Der Igel, ein Tier, dass es schon seit ungefähr 60 Millionen Jahren auf der Welt gibt, sorgt bei vielen Menschen immer wieder für Entzücken und gleichzeitig auch für die bange Frage, wohin mit dem kleinen Kerl, wenn er seinen Winterschlaf halten muss? Diesen hält er von November bis Mai und manchmal sind Igel auch schon viel früher dabei zu entdecken, wenn sie auf der Suche nach einem geeigneten Versteck über die Straße laufen. Das geht immer wieder tödlich für den Igel aus, denn er ist kein Fluchttier, sondern rollt sich bei Gefahr einfach zusammen und meint so, dieser entkommen zu können. Was ihm aber bei lebendigen Feinden durchaus hilft, ist für ein Auto kein Hindernis. Immer wieder werden sie überfahren.
Steckbrief
- Der Igel gehört zu der Familie der Säugetiere
- Der bekannteste ist der Braunbrustigel
- Es gibt insgesamt rund 25 Arten
- Ein erwachsener Igel hat rund 8000 Stacheln
- Er hat eine Länge von ca. 25-28 cm
- Das Gewicht beträgt beim erwachsenen Igel rund 800-1.500g
Der Lebensraum der Igel
Aufgrund ihrer langen Geschichte haben Igel wahrscheinlich schon immer in Wäldern gelebt, die ihnen dank des Unterholzes Schutz und Lebensraum gleichzeitig boten. In diesem Lebensraum gab und gibt es auch heute noch die notwendige Nahrung für Igel, leider wird er durch die Hand des Menschen immer mehr verändert. Aus diesem Grund haben sich Igel zwar soweit wie möglich angepasst, aber trotzdem wird vor allem der Schutz für den Winterschlaf immer weniger.
Der Winterschlaf
Igel halten im Gegensatz zu anderen Tieren keine Winterruhe, sondern einen Winterschlaf. Der Unterschied in diesen beiden Vorgängen liegt vor allem im Absenken der Körpertemperatur. Bei der Winterruhe sinkt diese kaum merklich ab, beim Winterschlaf hingegen schon. Er kann sich der Umgebungstemperatur anpassen und wird erst bei 0° wieder etwas angehoben. Hierbei wird natürlich der gesamte Stoffwechsel drastisch reduziert, deshalb müssen Igel auch ein bestimmtes Gewicht erreicht haben, bevor sie in diese lange Überwinterungsphase gehen. Während des Winterschlafs werden Igel auch nicht auf äußere Reize reagieren.
Was ist der Sinn des Winterschlafs von Igeln?
Hauptsächlich fallen Igel in den Winterschlaf, um sich der Nahrungsknappheit in der kalten Jahreszeit zu entziehen. Der Igel hat das Problem, durch seine Stacheln sehr viel Wärme zu verlieren und deshalb seine Körpertemperatur im Winter nicht auf rund 34° halten zu können. Weniger Nahrung ergibt weniger Brennstoff für die Produktion von Wärme und für diese Fälle hat die Natur deshalb den Winterschlaf eingerichtet. Hinzu kommen das immer weniger werdende Tageslicht und die ständig abfallenden Temperaturen. Alles zusammen sorgt im Körper der Igel dafür, dass die Winterschlafbereitschaft steigt.
Um gut durch den Winterschlaf zu kommen, benötigt der Igel ein ausreichend gutes Fettpolster. Schon Anfang Oktober können die ersten Igelmännchen in den Winterschlaf gehen, die Weibchen haben noch ihre Jungen zu versorgen und folgen etwas später in die wohlverdiente Winterruhephase. Die Kleinen gehen als letzte in den Winterschlaf, denn sie müssen noch eine Weile gut fressen, um ein Mindestgewicht für die Überwinterung zu erreichen. Schaffen sie das nicht, kümmern sich immer wieder liebe Menschen um sie, päppeln sie noch so weit wie nötig auf und sorgen dann dafür, dass sie ebenfalls in ihren Winterschlaf kommen.
Der Stoffwechsel des Igels im Winterschlaf
Auch wenn die Körperfunktionen des Igels während des Winterschlafs reduziert ablaufen, er muss ein Fettpolster zum Wärmen besitzen. Seine Körpertemperatur gleicht sich in etwa der Umgebungstemperatur an und wird bei rund 0° wieder etwas angehoben. Die Frequenz des Herzschlags sinkt von 200 Schlägen pro Minute auf 2-12 Stück. Dazu sinkt auch die Atmungsfrequenz von 50 mal pro Minute auf rund 13 mal pro Minute. Außerdem sinken der Blutzuckerspiegel und die übrigen Werte ebenfalls. Das Ganze muss nun für 5-6 Monate erfolgreich ablaufen können, wobei kurze Unterbrechungen durchaus üblich sind. Igel verlassen aber beim Aufwachen in der Winterpause das Nest nicht, sie wachen lediglich kurz auf und schlafen dann auch wieder weiter. Es kann aber vorkommen, dass sie auch einmal das Nest verlassen und für ein paar Tage aktiv sind. Fachleute vermuten, dass hieran ein Anstieg des Stoffwechsels schuld ist.
Das Erwachen aus dem Winterschlaf
Nach rund 5-6 Stunden ist der Igel in seinem Winterschlaf angekommen und wird hier die nächsten Wochen und Monate bleiben. Während dieser Zeit zehrt der Igel von seinen Fettreserven und nimmt dabei rund 30% Körpergewicht ab. Kein Wunder, dass er sofort nach dem Aufwachen einen Bärenhunger verspürt und sich zunächst einmal stärken muss, um sich dann auf die Suche nach einer Partnerin oder einem Partner zu machen. Das Aufwachen dauert mehrere Stunden und wird in etwa bei einer Außentemperatur von 10° in Gang gesetzt. Dafür benötigt der Igel eine große Menge an Energie, die er nun aus dem braunen Fett im Schulterbereich bezieht. Wenn er erwacht, werden seine Beinchen stark zittern. Das liegt an der erhöhten Herz- und Atemfrequenz und der starken Durchblutung der Muskeln.
Erste Hilfe für den jungen Igel vor dem Winterschlaf
Hat das Igelkind es nicht geschafft, aus eigener Kraft genügend Nahrung aufzunehmen und ein Fettpolster zu bilden, kann es den Winterschlaf nicht überstehen. Igelsäuglinge, die verwaist sind und nicht aus eigener Kraft überleben können, benötigen dringend Hilfe. Immer wieder kommt es vor, dass verwaiste Igelkinder, die noch zu klein sind, um aus eigener Kraft den Winter zu überleben, aufgefunden werden.
Grundsätzlich sind Igel vielen Gefahren ausgesetzt, Igelkinder durch ihre Körpergröße und die fehlende Kraft umso mehr. Sie können leicht Verletzungen erleiden oder durch die tagelange Suche nach Futter und Wasser krank und erschöpft sein. Dadurch werden sie dann auch tagsüber bemerkt, weil sie auf der Suche nach Futter sind und sollten dann sofort Hilfe bekommen. Kranke Igel können sich nicht mehr reflexartig einrollen und sind deshalb ihren Feinden schutzlos ausgeliefert.
Ebenso benötigen Igeljunge sofortige Hilfe von Menschen, wenn sie verwaist sind, unterkühlt und noch nicht ganz ausgereift. In einem solchen Zustand haben sie keine Überlebenschance und benötigen noch dringender die Hilfe von Menschen. Diese sollte aber nicht planlos einsetzen, sondern sehr gut überlegt und am besten durch das Einholen von Informationen auch ganz speziell einsetzen.
Eine Ausnahmesituation liegt vor, wenn Igel, die aus ihrem Nest verscheucht wurden, angetroffen werden. Das kann leicht durch Aufräumarbeiten im Park oder Garten geschehen, auch Bauarbeiten können der Grund sein. In diesem Fall werden die Igel das Nest wieder finden.
Was macht man mit einem hilfsbedürftigen Igel?
Hilfsbedürftige Igel sollten nur dann behandelt werden, wenn sie eine normale Körpertemperatur von 36° haben. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein hilfsbedürftiges Igelkind viel Pflege und Aufwand beim Überwintern erfordert. Wenn man dies nicht gewährleisten kann, ist es besser, ihn in eine adäquate Pflegestelle zu geben. Über das Internet, z.B. bei Pro Igel, kann eine solche Adresse gefunden werden, aber auch über den Tierarzt oder das nächste Tierheim.
Wichtig ist es, Notizen über das Funddatum, die Uhrzeit und die Fundstelle zu machen. Außerdem muss der Igel gewogen werden um die Behandlungserfolge durch Fütterung nachvollziehen zu können. Dann sollten folgende Behandlungen durchgeführt werden:
- Das Geschlecht bestimmen (wichtig bei Alttieren wegen möglicher Mutterschaft)
- Igel nach Verletzungen absuchen
- Körpertemperatur feststellen und bei Unterkühlung auf eine Wärmflasche legen
- Bei Verletzungen Tierarzt oder Pflegestation aufsuchen
Die Unterbringung des Igels
Für die Unterbringung eines pflegebedürftigen Igels braucht man ein Igelgehege, das in einem Raum mit einer Temperatur von 18-20° eingerichtet wird. Der Raum sollte ruhig liegen, damit der Igel ungestört seinen Tagschlaf durchführen kann. Nicht nur wegen der Ruhe, sondern auch deshalb, weil ein Igel nicht mit anderen Haustieren in Kontakt kommen sollte, ist ein separater Raum wichtig. Für das Igelgehege wird ein 2 qm großer Bereich abgetrennt, sodass der Igel nicht weglaufen und sich in der Wohnung verstecken kann. Den Boden des Geheges am besten mit mehreren Lagen Zeitungspapier abdecken, das kann man täglich erneuern. Auf jeden Fall braucht der Igel ein Häuschen zum Schlafen, das entweder aus einem festen größeren Karton besteht oder alternativ auch aus einer großen Plastikbox wie einer Katzentoilette bestehen kann. Hier hinein kommt zerknülltes Zeitungspapier, das regelmäßig erneuert wird.
Überwintern unter Aufsicht
Igel, die ein Gewicht zwischen 600-700g haben, können ihren Winterschlaf unter der Aufsicht eines Pflegers machen. Gesunde und erwachsene Igel haben dafür ein Gewicht von 1000g bis 1.400g. Sobald das Tier schwer genug und gesund ist, kann er einen kontrollierten Winterschlaf durchführen. Dafür wird er mitsamt seiner Behausung in die Natur gebracht. Für den richtigen Winterschlaf benötigt der Igel Temperaturen unter 6°, darüber würde er lediglich einen Dämmerschlaf vornehmen, der ihm jedoch nicht guttut.
Das Schlafhaus wird mitsamt Igel in einen großen Karton gesetzt, ein Holzhäuschen wäre zweifellos schöner. Zwischen die beiden Behausungen wird zur Isolierung wiederum Zeitungspapier zusammengeknüllt und dazwischen gesteckt.
Auch in den Überkarton wird ebenso wie in das Schlafhaus ein Schlupfloch geschnitten. Den so in den Garten zum Winterschlaf verbrachte Igel sollte man weiter füttern, bis er das Futter nicht mehr anrührt. Das kann durchaus noch einige Zeit dauern, auch danach sollte der Zögling regelmäßig aufgesucht und alles kontrolliert werden. Das Schlafhaus sollte während der Zeit, wo der Igel noch frisst, weiterhin gesäubert werden.
Um sich zu vergewissern, dass das Tier gesund in seinem Winterschlaf ruht, kann man den schlafenden Igel vorsichtig in seinem Schlafhaus ansehen. Er sollte zusammengerollt darin liegen, sodass nur die Stacheln zu sehen sind. Einen toten Igel kann man in dieser Situation daran erkennen, dass Pfötchen und Kopf nicht eingerollt sind.
Ende des Winterschlafs
Im Frühjahr ungefähr Ende März oder bis Mitte April wird der kleine Winterschläfer langsam wieder aufwachen. Nun hat er den Winterschlaf über aber keine Kraft gesammelt, sondern welche abgegeben und muss nun erst einmal wieder zu Kräften kommen, bevor er in die Natur entlassen wird. Er muss auf jeden Fall das gleiche Gewicht haben, das er vor dem Winterschlaf erreicht hat. Er wird in einem großen Karton, der nun mit Heu oder Stroh gefüllt und ebenfalls ein Schlupfloch hat, in eine geschützte Ecke im Garten gestellt. Direkt neben den Eingang bekommt er sein Futter und Wasser aufgestellt, das noch bis zu zwei Wochen immer wieder nachgefüllt wird. Dann hat der Igel sich an seine neue Freiheit gewöhnt und wird sich sein Futter wieder selbst suchen.
Fazit
Grundsätzlich sollte man Igeln einen natürlichen Lebensraum bieten. Das heißt, im Garten wenigstens eine Stelle schaffen, wo sie sich im Laub oder Unterholz verkriechen können. Der Zaun sollte ebenfalls eine „undichte“ Stelle haben, damit Igel ein ausreichend großes Revier nutzen können. Für den Winterschlaf benötigen sie ein Startgewicht von mindestens 500g und eine Rückzugsmöglichkeit. Hilflose und kranke Tiere müssen adäquate Hilfe bekommen, nach der Genesung bzw. nach dem Winterschlaf müssen sie wieder in die Freiheit entlassen werden.