärtnerischen Pflegearbeiten sind Vorkehrungen zu treffen, damit die Haut nicht in Berührung mit den Blättern kommt.
Tabak (Nicotiana tabacum)
Wer gerne ab und zu genüsslich eine Zigarette oder Zigarre raucht, macht sich nicht bewusst, wie giftig einige Teiler dieser Pflanze sind. Hobbygärtner, die Tabak für den Eigenbrauch anbauen, sollten darauf unbedingt Rücksicht nehmen und stets in Schutzkleidung arbeiten. Bei Nachlässigkeit folgt die Strafe auf dem Fuße in Form von Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zum Herzstillstand.
Tomate (Solanum lycopersicum)
Ebenfalls ein Nachtschattengewächs, gelten beim Verzehr von Tomaten ähnliche Bedenken, wie bei den Kartoffeln. Grüne Früchte sind vollkommen ungeeignet für jegliche Verwendung in der Küche oder den Frischverzehr. Die unsinnige Verwendung der Blätter als Tee führte Berichten zufolge bereits wiederholt zum Tod.
Fazit
Eine Vielzahl an Gartenpflanzen ist von Natur aus mit einem mehr oder weniger hohen Giftgehalt ausgestattet. Bei der großen Mehrheit aller Zier- und Nutzpflanzen dienen die Toxine als Abwehrmaßnahme gegen Freßfeinde mit unbedenklichen Auswirkungen auf den Gärtner. Die gefährlichsten Giftpflanzen sollten Sie sich zumindest in den zentralen Aspekten vor Augen führen.