Eine Grabstätte ist für die Hinterbliebenen weit mehr, als ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens. Die Gestaltung und Durchführung der Grabbepflanzung stellen einen wichtigen Bestandteil der Trauerarbeit dar. Es muss nicht aufwändig sein, der Ruhestätte zu jeder Jahreszeit ein individuelles Erscheinungsbild zu verleihen. Neben der traditionellen Grabbepflanzung aus Rahmen, Bodendeckern und wechselnden Pflanzen, etablieren sich ebenfalls modernere Gestaltungsideen als würdigen Ausdruck des Zeitgeistes.
Vor der Planung die Friedhofsordnung studieren
Für jeden Friedhof, ob auf dem Land oder in der Stadt, besteht eine Friedhofsordnung. Hier sind grundsätzliche Vorgaben für die Grabgestaltung festgelegt. Da dies Sache der Gemeinde- bzw. der Stadtverwaltung ist, können die Regelungen sehr unterschiedlich ausfallen. Neben den Öffnungszeiten, dem Verhalten auf dem Friedhof und den Bestattungsvorschriften, sind in der Satzung auch mehr oder weniger konkrete Regelungen hinsichtlich der Grabgestaltung dargelegt. Es ist keine Seltenheit, dass es verboten ist, Bäume zu pflanzen, Einzäunungen aller Art vorzunehmen, Zierkies und Splitt auszulegen oder bestimmte Gefäße aufzustellen. Kleine Hügel dürfen in der Regel nicht höher als 10 cm sein und ähnliche Vorschriften. Es ist daher ratsam, sich vor der Planung der Grabbepflanzung die örtliche Friedhofssatzung durchzulesen, um möglichem Ärger mit der Verwaltung vorzubeugen.
Traditionelle Grabbepflanzung im Frühling
Eine Umrandung des Grabes durch kleine Heckenpflanzen wirkt sehr viel naturverbundener, als ein steinerner Rahmen. Neben dem Grabstein, wird bei der Umrandung die dauerhafteste Entscheidung hinsichtlich der Grabgestaltung getroffen. Es lohnt sich, in diese Überlegung etwas Zeit zu investieren, denn neben den typischen, immergrünen Heckenpflanzen, kann eine Einfassung aus blühenden Stauden eine durchaus attraktive Alternative darstellen. Da der Frühling allgemein die beste Pflanzzeit für Hecken ist, werden im Folgenden einige dekorative Gehölze und Stauden vorgestellt:
Buchsbaum
- für nahezu jeden Standort geeignet
- verträgt jeden Formschnitt
- bleibt bei guter Pflege auf Jahre dicht
- leider anfällig für Pilzkrankheiten
- winterhart und immergrün
Japanstechpalme – Green Lustre
- Zwergform ideal als Grabumrandung
- halbschattiger bis schattiger Standort
- kleine, grüne Blätter
- gut schnittverträglich
- winterhart und immergrün
Heckenmyrthe
- traditionelle Grabumrandung
- kommt mit jedem Standort zurecht
- verträgt Trockenheit und saure Böden
- schönes, dunkelgrünes, glänzendes Laub
- friert etwas zurück; treibt dann wieder aus
Lebensbaum – Thuja
- viele verschiedene Sorten
- perfekt als kleine, immergrüne Hecke
- gut schnittverträglich
- winterhart
- giftig
Wer den Ort der Trauer besonders bunt und farbenprächtig gestalten möchte, pflanzt im Frühjahr eine blühende Hecke, die dann in jedem Jahr mit ihren Blüten die Tristesse vertreibt:
Forsythie ‚Spectabilis‘ – Goldglöckchen
- leuchtend gelbe Blüten im Frühling
- wird nach der Blüte zurück geschnitten
- Pflanzabstand 20 cm
Lavendel
- blauviolette Blüten
- Blütezeit Mai bis Juli
- Wildarten sind winterhart
- gut schnittverträglich
Sonnenröschen
- goldgelbe Blüten
- Blütezeit Mai bis Juni
- Wuchshöhe 10 cm bis 15 cm
- schnittverträglich
- winterhart
Fingerstrauch ‚Kobold‘
- lange Blütezeit von Mai bis Oktober
- goldgelbe Blüten
- sonniger Standort
- dunkelgrüne, leicht glänzende Blätter
- gut schnittverträglich
Ist die Grabumrandung erst einmal gepflanzt, wird sie in den nächsten Jahren lediglich nach Bedarf in Form geschnitten, gegossen und gedüngt.
Bodendecker für ein gepflegtes Grab
Einen weiteren Bestandteil der traditionellen Grabbepflanzung stellen Bodendecker dar. Sie können nur einen Teil der Fläche bedecken, während der andere Teil wechselnd bepflanzt wird, oder sie überziehen die Ruhestätte lückenlos. Zu Letzterem entscheiden sich vor allem diejenigen unter den Angehörigen, die nur wenig Zeit in die Grabpflege investieren können oder weit entfernt wohnen. Die folgenden Bodendecker haben sich bei der Friedhofsbepflanzung bewährt:
Immergrüne Bodendecker
- Efeu
- Ysander
- Zwergmispel
- Bodendeckerheide ‚Irland‘
- Sedum
- Golderdbeere
- Kriechspindel
Diese Arten haben den Vorteil, dass sie auch im Schatten unter Bäumen gedeihen und Unkraut zurückhalten. Allerdings ist darauf zu achten, dass sie regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit sie nicht über die Grabfläche hinaus wuchern, was nach den meisten Friedhofssatzungen recht teuer werden kann, weil die Verwaltung dann Spezialbetriebe mit dem Schnitt beauftragt. Wem die immergrüne Bepflanzung zu eintönig ist, setzt Blumenzwiebel dazwischen, wie Maiglöckchen, Narzissen, Tulpen oder durchsetzungsfähige Stauden, wie die gelbe Gemswurz.
Polsterstauden als blühende Bodendecker
- Blaukissen: Sorten in verschiedenen Farben
- rote Bodendeckerrose ‚Bassino‘
- weiße Bodendeckerrose ‚Diamant‘
- gelber Johannisstrauch
- Bartblume Petit Blau
- Gedenkemein: blaue Blüten
- Bunter Mauerpfeffer
- Posterphlox mit hellblauen Blüten
- Nachtkerze mit weißen Blüten
- gelbes Steinkraut – Goldkörbchen
- blaue Lobelie – Männertreu
Natürlich spricht auch nichts dagegen, die Polsterstauden gemischt zu pflanzen, was für eine besonders farbenfrohe Optik sorgt.
Grabbepflanzung im Wechsel der Jahreszeiten
Bei der Gestaltung einer Ruhestätte spielen nicht nur die Standortbedingungen und die Bodenqualität eine Rolle. Bei der Auswahl der Pflanzen wird darüber hinaus deren Symbolcharakter berücksichtigt. Daher stehen die folgenden Frühlingsblumen ganz oben auf der Beliebtheitsskala:
Frühblüher im Februar und März:
- Christrose
- Schneeglöckchen
- Krokus
- Amur-Adonisröschen
- Frühlingslichtblume
- Hornveilchen
- Stiefmütterchen
- Frühlings-Anemone
Frühlingsblumen im April und Mai:
- Gedenkemein
- Elfenblume
- Herzblume
- Vergissmeinnicht
- Tausendschön
- Narzissen
- Tulpen
- Hyazinthen
- Rhododendron
- Wildarten Chrysanthemen
Insbesondere die robusten und unermüdlichen Stiefmütterchen bringen schon früh im Jahr Farbe auf den Friedhof, denn sie gedeihen – ebenso, wie die kleinblütigen Hornveilchen – an jedem Ort. Wird ein Teil der Grabstätte durch einen immergrünen Bodendecker besetzt, entsteht mithilfe der Frühlingsblüher ein dekorativer Kontrast. Wichtig zu beachten ist, die ersten Blumen des Jahres möglichst dicht zu pflanzen. Entsteht zu viel Freiraum mit dunkler Graberde zwischen den Pflanzen, heizt die intensive Sonneneinstrahlung den Boden auf und die Blumen überhitzen. Das vertragen sogar die widerstandsfähigen Stiefmütterchen nicht. Die Kombination aus Bodendecker und dichte Wechselbepflanzung ist auch aus diesem Grund ideal, denn die Erde wird ausreichend beschattet, bleibt kühl und trocknet nicht so schnell aus.
Schöne Sommerbepflanzung
Sind die Blumen des Frühjahrs verblüht, sollte der Wechsel zur Sommerbepflanzung genutzt werden, die Grabfläche mit dem Spaten aufzulockern und reichlich frische Grab- oder Blumenerde auszubringen. Insbesondere wenn sich in der Nähe der Ruhestätte große Bäume und Gehölze befinden, ist es wichtig, regelmäßig die Pflanzerde komplett auszutauschen. Durch das regelmäßige Gießen werden die Wurzeln der großen Gewächse im Boden förmlich angelockt, wo sie ihm die Nährstoffe entziehen. Wird die Pflanzerde nicht ausgetauscht, kann es passieren, dass die neue Wechselbepflanzung entweder gar nicht oder nur kümmerlich gedeiht. Mit dem frischen Substrat sollte stets eine moderate Gabe von Dünger verbunden sein. Im Folgenden werden einige der schönsten Sommerblumen für einen Grabschmuck vorgestellt:
Für sonnige bis halbschattige Standorte
- Stehende Geranien in vielen Farben
- weiße Beetrose ‚Aspirin‘ – besonders hitzebeständig
- Doldenrose ‚Bad Birnbach‘ – mehrmals lachsrosa blühend
- Leberbalsam in Weiß, Rosa oder Blau
- Löwenmaul in cremeweiß, winterhart
- Eisbegonien – Gottesaugen
- Blaue Kappaster ‚Felicitas‘
- Stehende Petunien: unermüdlich blühend von Mai bis Oktober
- Lilie: seit Jahrhunderten typische Friedhofsblume
- Chrysanthemen-Hybriden blühen ab August
Für halbschattige bis schattige Standorte
- Knollenbegonien in vielen Farben
- Weiße Akelei mit gefüllten Blüten
- Fleißiges Lieschen: gibt es vielen bunten Sorten
- Fuchsie ‚Galadriel‘: zierlicher Wuchs ideal für das Grab
- Tränendes Herz: traditionelle Pflanze mit Symbolcharakter
- Silberblatt-Taubnessel mit silbrig-weißem Laub und zartrosa Blüten
Übrigens sind alle diese Blumensorten auch für die Bepflanzung einer Schale geeignet. Dies bringt zusätzliche Abwechslung in die Grabgestaltung. Dabei sollte die Wahl auf schlichte Tongefäße fallen, die einerseits dem zurückhaltenden, ruhigen Stimmung der Stätte entgegenkommen und andererseits uninteressant sind für umtriebige Langfinger, die leider auf nahezu jedem Friedhof ihr Unwesen treiben.
Das Grab im Herbst
Mit dem Herbst nähert sich auch der höchste Feiertag auf dem Friedhof: Allerheiligen. An diesem Tag geben sich die Hinterbliebenen besonders viel Mühe bei der Grabgestaltung. Doch bis dahin, stehen zahlreiche Pflanzen- und Blumensorten bereit, die auch bei niedrigen Temperaturen noch gut gedeihen, damit sich keine Trostlosigkeit breit macht auf dem Friedhof:
Geeignete Pflanzen im Herbst
- Erika in vielen winterharten Sorten
- Silberblatt
- Alpenveilchen: viele kälteresistente Sorten
- Chrysanthemen, wie Nebelrose
- Dahlien, vor allem die kleinen Sorten
- Winterastern, wie Goldmarie
- Herbst-Anemonen
- Tagetes
- Heidekraut ‚Herrenhausen‘
- Dunkle Blaunessel mit blauvioletten Kolben
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich auf den Friedhöfen zunehmend dekorative Gräser durchgesetzt, die dazu beitragen, die Düsternis grauer Herbsttage zu durchbrechen:
- Schafschwingel, blaubereifes, niedriges Gras
- Blauschwingel mit silbrig-blauem Horst
- Kalmusgras mit gebogenen Stängeln
- Federgras mit grazilen Schwingen
- Lampenputzergras mit fedrigen Spitzen und gelber Herbstfärbung
In den Tagen und Wochen vor dem 1. November als Allerheiligen und dem 2. November als Allerseelen wird die Ruhestätte des Verstorbenen nicht nur winterfest geschmückt, sondern erhält traditionelle Dekorationen in Form von Gestecken. Bei dieser Gelegenheit sollte noch einmal die Graberde soweit wie möglich ausgetauscht werden. Die nicht mit winterharten Pflanzen bzw. Bodendeckern besetzten Stellen werden mit kleinen Zweigen der Blautanne oder der Kiefer fächerförmig belegt. Mit Befestigungsnadeln erhalten sie zusätzlichen Halt an stürmischen Tagen. Werden darauf noch ein Trauergesteck platziert sowie eine Grablampe mit einer flackernden Kerze, erhält die Grabbepflanzung für dieses Jahr ein vollendetes Finale, ganz im Sinne Jahrhunderte alter Tradition.
Moderne Grabbepflanzung im Geist der Zeit
Wer sich Gedanken über die Gestaltung einer Grabstätte macht, wird in erster Linie eine Form im Sinne des Verstorbenen anstreben. Tendierte dessen Einstellung eher in Richtung eines progressiven Stils, spricht nichts dagegen, das Grab entsprechend zwanglos zu arrangieren. Spricht in der Friedhofssatzung nichts gegen die Arbeit mit Zierkies, könnte beispielsweise der mittlere Bereich in Form eines Dreiecks oder einer Raute mit Kies bedeckt werden, der auch schwarz-weiß oder dezent bunt gefärbt ist. Dabei sollte auf jeden Fall ein Unkrautvlies zuvor ausgebreitet und eine Drainage gegen Staunässe angelegt werden. Diese Maßnahmen unterdrücken nicht nur unschönes Unkraut, sondern verhindern eine Verfärbung der Steine, vor allem wenn sie hell sind. An dieser Stelle kommen bepflanzte Schalen mit Blumen oder Stauden dekorativ zur Geltung. Der Rest der Grabfläche wird mit extra dunkler Graberde bedeckt und Bodendeckern oder Blumen der Saison bepflanzt. Aktuell wendet sich der Trend der modernen Grabgestaltung dahingehend, dass zur Mitte oder zu den Seiten hin die Fläche aufgehügelt und bepflanzt wird. Dies schafft eine dreidimensionale Optik, die mithilfe von Zierkies und klar strukturierten Pflanzen, insbesondere Ziergräsern, untermalt wird. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, zuvor die Friedhofssatzung zu konsultieren, inwieweit Aufhügelungen akzeptiert werden.
Fazit
Die Ruhestätte auf dem Friedhof ist seit Generationen ein Ort der Trauer, der liebevollen Erinnerung und des ehrenden Gedenkens. Mit der Grabbepflanzung bringen die Hinterbliebenen diese Emotionen zum Ausdruck, wobei ihnen die Pflanz- und Pflegearbeit bei der Trauerbewältigung hilft. Die Varianten, ein Grab zu gestalten und zu bepflanzen sind facettenreich und können ganz nach den privaten Möglichkeiten ausgerichtet werden. Wer nicht viel Zeit zur Verfügung hat oder weit entfernt wohnt, nutzt die dekorativen Möglichkeiten immergrüner oder blühender Bodendecker. Wer sich der Grabpflege intensiver widmen möchte, pflanzt im Wechsel die Blumen der Saison, die in Hülle und Fülle bereitstehen. Immer häufiger sind modern arrangierte Gräber anzutreffen, die Tradition und Moderne kreativ miteinander verbinden.