Die Harlekinweide ist eine Weide und zeichnet sich wie alle Weiden durch mächtige Wuchskraft und Wuchsgeschwindigkeit aus. In freier Natur macht das nichts, weil die Pionierpflanzen vegetationsfreie Standorte besiedeln, auf denen sie sich ohne Konkurrenz ausbreiten können. Sie können sich bestimmt vorstellen, welchen Umfang diese Weide im hessischen Kirchhain (Landkreis Marburg-Biedenkopf) mit einem Stammdurchmesser von knapp 8 Meter im oberen Bereich einstmals hatte.
Harlekinweide schneiden: Wie oft
Der Name „Weide“ kommt vom althochdeutsch „wîda“ = die Biegsame, und die biegsamen Zweige der Weide wurden über Jahrtausende hinweg geerntet, um sie zu all den Körben zu verflechten, die in im Haushalt gebraucht wurden. Heute flechten manche Menschen immer noch (und manche Menschen, die die Meere nicht in Plastik ertrinken sehen können, wieder) Körbe, sie pflanzen sich dazu aber keine Harlekinweide in den Garten.
Diese Harlekin-Weide ist eine besondere Sorte der ostasiatischen Strauch-Weidenart Salix integra, die in Japan wegen ihrer rosa und weiß panaschierten Blätter schon lange gerne als Ziergehölz gepflanzt wird. 1979 wurde diese Salix integra ‚Hakuro Nishiki‘ auch bei uns eingeführt, wo sie seitdem andere gartenverträgliche Zwergversionen großer Weidenbäume wie die Korkenzieherweide Salix matsudana ‚Tortuosa‘ oder die Hängende Kätzchenweide Salix caprea pendula ‚Kilmarnock‘ ergänzt. Wachsen tut sie aber auch in der Zwergform noch ziemlich schnell, weshalb die Harlekinweide auf jeden Fall regelmäßig beschnitten werden sollte.
Werden Harlekinweiden der natürlichen Wuchsform entsprechend als Strauch gezogen, werden sie rund 2,5 m hoch und brauchen nicht unbedingt jährlich Beschnitt. Aber die Jungpflanzen müssen durch Schnitt auf den richtigen Weg gebracht werden, je regelmäßiger anfangs der Schnitt ist, desto gefälliger entfaltet sich die Wuchsgestalt des Strauchs auch im Alter. Ältere, frei wachsende Harlekinweide müssen nur noch beschnitten werden, wenn sie zu groß oder zu breit werden oder zu verwildern drohen: Wenn die Weide zu hoch, innen zu dicht oder zu chaotisch wächst, sollte sie im Frühjahr ausgelichtet werden.
Bei kopfveredelten Hochstämmen wächst vor allem die Krone; sie muss immer dann beschnitten werden, wenn zu viele Zweige die Rundung verlassen. Je nach Wuchskraft der betreffenden Harlekinweide kann das auch 2x im Jahr Eingreifen mit der Schere erfordern.
Wann muss man die Harlekinweide schneiden
Schnittzeitpunkt Strauch-Harlekinweide
Harlekinweiden entwickeln zu Beginn der Saison zunächst die „Kätzchen“ genannten Blüten (je nach Klima zwischen März und April/Mai), erst nach der Blüte kommen die weiß-grünen, rosa panaschierten Blätter, für die diese besondere Zuchtsorte dieser Weidenart berühmt wurde. Obwohl die gelben Kätzchen eher unscheinbar sind, sollten Sie in der Zeit bis zur vollen Entwicklung der Kätzchen noch nicht mit einem Schnitt stören. Denn Weiden sind gerade wegen ihrer Eigenschaft als „Vorfrühlingsblüher“ ökologisch besonders wertvoll; sie stellen Nektar für Insekten bereit, wenn der Garten ansonsten noch nicht viel zu bieten hat. Der perfekte Zeitpunkt für den Schnitt der Harlekinweide ist deshalb gekommen, wenn die Kätzchen „abgeerntet“ sind und der Blattaustrieb unmittelbar bevorsteht.
Als Strauch wachsende Harlekinweiden sollten im Frühjahr mit der Schere in der Hand aufmerksam betrachtet werden, um Fehlentwicklungen rechtzeitig in gewollte Wuchsrichtungen umzulenken. Ein leichtes Auslichten darf immer vorgenommen werden, dabei werden alle beschädigten, vertrockneten, quer wachsenden Zweige entfernt. Bei dieser Gelegenheit können Sie die Weide auch immer gleich ein wenig verjüngen, indem Sie ältere verholzte Triebe entfernen.
Wenn die Harlekinweide in einer optimalen Umgebung prächtig wächst und dabei aus den Fugen gerät (oder schlichtweg zu groß wird), verträgt sie jeden stärkeren Beschnitt. Ein völlig in sich verwachsenes „Weiden-Gebüsch“ kann problemlos bis auf ein paar Zentimeter über dem Boden heruntergeschnitten werden; gerade im Frühjahr, wo die Pflanzensäfte bereits fließen. Sobald die Wunden verschlossen sind, treibt das schnittverträgliche Weidengewächs selbst nach einer solchen Radikalkur neu aus.
Erneutes, leichtes Stutzen in den letzten Wochen des Sommers ist empfehlenswert: Wenn Sie jetzt rundum die ältesten Äste zurücknehmen, verjüngen Sie Ihre Harlekin-Weide, und die schönsten Blüten und bunt gefärbten Blätter werden immer an den jungen Ästen gebildet.
Die beste Zeit zum Schnitt der Hochstämmchen
Das Hochstämmchen mit der runden Krone braucht im Frühjahr unbedingt seinen ersten Formschnitt, weil durch den Rückschnitt der bunte Neuaustrieb gefördert wird. Die Krone wird von allen Ästen befreit, die auf dem falschen Weg sind; wie beim Strauch werden weiter kranke, schwache, abgestorbene Ruten entfernt und zu dicht nebeneinander wachsende Äste ausgedünnt.
Vor allem die Hochstämmchen neigen dazu, ihrer Kugelform schon im Frühsommer „davonzuwachsen“; dagegen hilft Nachschnitt in den Sommermonaten, sobald die runde Kugel aus der Form gerät.
Der Schnitt sollte jedoch rechtzeitig eingestellt werden: Sobald die Tage länger und das Wetter herbstlich wird, darf die Harlekinweide ganz in Ruhe ihre neuen Triebe ausreifen lassen, nur ausreichend verholzt kommen diese gut über den Winter. Wenn Sie zu spät im Herbst schneiden und dadurch noch einmal Neuaustrieb provozieren, kann es passieren, dass sich die neuen Triebe nicht richtig festigen können – das sind dann typische „Frostopfer“. Schnitt ab September ist auch deshalb nicht empfehlenswert, weil der Saftfluss bereits langsamer ist und die Weide die entstandenen Schnittwunden schlechter verschließen kann.
Krankheitsbedingte Schnittpflege
Unabhängig von 1. und 2. darf und soll die Harlekinweide immer beschnitten werden, wenn eine Krankheit es erforderlich macht. Wenn sich z. B. mitten in der Saison die Blätter braun verfärben und trocken werden, kann es an zu trockenem Boden oder zu heftiger Sonneneinstrahlung (= Sonnenbrand) liegen. Das passiert häufig bei frisch gepflanzten Harlekinweiden, die dann möglichst sofort beschnitten werden sollten. Wenn der Sommer noch nicht zu weit fortgeschritten ist, kann die Weide noch in der gleichen Saison neuen, gesunden Austrieb bilden, mit dem sie in den Winter geht.
Das gleiche gilt für die Harlekinweide, die aus nicht bekannten Gründen während der Vegetationsperiode immer dünnere Spitzen bekommt und vielleicht auch einige Ästchen/Blätter absterben lässt. Oft hilft es hier, die Äste um die Hälfte zurückzuschneiden, der neue Austrieb erscheint meist ganz normal. Wenn es sich um einen größeren Rückschnitt handelt, für den es eigentlich schon zu spät im Jahr ist, können Sie die Weide auch in der etwas „gerupften“ Form überwintern lassen und die schwächelnden Äste im Frühjahr mit wegschneiden.
Anders sieht es aus, wenn der Fehlwuchs sehr wohl Gründe hat, z. B. durch Weidenbohrer-Larven verursacht wurde. Die kleinen weißen oder dunkelroten Tierchen (na ja, nicht so klein, sie können bis 10 cm lang werden) besiedeln alte oder geschwächte Weiden und ernähren sich vom Holz des Baumes. Dies zwei Jahre lang, dann verpuppen sie sich erst, ihr Wirtsbaum übersteht das nicht immer. Wenn Sie solche Tiere oder Pilze (Triebspitzen welken und werden dann schwarz) an der Harlekinweide beobachten, sollte das Gehölz sofort bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Die abgeschnittenen Triebe sollten in diesem Fall am besten verbrannt werden.
Bei Hochstämmen dürfen Sie nicht bis in die Veredelungsstelle schneiden, zumindest dann nicht, wenn die Harlekinweide wieder als Harlekinweide austreiben soll. Haben Larven oder Pilz bereits den Stamm einer alten oder schwachen Harlekinweide erobert, bleibt Ihnen im Zweifel nur die Wahl, bis unter die Veredelung (Verdickung im oberen Teil des Stammes) zu schneiden. Die Weide wird auch dann wieder austreiben, aber nicht mehr als Harlekinweide, sondern aus der Veredelungsunterlage. Die Harlekinweide wird meist auf Salix viminalis oder Salix smithiana veredelt, sie können sich dann also mit einer Korbweide oder Küblerweide (natürliche Kreuzung aus Salweide und Korbweide) anfreunden. Beides schöne Bäume, die allerdings um 7 bis 8 Meter hoch werden, und beides Flechtweiden (die Küblerweide Salix smithiana ist die klassische Weide der Korbmacher), die auch lebend zu Zäunen, Tipis und anderen Fantasie-Bauwerken geflochten werden können.
Wie schneidet man die Harlekin- /Zierweide
Bei den als Strauch wachsenden Harlekinweiden werden schwache, abgestorbene und verquer wachsende Zweige gleich unten an der Basis entfernt. Die gesunden Äste werden normalerweise auf etwa ein Drittel ihrer Länge zurückgeschnitten. Wenn der Strauch selten geschnitten wird, kann das zu wenig sein, dann können Sie so viel wegnehmen, dass noch gerade drei bis vier Augenpaare pro Trieb erhalten bleiben.
Etwa drei Augen sind das Mindeste, was die Harlekinweide für einen kräftigen Austrieb braucht, dieses Maß gilt also auch für den Formschnitt. Oder gilt hier noch eher, je kräftiger der Austrieb, desto einheitlicher wirkt die Rundkrone des Hochstämmchens. Dieses Ergebnis erreichen Sie ohne „Augen zählen“, wenn Sie kurz vor dem Laubaustrieb alle Triebe auf Längen zwischen 5 und 15 cm zurückschneiden und dabei eine schöne kleine (angedeutete) Kugel ausbilden.
Beim Nachschnitt im Sommer kommt es darauf an, dass Sie möglichst akkurat der Kugelform folgen. Je früher der Nachschnitt angesetzt wird, desto mehr können Sie Ihre hellseherischen Fähigkeiten beweisen, indem Sie genau die ein, zwei Zentimeter mehr abschneiden, die dafür sorgen, dass die Harlekinweide bis Ende der Saison eine gleichmäßige Kugelkrone trägt. Je nach Wuchsfreude der Harlekinweide kann es Ihnen aber auch passieren, dass die Pflanze einen zeitig angesetzten Nachschnitt als ultimative Austriebsaufforderung versteht – mit der Konsequenz, dass Sie über die Saison mehr als einmal zur Schere greifen müssen, um die Kugelkrone immer gleichmäßig rund aussehen zu lassen.
„Perfektionisten“ mit Sinn für effektiven Baumschnitt tun das ohnehin: Sie weigern sich, die Krone jedes Frühjahr auf Fussballgrösse zurückschneiden, weil ihnen ein solcherart verunstalteter Baum nicht sehr gut gefällt (die in dieser Art und Weise frisch beschnitte Harlekinweide sieht tatsächlich eine Zeit lang aus wie ein einsamer Stamm in der Landschaft, dem die Krone verloren ging). Da aber Rückschnitt im Frühjahr notwendig ist, um die Harlekinweide zur Produktion ihres schönen bunten Austriebs anzuregen, wird beschnitten, jedoch anders als üblich, sehr zurückhaltend eben:
Im Frühjahr (nach Blüte, vor Austrieb) werden alle Äste rundum ein Stückchen gekürzt, dabei bleibt die kugelige Form erhalten. Im Verlauf des Sommers wird die Harlekinweide immer wieder mal entspitzt, um das buschige Wachstum im äußeren Bereich der Krone zu fördern – so entsteht eine wirklich gleichmässig runde Kugel. Da hier von 60 – 80 cm langen Ästen ausgegangen wird, wächst diese Kugel ziemlich schnell zu einer solch stattlichen Grösse heran, dass der erste Nachschnitt fällig ist, und im Laufe des Sommers muss die Harlekinweide mindestens noch einmal rundum ein wenig gebremst werden, damit der Kronendurchmesser nicht zu gross im Verhältnis zum Stamm wird. Menschen mit kräftigen Armen nehmen für diesen Rundum-Schnitt die Heckenschere und sind nach ein paar Minuten fertig.
Erst einmal scheint das mehr Beschnitt zu bedeuten, weil man über die Saison mehrfach die Schere zur Hand nimmt. So richtig stimmt das aber gar nicht: Diese Sorte ist darauf gezogen, sich extrem eifrig zu verzweigen, die fussballgroße Kugel bildet also ganz viele kleine Zweige aus, die bald innen in der Krone liegen. Diese Zweige müssen bereits während der Saison ausgelichtet werden, wenn sie der Harlekinweide Licht und Luft im Inneren abschneiden, und erfordern spätestens beim nächsten Schnitt viel Aufmerksamkeit und Schnittpflege. Ohne radikalen Rückschnitt entsteht das Gewirr im Inneren nicht, sondern die einmal angelegte Grundform mit kräftigen Leitästen wächst einfach weiter und verzweigt sich erst im Außenbereich – also genau dort, wo Sie es haben wollen.
Harlekinweiden im Kübel
Die Harlekinweide im Kübel wird genauso beschnitten wie die Weide in der Gartenerde. Nur nicht so viel und nicht so oft, weil der begrenzte Wurzelraum im Kübel die Wuchskraft der Harlekinweide ganz entscheidend bremst.
Meist reicht es hier, die Krone des Hochstämmchens vor dem Austrieb rundum etwas zurückzunehmen, um bis zum Ende der Saison eine Harlekinweide mit recht gleichmäßiger Kugelform im Kübel zu haben. Inwieweit ordnungsliebende Menschen jedes Ästchen „in Reih und Glied“ schneiden, das in paar Zentimeter über die Rundung ragt, bleibt ihnen selbst überlassen.
Nicht ganz selten passiert jedoch etwas anderes: Der Harlekinweide, eine künstliche Paarung aus einer robusten Weiden-Unterlage, auf die eine Salix integra ‚Hakuro Nishiki‘ aufgesetzt wurde, bekommt eine unverhältnismäßig riesige Krone. Das kann darin begründet sein, dass eine zu wuchskräftige Unterlage gewählt wurde, aber leider auch geschehen, wenn Sie Ihre Harlekinweide einfach sehr gut pflegen. Nützt Ihnen in beiden Fällen ohnehin nicht viel, die Harlekinweide ist da und wächst und Sie müssen dem Wuchs Einhalt gebieten, in diesem Fall mit Schnitt bis zu 4 x pro Saison.
Wenn Sie zu den fortgeschnittenen Gärtnern gehören, können Sie die Harlekinweide in Zukunft ein wenig kürzer halten. Als Anfänger sollten Sie das besser nicht probieren: Wenn die notwendigen Kenntnisse fehlen, könnten Sie verzweifelt starken Wuchs provozieren, nach dem die Weide erschöpft eingeht. Eine weitere Möglichkeit zum Bremsen der Wuchskraft wäre Beschnitt der Wurzel; aber solange es sich durch Schnitt vermeiden lässt, sollten Sie die wuchswilligen Weidengewächse lieber ohne Einschnitte in Nährstoffzufuhr oder Wurzel bremsen, weil alles andere unvorhersehbare Folgen haben könnte.
Fazit
Salix integra ‚Hakuro Nikishi‘ ist eine echte Weide und entsprechend wuchswillig; auch als Hochstamm, manchmal sogar als Hochstamm im Kübel. Viele Sorgen braucht Ihnen das jedoch nicht zu machen: Solange Sie überhaupt ab und zu schneiden, werden Sie mit dem maximal schnittverträglichen Weidengehölz prima zurechtkommen. Was immer Sie stört, kann einfach weggeschnitten werden, ohne dass es eine gesunde Weide an erneutem Austrieb hindern würde.