Gartenpflanzen Hortensie

Hortensien blau färben – mit diesen Hausmitteln gelingt es

Hortensien - Hydrangea

Hortensien lassen sich blau färben – Sie müssen nur zur richtigen Zeit den pH-Wert der Hortensienerde senken und genug Metallverbindungen hinzufügen. Ein Spiel mit einigen Variablen, das dennoch gelingen kann, und es gibt auch einige Hausmittel, die beim erzwungenen Farbwechsel helfen können.

Das Geheimnis der blauen Blüten

Pflanzen sorgen mit verschiedenen Farbstoffen für Farbe in Blüten und Blättern: Chlorophylle färben hellgrün bis blaugrün; Carotinoide färben gelb, orange, dunkelgrün; Anthocyane wie Cyanidin und Delphinidin färben himmelblau bis schwarzblau. Delphinidin heißt so, weil er auch der Farbstoff im strahlend blauen/blauvioletten Feldrittersporn ist und nach diesem „Delphinium consolida“ benannt wurde. Der sekundäre Pflanzenstoff sorgt aber auch in Auberginen, Veilchen und schwarzen Johannisbeeren, Cabernet-Sauvignon-Trauben, Cranberrys und Heidelbeeren für einen Hauch von Blau; und er ist dafür verantwortlich, dass sich die Blüten von Hortensien blau färben.

Damit es was wird mit der Farbe, muss die Pflanze die genetische Anlage zur Entwicklung des Farbstoffs haben. Wenn eine Pflanze die genetische Anlage hat, Delphinidin zu entwickeln, kommt nicht ein „Blau“ heraus, wie die gerade genannten Beispiele zeigen. Delphinidin ist pH-empfindlich und färbt „seine“ Pflanzen je nach pH-Wert des Bodens ein. In sauren Böden mit pH-Werten unter 6,5 würde Delphinidin rötlich färben, in neutralen Böden mit pH-Werten zwischen 6,5 bis 7,5 blauviolett bis purpur, in basischen Böden mit pH-Werten über 7,5 geht die Farbe immer deutlicher in Richtung blau.

Hortensien - Hydrangea Wenn Sie sich bereits mit blauen Hortensien beschäftigt haben, könnten die Aussagen über die pH-Werte und Tönungen von Delphinidin Sie verwirren, weil überall zu lesen ist, dass Hortensien nur in sauren Böden „blau machen können“. Das stimmt auch, Hortensien brauchen nämlich nicht nur Delphinidin, um blaue Blüten auszubilden. Sie verwandeln das Delphinidin nur dann in blaue Farbe, wenn Metallsalze (Aluminium- oder Eisensalze) dazukommen. Diese Metallsalze können aber von den Hortensien nur in sauren Böden in pflanzenverfügbarer Form aufgenommen werden (abgesehen davon, dass Hortensien in Kalkböden mit basischen pH-Werten schlecht bis nicht wachsen).

Hortensien werden demnach unter folgenden Voraussetzungen blau:

  • Die Hortensien-Art bzw. Sorte enthält Delphinidin (ist genetisch fähig, Delphinidin zu produzieren)
  • Bekannte Delphinidin-Träger sind die normale Gartenhortensie Hydrangea macrophylla und die Tellerhortensie Hydrangea serrata
  • Hybridsorten können Delphinidin enthalten, wenn Gartenhortensien oder Tellerhortensien bei der Zucht beteiligt waren
  • Nur mit weiß blühenden Hortensien werden Sie nie „blaues Glück“ haben, weil denen alle Gene zur Entwicklung von Blütenfarben fehlen
  • Der Boden muss einen niedrigen pH-Wert unter 5 aufweisen
  • In diesen Boden werden Metallverbindungen gegeben, die die Hortensien kurz vor der Blüte im sauren Milieu aufnehmen kann

Der saure Boden

Damit sich Hortensien-Blüten blau färben, muss der Boden um die Hortensien also zunächst einen sauren pH-Wert aufweisen. Noch vor ein paar Jahren kein Problem – „Hortensienblau“ wurde gekauft, mit ihm die auf der Verkaufspackung vorgeschlagenen Produkte zur Veränderung des Boden-pH-Wertes, und dann wurde der halbe Gartenboden zwangsweise versäuert, um zu herrlich blauen Hortensien zu kommen (praktisch nicht wirklich, sondern eher selten).

Heute ist das anders: In den 1980er Jahren wurde erkannt, dass saurer Regen zu Waldsterben führt, seitdem sorgten Umweltbemühungen in Regierung und Gesellschaft dafür, dass der Regen heute (häufig, fast) wieder neutrale Werte aufweist. In Folge dämmerte die Erkenntnis, dass die Böden unseres Landes nicht nur vor Verkehrs-und Industrieabgasen geschützt werden müssen. Sondern dass es sich um eigene Lebensbereiche handelt, in denen Unmengen Mikroorganismen und (größere) Kleintiere arbeiten und auf Säure ebenso empfindlich reagieren wie auf Pestizide. Deshalb werden die vor allem in sauren Böden wachsenden Lieblingspflanzen der Deutschen heute so gezüchtet, dass sie auch in neutralen Böden wachsen (wobei viele dieser Pflanzen zwar saure Moorböden mögen, aber immer schon auch in Böden mit neutralen pH-Werten wuchsen), damit kein Gärtner mehr für Rhododendron und Heidekräuter den pH-Wert seines Bodens „versauern“ (und damit auch „versauen“) muss.

Hortensien - Hydrangea Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Zusammensetzung unserer Böden und die Störanfälligkeit dieses sensiblen Biotops dringen langsam in die Bevölkerung durch; spätestens seit dem „Jahr des Bodens“ (2015) beschäftigen sich immer mehr Gartenbesitzer mit der Pflege ihrer Gartenböden. Wozu auch der Erhalt eines gesunden pH-Wertes gehört, der im normalen Gartenboden um den Neutralbereich liegt (bzw. leicht darunter; die größte Schnittmenge der Pflanzen-Nährstoffe löst sich bei pH-Werten von 6,3 – 6,8 am besten). Jeder Gärtner, der diese neuen Erkenntnisse und Entwicklungen nachvollzogen bzw. mit durchlebt hat, wird sich deshalb weigern, seinen Gartenboden durch externe Gewalteingriffe im pH-Wert zu verändern.

Die vernünftige Behandlung des Bodens scheint bei den blauen Hortensien mit dem Sinn der Gartenkultur (Garten als menschlich gestaltetes Abbild der natürlichen Landschaft) zu kollidieren, das muss aber nicht sein:

  • Ausgefallene Gestaltungen zieren Gärten seit Jahrtausenden
  • Die nicht machbaren Trends verschwanden irgendwann auf Nimmerwiedersehen
  • So züchteten „Blumisten“ gescheckte Georginen (Dahlien), die dem Alltag im Garten nicht standhielten
  • Ximenien sollten Früchte und Sandelholz bringen, zapften als Halbparasiten aber die Nachbar-Wurzeln an
  • „Mistbeete“ brachten tolles Gemüse, aber auch Gestank und Schädlinge
  • Die machbaren Trends blieben oder kamen (kommen) immer wieder in Mode
  • z.B. Topiary wurde zum bleibenden Erfolg, weil es vielen Pflanzen egal ist, wie sie beschnitten werden
  • Und ein Zengarten lässt sich auch in Europa mit und nicht gegen die Pflanzen gestalten
  • Mit den „blauen Hortensien“ verhält es sich ganz genauso
  • Wenn die saure Erde in einen Kübel getan wird, braucht kein einziges Beet „vergiftet“ werden
  • Sondern die blauen Hortensien schmücken den Garten, wo immer Sie wollen

Sie dürfen natürlich mit Ihren Beeten machen, was Sie wollen, theoretisch auch literweise Essigessenz ins Beet kippen (praktisch nicht, wenn von dem genug in die Kanalisation gelangt, kann das ziemlichen Ärger geben). Aber das Ansäuern des Gartenbodens ist auch kein sonderlich erfolgversprechender Weg zu blauen Hortensien, weil Sie die benötigten Mengen an Säure und Metallen nicht wirklich gut berechnen und die Ausbreitung im Boden noch schlechter steuern können.

Hortensien-Blüten blau färben

Die Blüten von Hortensien im Kübel lassen sich recht einfach blau färben, mit folgenden (Haus-) Mitteln:

  • Hortensien - Hydrangea Mittel zur Senkung des pH-Wertes
  • Als Hausmittel eignen sich Rasenschnitt, Laubkompost, Nadelstreu, Kaffeesatz
  • Wenn die Hortensie schon eingetopft ist und gut im Kübel sitzt, tut es auch Essig
  • Gegen versehentlich übersäuerten Boden hilft hartes Gießwasser oder Natron (Backpulver)
  • pH-Messstreifen, aus Gartencenter, Baumarkt, Apotheke
  • Metallverbindungen, die mit Delphinidin reagieren: Alaun oder Aluminiumsulfat
  • Aluminiumsulfat ist eine Verbindung aus Aluminium und Schwefel
  • Das farblose Pulver kommt natürlich in Mineralien vor (schwefelsaure Tonerde) oder wird aus Alaunen gewonnen
  • Alaun bezeichnet traditionell das kristallisierte schwefelsaure Doppelsalz von Kalium und Aluminium
  • Dieses kombinierte Metallsulfat ist auch als Kaliumaluminiumsulfat bekannt
  • Heute werden auch anders zusammengesetzte Alaune benutzt und unter den Begriff „Alaun“ subsumiert
  • Im Haushalt ist Alaun im klassischen Rasierstift zu finden, der nach kleineren Rasierschnitten das Blut stillt
  • Wenn der nicht aufgelöst in Hortensienerde verschwinden soll, gibt es Kalialaun und Aluminiumsulfat in der Apotheke
  • Eisen ginge theoretisch und sollte als wichtiger Nährstoff für Hortensien Bestandteil des Düngers sein
  • „Blaumachen“ mit Eisen wird aber schwierig und ist nicht praktikabel
  • Vergessen Sie besser auch käufliches Hortensienblau
  • Mit diesem „Blaudünger“ bekommt die Hortensie entweder zu viel Blau oder zu viel Dünger
  • Früher hat man Waschwasser mit Wäscheblau (Stärkemehl mit blauen Pigmenten) auf die Hortensien gekippt
  • Praktische Erfahrungswerte zu diesem Vorgehen sind jedoch nicht zu finden
  • Das ähnlich gelagerte Einfärben mit blauer Tinte im Gießwasser soll allerdings nicht klappen

Wenn Sie die Kübelerde mit Rasenschnitt und Co. im pH-Wert senken möchten, sind Empfehlungen zu den Mengen schwer möglich, hier müssten Sie sich mit pH-Teststreifen an das optimale Ergebnis herantasten. Zur Säuerung mit Essig und Blaufärbung mit Alaun oder Aluminiumsulfat existieren Erfahrungswerte für 30-l-Kübel, die nachfolgend angesetzt werden. So funktioniert das Blaufärben der Hortensien Schritt für Schritt:

  • Hortensien - Hydrangea Kübelerde durch Untermischen der säuernden Stoffe auf pH 4,5 – 5 bringen
  • Oder ganz brutal einen großzügigen Spritzer Essigessenz ins Gießwasser mischen
  • pH-Wert mit Teststreifen ermitteln, ev. nachjustieren
  • Dabei pH-Wert vom Gießwasser berücksichtigen:
  • Kräftig alkalisches Leitungswasser lässt niedrige pH-Werte schnell wieder steigen
  • Bis die Hortensien mit der Blütenbildung beginnt, ist Zeit zur Anpassung des pH-Werts
  • Sobald es soweit ist, werden ca. 5 g Aluminiumsulfat oder Alaun pro 30 l Erde in 1 Liter Gießwasser aufgelöst
  • Während die Blüten treiben, wird die Hortensie 2 bis 4 x mit dieser Lösung gegossen
  • Der optimale Zeitpunkt ist umstritten
  • Fachleute gehen eher davon aus, dass die Blüten schon mit 2 – 3 cm Größe „fertig angelegt“ und danach nur noch schwer umzufärben sind
  • Sie empfehlen, das Alaun bis dahin zu verabreichen
  • Praktiker empfehlen, die säuernden Metallverbindungen genau dann zu verabreichen, wenn die Blütenansätze kurz davor stehen, Farbe auszubilden
  • Dann sollte sich schon das erste Blütenblatt von der Spitze aus bläulich ausfärben
  • Tut es das nicht, bekommt die Hortensie noch ein wenig „Blaufutter“, das dann zumindest den folgenden Blüten zugutekommt
  • Nachzügler-Blüten können meist auch noch einen Schuss Blau vertragen

Das Ganze ist ein Spiel mit pH-Werten, Metallverbindungen, verschiedensten Komponenten in Pflanzenerde und Wasser und einem variabel funktionierenden Pflanzenstoffwechsel. Sie legen also keinen Schalter auf „Blau“ um, sondern schrauben an vielen kleinen Rädchen, auf die die Hortensie stufenweise Reaktion zeigt. Vielleicht treffen Sie von vornherein die perfekte Mischung, vielleicht braucht es eine gewisse Zeit der Erfahrung, bis die Hortensie blau strahlt. Auch deshalb empfiehlt sich die Färbung von Hortensien im Kübel, im Garten ist es fast unmöglich, auf vergangene Erfahrungen mit etwas mehr oder weniger Alaun, Säure etc. zurückzugreifen, weil hier noch mehr Faktoren mitspielen.

Fazit
Die Blaufärbung von Hortensienblüten ist machbar, aber im Garten eine eher schwierige Übung, wenn Sie nicht den halben Gartenboden ansäuern möchten. Auch im Kübel wird Ihnen nicht unbedingt auf Anhieb eine blaue Blüte entgegen strahlen; das ist aber kein Grund, sich zu ärgern, weil jede Tönung auf dem Weg zum Blau wunderschön anzusehen ist.