Rasen ist nicht gleich Rasen, das haben viele Gärtner bereits am eigenen Leib erfahren. Denn nur mit der richtigen Saatmischung am entsprechenden Standort bereitet der Rasen auch dauerhaft Freude. Eine der wichtigsten Voraussetzung für die erfolgreiche Kultivierung von Rasen ist die Auswahl der richtigen Rasensorte, die genau auf den Nutzungszweck zugeschnitten ist. Neben den Bodenverhältnissen (trocken oder eher zu Staunässe neigend) sind auch die Lichtverhältnisse (sonnig oder schattig) wichtig. Zudem gehört die Beanspruchung des Rasens zu den entscheidenden Kriterien. Ein Zierrasen dient lediglich Dekorationszwecken, Strapazierrasen übersteht auch spielende Kinder und Grillpartys.
Bundessortenamt
Beim Bundessortenamt sind in Deutschland an die 350 verschiedenen Rasengräser gelistet, die speziell für die Rasennutzung gezüchtet wurden. Jährlich kommen Dutzende von Grassorten dazu. Zu den drei wichtigsten Grasarten gehören Rotschwingel, Wiesenrispe und das Deutsche Weidelgras. Etwa 88% der aufgelisteten Grassorten stammen von diesen drei Gräsern ab.
Rasensorten
Im Handel gibt es verschiedene Rasensorten. Je nach Standort und Beanspruchung ist es wichtig, die richtige Mischung auszuwählen. Das Saatgut für den Rasen besteht nicht aus einer einzelnen Grasart, sondern aus einer Mischung ganz bestimmter Grassorten. Das Hauptkriterium für die Auswahl von Rasensamen ist der Nutzungszweck, denn je nach Beanspruchung werden unterschiedliche Anforderungen an die Gräser gestellt. Deshalb unterscheidet man:
1. Zierrasen
Zierrasen wird in der Regel in Hausgärten verwendet, beispielsweise bei Vorgärten. Diese Rasensorten zeichnet eine dichte, teppichartige Narbe aus feinblättrigen Gräsern aus und ist nicht für spielende Kinder oder Haustiere gedacht. Die Belastbarkeit dieser Grassorten ist eher gering. Damit der Pflegeaufwand nicht zu hoch wird, handelt es sich in der Regel um Gräser, die kein besonders ausgeprägtes Wachstum haben. Hier kommen meist Straußgräser (Agrostis-Arten), Horstrotschwingel (Festuca nigrescens) und Haarblättrige Schwingel (Festuca trichophylla) zum Einsatz.
2. Gebrauchsrasen
Gebrauchsrasensorten sind recht widerstandsfähig gegen Trockenheit und vertragen ein mittleres Maß an Belastung. Sie kommen üblicherweise in öffentlichem Grün, in Wohnsiedlungen oder auch in privaten Gärten zum Einsatz.
3. Strapazierrasen
Soll die Rasenfläche als Sportplatz, Parkplatz oder Spielrasen dienen, müssen die Gräser hohen Belastungen standhalten können. Alle ganzjährig robusten Rasensorten mit geringem bis mittleren Pflegeaufwand werden daher unter dem Begriff Strapazierrasen zusammengefasst. Bei hoher Beanspruchung ist es wichtig, dass entstandene Kahlstellen zügig wieder zuwachsen, deshalb sind in diesen Rasensorten hohe Anteile schnell wachsender Gräser enthalten. Der Nachteil liegt auf der Hand: Es muss entsprechend häufig gemäht werden. In strapazierfähigen Rasenflächen finden sich fast immer Ausdauerndes Weidelgras (Lolium perenne) und Wiesenrispe (Poa pratensis) wieder.
4. Tiefschnittrasen
Manche Rasenflächen müssen für ihre Nutzung sehr kurz gehalten werden, wie beispielsweise auf Golfgrün. Das vertragen nicht alle Grassorten und auch der Pflegeaufwand ist extrem hoch. Für den Hausgarten sind diese Rasensorten nur von geringer Bedeutung.
5. Landschaftsrasen
Wenn der Boden vor Auswaschung durch den Regen (Erosion) geschützt werden soll, sind Rasensorten gefragt, die nahezu keinen Pflegeaufwand benötigen und gut trockenresistent sind. Mit Grassorten für einen Landschaftsrasen werden vor allem Randzonen an Verkehrswegen und Rekultivierungsflächen versehen.
Spezielle Schattenrasen
Soll der Rasen vorwiegend in schattigen Bereichen wie beispielsweise unter Bäumen angelegt werden, sind spezielle Rasensorten notwendig, die Grasarten (wie die Hainrispe) enthalten, die mit weniger Licht auskommen und sich gut gegen Unkraut und Moos durchsetzen können. Dafür sind diese Rasenarten meist nicht so trittfest und dürfen nicht zu kurz geschnitten werden.
Häufigste Grassorten im Rasen
Die folgenden Grassorten, die im Rasen Verwendung finden, unterscheiden sich teilweise deutlich durch ihr Aussehen, die Wurzelbildung, die Wachstumsgeschwindigkeit und die Ansprüche an Standort und Boden:
1. Deutsches (Ausdauerndes) Weidelgras (Lolium perenne)
- robuste und trittfeste Grassorte
- Wurzelwerk: fein verzweigt und dicht
- Keimdauer: etwa eine Woche
- Halme: schmale bis mittelbreite Blätter
- nur geringes Durchkommen von Unkräutern
- trockenheitsverträglich
- vermehrt sich selbstständig
- anfällig für Schneeschimmel und Rotspitzigkeit
- braucht ausreichend Licht und Nährstoffe
- Verwendung: Hauptgras in fast allen Rasenmischungen, vor allem in Sport- und Spielrasen (Garten)
2. Regenerierendes Weidelgras (RPR, Regenerating Perennial Ryegrass)
- sehr hohe Trittfestigkeit
- Wurzelwerk: sehr dicht
- bildet ein Netz aus horizontalen Ausläufern
- schnelle Keimung
- sehr schnelles Wachstum
- beste Fähigkeit zur Regeneration
- geringes Durchkommen von Unkräutern
- Halme: mittelgrob
- Verwendung: ausschließlich für sehr stark belastete Flächen (Fußballplätze), sinnvoll auch für stark frequentierte Gärten
3. Wiesenrispe (Poa pratensis)
- robuste und trittfeste Grassorte
- Wurzelwerk: weniger gut ausgeprägt als beim Weidelgras
- Keimdauer: drei Wochen
- Halme: mittelbreites Blatt
- gute Regenerationsfähigkeit
- empfindlich auf Trockenheit
- vermehrt sich selbstständig
- bildet unterirdische Ausläufer
- wächst nur langsam und niedrig
- anfällig für Rostkrankheiten
- braucht ausreichend Licht und Nährstoffe
- Verwendung: Hauptgrassorte im Spiel- und Sportrasen für Gärten
4. Lägerrispe (Poa supina)
- sehr trittfest
- Wurzelwerk: gut ausgeprägt
- Keimdauer: drei Wochen
- Halme: mittelbreites Blatt
- sehr konkurrenzfähig
- bestes Schattengras
- Saatgut sehr teuer
- braucht viel Wasser und ausreichend Nährstoffe
- Schnitthöhe: bis maximal 5 cm
- Verwendung: in Mischungen für Schattenrasen und Strapazierrasen
5. Rotschwingel (Festuca rubra)
- mittlere Belastbarkeit
- Wurzelwerk: fein, aber dicht
- sehr anpassungsfähig an verschiedene Standorte
- Keimdauer: etwa zwei Wochen
- Halme: feines Blatt, borstenähnlich
- horstbildend und sehr dichtwüchsig
- geringes Durchkommen von Unkraut
- anfällig für Rotspitzigkeit
- geringe Ansprüche an Wasser und Nährstoffe
- bei hohem Anteil im Rasen ist oft eine starke Rasenfilzbildung möglich
- häufig in der Variante Horstrotschwingel (Festuca rubra communata), Rotschwingel mit kurzen Ausläufern (Festuca rubra trichophylla) und Ausläuferrotschwingel (Festuca rubra rubra) erhältlich
- Verwendung: Bestandteil von Rasenmischungen für Sport- und Spielrasen
6. Schwingel (Festuca-Arten)
- mittlere Belastbarkeit
- Wurzelwerk: mitteldicht
- sehr anpassungsfähig an diverse Standorte
- Keimdauer: zwei Wochen
- sehr trockenheitsverträglich
- Halme: feine Blätter, horstbildend
- häufige Sorten: Festuca ovina (Gemeiner Schafschwingel) und Festuca trachyphylla (Raublättriger Schwingel)
- Verwendung: extreme Standorte, wo anspruchsvollere Gräser nicht mehr wachsen
7. Straußgräser (Agrostis-Spezies)
- mittlere Belastbarkeit
- Wurzelwerk: tiefgründig
- Keimdauer: zwei Wochen
- Halme: schmale Blätter
- – bildet unterirdische Ausläufer
- setzt sich gut gegen Fremdgräser durch
- anspruchslos
- anfällig für Rasenkrankheiten
- starke Filzbildung
- benötigt viel Wasser und Nährstoffe
- Verwendung: vorwiegend auf Zierrasen- und Landschaftsrasenflächen, auch für Tiefschnitt geeignet
Auf Qualität achten
Wie überall zeichnet sich auch beim Kauf von Rasensamen gute Qualität aus. Statt nach fantasievollen Namen zu suchen, sollten Sie lieber auf den Rat von Experten vertrauen, welche Rasenmischungen für Ihre ganz besonderen Ansprüche empfehlenswert sind. Nicht alle Rasensorten sind auch für jeden Garten geeignet, schließlich sind Bodenqualität, Lichtverhältnisse und die Belastung in jedem Garten individuell. Eine gute Wahl sind deshalb Regel-Saatgut-Mischungen (RSM). In diesen Rasensamenmischungen kommen nur erprobte Grassorten zum Einsatz, zudem ist eine hohe Qualität garantiert.
Saatgutmischungen
Rasensaatgut setzt sich selten aus nur einer einzigen Grassorte zusammen, sondern enthält verschiedenartige Gräser. Eine Mischung Rasensamen ist immer funktionsbezogen zusammengesetzt. Die einzelnen Arten besitzen unterschiedliche Blattstrukturen (Grünaspekt), Keimverhalten, Wachstumseigenschaften, Belastbarkeit und Pflegeansprüche. In handelsüblichen Rasensamenmischungen sind sinnvolle Kombinationen verschiedener, zweckmäßiger Rasenssorten enthalten. Dabei unterscheiden sich auch die Mischungen für eine Neueinsaat und die für eine Nachsaat. Rasenflächen, die wenig strapaziert werden, wie Landschaftsrasen und Zierrasen, enthalten meist feinblättrige Schwingelgräser. In Saatgutmischungen für stärkere Belastungen dominieren dagegen das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe. Von besonderer Bedeutung für schattige Lagen ist die Lägerrispe, während der Rohrschwingel besonders empfehlenswert für trockene Standorte ist.
1. Regelsaatgutmischungen für Zierrasen
- RSM Typ 1.1 Zierrasen Variante 1: beispielsweise 80% Festuca rubra ssp. plus 20% Lolium perenne
- RSM Typ 1.1 Zierrasen Variante 2: beispielsweise 100 % Festuca rubra ssp.
2. Gebrauchsrasenmischungen für trockene Lagen
- RSM Typ 2.2 Gebrauchsrasen für Trockenlagen Variante 1: 60 % Festuca ssp., 40% Poa pratensis
- RSM Typ 2.2 Gebrauchsrasen für Trockenlagen Variate 2: 70% Festuca arundinacea, 10% Lolium perenne, 20% Poa pratensis
3. Gebrauchsrasen für Spielflächen
- RSM Typ 2.3 Gebrauchsrasen-Spielrasen: zum Beispiel mit 30% Lolium perenne, 40% Festuca ssp., 30% Poa pratensis
4. Gebrauchsrasen-Kräuterrasen
- RSM Typ 2.4 Gebrauchsrasen-Kräuterrasen: 17% Kräuter, 5% Agrostis capillaris, 50% Festuca ssp., 30% Lolium perenne, 30% Poa pratensis, 5% Poa trivialis
5. Sportrasen für die Neuanlage
- RSM Typ 3.1 Sportrasen-Neuanlage: beispielsweise mit 40% Lolium perenne (2 Sorten), 60% Poa pratensis (3 Sorten)
6. Sportrasen für die Nachsaat (Regeneration)
- RSM Typ 3.2 Sportrasen-Regeneration: beispielsweise mit 85% Lolium perenne und 15% Poa pratensis
7. Saatgut für Parkplätze
- RSM Typ 5.1 Parkplatzrasen: 40% Lolium perenne, 20% Festuca rubra ssp., 38% Poa pratensis und 2% Achillea millefolium
8. Rasensorten-Mischung für die Dachbegrünung
- RSM Typ 6.1: etwa 35% Kräuter, dazu ein breites Artenspektrum von Gräsern wie Poa pratensis, Festuca ssp., Agrostis capillaris, Poa compressa und viele mehr
9. Landschaftsrasen für Trockenlagen
- RSM Typ 7.2: gibt es mit und auch ohne Kräuterzusatz, gut einsetzbar in extremen Trockenlagen und auf Südböschungen, beispielsweise 55% Festuca ovina, 30% Festuca rubra ssp., 10% Lolium perenne und 5% Bromus erectus
10. Landschaftsrasen für feuchte Gebiete (Staunässegefährdung)
- RSM Typ 7.3 Landschaftsrasen-Feuchtlagen: 50% Festuca rubra ssp., 20% Festuca brevipila, 10% Poa trivialis, 10% Lolium perenne und 10% Agrostis ssp.
11. Landschaftsrasen für schattigere Lagen
- RSM Typ 7.4 Landschaftsrasen-Halbschatten: beispielsweise 35% Festuca rubra ssp., 25% Festuca ovina ssp., 15% Poa pratensis, 10% Lolium perenne und jeweis 5% Poa nemoralis, Poa supina und Agrostis ssp.
Fazit
Nur die richtige Rasensorte garantiert ein gutes Wachstum und geringen Pflegeaufwand bei der angelegten Rasenfläche. Deshalb muss die Saatgutmischung unbedingt auf die Boden- und Lichtverhältnisse sowie die Beanspruchung angepasst werden. Zu empfehlen sind Regel-Saatgut-Mischungen (RSM), die erprobte Grassorten für jeden möglichen Einsatz in sehr hoher Qualitiät bieten.